Die Welt der Laptop-Accessoires wird immer komplexer, aber auch leistungsfähiger. Moderne Laptops werden immer dünner und verfügen oft nur über wenige, aber dafür umso vielseitigere Anschlüsse – allen voran Thunderbolt 4. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Produktivität, was zu innovativen Geräten wie dem Teamgee S2 führt. Dieses portable, ausklappbare Dreifach-Display verspricht eine massive Steigerung der Bildschirmfläche für unterwegs. Doch hier entsteht oft die Frage: Wenn mein Laptop nur einen oder wenige Thunderbolt 4 Ports hat, der Teamgee S2 aber zwei „full-featured“ USB-C-Anschlüsse benötigt, kann ich diese über einen Hub oder Switch bereitstellen? Dieser umfassende Artikel taucht tief in die Materie ein und gibt Ihnen alle Antworten, die Sie benötigen.
### Der Teamgee S2 und seine Anschlussbedürfnisse
Beginnen wir mit dem Kern des Problems: Was genau ist der Teamgee S2 und warum benötigt er zwei Anschlüsse? Der Teamgee S2 ist ein beeindruckendes Stück Technik, das zwei zusätzliche Bildschirme (oft 13,3 Zoll) seitlich an Ihrem Laptop befestigt. Um diese Bildschirme zu betreiben, benötigt das Gerät in der Regel zwei „full-featured“ USB-C-Verbindungen von Ihrem Laptop. Was bedeutet „full-featured“ in diesem Kontext? Es bedeutet, dass jeder dieser Ports in der Lage sein muss, drei Dinge gleichzeitig zu übertragen:
1. **Videosignal:** In der Regel über den DisplayPort Alternate Mode (Alt Mode). Jeder Bildschirm benötigt ein eigenes, unabhängiges Videosignal.
2. **Datenübertragung:** Für grundlegende Kommunikation zwischen Gerät und Host.
3. **Stromversorgung (Power Delivery, PD):** Um die Bildschirme mit Energie zu versorgen.
Die Herausforderung liegt also darin, aus einem einzigen Thunderbolt 4-Anschluss des Laptops zwei solche vollwertigen, voneinander unabhängigen USB-C-Ports zu generieren.
### Die Magie des Thunderbolt 4 Anschlusses
Bevor wir uns den Lösungen widmen, werfen wir einen Blick auf die Leistungsfähigkeit von Thunderbolt 4. Dieser Standard ist ein wahres Kraftpaket:
* **Hohe Bandbreite:** Mit bis zu 40 Gbit/s bietet Thunderbolt 4 eine enorme Datenrate, die für multiple Monitore, schnelle Speichermedien und andere Peripheriegeräte ausreicht.
* **Daisy-Chaining:** Thunderbolt-Geräte können hintereinandergeschaltet werden (Kette).
* **Display-Unterstützung:** Ein einziger Thunderbolt 4 Port kann standardmäßig bis zu zwei 4K-Displays bei 60 Hz oder ein 8K-Display bei 30 Hz betreiben.
* **Power Delivery:** Er kann Laptops mit bis zu 100W aufladen und gleichzeitig Strom an angeschlossene Geräte weitergeben.
* **PCIe-Tunneling:** Ermöglicht den Anschluss von externen Grafikkarten (eGPUs) oder Hochgeschwindigkeits-SSDs.
Diese Spezifikationen lassen vermuten, dass Thunderbolt 4 die theoretische Kapazität hat, zwei Monitore zu speisen. Die Frage ist nur, *wie* diese Signale und die Stromversorgung auf zwei getrennte USB-C-Ausgänge verteilt werden können, die jeweils den DisplayPort Alt Mode unterstützen.
### Die große Verwechslung: Hub, Switch und Docking Station
Oft werden diese Begriffe synonym verwendet, doch sie beschreiben sehr unterschiedliche Geräte mit unterschiedlichen Funktionen:
* **USB-Hub:** Ein einfacher USB-Hub teilt einen USB-Datenanschluss in mehrere auf. Er kann mehrere USB-Geräte wie Mäuse, Tastaturen oder USB-Sticks gleichzeitig verbinden. Ein reiner USB-Hub kann jedoch *keine* Videoübertragung über DisplayPort Alt Mode von einem Port auf mehrere Ports aufteilen. Er teilt nur die Daten- und Stromleitungen auf Basis des USB-Standards, nicht die dedizierten Videokanäle des Alt Mode.
* **Switch (Umschalter):** Ein Switch dient dazu, zwischen verschiedenen Eingängen umzuschalten. Ein KVM-Switch ermöglicht beispielsweise die Nutzung eines Monitors, einer Tastatur und Maus mit mehreren Computern. Ein Switch teilt oder vervielfältigt aber *keine* Anschlüsse in dem Sinne, wie es der Teamgee S2 benötigt. Er würde nur den *einen* Thunderbolt-Port des Laptops zwischen zwei verschiedenen Geräten umschalten, was hier nicht zielführend ist.
* **Docking Station:** Eine Docking Station (oft auch als „Dock“ bezeichnet) ist die komplexeste und leistungsfähigste Lösung. Sie erweitert einen einzelnen Anschluss (oft Thunderbolt oder USB-C) eines Laptops um eine Vielzahl weiterer Ports – darunter USB-A, Ethernet, Audio, HDMI, DisplayPort und eben auch weitere USB-C/Thunderbolt-Downstream-Ports. Eine gute Docking Station ist im Wesentlichen ein externer Port-Multiplikator mit eigener Intelligenz und oft auch eigener Stromversorgung.
Aus dieser Unterscheidung wird schnell klar: Für die Anforderungen des Teamgee S2 sind weder ein einfacher USB-Hub noch ein Switch geeignet. Die Lösung muss über eine Docking Station erfolgen.
### Option 1: Der klassische USB-C Hub – Warum er nicht reicht
Ein einfacher USB-C Hub, der lediglich USB-C-Datenports erweitert, ist für das Betreiben des Teamgee S2 unzureichend. Wie bereits erwähnt, kann ein solcher Hub den DisplayPort Alt Mode, der für die Videoübertragung notwendig ist, nicht auf zwei separate Ausgänge aufteilen, die *beide* als „full-featured“ USB-C-Ports agieren. Ein USB-C-Hub würde zwar die Daten- und eventuell die Power Delivery-Leitungen aufteilen, aber eben nicht die notwendigen Video-Leitungen pro Bildschirm. Das Ergebnis wäre, dass maximal ein Bildschirm des Teamgee S2 funktionieren würde (wenn überhaupt), während der andere schwarz bliebe oder nur eingeschränkte Funktionen hätte.
### Option 2: Die Thunderbolt 4 Docking Station – Der vielversprechendste Weg
Die einzige realistische Lösung, um aus einem einzigen Thunderbolt 4-Anschluss zwei vollwertige USB-C-Ports für den Teamgee S2 zu generieren, ist eine Thunderbolt 4 Docking Station. Aber Achtung: Nicht jede Thunderbolt 4 Docking Station kann das leisten!
**Was eine geeignete Thunderbolt 4 Docking Station können muss:**
Eine geeignete Docking Station muss über **mehrere Downstream-Thunderbolt 4- oder USB4-Ports** verfügen. Diese Downstream-Ports sind selbst „full-featured” USB-C-Anschlüsse, da sie die volle Bandbreite und Funktionalität des Thunderbolt-Standards erben, einschließlich der Fähigkeit, DisplayPort Alt Mode und Power Delivery zu übertragen.
**Wie funktioniert das technisch?**
Die Thunderbolt 4 Docking Station empfängt das gesamte 40 Gbit/s-Signal und die Power Delivery vom Laptop. Intern kann sie diese Ressourcen intelligent aufteilen:
* Sie kann die Video-Signale des DisplayPort Alt Mode auf ihre eigenen Thunderbolt 4 Downstream-Ports weiterleiten. Da ein Thunderbolt 4 Upstream-Port die Fähigkeit besitzt, zwei 4K-Displays zu versorgen, kann die Docking Station diese Kapazität auf ihre Downstream-Ports aufteilen.
* Sie kann die benötigte Stromversorgung (Power Delivery) an beide angeschlossenen Teamgee S2 Bildschirme liefern, vorausgesetzt, die Docking Station selbst wird über ein ausreichend leistungsstarkes Netzteil versorgt und hat genügend Puffer, um den Laptop und die Peripherie zu speisen.
**Worauf Sie bei einer Thunderbolt Docking Station achten sollten:**
1. **Anzahl der Downstream-Thunderbolt 4 / USB4 Ports:** Dies ist der entscheidende Punkt. Die Docking Station muss mindestens zwei dieser Ports besitzen, um zwei separate „full-featured” USB-C-Verbindungen für den Teamgee S2 bereitzustellen. Viele Docks bieten HDMI- oder DisplayPort-Ausgänge, aber keine *zusätzlichen* full-featured USB-C-Ports für Monitore.
2. **Power Delivery (PD) Leistung:** Stellen Sie sicher, dass die Docking Station genügend Power Delivery liefert (z.B. 100W für den Laptop und zusätzliche Leistung für die Downstream-Ports), um sowohl den Laptop zu laden als auch den Teamgee S2 und andere angeschlossene Geräte zu versorgen.
3. **Gesamtbandbreite:** Obwohl Thunderbolt 4 40 Gbit/s bietet, wird diese Bandbreite von *allen* angeschlossenen Geräten geteilt. Wenn Sie neben dem Teamgee S2 noch weitere Hochleistungsgeräte (z.B. externe SSDs, Ethernet) an die Docking Station anschließen möchten, stellen Sie sicher, dass die Gesamtbandbreite ausreicht, um Engpässe zu vermeiden.
4. **Kompatibilität und Treiber:** Überprüfen Sie die Kompatibilität der Docking Station mit Ihrem Laptop-Modell und dem Teamgee S2. Obwohl Thunderbolt 4 weitgehend standardisiert ist, können manchmal Firmware-Updates oder spezifische Treiber erforderlich sein.
5. **Marke und Bewertungen:** Investieren Sie in eine Docking Station eines renommierten Herstellers (z.B. CalDigit, OWC, Kensington, Dell, StarTech), um Zuverlässigkeit und Support zu gewährleisten. Lesen Sie Bewertungen, insbesondere von Nutzern, die ähnliche Anforderungen an mehrere Monitore haben.
**Beispiel für eine mögliche Konfiguration:**
Sie verbinden Ihr Laptop mit einem einzigen Thunderbolt 4 Kabel an den Upstream-Port der Docking Station. Dann verbinden Sie die beiden USB-C-Kabel des Teamgee S2 mit zwei separaten Downstream-Thunderbolt 4/USB4-Ports der Docking Station. Die Docking Station würde dann die notwendigen Video-, Daten- und Stromsignale an beide Bildschirme des Teamgee S2 weiterleiten.
### Option 3: DisplayLink-Adapter/Dock – Eine Alternative (mit Vorbehalten)
Eine weitere, weniger ideale Option wäre die Verwendung von DisplayLink-Technologie. DisplayLink-Adapter oder Docks verwenden eine spezielle Software, um Videosignale über USB-Datenleitungen zu senden.
* **Vorteile:** DisplayLink benötigt keinen DisplayPort Alt Mode und kann daher über reguläre USB-A- oder USB-C-Datenports funktionieren.
* **Nachteile:**
* **Treiber erforderlich:** Auf Ihrem Laptop muss ein DisplayLink-Treiber installiert sein.
* **Leistungsunterschiede:** Die Bildqualität und Leistung kann unter Umständen nicht ganz an die native DisplayPort Alt Mode-Übertragung heranreichen. Bei schnellen Bildwechseln (Videos, Spiele) kann es zu Lags kommen.
* **Inkompatibilität:** Der Teamgee S2 ist primär für DisplayPort Alt Mode konzipiert. Es ist unwahrscheinlich, dass er ohne Weiteres mit einem DisplayLink-Signal funktioniert oder dass beide Bildschirme gleichzeitig über DisplayLink betrieben werden können, es sei denn, Sie verwenden zwei separate DisplayLink-Adapter (einer pro Bildschirm), was klobig und umständlich wäre.
* Dies würde auch nicht die Anforderung „2x full featured TYPE C Anschlüsse” erfüllen, da DisplayLink eine andere Technologie ist.
Daher ist die DisplayLink-Lösung für den Teamgee S2 in den meisten Fällen keine praktikable oder gewünschte Alternative.
### Praktische Überlegungen und Fallstricke
* **Kabelqualität:** Verwenden Sie stets hochwertige Thunderbolt 4 Kabel. Schlechte Kabel können zu Verbindungsabbrüchen, reduzierter Leistung oder Problemen mit der Stromversorgung führen.
* **Firmware-Updates:** Halten Sie die Firmware Ihrer Docking Station und ggf. Ihres Laptops auf dem neuesten Stand. Hersteller verbessern ständig die Kompatibilität und Leistung.
* **Gesamter Stromverbrauch:** Berücksichtigen Sie den Gesamtstromverbrauch. Wenn der Laptop geladen wird und zwei Bildschirme sowie weitere Peripheriegeräte über die Docking Station versorgt werden, muss das Netzteil der Docking Station ausreichend dimensioniert sein.
* **Kosten:** Eine hochwertige Thunderbolt 4 Docking Station mit mehreren Thunderbolt 4 Downstream-Ports ist eine Investition. Die Preise können zwischen 200 und 400 Euro oder mehr liegen. Es ist jedoch eine Investition in Produktivität und Komfort.
### Fazit und Empfehlung
Ja, es ist prinzipiell möglich, einen Thunderbolt 4 Anschluss so zu erweitern, dass er die zwei „full-featured“ USB-C-Anschlüsse bereitstellt, die der Teamgee S2 benötigt. Dies gelingt jedoch **nicht** mit einem einfachen Hub oder Switch. Die einzige zuverlässige und technisch korrekte Lösung ist eine **hochwertige Thunderbolt 4 Docking Station**, die speziell über **mindestens zwei Downstream-Thunderbolt 4 oder USB4 Ports** verfügt.
Bevor Sie eine solche Docking Station kaufen, prüfen Sie sorgfältig die Spezifikationen und stellen Sie sicher, dass sie die Anforderungen an Videoausgänge (DisplayPort Alt Mode über USB-C) und Power Delivery für den Teamgee S2 erfüllen kann. Eine gut gewählte Thunderbolt 4 Docking Station wird nicht nur Ihr Teamgee S2 Setup reibungslos ermöglichen, sondern auch die Konnektivität Ihres Laptops erheblich erweitern und Ihre Produktivität maximieren. Es ist die Brücke, die Ihre leistungsstarken Geräte nahtlos miteinander verbindet.