So verhindern Sie, dass Edge Kennwörter und Passwörter ungefragt im Microsoft-Konto speichert

Im heutigen digitalen Zeitalter sind Passwörter der Schlüssel zu unserem gesamten Online-Leben. Sie schützen unsere Bankkonten, E-Mails, sozialen Medien und unzählige andere Dienste. Die Bequemlichkeit, die moderne Browser wie Microsoft Edge bieten, indem sie sich diese Zugangsdaten merken und automatisch ausfüllen, ist unbestreitbar. Doch was passiert, wenn diese Bequemlichkeit auf Kosten der Kontrolle und des Datenschutzes geht? Viele Nutzer sind überrascht festzustellen, dass Edge ihre Passwörter nicht nur lokal speichert, sondern diese auch ungefragt mit ihrem Microsoft-Konto synchronisiert – und das oft, ohne explizit danach gefragt zu haben.

Dieser Artikel beleuchtet, warum Edge dieses Verhalten an den Tag legt, welche potenziellen Risiken es birgt und vor allem: Wie Sie die volle Kontrolle über Ihre Passwortverwaltung zurückgewinnen. Wir zeigen Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie verhindern können, dass Edge Ihre sensiblen Zugangsdaten automatisch speichert und in die Microsoft-Cloud lädt.

Warum speichert Edge Passwörter im Microsoft-Konto? Das Konzept der Synchronisierung

Microsoft Edge ist, wie viele moderne Browser, darauf ausgelegt, Ihnen ein nahtloses und komfortables Surferlebnis zu bieten. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Synchronisierung. Wenn Sie sich mit Ihrem Microsoft-Konto bei Edge anmelden, bietet der Browser an, verschiedene Datentypen zwischen all Ihren Geräten, auf denen Sie angemeldet sind, abzugleichen. Dazu gehören Favoriten, Einstellungen, geöffnete Tabs, Verläufe und eben auch Passwörter und Kennwörter.

Die Vorteile (aus Browsersicht):

• Komfort: Sie melden sich einmal auf einem Gerät an und haben auf allen anderen Geräten, auf denen Edge mit Ihrem Microsoft-Konto verbunden ist, sofort Zugriff auf Ihre gespeicherten Passwörter.
• Geräteübergreifend: Egal ob Laptop, Desktop, Tablet oder Smartphone – Ihre Zugangsdaten sind immer dabei.
• Wiederherstellung: Bei einem Gerätewechsel oder -verlust können Ihre Passwörter einfach wiederhergestellt werden, ohne dass Sie alles neu eingeben müssen.

Die Kehrseite: Bedenken hinsichtlich Datenschutz und Kontrolle

Für viele Nutzer ist die Vorstellung, dass ihre gesamten Online-Zugangsdaten in der Cloud bei Microsoft gespeichert werden, ohne dass sie eine aktive Einwilligung erteilt haben, ein Dorn im Auge. Es stellen sich berechtigte Fragen:

• Sicherheit der Cloud: Auch wenn Microsoft erhebliche Anstrengungen unternimmt, seine Dienste zu sichern, ist keine Cloud 100 % immun gegen Angriffe.
• Datenschutz: Wer hat Zugriff auf diese Daten? Auch wenn Microsoft beteuert, die Daten zu schützen, bleibt ein gewisses Unbehagen bei der Offenlegung so sensibler Informationen.
• Kontrollverlust: Viele möchten selbst entscheiden, welche Daten wohin gelangen und nicht, dass der Browser diese Entscheidung für sie trifft. Das „ungefragt” ist hier der Kern des Problems.

Das Kernproblem liegt oft darin, dass die Standardeinstellungen von Edge dazu neigen, die Passwort-Synchronisierung bei der ersten Anmeldung am Microsoft-Konto automatisch zu aktivieren, ohne dies klar zu kommunizieren oder eine explizite Bestätigung einzuholen. Die gute Nachricht ist: Sie können das ändern und die Kontrolle zurückgewinnen.

Schritt für Schritt: So verhindern Sie die ungefragte Passwortspeicherung und Synchronisierung

Um zu verhindern, dass Microsoft Edge Passwörter und Kennwörter ungefragt speichert und mit Ihrem Microsoft-Konto synchronisiert, müssen Sie zwei separate, aber miteinander verbundene Einstellungen anpassen. Die eine verhindert das lokale Speichern und das Angebot zum Speichern, die andere die Cloud-Synchronisierung.

Teil 1: Das Speichern von Passwörtern lokal und das Angebots zum Speichern deaktivieren

Dies ist der erste wichtige Schritt. Selbst wenn die Synchronisierung deaktiviert ist, kann Edge Sie immer noch fragen, ob es Passwörter lokal speichern soll. Wenn Sie das auch nicht möchten, gehen Sie wie folgt vor:

1. Microsoft Edge öffnen: Starten Sie den Browser.
2. Einstellungen aufrufen: Klicken Sie oben rechts auf das Drei-Punkte-Menü (…) und wählen Sie im Dropdown-Menü „Einstellungen”. Alternativ können Sie einfach Alt + F drücken und dann „Einstellungen” wählen.
3. Zum Profilbereich navigieren: Wählen Sie in der linken Seitenleiste „Profile” und anschließend „Passwörter”.
4. Angebot zum Speichern deaktivieren: Suchen Sie die Option „Angebot zum Speichern von Passwörtern” (oder ähnlich) und stellen Sie sicher, dass der Schalter daneben auf „Aus” steht.
5. Automatisches Anmelden deaktivieren (optional, aber empfohlen): Direkt darunter finden Sie oft die Option „Passwörter automatisch anmelden” oder „Anmeldeinformationen automatisch ausfüllen”. Auch diese können Sie auf „Aus” stellen, wenn Sie wünschen, dass Edge Anmeldeformulare nicht automatisch mit gespeicherten Daten befüllt. Dies erhöht die Sicherheit, erfordert aber bei jedem Login eine manuelle Bestätigung oder Eingabe.

Mit diesen Schritten verhindern Sie, dass Edge Sie fragt, ob es neue Passwörter speichern soll, und auch, dass es sie überhaupt lokal speichert. Bereits gespeicherte Passwörter bleiben jedoch bestehen (dazu später mehr).

Teil 2: Die Synchronisierung von Passwörtern mit dem Microsoft-Konto deaktivieren

Dies ist der entscheidende Schritt, um zu verhindern, dass Ihre Passwörter in die Microsoft-Cloud hochgeladen werden.

1. Edge-Einstellungen öffnen: Gehen Sie wieder in die Einstellungen von Microsoft Edge (Drei-Punkte-Menü > Einstellungen).
2. Zum Synchronisierungsbereich navigieren: Wählen Sie in der linken Seitenleiste „Profile” und dann „Synchronisierung”.
3. Überprüfen Sie den Synchronisierungsstatus: Ganz oben sehen Sie, ob die Synchronisierung für Ihr Microsoft-Konto aktiviert ist. Wenn dort „Synchronisierung ist aktiviert” steht, müssen Sie handeln.
4. Synchronisierung anpassen oder ganz deaktivieren:
   • Option A: Gesamte Synchronisierung deaktivieren (radikale Lösung):

     Wenn Sie überhaupt keine Daten mit Ihrem Microsoft-Konto synchronisieren möchten, können Sie ganz oben auf den Schalter neben „Synchronisierung” klicken, um sie vollständig zu deaktivieren. Dies stoppt die Synchronisierung aller Datentypen (Favoriten, Verlauf, Einstellungen etc.) und ist die einfachste Methode, um auch die Passwort-Synchronisierung zu unterbinden.

     Nach der Deaktivierung werden Sie möglicherweise gefragt, ob Sie die auf dem Gerät vorhandenen synchronisierten Daten löschen möchten. Dies ist empfehlenswert, um sicherzustellen, dass keine alten synchronisierten Passwörter auf diesem Gerät verbleiben, die Sie nicht bewusst dort haben möchten.

   • Option B: Synchronisierung anpassen (empfohlen für selektive Synchronisierung):

     Wenn Sie andere Datentypen (z.B. Favoriten oder Einstellungen) weiterhin synchronisieren möchten, aber die Passwörter explizit ausschließen wollen, wählen Sie die Option „Synchronisierung anpassen”.

     In der Liste der Datentypen, die synchronisiert werden können, suchen Sie den Eintrag „Passwörter” (oder „Kennwörter”). Stellen Sie sicher, dass der Schalter daneben auf „Aus” steht.

     Hier können Sie auch andere Datentypen nach Belieben an- oder ausschalten. Achten Sie darauf, dass nach der Änderung der Schalter für „Passwörter” wirklich deaktiviert ist.

Durch diese Schritte haben Sie die Synchronisierung Ihrer Passwörter mit Ihrem Microsoft-Konto erfolgreich gestoppt. Edge wird Ihre neuen Passwörter nicht mehr in die Cloud hochladen.

Was tun mit bereits gespeicherten Passwörtern?

Das Deaktivieren der Speicherung und Synchronisierung verhindert zukünftige Aktionen, aber was ist mit den Passwörtern, die Edge bereits gespeichert hat, möglicherweise auch in Ihrem Microsoft-Konto?

Bereits gespeicherte Passwörter in Edge einsehen und löschen:

1. Einstellungen öffnen: Gehen Sie wieder zu den Edge-Einstellungen (Drei-Punkte-Menü > Einstellungen).
2. Passwortbereich aufrufen: Wählen Sie „Profile” und dann „Passwörter”.
3. Passwortliste durchsuchen: Hier sehen Sie eine Liste aller von Edge gespeicherten Passwörter. Diese sind in der Regel durch Punkte maskiert, können aber bei Bedarf über das Augensymbol (nach Eingabe Ihres Gerätepassworts oder PIN) angezeigt werden.
4. Passwörter löschen:
   • Einzelne Passwörter löschen: Neben jedem Eintrag finden Sie ein Drei-Punkte-Menü. Klicken Sie darauf und wählen Sie „Löschen”, um einzelne Passwörter zu entfernen.
   • Alle Passwörter löschen (empfohlen für vollständige Bereinigung): Wenn Sie sicherstellen möchten, dass keine Passwörter in Edge verbleiben, müssen Sie diese manuell nacheinander löschen. Eine „Alles löschen”-Funktion für Passwörter direkt in diesem Bereich gibt es leider nicht. Alternativ können Sie in den allgemeinen Browserdaten unter „Datenschutz, Suche und Dienste” > „Browserdaten löschen” gehen und dort „Passwörter” auswählen, um alle lokal gespeicherten Passwörter zu löschen. Beachten Sie, dass dies auch andere Browserdaten löschen kann, je nachdem, was Sie auswählen.

Wenn Ihre Passwörter zuvor mit dem Microsoft-Konto synchronisiert wurden, bleiben sie dort möglicherweise gespeichert, auch wenn Sie die Synchronisierung auf Ihrem Gerät deaktivieren. Um diese Passwörter auch aus der Microsoft-Cloud zu entfernen, müssen Sie möglicherweise die Microsoft-Konto-Einstellungen direkt über ein Webportal aufrufen.

Passwörter aus dem Microsoft-Konto in der Cloud entfernen:

Dies ist ein wichtiger Schritt, wenn Sie die volle Kontrolle zurückerlangen und keine Passwörter in der Cloud belassen möchten, die Sie nicht dort haben wollen.

1. Melden Sie sich im Microsoft-Konto an: Besuchen Sie account.microsoft.com/privacy/ und melden Sie sich mit dem Microsoft-Konto an, das Sie mit Edge synchronisiert haben.
2. Navigieren Sie zu den Datenschutzoptionen: Suchen Sie nach Abschnitten wie „Browseraktivität”, „Verlauf” oder spezifisch „Gespeicherte Kennwörter”. Diese Bereiche können sich im Design von Microsoft ändern.
3. Löschen Sie die Daten: Hier sollten Sie die Möglichkeit haben, gespeicherte Kennwörter, AutoFill-Daten und andere Browserdaten zu löschen, die mit Ihrem Microsoft-Konto verknüpft sind. Suchen Sie nach Optionen wie „Browserdaten löschen” oder „Gespeicherte Kennwörter verwalten”. Bestätigen Sie die Löschung.

Nach diesen Schritten sollten Ihre Passwörter nicht mehr von Edge gespeichert und auch nicht mehr in Ihrem Microsoft-Konto in der Cloud vorhanden sein.

Alternativen und bewährte Verfahren für die Passwortverwaltung

Nachdem Sie die automatische Speicherung und Synchronisierung von Passwörtern in Edge deaktiviert haben, stellt sich die Frage: Wie verwalten Sie Ihre Passwörter nun sicher und bequem?

1. Dedizierte Passwort-Manager: Die sicherste Lösung

Für die höchste Sicherheit und Bequemlichkeit empfehlen Experten die Verwendung eines dedizierten Passwort-Managers. Diese Tools sind speziell dafür entwickelt, Passwörter sicher zu speichern, zu generieren und bei Bedarf automatisch auszufüllen. Sie verschlüsseln Ihre Daten stark (oft mit einem Master-Passwort als einzigen Schlüssel) und bieten oft zusätzliche Sicherheitsfunktionen wie Zwei-Faktor-Authentifizierung für den Manager selbst.

Beliebte und vertrauenswürdige Optionen sind:

• Bitwarden: Open-Source, kostenlose Basisversion, sehr sicher.
• LastPass: Beliebt, funktionsreich, Freemium-Modell.
• 1Password: Premium-Lösung mit vielen Funktionen, sehr benutzerfreundlich.
• KeePass (und Varianten wie KeePassXC): Kostenlos, Open-Source, für fortgeschrittene Nutzer.

Diese Manager bieten Browser-Erweiterungen, die nahtlos mit Edge (und anderen Browsern) zusammenarbeiten, um Ihre Zugangsdaten sicher und dennoch bequem einzutragen.

2. Starke, einzigartige Passwörter

Unabhängig davon, wie Sie Ihre Passwörter verwalten: Die Grundregel der Online-Sicherheit lautet, für jeden Dienst ein einzigartiges und starkes Passwort zu verwenden. Ein starkes Passwort ist lang (mindestens 12-16 Zeichen), enthält eine Mischung aus Groß- und Kleinbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen und hat keine persönliche Relevanz.

Nutzen Sie einen Passwort-Generator (oft in Passwort-Managern integriert), um solche Passwörter zu erstellen.

3. Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA/MFA)

Aktivieren Sie überall dort, wo es angeboten wird, die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) oder Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Dies fügt eine zusätzliche Sicherheitsebene hinzu, selbst wenn Ihr Passwort kompromittiert wird. Typische 2FA-Methoden sind Codes per SMS, Authenticator-Apps (z.B. Google Authenticator, Microsoft Authenticator) oder physische Sicherheitsschlüssel.

Fazit: Ihre Daten, Ihre Entscheidung

Die automatische Speicherung und Synchronisierung von Passwörtern in Browsern wie Microsoft Edge ist eine Funktion, die auf Bequemlichkeit abzielt. Doch die Sorge um Datenschutz und die volle Kontrolle über die eigenen sensiblen Informationen ist für viele Nutzer eine berechtigte Priorität. Glücklicherweise bietet Edge die notwendigen Einstellungsmöglichkeiten, um diese Funktionen zu deaktivieren.

Indem Sie die in diesem Artikel beschriebenen Schritte befolgen, können Sie verhindern, dass Edge Ihre Kennwörter und Passwörter ungefragt im Microsoft-Konto speichert und synchronisiert. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Einstellungen zu überprüfen und anzupassen. Die Investition in Ihre Online-Sicherheit und den Schutz Ihrer Privatsphäre zahlt sich langfristig aus. Erwägen Sie die Umstellung auf einen dedizierten Passwort-Manager und machen Sie die Nutzung von starken, einzigartigen Passwörtern in Kombination mit Zwei-Faktor-Authentifizierung zur Standardpraxis. Denn am Ende des Tages sind es Ihre Daten – und Sie sollten die volle Kontrolle darüber haben.