Die teuflische Wahrheit: Warum hat der erste Apple-Computer wirklich 666,66 Euro gekostet?

Tauchen wir ein in die faszinierende Geschichte eines Preises, der seit Jahrzehnten die Gemüter erhitzt und Spekulationen anheizt: 666,66 Euro. Oder, um genau zu sein, 666,66 US-Dollar – der ursprüngliche Verkaufspreis des legendären Apple I. Die Zahl 666 ist seit jeher mit mystischen und oft finsteren Konnotationen belegt, bekannt als die „Zahl des Tieres“ aus der Offenbarung des Johannes. Es ist also kein Wunder, dass dieser scheinbar unheilvolle Preis für Apples ersten Computer Generationen von Tech-Enthusiasten und Verschwörungstheoretikern gleichermaßen Rätsel aufgab. Aber was steckt wirklich dahinter? War es ein provokantes Marketing-Genie von Steve Jobs, ein Insider-Witz von Steve Wozniak, oder doch eine tiefere, gar „teuflische” Bedeutung? Begleiten Sie uns auf eine Reise in die Geburtsstunde eines Technologiegiganten, um die wahre Geschichte hinter diesem berüchtigten Preisschild zu lüften.

### Der Ursprung eines Mythos: Die Geburt des Apple I

Um die Preisgestaltung des Apple I zu verstehen, müssen wir uns zurück ins Jahr 1976 begeben. Die Personal-Computing-Revolution steckte noch in den Kinderschuhen. Computer waren klobige, unerschwingliche Maschinen, die primär von Großunternehmen und Forschungseinrichtungen genutzt wurden. Doch eine kleine Gruppe von Visionären, meist versammelt im legendären Homebrew Computer Club in Palo Alto, Kalifornien, träumte davon, den Computer für den Otto Normalverbraucher zugänglich zu machen.

Im Zentrum dieser Bewegung standen zwei junge Männer: Steve Wozniak, ein brillanter Ingenieur und Elektronik-Freak, der mit seinen technischen Fähigkeiten die Grenzen des Möglichen auslotete, und Steve Jobs, ein charismatischer Visionär und Marketing-Naturtalent, der das Potenzial von Wozniaks Kreationen erkannte. Wozniak hatte eine bahnbrechende Idee: einen Heimcomputer, der vergleichsweise einfach zu montieren war und ein grundlegendes Betriebssystem integrierte, sodass Benutzer nicht jeden Schalter selbst bedienen mussten. Das Ergebnis seiner Tüfteleien war der Apple I – im Grunde eine Platine, die mit einem Mikroprozessor, RAM und der grundlegenden Logik für eine Tastatur und einen Monitor ausgestattet war. Er wurde ohne Gehäuse, Netzteil oder Monitor ausgeliefert; der Käufer musste diese Komponenten selbst hinzufügen.

Jobs erkannte das kommerzielle Potenzial. Er überzeugte Wozniak, die Platinen nicht nur an Hobbybastler im Club zu verschenken, sondern sie zu verkaufen. So wurde Apple Computer Inc. am 1. April 1976 gegründet. Die erste Bestellung umfasste 50 Einheiten, die an einen lokalen Computerhändler, den Byte Shop, geliefert werden sollten. Nun kam die Frage des Preises auf.

### Die Zahl, die schockierte: 666,66 US-Dollar

Die Entscheidung für den Preis von 666,66 US-Dollar sorgte von Anfang an für Aufsehen. Wenn wir heute über den Preis von 666,66 Euro sprechen, ist es wichtig zu betonen, dass der ursprüngliche Preis in US-Dollar angegeben war. Die Umrechnung in Euro ist eine moderne Interpretation, die jedoch die historische Faszination der Zahl 666 nicht mindert. Schon damals wurde die Zahl 666 im amerikanischen Kontext sofort mit dem biblischen „Number of the Beast” assoziiert. Für viele war es ein Schock, dass ein aufstrebendes Technologieunternehmen, das die Zukunft prägen wollte, eine solche Zahl wählte. War es ein kalkulierter Marketing-Coup, um Aufmerksamkeit zu erregen? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter?

Die Vermutung liegt nahe, dass Steve Jobs, bekannt für seine Marketing-Intuition, diese mystische Konnotation bewusst ausgenutzt haben könnte. Doch die Wahrheit ist, wie so oft, deutlich pragmatischer und weniger sensationell, als manch einer hoffen mag.

### Die „teuflische” Wahrheit: Wozniaks rationale Erklärung

Die eigentliche Erklärung für den Preis von 666,66 US-Dollar kommt direkt von der Quelle: Steve Wozniak selbst. Und seine Gründe sind erstaunlich einfach und rational, weit entfernt von jeglichen esoterischen oder satanischen Absichten. Wozniak hatte eine Vorliebe für sich wiederholende Ziffern. Das war ein persönlicher Tick, eine kleine Marotte des Technikgenies.

Er berechnete den Preis auf Basis der Herstellungskosten und der gewünschten Gewinnmarge. Die Großhandelspreise für die Komponenten beliefen sich auf etwa 500 US-Dollar pro Platine. Wozniak wollte eine Marge von etwa einem Drittel auf diesen Einkaufspreis erzielen.

Rechnen wir nach:
* Kosten der Komponenten (Großhandel): ca. 500 US-Dollar
* Gewünschte Marge: 33,33% (ein Drittel)
* 33,33% von 500 US-Dollar sind ungefähr 166,66 US-Dollar.
* Also: 500 US-Dollar (Kosten) + 166,66 US-Dollar (Marge) = 666,66 US-Dollar.

Wozniak bestätigte in Interviews immer wieder, dass es wirklich so einfach war. Er wählte die Zahl nicht, weil sie eine biblische Bedeutung hatte, sondern weil sie sich „nett anfühlte” und leicht zu merken war. „Ich mochte sich wiederholende Ziffern”, sagte er einmal. „Es war einfach mein Ding, solche Zahlen zu wählen.” Er selbst war sich der biblischen Bedeutung nicht einmal bewusst, als er den Preis festlegte, oder er schenkte ihr zumindest keine große Beachtung. Später gestand er ein, dass er sich, wenn er es gewusst hätte, vielleicht für eine andere Zahl entschieden hätte, um Missverständnisse zu vermeiden. Doch zu diesem Zeitpunkt war der Preis bereits in Stein gemeißelt.

### Der Faktor Steve Jobs: Geschäftssinn und Pragmatismus

Während Wozniak der Technik-Guru war, war Jobs der Geschäftsmann. Es ist schwer vorstellbar, dass Jobs die kulturelle Bedeutung der Zahl 666 nicht kannte. Doch es scheint, dass er Wozniaks rationale Preisgestaltung akzeptierte und vielleicht sogar die leichte Kontroverse, die damit einherging, als eine Art „kostenlose PR” in Kauf nahm. In den frühen Tagen von Apple ging es darum, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das funktionierte und erschwinglich war. Die Marge von einem Drittel war damals eine gängige Praxis im Handel, um sowohl die eigenen Kosten zu decken als auch dem Händler (wie dem Byte Shop) eine angemessene Gewinnspanne zu ermöglichen.

Der Apple I war nicht nur ein technisches Meisterwerk Wozniaks, sondern auch ein entscheidender Schritt für die Gründungsphase von Apple. Die Verkaufspreisstrategie, selbst wenn sie ungewöhnlich war, half, das junge Unternehmen zu finanzieren und die Entwicklung des Nachfolgers, des wesentlich erfolgreicheren Apple II, voranzutreiben. Es war ein Balanceakt zwischen Innovation, Kosten und Marktpositionierung in einem noch völlig unerschlossenen Markt.

### Kulturelle Rezeption und bleibende Legende

Ungeachtet der rationalen Erklärung setzte sich die Legende vom „Teufelspreis” des Apple I fest. Diese hartnäckige Fehlinformation trug auf eigenartige Weise zur Mythologisierung der Marke Apple bei. Sie verlieh dem Unternehmen eine gewisse mysteriöse Aura, die es von anderen, eher konservativen Technologieunternehmen abhob. Ob beabsichtigt oder nicht, der Preis von 666,66 US-Dollar wurde zu einem unverwechselbaren Merkmal des Apple I und damit zu einem kleinen, aber prägnanten Kapitel in der reichen Geschichte des Technologiegiganten.

Die Tatsache, dass der Apple I nur in sehr begrenzter Stückzahl produziert wurde (schätzungsweise 200 Einheiten insgesamt, von denen heute nur noch wenige erhalten sind), trug ebenfalls zur Legendenbildung bei. Jedes erhaltene Exemplar erzielt bei Auktionen astronomische Preise, oft im Bereich von mehreren Hunderttausend Dollar. Die Geschichte des 666,66-Dollar-Preises ist dabei stets ein integraler Bestandteil der Faszination für diese historischen Artefakte.

### Fazit: Eine Zahl, viele Geschichten

Die „teuflische Wahrheit” hinter dem Preis des ersten Apple-Computers ist also weit weniger dramatisch als oft angenommen. Sie ist ein Zeugnis von Steve Wozniaks pragmatischer Herangehensweise und seiner Vorliebe für bestimmte Zahlenmuster. Es war keine bewusste Anspielung auf biblische Mythen oder ein ausgeklügelter Marketing-Trick, sondern das Ergebnis einer einfachen mathematischen Kalkulation für eine gewünschte Gewinnmarge.

Doch die Geschichte lehrt uns auch, wie leicht Fakten durch populäre Assoziationen überlagert werden können. Die Zahl 666, mit ihrer tief verwurzelten kulturellen Bedeutung, verlieh einem nüchternen Geschäftsentschluss eine mystische Aura, die bis heute nachhallt. Sie ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Geschichten entstehen und sich verselbstständigen, besonders wenn sie mit einer Prise Kontroverse und Geheimnis gewürzt sind.

Der Apple I und sein ungewöhnlicher Preis bleiben ein faszinierender Startpunkt in der Geschichte eines Unternehmens, das die Welt der Technologie revolutionieren sollte. Es ist eine Erinnerung an die bescheidenen Anfänge, die Genialität und den Geschäftssinn zweier Freunde, die aus einer Garage heraus die Welt veränderten. Und es zeigt, dass manchmal die einfachste Erklärung die spannendste ist, wenn man bereit ist, hinter den Mythos zu blicken.