Die Welt der Gaming-Hardware und professionellen Workstations ist ständig im Wandel, getrieben von einem unerbittlichen Streben nach mehr Leistung, Effizienz und Innovation. Keine Komponente verkörpert diesen Fortschritt so sehr wie die Grafikkarte. Nach der beeindruckenden Veröffentlichung der RTX 4090, die die Messlatte für Performance in ungeahnte Höhen legte, richten sich die Augen der Tech-Community nun auf ihren potenziellen Nachfolger: die NVIDIA GeForce RTX 5090. Doch was wissen wir wirklich über dieses mysteriöse Kraftpaket, das die Gerüchteküche zum Brodeln bringt? Tauchen wir ein in die Welt der Spekulationen, Leaks und fundierten Vermutungen.
Der Mythos der „5090”: Eine Nomenklatur der Erwartungen
Bevor wir uns den technischen Details widmen, ist es wichtig zu verstehen, warum wir überhaupt von einer „5090” sprechen. NVIDIA folgt einem klaren Schema: Jede neue Generation von Consumer-GPUs erhält eine aufsteigende Zahl. Die RTX 30-Serie (Ampere) wurde von der RTX 40-Serie (Ada Lovelace) abgelöst. Es ist daher nur logisch, dass die nächste Serie die „50-Serie” sein wird. Die Endung „90” steht traditionell für das absolute Spitzenmodell – die kompromissloseste und leistungsstärkste Karte, die eine Generation zu bieten hat. Der Name RTX 5090 ist also mehr als nur eine Zahl; er ist ein Versprechen, eine Erwartung an die Spitze der technischen Machbarkeit.
Es muss jedoch betont werden, dass NVIDIA selbst bisher keine offizielle Bestätigung für eine „50-Serie” oder gar spezifische Modelle gegeben hat. Alle Informationen, die wir derzeit haben, stammen aus der Gerüchteküche, von Industrieinsidern und Analystenberichten, die oft auf durchgesickerten Roadmap-Informationen oder Lieferketten-Details basieren. Man sollte diese mit einer gesunden Portion Skepsis betrachten, auch wenn sich in der Vergangenheit viele dieser Vorhersagen als erstaunlich präzise erwiesen haben.
Architektur: Blackwell – Das Herzstück der nächsten Generation
Jede NVIDIA-Grafikkartengeneration wird durch eine neue Architektur definiert, die als Grundlage für alle Modelle dient. Die 40-Serie basiert auf Ada Lovelace, benannt nach der berühmten Mathematikerin. Für die nächste Generation wird allgemein die Architektur mit dem Codenamen Blackwell erwartet, benannt nach dem amerikanischen Mathematiker David Blackwell. Blackwell ist bereits für Rechenzentren und KI-Anwendungen in Form des gigantischen GB200-Chips angekündigt und wird voraussichtlich auch die Basis für die Consumer-GPUs bilden, in einer angepassten Variante, die als GB202-Die bekannt ist.
Ein zentrales Merkmal von Blackwell wird voraussichtlich die Fertigung im fortschrittlichsten Prozessknoten sein. Während Ada Lovelace auf TSMCs optimiertem 4N-Prozess (eigentlich 5nm-Derivat) basierte, wird für Blackwell ein Sprung zu TSMC 3nm (N3E oder N3P) oder einem nochmals verfeinerten 4N-Prozess (4NP) erwartet. Ein kleinerer Prozessknoten bedeutet in der Regel eine höhere Transistordichte, was entweder zu mehr Recheneinheiten auf gleicher Fläche oder zu einer besseren Energieeffizienz führt. Oder, im Falle der 5090, zu beidem.
Es gibt auch hartnäckige Gerüchte über eine mögliche Chiplet-Design-Strategie für Blackwell, ähnlich dem Ansatz, den AMD mit seinen neuesten GPUs verfolgt. Ein Chiplet-Design würde es NVIDIA ermöglichen, die Komplexität und Größe einzelner Dies zu reduzieren, während die Gesamtzahl der Recheneinheiten durch die Kombination mehrerer kleinerer Chips auf einem Interposer drastisch erhöht werden könnte. Dies würde Herausforderungen in der Kommunikation zwischen den Chiplets mit sich bringen, aber auch Vorteile in der Fertigungsausbeute und Skalierbarkeit. Ob dies jedoch bereits bei der ersten Welle der Consumer-Blackwell-Karten zum Einsatz kommt, bleibt abzuwarten.
Leistungssprung: Was dürfen wir erwarten?
Die NVIDIA RTX 4090 setzte neue Maßstäbe und bot einen deutlichen Leistungssprung gegenüber der vorherigen Generation. Für die RTX 5090 erwarten Analysten und Enthusiasten nichts weniger als eine weitere, signifikante Steigerung. Schätzungen reichen von einer 1,7-fachen bis hin zu einer verdoppelten Performance in bestimmten Workloads im Vergleich zur 4090.
Dieser Sprung wird voraussichtlich auf mehreren Säulen fußen:
- Mehr Recheneinheiten: Eine höhere Anzahl an CUDA Cores, RT Cores und Tensor Cores.
- Verbesserte Architektureffizienz: Jede neue Architektur bringt Optimierungen mit sich, die die Leistung pro Takt und pro Watt verbessern.
- Schnellerer Speicher: Der Umstieg auf GDDR7-Speicher mit höherer Bandbreite wird Engpässe beseitigen.
- Fortschritte im Ray Tracing: Die RT Cores der nächsten Generation werden voraussichtlich noch effizienter und leistungsfähiger sein, was komplexere Ray Tracing-Szenarien und höhere Frameraten in RT-intensiven Spielen ermöglicht.
- KI-Beschleunigung: Die Tensor Cores sind entscheidend für NVIDIAs DLSS-Technologie. Mit Blackwell ist eine weitere Evolution von DLSS (potenziell DLSS 4) und Frame Generation zu erwarten, die nicht nur die Bildqualität weiter verbessert, sondern auch die KI-Fähigkeiten der Karte für andere Anwendungen stärkt.
Besonders in den Bereichen Ray Tracing und KI-Workloads, wo NVIDIA traditionell eine Führungsposition einnimmt, könnte die 5090 ihre Muskeln spielen lassen und einen noch größeren Vorsprung vor der Konkurrenz herausarbeiten.
Spezifikationen im Detail – Ein Blick auf die Gerüchteküche
Die genauen Spezifikationen der RTX 5090 sind noch reine Spekulation, aber basierend auf Leaks und NVIDIAs üblichem Vorgehen lassen sich einige plausible Annahmen treffen:
- CUDA Cores: Die RTX 4090 verfügt über 16.384 CUDA Cores auf dem AD102-Chip. Für den Blackwell GB202-Chip wird eine signifikante Steigerung erwartet, möglicherweise im Bereich von 18.000 bis 24.576 CUDA Cores. Selbst wenn NVIDIA nicht den vollen Chip für das Consumer-Topmodell nutzt, wäre ein Sprung auf über 20.000 Cores denkbar, um den gewünschten Leistungssprung zu erzielen.
- Speicher (GDDR7): Dies ist einer der am heißesten diskutierten Punkte. Der Umstieg von GDDR6X auf GDDR7 ist nahezu sicher. GDDR7 bietet deutlich höhere Geschwindigkeiten (bis zu 32 Gbps oder mehr pro Pin) und eine höhere Effizienz. In Kombination mit einem potenziell erweiterten Speicherbus (von 384-bit auf 512-bit) könnte die Speicherbandbreite der 5090 die 1,5 TB/s-Marke deutlich überschreiten. Die Speicherkapazität wird wahrscheinlich bei 24 GB oder 32 GB liegen, um den Anforderungen von immer größeren Texturen und KI-Modellen gerecht zu werden. Einige extreme Gerüchte sprechen sogar von 48 GB, was aber eher für eine „Titan”-ähnliche Karte oder eine professionelle Variante zutreffen könnte.
- Taktraten: Während die Anzahl der Cores und der Speichertyp die größten Einflussfaktoren sind, werden auch die Taktraten optimiert. Durch den fortschrittlicheren Fertigungsprozess könnten leicht höhere Basistakt- und Boost-Frequenzen erreicht werden, ohne die Effizienz zu stark zu beeinträchtigen.
- TDP (Thermal Design Power): Die RTX 4090 liegt bei einer TDP von 450W. Angesichts der erwarteten Leistungssteigerung könnte die RTX 5090 eine ähnliche oder sogar leicht höhere Leistungsaufnahme aufweisen, möglicherweise bis zu 600W, um das volle Potenzial auszuschöpfen. Der 12VHPWR-Anschluss (oder eine verbesserte Version davon) wird sicherlich wieder zum Einsatz kommen. Ein Fokus auf Effizienz könnte jedoch auch bedeuten, dass der Leistungssprung mit einer vergleichbaren TDP erreicht wird, was für Konsumenten von Vorteil wäre.
Neue Technologien und Features
Neben den reinen Leistungswerten wird die RTX 5090 voraussichtlich auch neue oder verbesserte Technologien einführen:
- DLSS 4 & KI-Integration: Die Weiterentwicklung von DLSS mit verbesserten Algorithmen und möglicherweise noch intelligenterer Frame Generation ist eine sichere Wette. NVIDIAs Fokus auf KI ist allgegenwärtig, und die Consumer-Karten werden zunehmend von dieser Expertise profitieren.
- Neue I/O-Standards: Unterstützung für DisplayPort 2.1 und möglicherweise HDMI 2.1a mit verbesserter Bandbreite wird erwartet, um 8K-Gaming mit hohen Bildwiederholraten oder Multi-Monitor-Setups der nächsten Generation zu ermöglichen.
- Verbesserter NVENC/NVDEC: Die Hardware-Encoder und -Decoder von NVIDIA sind branchenführend. Mit Blackwell könnten weitere Optimierungen für Video-Streaming und -Bearbeitung kommen, die neue Codecs oder höhere Auflösungen effizienter verarbeiten.
Positionierung am Markt: Wer braucht die 5090?
Die NVIDIA RTX 5090 wird, wie ihr Vorgänger, zweifellos ein Nischenprodukt für die absolute High-End-Klasse sein. Sie richtet sich an:
- Enthusiasten-Gamer: Diejenigen, die das Maximum an Leistung für 4K-Gaming mit höchsten Einstellungen, Ray Tracing und hohen Bildwiederholraten suchen, ohne Kompromisse einzugehen.
- Professionelle Content Creator: Videobearbeiter, 3D-Künstler, Architekten und andere, die rechenintensive Anwendungen nutzen, werden von der rohen Leistung und den spezialisierten Kernen profitieren.
- KI-Entwickler und Forscher: Mit den verbesserten Tensor Cores und dem großen Speicher könnte die 5090 auch für kleinere KI-Projekte oder als leistungsstarke lokale Entwicklungsplattform attraktiv sein.
Für den durchschnittlichen Gamer wird die 5090 wahrscheinlich unerreichbar sein, sowohl preislich als auch hinsichtlich der Leistungsanforderungen ihrer Monitore und Spiele. Doch wie immer treibt das Spitzenmodell die gesamte Serie an und ebnet den Weg für Technologie, die später in erschwinglicheren Karten ankommt.
Wettbewerb: AMD und Intel im Rückspiegel?
NVIDIA wird bei der Einführung der 50-Serie nicht alleine sein. AMD wird voraussichtlich mit seiner RDNA 4-Architektur kontern, die ebenfalls auf Leistung und Effizienz abzielen wird. Obwohl AMD in den letzten Generationen bei der reinen Rasterisierungsleistung oft nah an NVIDIA herankam, hatte es im Bereich Ray Tracing und Upscaling-Technologien (FSR vs. DLSS) oft das Nachsehen. Es bleibt abzuwarten, ob RDNA 4 diesen Abstand verringern kann.
Auch Intel arbeitet weiter an seinen Arc-Grafikkarten. Die nächste Generation, Codename „Battlemage„, könnte eine deutlich verbesserte Performance bieten. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Intel direkt mit der 5090 konkurrieren wird; ihre Stärke könnte eher im Mittelklasse-Segment liegen.
Release-Datum und Preis: Ein Spiel mit Zahlen
Das Release-Datum der RTX 5090 ist noch völlig unbestätigt. Die 40-Serie wurde Ende 2022 veröffentlicht. Basierend auf früheren Zyklen könnte die Blackwell-Serie Ende 2024 oder Anfang 2025 das Licht der Welt erblicken. Die 5090 als Flaggschiff würde dann entweder als erstes oder kurz nach den High-End-Modellen der Serie erscheinen.
Der Preis ist ein weiterer Punkt, bei dem man nur spekulieren kann. Die RTX 4090 startete bei 1.599 US-Dollar, in Europa oft deutlich höher. Angesichts der Inflation, der gestiegenen Fertigungskosten und des enormen Leistungssprungs, der erwartet wird, ist davon auszugehen, dass die RTX 5090 einen noch höheren Einstiegspreis haben wird. Ein Startpreis von über 2.000 US-Dollar ist durchaus vorstellbar, was sie zu einer Investition macht, die nur wenige tätigen können oder wollen.
Fazit: Zwischen Hype und Realität
Die NVIDIA GeForce RTX 5090 steht symbolisch für den nächsten großen Schritt in der Grafikkartentechnologie. Die Gerüchte und Leaks zeichnen das Bild einer Karte, die die Grenzen des Möglichen noch weiter verschieben könnte – mit einem beispiellosen Leistungssprung, revolutionärem Speicher und einer noch tieferen Integration von KI. Doch wie so oft bei unbestätigten Informationen, ist es entscheidend, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Eines ist sicher: Wenn die 5090 hält, was die Gerüchteküche verspricht, wird sie wieder einmal die Standards für Gaming und kreative Arbeit neu definieren. Bis NVIDIA offizielle Details bekannt gibt, bleibt uns nichts anderes übrig, als gespannt die Entwicklungen zu verfolgen, die Leaks zu analysieren und uns auf die nächste Ära der visuellen Computing-Power vorzubereiten. Die Zukunft der Grafikkarten ist hell – und wahrscheinlich sehr, sehr schnell.