Sie haben sich für eine blitzschnelle 1 Gbit/s Internetleitung entschieden, Ihr Internetanbieter verspricht Ihnen höchste Performance und Ihre FritzBox ist als Gigabit-fähig bekannt. Trotzdem zeigt Ihr Speedtest hartnäckig nur rund 100 Mbit/s an? Dieses Phänomen ist frustrierend, aber keineswegs selten. Es deutet auf ein spezifisches Problem in Ihrem Heimnetzwerk hin, das in den meisten Fällen leicht zu beheben ist. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Ursachen ein und zeigen Ihnen, wie Sie die volle Leistung Ihrer 1-Gbit/s-Leitung freischalten können.
Das Mysterium der 100 Mbit/s-Grenze verstehen
Bevor wir die potenziellen Übeltäter aufspüren, ist es wichtig zu verstehen, warum genau 100 Mbit/s als Obergrenze auftauchen. Diese Zahl ist kein Zufall, sondern ein starker Hinweis auf eine Inkompatibilität oder einen Flaschenhals im Bereich der Ethernet-Verkabelung oder der angeschlossenen Hardware. Das liegt daran, dass der ältere Fast-Ethernet-Standard eine maximale Geschwindigkeit von 100 Mbit/s über Kupferkabel zulässt, während Gigabit-Ethernet (1000BASE-T) die von Ihnen gewünschten 1 Gbit/s ermöglicht. Wenn Sie also genau bei 100 Mbit/s landen, ist fast immer eine Komponente in Ihrer Kette noch im Fast-Ethernet-Modus unterwegs.
Der häufigste Übeltäter: Das Ethernet-Kabel
Einer der absolut häufigsten Gründe für die Drosselung auf 100 Mbit/s ist das verwendete Ethernet-Kabel. Nicht alle Kabel sind gleich, und hier liegt oft der Hund begraben:
- Cat 5 vs. Cat 5e/Cat 6/Cat 7:
- Cat 5-Kabel: Diese älteren Kabel sind in der Regel nur für Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s (Fast Ethernet) ausgelegt. Sie verwenden in der Regel nur vier der acht verfügbaren Adernpaare für die Datenübertragung. Wenn Sie noch solche Kabel verwenden, sind sie der offensichtliche Engpass.
- Cat 5e, Cat 6, Cat 6a, Cat 7 oder Cat 8-Kabel: Diese Kategorien sind für Gigabit-Ethernet und darüber hinaus konzipiert. Sie nutzen alle acht Adernpaare für die Datenübertragung und sind besser geschirmt, um Interferenzen zu minimieren. Ein Upgrade auf mindestens Cat 5e ist für 1 Gbit/s zwingend erforderlich.
- Beschädigungen und Qualität: Auch wenn es sich um ein hochwertiges Kabel handelt, können Knicke, Quetschungen, schlechte Stecker oder eine minderwertige Verarbeitung dazu führen, dass nicht alle acht Adern einwandfrei funktionieren. Dies kann dazu führen, dass das Netzwerkgerät auf den Fast-Ethernet-Modus zurückfällt, da für Gigabit-Ethernet alle acht Adern benötigt werden.
- Länge: Bei sehr langen Kabelstrecken (über 100 Meter) kann es zu Signalverlusten kommen, die ebenfalls zu einem Geschwindigkeitsrückfall führen können. Im Heimgebrauch ist dies jedoch selten die Ursache für eine Drosselung auf exakt 100 Mbit/s.
So prüfen Sie es: Tauschen Sie das Kabel zwischen Ihrer FritzBox und Ihrem Endgerät testweise gegen ein möglichst kurzes, hochwertiges Cat 5e- oder Cat 6-Kabel aus, das Sie neu gekauft haben oder von dem Sie sicher wissen, dass es funktioniert. Achten Sie auf die Beschriftung auf dem Kabelmantel.
Der Blick auf Ihr Endgerät: PC, Laptop oder Server
Der Flaschenhals kann auch direkt in dem Gerät liegen, mit dem Sie den Speedtest durchführen:
- Netzwerkadapter (NIC) Geschwindigkeit: Nicht jeder PC oder Laptop verfügt über einen Gigabit-Ethernet-Adapter. Besonders ältere Geräte, aber auch einige günstigere neue Modelle, sind manchmal nur mit einem 10/100 Mbit/s-Adapter ausgestattet.
- So prüfen Sie es unter Windows: Gehen Sie in den „Geräte-Manager”, suchen Sie unter „Netzwerkadapter” Ihren Ethernet-Adapter, klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie „Eigenschaften”. Unter dem Reiter „Erweitert” oder „Geschwindigkeit & Duplex” können Sie oft die maximale unterstützte Geschwindigkeit sehen oder einstellen. Es sollte „1.0 Gbps Full Duplex” oder „Auto Negotiation” ausgewählt sein.
- So prüfen Sie es unter macOS: Gehen Sie zu „Systemeinstellungen” > „Netzwerk”, wählen Sie Ihren Ethernet-Anschluss und klicken Sie auf „Erweitert” > „Hardware”. Dort wird die Link-Geschwindigkeit angezeigt.
- Veraltete oder fehlerhafte Treiber: Selbst ein Gigabit-fähiger Adapter kann Probleme bereiten, wenn die Treiber nicht aktuell oder beschädigt sind. Besuchen Sie die Webseite des Herstellers Ihres Computers oder Netzwerkadapters und laden Sie die neuesten Treiber herunter.
- Manuell eingestellte Geschwindigkeit: In seltenen Fällen wurde die Geschwindigkeit des Netzwerkadapters manuell auf 100 Mbit/s oder Fast-Ethernet eingestellt. Überprüfen Sie dies in den Einstellungen des Netzwerkadapters (siehe oben).
Ihre FritzBox im Fokus (und andere Netzwerkgeräte)
Obwohl die FritzBox für ihre Zuverlässigkeit und Gigabit-Fähigkeit bekannt ist, gibt es auch hier einige Punkte zu prüfen:
- Verbindungsgeschwindigkeit der FritzBox-Ports: Die FritzBox-Oberfläche (meist erreichbar unter
http://fritz.box) ist Ihr bester Freund. Gehen Sie zu „Netzwerk” oder „Heimnetz” und schauen Sie sich die Details der verbundenen Geräte an. Bei Ihrem Endgerät sollte unter „Verbindungsgeschwindigkeit” oder „LAN-Verbindung” deutlich „1 Gbit/s” oder „1000 Mbit/s” stehen. Steht dort „100 Mbit/s”, wissen Sie, dass der Flaschenhals entweder das Kabel zu diesem Gerät, das Gerät selbst oder der spezifische LAN-Port an der FritzBox ist. - Defekte LAN-Ports: Auch wenn es selten vorkommt, kann ein einzelner LAN-Port an der FritzBox defekt sein oder nicht mehr korrekt auf Gigabit-Geschwindigkeit aushandeln. Probieren Sie einen anderen LAN-Port an Ihrer FritzBox aus.
- FritzBox-Firmware: Stellen Sie sicher, dass Ihre FritzBox mit der neuesten Firmware-Version läuft. Updates können Fehler beheben und die Kompatibilität verbessern. Dies können Sie direkt über die Benutzeroberfläche Ihrer FritzBox unter „System” > „Update” überprüfen.
- Green Mode/Energiesparmodus: Manche Netzwerkgeräte oder Router bieten Energiesparfunktionen (z.B. Green Ethernet). Diese sollten im Normalfall nicht auf exakt 100 Mbit/s drosseln, können aber in seltenen Fällen Kompatibilitätsprobleme verursachen, die einen Rückfall auf Fast-Ethernet provozieren. Überprüfen Sie, ob solche Einstellungen aktiviert sind und deaktivieren Sie sie testweise.
Die versteckten Fallen: Switches, Powerline-Adapter & Co.
Wenn Ihr Endgerät nicht direkt an die FritzBox angeschlossen ist, gibt es weitere potenzielle Verursacher:
- Zwischengeschaltete Switches oder Hubs: Wenn sich zwischen Ihrer FritzBox und Ihrem Endgerät ein Netzwerk-Switch befindet, muss dieser ebenfalls Gigabit-fähig sein. Ein alter 10/100-Mbit/s-Switch wird die gesamte daran angeschlossene Leitung auf 100 Mbit/s begrenzen. Auch hier gilt: Prüfen Sie die Spezifikationen des Switches.
- Powerline-Adapter (DLAN): Diese Geräte nutzen Ihre Stromleitungen, um ein Netzwerk aufzubauen. Obwohl moderne Powerline-Adapter hohe Bruttogeschwindigkeiten versprechen, liegt die tatsächlich erreichbare Nettogeschwindigkeit oft weit unter 1 Gbit/s und kann auch bei schlechter Stromleitungsqualität auf 100 Mbit/s fallen, wenn die internen Ethernet-Ports der Adapter nur 10/100 sind. Hier ist es ratsam, die Spezifikationen der Powerline-Adapter zu prüfen und zu testen, ob eine direkte Kabelverbindung zur FritzBox das Problem löst.
- WLAN-Geräte: Auch wenn der Artikel von einer „1Gb Leitung” spricht und sich primär auf kabelgebundene Verbindungen bezieht, möchten wir der Vollständigkeit halber erwähnen, dass WLAN-Verbindungen selten die volle Gigabit-Geschwindigkeit erreichen. Sollten Sie irrtümlicherweise per WLAN testen, wechseln Sie unbedingt zu einer kabelgebundenen Verbindung, um die echten Geschwindigkeiten zu prüfen.
Software und System auf dem Prüfstand
Obwohl seltener die Ursache für eine *harte* Grenze bei 100 Mbit/s, können Softwareprobleme die *gefühlte* Geschwindigkeit beeinträchtigen und sollten nicht ganz außer Acht gelassen werden:
- Antiviren-Software und Firewalls: Manchmal können diese Programme den Netzwerkverkehr so stark überwachen, dass es zu Leistungseinbußen kommt. Deaktivieren Sie diese testweise (kurzfristig und mit Vorsicht!), um zu sehen, ob sich die Geschwindigkeit verbessert.
- Hintergrundprozesse: Laufende Downloads, Cloud-Synchronisierungen oder System-Updates können die verfügbare Bandbreite belegen. Schließen Sie alle unnötigen Anwendungen und testen Sie erneut.
- Betriebssystem-Probleme: Ein beschädigter Netzwerk-Stack oder andere tiefgreifende Systemfehler können ebenfalls die Leistung beeinträchtigen. Ein Neustart des PCs kann manchmal Wunder wirken. Im Extremfall könnte eine Neuinstallation des Betriebssystems Abhilfe schaffen, sollte aber als letzter Ausweg betrachtet werden.
Der Internet-Anbieter und die „Außenwelt”
Nachdem Sie alles in Ihrem Heimnetzwerk überprüft haben, könnte es auch an Ihrem Internetanbieter liegen. Allerdings ist eine Drosselung auf *exakt* 100 Mbit/s von deren Seite aus eher ungewöhnlich und deutet meist auf ein Problem in Ihrem eigenen Setup hin. Dennoch lohnt sich ein Blick:
- Vertragsprüfung: Ist Ihre 1 Gbit/s Leitung tatsächlich aktiv und in Ihrem Tarif hinterlegt? Ein Anruf beim Kundenservice Ihres Providers kann dies bestätigen.
- Speedtest-Server: Die Geschwindigkeit, die Sie messen, hängt auch vom Server ab, zu dem der Speedtest durchgeführt wird. Nutzen Sie vertrauenswürdige Speedtest-Dienste (z.B. Ookla Speedtest, Breitbandmessung der Bundesnetzagentur) und testen Sie mehrere Server, um eine breitere Datenbasis zu erhalten. Stellen Sie sicher, dass Sie den Test über eine Kabelverbindung durchführen.
Schritt-für-Schritt-Fehlerbehebung: Ihre Checkliste
Um das Problem systematisch anzugehen, gehen Sie die folgenden Schritte durch:
- Basistest: Verbinden Sie ein einziges, modernes Gerät (Laptop/PC mit garantiert Gigabit-fähigem Adapter) mit einem kurzen, neuen Cat 6-Kabel direkt mit einem freien LAN-Port Ihrer FritzBox. Starten Sie alle Geräte neu (FritzBox, PC).
- FritzBox-Check: Loggen Sie sich in die FritzBox ein (fritz.box) und überprüfen Sie unter „Netzwerk”, welche Verbindungsgeschwindigkeit für das direkt angeschlossene Gerät angezeigt wird. Steht dort „1 Gbit/s”, ist das Problem nicht die FritzBox selbst oder das Kabel, sondern ein anderes Gerät oder Kabel in Ihrer Kette.
- Kabeltausch: Tauschen Sie systematisch alle Ethernet-Kabel in Ihrer Kette gegen bekannte, hochwertige Cat 5e- oder Cat 6-Kabel aus. Beginnen Sie mit dem Kabel zwischen dem Endgerät und dem ersten Netzwerkgerät (FritzBox oder Switch).
- Endgerät prüfen: Überprüfen Sie die Einstellungen Ihres Netzwerkadapters am PC/Laptop (Geräte-Manager unter Windows, Systemeinstellungen unter macOS) und stellen Sie sicher, dass „Auto Negotiation” oder „1.0 Gbps Full Duplex” ausgewählt ist. Aktualisieren Sie die Treiber.
- Zwischengeschaltete Geräte: Wenn Sie Switches oder Powerline-Adapter verwenden, entfernen Sie diese testweise und verbinden Sie Ihr Endgerät direkt mit der FritzBox, um sie als Fehlerquelle auszuschließen. Ist das Problem dann behoben, liegt es an einem dieser Geräte.
- FritzBox-Firmware: Stellen Sie sicher, dass Ihre FritzBox die neueste Firmware hat.
- Anbieter kontaktieren: Wenn alle oben genannten Schritte keine Lösung bringen und Sie absolut sicher sind, dass Ihr Heimnetzwerk einwandfrei funktioniert (d.h. die FritzBox 1 Gbit/s als Verbindungsgeschwindigkeit zum Test-PC anzeigt), kontaktieren Sie Ihren Internetanbieter.
Fazit
Die Frustration über eine gedrosselte 1 Gbit/s Leitung ist verständlich, aber die Ursache ist in den allermeisten Fällen ein physischer Flaschenhals im Heimnetzwerk, der sich auf den älteren 100 Mbit/s Fast-Ethernet-Standard bezieht. Ob es ein altes Cat 5-Kabel, ein nicht Gigabit-fähiger Netzwerkadapter in Ihrem PC oder ein 10/100-Mbit/s-Switch ist – mit einer systematischen Fehlersuche und dem Austausch der entsprechenden Komponenten können Sie Ihre volle Internetgeschwindigkeit freischalten und die Vorteile Ihrer Highspeed-Leitung endlich genießen.