Windows 11 startet nicht und kein Wiederherstellungspunkt wird gefunden? Ihre Rettungsoptionen!

Es ist ein Albtraum-Szenario für jeden PC-Nutzer: Sie drücken den Einschaltknopf, Ihr Rechner murmelt kurz, aber anstatt des bekannten Windows 11-Startbildschirms bleibt der Bildschirm schwarz, zeigt eine Fehlermeldung oder landet in einer ewigen Boot-Schleife. Und als wäre das nicht schon frustrierend genug, stellen Sie fest, dass keine Wiederherstellungspunkte verfügbar sind, die Sie einfach zurücksetzen könnten. Keine Panik! Auch wenn diese Situation beängstigend wirkt, gibt es eine Reihe von effektiven Rettungsoptionen, um Ihr System wieder zum Laufen zu bringen und – was noch wichtiger ist – Ihre wertvollen Daten zu schützen. Dieser umfassende Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch die möglichen Lösungen.

Wenn der Bildschirm dunkel bleibt: Erste Hilfe und grundlegende Checks

Bevor wir uns in komplexe Reparaturstrategien stürzen, lohnt sich immer ein Blick auf die Basics. Oft sind es Kleinigkeiten, die große Probleme verursachen:

1. Externe Geräte und Kabel prüfen

• Peripheriegeräte abziehen: Trennen Sie alle nicht essentiellen externen Geräte (USB-Sticks, externe Festplatten, Drucker, Webcams etc.) von Ihrem PC. Manchmal kann ein defektes oder inkompatibles Gerät den Bootvorgang blockieren.
• Kabelverbindungen überprüfen: Stellen Sie sicher, dass alle internen und externen Kabel fest sitzen – insbesondere Stromkabel, Monitorkabel (HDMI, DisplayPort) und gegebenenfalls SATA-Kabel für Festplatten.
• Monitor testen: Ist der Monitor eingeschaltet und auf den richtigen Eingang eingestellt? Testen Sie ihn gegebenenfalls an einem anderen Gerät oder mit einem anderen Kabel.

2. BIOS/UEFI-Einstellungen kontrollieren

Ein falsch eingestellter Boot-Reihenfolge oder eine fehlerhafte BIOS/UEFI-Konfiguration kann den Start verhindern.
Um ins BIOS/UEFI zu gelangen, drücken Sie unmittelbar nach dem Einschalten des Computers wiederholt eine bestimmte Taste (oft Entf, F2, F10 oder F12). Schauen Sie im Handbuch Ihres Motherboards nach, falls Sie unsicher sind.

• Boot-Reihenfolge: Stellen Sie sicher, dass Ihre Systemfestplatte (SSD/HDD mit Windows) an erster Stelle in der Boot-Reihenfolge steht.
• Standardeinstellungen laden: Wenn Sie keine kürzlichen Änderungen vorgenommen haben oder sich unsicher sind, versuchen Sie, die „Standardeinstellungen laden” (Load Default Settings) oder „Optimized Defaults” zu wählen. Speichern und beenden Sie dann.

Der Weg in die Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE)

Wenn Ihr Windows 11 nicht mehr startet, ist die Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE) Ihr wichtigster Verbündeter. Sie bietet Zugang zu verschiedenen Reparaturtools, auch wenn Ihr System nicht mehr bootfähig ist.

Wie Sie WinRE erreichen, wenn Windows nicht startet:

Die gängigste Methode ist das erzwungene Starten. Schalten Sie Ihren PC ein. Sobald Sie das Windows-Logo sehen (oder sogar schon vorher, wenn der Bildschirm kurz aufleuchtet), halten Sie den Netzschalter gedrückt, bis der PC wieder ausschaltet. Wiederholen Sie diesen Vorgang zwei- bis dreimal. Windows erkennt dann, dass es Probleme beim Start gibt, und sollte automatisch in die WinRE booten. Sie sehen dann Optionen wie „Problembehandlung” oder „Erweiterte Optionen”.

WinRE ist nicht erreichbar?

Sollte der Trick mit dem erzwungenen Start nicht funktionieren oder WinRE selbst beschädigt sein, benötigen Sie ein Windows 11 Installationsmedium (USB-Stick oder DVD). Wie Sie dieses erstellen und nutzen, erklären wir später.

Rettungsoptionen innerhalb der WinRE (ohne Wiederherstellungspunkte)

Sobald Sie in der WinRE sind, navigieren Sie zu „Problembehandlung” und dann zu „Erweiterte Optionen”. Hier finden Sie die Tools, die Sie benötigen:

1. Startreparatur

Dies ist immer der erste Schritt. Wählen Sie „Startreparatur”. Windows versucht dann, automatisch Probleme zu finden und zu beheben, die den Startvorgang behindern. Dies kann eine Weile dauern und erfordert manchmal mehrere Neustarts.

2. Updates deinstallieren

Oft sind problematische Windows Updates die Ursache für Startprobleme. In WinRE können Sie diese rückgängig machen:

• Wählen Sie „Updates deinstallieren”.
• Sie haben die Wahl zwischen „Neuestes Qualitätsupdate deinstallieren” und „Neuestes Featureupdate deinstallieren”. Beginnen Sie mit dem Qualitätsupdate, da dies häufiger Probleme verursacht.
• Versuchen Sie nach der Deinstallation, Windows normal zu starten.

3. Eingabeaufforderung für erweiterte Reparaturen

Die Eingabeaufforderung ist ein mächtiges Werkzeug für fortgeschrittene Reparaturen. Wählen Sie „Eingabeaufforderung” und geben Sie die folgenden Befehle nacheinander ein:

a) Festplattenfehler prüfen (chkdsk)

Beschädigte Sektoren auf Ihrer Festplatte können den Start verhindern. Führen Sie eine Prüfung durch:

chkdsk C: /f /r

Bestätigen Sie mit J, wenn Sie gefragt werden, ob die Prüfung beim nächsten Neustart durchgeführt werden soll. Starten Sie dann neu.

b) Systemdateien prüfen (sfc /scannow)

Beschädigte oder fehlende Systemdateien können ebenfalls für Startprobleme verantwortlich sein. Der System File Checker (SFC) kann diese reparieren. Beachten Sie, dass Sie hier möglicherweise den Laufwerksbuchstaben Ihrer Windows-Installation anpassen müssen, da dieser in der WinRE manchmal nicht C: ist. Um den korrekten Laufwerksbuchstaben herauszufinden, können Sie

dir C:

,

dir D:

usw. eingeben und nach Ordnern wie „Windows” und „Users” suchen.

sfc /scannow /offbootdir=C: /offwindir=C:Windows

(Ersetzen Sie C: durch den korrekten Laufwerksbuchstaben, falls dieser nicht C: ist.)

c) Bootsektor- und BCD-Reparatur (bootrec)

Probleme mit dem Bootloader oder den Bootkonfigurationsdaten (BCD) sind eine häufige Ursache für Startfehler. Diese Befehle können helfen:

bootrec /fixmbr
bootrec /fixboot
bootrec /rebuildbcd

Nach jedem Befehl sollte eine Erfolgsmeldung erscheinen. Versuchen Sie anschließend, den PC neu zu starten.

d) DISM-Befehle (Deployment Image Servicing and Management)

DISM ist ein weiteres leistungsstarkes Tool, um das Windows-Image zu reparieren. Wenn SFC Probleme nicht beheben konnte, könnte DISM helfen. Auch hier müssen Sie den korrekten Laufwerksbuchstaben Ihrer Windows-Installation kennen.

DISM /Image:C: /Cleanup-Image /RestoreHealth

(Ersetzen Sie C: durch den korrekten Laufwerksbuchstaben.)

4. System zurücksetzen

Dies ist eine drastischere Maßnahme, aber oft die letzte Rettung vor einer Neuinstallation. In der WinRE wählen Sie „Diesen PC zurücksetzen”. Sie haben zwei Optionen:

• Eigene Dateien beibehalten: Windows wird neu installiert, aber Ihre persönlichen Dateien (Dokumente, Bilder etc.) bleiben erhalten. Installierte Programme und Treibersoftware müssen Sie jedoch neu installieren.
• Alles entfernen: Dies ist quasi eine saubere Neuinstallation und löscht alle Ihre Dateien, Programme und Einstellungen. Nur wählen, wenn Sie keine wichtigen Daten auf dem System haben oder diese bereits gesichert wurden.

In den meisten Fällen sollten Sie zuerst die Option „Eigene Dateien beibehalten” wählen.

Wenn WinRE selbst nicht funktioniert: Das Windows 11 Installationsmedium

Sollte die WinRE überhaupt nicht zugänglich sein oder Ihre Reparaturversuche dort scheitern, benötigen Sie ein bootfähiges Windows 11 Installationsmedium. Dies ist ein USB-Stick oder eine DVD mit den Windows 11 Installationsdateien.

1. Windows 11 Installationsmedium erstellen

Sie benötigen einen funktionierenden PC und einen USB-Stick (mindestens 8 GB). Laden Sie das Media Creation Tool von der offiziellen Microsoft-Website herunter. Folgen Sie den Anweisungen, um den USB-Stick zu erstellen. Achten Sie darauf, die richtige Edition (Home, Pro) und Architektur (64-Bit) zu wählen.

2. Vom Installationsmedium booten

Stecken Sie den erstellten USB-Stick in Ihren Problem-PC. Schalten Sie den PC ein und drücken Sie sofort die Taste für das Boot-Menü (F12, F10, Esc oder eine andere Taste, je nach Hersteller) oder gehen Sie ins BIOS/UEFI und ändern Sie die Boot-Reihenfolge, sodass der USB-Stick an erster Stelle steht.

3. Reparaturmöglichkeiten über das Installationsmedium

Wenn der PC vom USB-Stick startet, sehen Sie den Windows-Installationsbildschirm. Klicken Sie hier nicht auf „Jetzt installieren”, sondern wählen Sie unten links „Computer reparieren”. Dies führt Sie direkt in die bekannten WinRE-Optionen, wo Sie alle oben genannten Schritte (Startreparatur, Updates deinstallieren, Eingabeaufforderung, System zurücksetzen) wiederholen können.

Der letzte Ausweg: Neuinstallation von Windows 11 (und Datenrettung)

Wenn alle Reparaturversuche fehlschlagen, bleibt oft nur die Neuinstallation von Windows 11. Dies löscht in der Regel alles auf der Systemfestplatte. Bevor Sie diesen Schritt wagen, ist die Datenrettung von entscheidender Bedeutung.

Datenrettung vor der Neuinstallation

Ihre persönlichen Dateien sind oft wichtiger als das Betriebssystem selbst. Hier sind Möglichkeiten, sie zu retten:

• Live-Linux-USB-Stick: Erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit einer Linux-Distribution (z.B. Ubuntu). Sie können von diesem Stick booten, ohne Linux zu installieren. Dann können Sie auf Ihre Windows-Partition zugreifen (sofern nicht verschlüsselt) und wichtige Dateien auf eine externe Festplatte oder einen anderen USB-Stick kopieren.
• Festplatte ausbauen: Wenn Sie sich trauen und das nötige Werkzeug haben, können Sie die Systemfestplatte ausbauen und in ein externes USB-Gehäuse stecken oder an einen anderen PC anschließen, um Ihre Daten zu kopieren.
• Professionelle Datenrettung: Wenn die Festplatte physisch beschädigt ist oder Sie sich unsicher sind, wenden Sie sich an einen spezialisierten Datenrettungsdienst.

Neuinstallation von Windows 11

Wenn Ihre Daten gesichert sind oder keine kritischen Daten vorhanden waren, können Sie mit der Neuinstallation fortfahren:

1. Booten Sie wieder vom Windows 11 Installationsmedium.
2. Wählen Sie „Jetzt installieren”.
3. Folgen Sie den Anweisungen. Wenn Sie zur Auswahl des Installationsorts kommen, löschen Sie alle Partitionen der Systemfestplatte und erstellen Sie eine neue. Dadurch wird eine saubere Installation gewährleistet.
4. Nach der Installation müssen Sie alle Ihre Programme neu installieren und Ihre gesicherten Daten zurückkopieren.

Vorbeugen ist besser als heilen: Wichtige Präventionsmaßnahmen

Damit Sie dieses Drama in Zukunft nicht wieder erleben, sind präventive Maßnahmen unerlässlich:

• Regelmäßige Backups: Erstellen Sie regelmäßig Systemabbilder oder nutzen Sie Cloud-Speicher für Ihre wichtigsten Dateien. Programme wie Veeam Agent Free oder Acronis True Image können ganze System-Backups erstellen.
• Wiederherstellungspunkte aktivieren: Stellen Sie sicher, dass die Systemwiederherstellung für Ihr Systemlaufwerk aktiviert ist. Dies finden Sie unter „System” > „Info” > „Erweiterte Systemeinstellungen” > „Systemschutz”.
• Wiederherstellungslaufwerk erstellen: Erstellen Sie ein Windows 11 Wiederherstellungslaufwerk auf einem USB-Stick. Dies ist ein bootfähiges Medium, das WinRE enthält und Ihnen im Notfall den Zugriff auf Reparaturtools ermöglicht.
• Installationsmedium griffbereit: Halten Sie immer einen aktuellen Windows 11 Installations-USB-Stick bereit.
• Vorsicht bei Updates und Treibern: Installieren Sie nicht blind alle Updates sofort. Manchmal ist es ratsam, ein paar Tage abzuwarten, um zu sehen, ob andere Nutzer Probleme melden.

Fazit

Ein Windows 11, das nicht mehr startet und ohne verfügbaren Wiederherstellungspunkt, ist zweifellos eine stressige Situation. Doch wie dieser Leitfaden zeigt, gibt es viele Wege, Ihr System wiederzubeleben – von einfachen Überprüfungen über die Nutzung der WinRE und der Eingabeaufforderung bis hin zur Neuinstallation. Das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben und systematisch vorzugehen. Und denken Sie daran: Die beste Reparatur ist die, die Sie nie brauchen, weil Sie vorausschauend gehandelt und regelmäßige Backups erstellt haben. Ihre Daten sind unbezahlbar, Ihr System kann immer neu aufgesetzt werden!