Der Markt für PCs ist riesig und unübersichtlich. Täglich werden neue Angebote angepriesen, die vermeintliche Top-Leistung zu einem unschlagbaren Preis versprechen. Besonders verlockend sind Angebote im Bereich um die 700€, da sie eine Art Sweetspot zwischen Einsteiger- und Mittelklasse-PCs darstellen. Doch ist ein PC für 700€ wirklich ein Schnäppchen oder entpuppt er sich am Ende als teure Geldverschwendung? Wir haben uns die Sache genauer angesehen und analysieren, worauf es bei einem solchen Angebot ankommt und ob sich die Investition lohnt.
Die Komponenten im Fokus: Was steckt drin?
Das A und O bei der Beurteilung eines PCs ist ein Blick auf die verbauten Komponenten. Hier gibt es erhebliche Unterschiede, die den Preis und die Leistung maßgeblich beeinflussen. Wir gehen die wichtigsten Bauteile im Detail durch:
Prozessor (CPU): Das Herz des Systems
Die CPU ist das Gehirn des Computers. Sie verarbeitet alle Befehle und ist maßgeblich für die Geschwindigkeit verantwortlich. Im 700€-Bereich sollte man mindestens einen Intel Core i5 der 10. Generation (oder neuer) oder einen AMD Ryzen 5 der 3000er Serie (oder neuer) erwarten können. Diese Prozessoren bieten genügend Leistung für alltägliche Aufgaben, Office-Anwendungen, Multimedia-Anwendungen und sogar für das Spielen einiger aktueller Spiele bei reduzierten Einstellungen. Findet man hier ältere oder schwächere Modelle wie einen Intel Core i3 oder AMD Ryzen 3, sollte man vorsichtig sein, da die Leistung schnell an ihre Grenzen stößt.
Grafikkarte (GPU): Für Gaming und anspruchsvolle Anwendungen
Die Grafikkarte ist essentiell für die Darstellung von Bildern, Videos und Spielen. Für 700€ kann man in der Regel keine High-End-Grafikkarte erwarten, aber eine solide Mittelklasse-Karte sollte drin sein. Eine Nvidia GeForce GTX 1650 oder eine AMD Radeon RX 6500 XT sind gute Optionen, die ein flüssiges Spielen in 1080p-Auflösung bei mittleren bis hohen Einstellungen ermöglichen. Achtung: Grafikkarten sind derzeit noch immer relativ teuer. Wenn der PC keine dedizierte Grafikkarte hat, sondern nur auf die integrierte Grafikeinheit der CPU setzt (z.B. Intel UHD Graphics oder AMD Radeon Graphics), ist er für anspruchsvolle Spiele ungeeignet.
Arbeitsspeicher (RAM): Je mehr, desto besser
Der Arbeitsspeicher (RAM) ist der kurzfristige Datenspeicher des Computers. Je mehr RAM vorhanden ist, desto mehr Programme und Daten können gleichzeitig im Speicher gehalten werden, was die Geschwindigkeit und Reaktionsfähigkeit des Systems verbessert. 8 GB RAM sind heutzutage das absolute Minimum, besser sind 16 GB RAM. Achten Sie auch auf die Taktfrequenz des RAMs. Höhere Taktfrequenzen bedeuten schnellere Datenübertragung. DDR4-3200 oder DDR4-3600 sind gute Werte für einen 700€-PC.
Festplatte (HDD/SSD): Geschwindigkeit ist Trumpf
Die Festplatte dient zur dauerhaften Speicherung von Daten, Programmen und Betriebssystem. Hier gibt es zwei Haupttypen: HDD (Hard Disk Drive) und SSD (Solid State Drive). HDDs sind günstiger, aber deutlich langsamer als SSDs. SSDs bieten eine deutlich schnellere Ladezeit für Programme und das Betriebssystem. Ein PC für 700€ sollte unbedingt eine SSD haben, idealerweise mit einer Kapazität von mindestens 256 GB oder besser 512 GB. Eine zusätzliche HDD für die Speicherung großer Datenmengen (z.B. Fotos, Videos) kann sinnvoll sein, ist aber nicht zwingend erforderlich. Das Betriebssystem sollte jedoch UNBEDINGT auf der SSD installiert sein.
Netzteil: Genug Power?
Das Netzteil versorgt alle Komponenten mit Strom. Es sollte genügend Leistung haben, um alle Komponenten zuverlässig mit Strom zu versorgen und noch etwas Spielraum für zukünftige Upgrades bieten. Ein Netzteil mit 450 Watt oder mehr sollte ausreichend sein. Achten Sie auch auf die Effizienz des Netzteils (z.B. 80+ Bronze, 80+ Silver, 80+ Gold). Je höher die Effizienz, desto weniger Strom wird verschwendet.
Mainboard: Die Basis des Systems
Das Mainboard verbindet alle Komponenten miteinander. Es ist wichtig, dass das Mainboard den verwendeten Prozessor und den RAM unterstützt. Achten Sie auch auf die Anzahl der Anschlüsse (USB, SATA, PCIe etc.), um sicherzustellen, dass Sie genügend Möglichkeiten haben, Peripheriegeräte und Erweiterungskarten anzuschließen.
Gehäuse: Ästhetik und Kühlung
Das Gehäuse schützt die Komponenten und sorgt für eine gute Kühlung. Achten Sie auf eine ausreichende Belüftung, um die Temperatur der Komponenten niedrig zu halten. Das Gehäuse sollte außerdem genügend Platz für zukünftige Upgrades bieten. Die Ästhetik ist natürlich Geschmackssache, aber ein gut durchdachtes Gehäuse mit Kabelmanagement kann die Optik des Systems deutlich aufwerten.
Der Teufel steckt im Detail: Worauf man noch achten sollte
Neben den Hauptkomponenten gibt es noch weitere Aspekte, die bei der Beurteilung eines PCs für 700€ eine Rolle spielen:
* Betriebssystem: Ist ein Betriebssystem (z.B. Windows 10/11) im Preis enthalten? Wenn nicht, müssen Sie es separat erwerben, was die Kosten erhöht.
* Garantie: Wie lange ist die Garantiezeit? Eine längere Garantiezeit bietet mehr Sicherheit.
* Service: Bietet der Händler einen guten Kundenservice? Im Falle von Problemen ist ein kompetenter Ansprechpartner Gold wert.
* Zustand: Handelt es sich um einen neuen PC oder einen gebrauchten/refurbished PC? Gebrauchte PCs können günstiger sein, bergen aber auch ein höheres Risiko.
* Marke: Bekannte Marken (z.B. HP, Dell, Lenovo, ASUS) bieten oft eine bessere Qualität und einen besseren Service als No-Name-Produkte.
* Lautstärke: Einige PCs sind sehr laut, was auf Dauer störend sein kann. Achten Sie auf Tests und Bewertungen, die die Lautstärke des PCs beurteilen.
Fallstricke vermeiden: Worauf man verzichten kann
Um das Budget von 700€ optimal auszunutzen, muss man eventuell Kompromisse eingehen. Hier sind einige Bereiche, in denen man sparen kann, ohne die Leistung des PCs zu stark zu beeinträchtigen:
* Optisches Laufwerk: CD/DVD-Laufwerke sind heutzutage kaum noch notwendig. Man kann sie weglassen und bei Bedarf ein externes Laufwerk kaufen.
* Hochwertiges Gehäuse: Ein schlichtes Gehäuse tut es auch. Man muss nicht unbedingt ein teures Gehäuse mit RGB-Beleuchtung haben.
* Vorinstallierte Software: Viele PCs werden mit unnötiger Software (Bloatware) ausgeliefert, die das System verlangsamt. Am besten ist es, das Betriebssystem neu zu installieren und nur die Programme zu installieren, die man wirklich benötigt.
Fazit: Schnäppchen oder Geldverschwendung?
Ob ein PC für 700€ ein Schnäppchen oder eine Geldverschwendung ist, hängt stark von den verbauten Komponenten und den oben genannten Faktoren ab. Ein PC mit einem Intel Core i5 oder AMD Ryzen 5 Prozessor, einer dedizierten Grafikkarte (Nvidia GeForce GTX 1650 oder AMD Radeon RX 6500 XT), 16 GB RAM und einer 512 GB SSD ist für diesen Preis ein gutes Angebot. Wenn jedoch an wichtigen Komponenten gespart wurde oder das System veraltet ist, sollte man lieber die Finger davon lassen. Es lohnt sich, die Angebote genau zu vergleichen und sich vor dem Kauf gründlich zu informieren. Online-Tests und Bewertungen können dabei helfen, das beste Angebot zu finden. Ein PC-Konfigurator kann auch nützlich sein, um einen individuellen PC zusammenzustellen und die Kosten zu kalkulieren. Letztendlich gilt: Wer sich die Zeit nimmt, die Komponenten genau zu prüfen, kann für 700€ einen soliden Gaming PC oder einen leistungsstarken Allrounder finden.
Letztendlich sollte man sich fragen, wofür man den PC hauptsächlich nutzen möchte. Für einfache Office-Anwendungen und das Surfen im Internet reicht oft ein günstigerer PC aus. Wer jedoch anspruchsvolle Spiele spielen oder Videos bearbeiten möchte, sollte etwas mehr investieren oder auf ein gutes Angebot achten. Die 700€ sind ein guter Ausgangspunkt, aber es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu kennen und die Komponenten entsprechend auszuwählen.