Die Welt der PC-Hardware ist ständig in Bewegung, und kaum ein Produktsegment fasziniert die Enthusiasten so sehr wie die neuesten High-End-Grafikkarten von NVIDIA. Seit der Veröffentlichung der atemberaubenden RTX 4090 blicken Gamer, Content Creator und Hardware-Experten gleichermaßen gespannt auf das, was als NVIDIAs nächste Generation der Leistung gelten wird: die RTX 5090. Doch wann wird diese Königin der Grafikkarten das Licht der Welt erblicken? Welche Gerüchte ranken sich um ihre Spezifikationen und welche realen Fakten gibt es bereits? Tauchen wir ein in die faszinierende Welt der kommenden GPU-Technologie und versuchen, die Nebel der Spekulationen zu lichten.
Die aktuelle Lage: Ein Blick auf die RTX 40-Serie und den Markt
Bevor wir uns in die Zukunft wagen, ist es wichtig, die Gegenwart zu verstehen. Die aktuelle NVIDIA RTX 40-Serie, basierend auf der „Lovelace”-Architektur, hat seit ihrem Start im Oktober 2022 (mit der RTX 4090 als Flaggschiff) beeindruckende Leistung geliefert. Insbesondere die 4090 setzte neue Maßstäbe in Sachen Gaming-Performance, Raytracing und KI-gestütztem Upscaling (DLSS 3 mit Frame Generation). Sie ist unbestreitbar die leistungsstärkste Consumer-Grafikkarte auf dem Markt und hat die Konkurrenz von AMD im absoluten High-End-Segment weit hinter sich gelassen.
Trotz ihrer unbestreitbaren Leistung waren die Grafikkarten der RTX 40-Serie, insbesondere die höherpreisigen Modelle, nicht ohne Kritik. Hohe Preise, teils erhebliche Leistungsunterschiede zwischen den Modellen und ein großer Stromverbrauch waren wiederkehrende Diskussionspunkte. Der kürzliche Release der RTX 40 Super-Serie im Januar 2024 zeigte, dass NVIDIA die Lücke zu AMD im mittleren und oberen Segment schließen und frischen Wind in den Markt bringen wollte, ohne jedoch die Leistungskrone der 4090 anzutasten.
Diese Zwischengeneration-Refreshs sind oft ein Indikator dafür, dass die nächste große Architektur noch etwas auf sich warten lässt. NVIDIA nutzt solche Gelegenheiten, um das aktuelle Portfolio zu optimieren und die Verkaufszahlen stabil zu halten, während im Hintergrund bereits intensiv an der nächsten Generation gearbeitet wird.
NVIDIAs Release-Zyklen: Historische Muster und Ausnahmen
Um die mögliche Verfügbarkeit der RTX 5090 besser einschätzen zu können, lohnt sich ein Blick auf NVIDIAs vergangene Veröffentlichungsstrategien. Traditionell hat NVIDIA in einem Rhythmus von etwa zwei Jahren eine neue Hauptarchitektur für seine Consumer-Grafikkarten vorgestellt:
- Pascal (GTX 10-Serie): Mai 2016 (GTX 1080)
- Turing (RTX 20-Serie): September 2018 (RTX 2080 / 2080 Ti)
- Ampere (RTX 30-Serie): September 2020 (RTX 3080 / 3070)
- Lovelace (RTX 40-Serie): Oktober 2022 (RTX 4090)
Folgt man diesem Muster streng, so würde die nächste Generation, die Blackwell-Architektur (auf die wir gleich noch eingehen werden), im Spätherbst 2024 erwartet werden. Doch die Realität ist komplexer. Faktoren wie globale Lieferkettenprobleme, Chipherstellungskapazitäten, die Marktsituation, die Konkurrenz und nicht zuletzt NVIDIAs eigener Fokus können diesen Zyklus beeinflussen. In den letzten Jahren hat insbesondere die enorme Nachfrage nach NVIDIA-Chips für den KI-Sektor eine entscheidende Rolle gespielt.
Die Blackwell-Architektur: Was uns technisch erwartet
Die RTX 50-Serie wird voraussichtlich auf der neuen Blackwell-Architektur basieren. Gerüchten zufolge wird die High-End-GPU den Codenamen GB202 tragen. Diese Architektur verspricht signifikante Fortschritte in mehreren Schlüsselbereichen:
1. Fertigungsprozess (TSMC 3nm)
Der wohl wichtigste Faktor für Leistungssprünge ist der Fertigungsprozess. Während die Lovelace-Karten auf einer kundenspezifischen TSMC 4N-Technologie (einer verbesserten 5nm-Variante) basieren, wird für Blackwell der Umstieg auf den fortschrittlicheren TSMC N3-Prozess (3nm) erwartet. Dieser Shrink ermöglicht es, deutlich mehr Transistoren auf derselben Fläche unterzubringen und gleichzeitig die Energieeffizienz zu verbessern oder bei gleichem Verbrauch mehr Leistung zu erzielen. Ein solcher Prozesswechsel ist immer komplex und erfordert hohe Stückzahlen und gute Ausbeuten, was die Verfügbarkeit beeinflussen kann.
2. Speichertechnologie (GDDR7)
Ein weiterer großer Sprung wird bei der Speichertechnologie erwartet. Die RTX 50-Serie, insbesondere die RTX 5090, wird voraussichtlich auf GDDR7-Speicher setzen. Sowohl Samsung als auch Micron haben bereits GDDR7-Module vorgestellt, die Geschwindigkeiten von bis zu 32 Gbps pro Pin erreichen können. Im Vergleich zu den 21 Gbps der GDDR6X-Speicher der RTX 4090 bedeutet das einen massiven Anstieg der Bandbreite. Selbst bei gleicher Busbreite würde dies einen signifikanten Leistungszuwachs bedeuten. Gerüchte sprechen auch von einer potenziell erweiterten Speicherbusbreite für die 5090, möglicherweise sogar 512-Bit, was die Speicherdurchsatzrate auf ein bisher unerreichtes Niveau heben würde.
3. Architekturverbesserungen und Leistung
Mit jeder neuen Architektur gibt es optimierte Tensor Cores für KI-Berechnungen (wichtig für DLSS und andere AI-Workloads), verbesserte RT Cores für Raytracing-Leistung und allgemeine IPC-Verbesserungen (Instructions Per Clock). Es wird erwartet, dass die Blackwell-Architektur eine noch effizientere Nutzung der Shader-Einheiten ermöglicht und damit die Rohleistung bei traditioneller Rasterisierung, Raytracing und KI-Anwendungen gleichermaßen steigert. Eine Verdopplung der Leistung im Vergleich zur Vorgängergeneration ist ein unrealistisches, aber oft geäußertes Wunschdenken; ein Leistungsplus von 50-70% wäre jedoch typisch und beeindruckend.
Spezifische Gerüchte zur RTX 5090 sprechen von einer noch höheren Anzahl an CUDA-Kernen (deutlich über den 16.384 der 4090), höheren Taktraten und einer erheblich größeren Bandbreite. Dies würde die 5090 zur unbestreitbaren Leistungskrone machen, mit einem entsprechenden Preisetikett.
4. DLSS 4 und KI-Integration
NVIDIA wird sicherlich eine Weiterentwicklung seiner KI-gestützten Upscaling-Technologie präsentieren. Ob es sich um DLSS 4 oder eine andere Bezeichnung handelt, ist noch ungewiss, aber neue Algorithmen und verbesserte Hardware-Unterstützung werden die Bildqualität und die Performance weiter steigern. Die enge Verzahnung von Hardware und Software ist NVIDIAs Stärke.
Wann wird die RTX 5090 verfügbar sein? Die Gerüchte und die Realität
Kommen wir nun zur entscheidenden Frage: Wann können wir mit der RTX 5090 rechnen? Die Gerüchteküche brodelt, und es gibt verschiedene Theorien, die von verschiedenen Faktoren gestützt werden:
Szenario 1: Spätherbst 2024 (Eher unwahrscheinlich für 5090)
Basierend auf dem traditionellen Zwei-Jahres-Zyklus wäre ein Launch im September/Oktober 2024 denkbar. Allerdings gibt es mehrere Gründe, die dies für die RTX 5090 als unwahrscheinlich erscheinen lassen:
- Der Super-Refresh: Die kürzliche Veröffentlichung der RTX 40 Super-Karten zeigt, dass NVIDIA noch immer das Potenzial der aktuellen Generation ausschöpfen möchte. Ein zu schneller Generationswechsel könnte die Verkäufe der Super-Modelle kannibalisieren.
- KI-Priorität: Der weitaus größte und profitabelste Markt für NVIDIA ist derzeit der KI-Sektor. Die Nachfrage nach High-End-KI-Beschleunigern (wie den H100 und kommenden B100 auf Blackwell-Basis) ist gigantisch. TSMC-Kapazitäten für fortschrittliche Knotenpunkte werden primär für diese extrem lukrativen Produkte reserviert sein. Consumer-GPUs stehen hier an zweiter Stelle.
- Fertigungsreife: Ein Sprung auf 3nm ist anspruchsvoll. Die Massenproduktion und die Erzielung hoher Ausbeuten erfordern Zeit. Ein Launch der 5090 bereits 2024 könnte zu begrenzter Verfügbarkeit und hohen Preisen führen, da die Ausbeuten noch nicht optimal sind.
Sollte 2024 überhaupt eine RTX 50-Serie erscheinen, wären es wahrscheinlich eher Mid-Range-Modelle oder eine sehr limitierte Verfügbarkeit der Top-Modelle gegen Jahresende.
Szenario 2: Frühjahr/Sommer 2025 (Sehr wahrscheinlich für 5090)
Die meisten glaubwürdigen Leaker und Analysten tendieren zu einem Launch der RTX 50-Serie im ersten Halbjahr 2025, mit der RTX 5090 wahrscheinlich gegen März bis Juni 2025. Gründe hierfür sind:
- Optimale TSMC-Kapazitäten: Im Jahr 2025 dürften die 3nm-Kapazitäten von TSMC besser verfügbar sein, und die Ausbeuten haben sich stabilisiert. Das würde eine reibungslosere Produktion und bessere Verfügbarkeit für Consumer-Karten ermöglichen, ohne die KI-Sparte zu stark zu beeinträchtigen.
- Ausreichende Produktzyklen: Ein Launch im Jahr 2025 würde der RTX 40-Serie (inklusive Super-Modellen) einen längeren und vollständigeren Produktzyklus ermöglichen, was für NVIDIA aus geschäftlicher Sicht Sinn ergibt.
- Wettbewerbsdruck: Während AMDs RDNA 4-Generation Ende 2024 erwartet wird, gibt es Gerüchte, dass AMD sich im absoluten High-End-Segment (gegen eine 4090 oder 5090) nicht positionieren wird. Dies nimmt NVIDIA den Druck, zu früh mit einer 5090 auf den Markt zu drängen.
Szenario 3: Spätherbst 2025 (Mittelmäßig wahrscheinlich)
Einige Analysten spekulieren sogar über einen späteren Launch im Herbst 2025. Dies würde NVIDIA noch mehr Zeit geben, die 3nm-Fertigung zu perfektionieren, die Preise zu stabilisieren und eine möglichst große Leistungsdifferenz zur 40-Serie aufzubauen. Allerdings könnte dies auch dazu führen, dass Gamer, die auf die neue Generation warten, ungeduldig werden und möglicherweise zu einer starken AMD-Konkurrenz (RDNA 5) abwandern, falls diese früher und attraktiver auf den Markt kommt.
Was bedeutet das für Konsumenten?
Für all diejenigen, die sehnsüchtig auf die RTX 5090 warten, bedeutet dies, dass Geduld gefragt ist. Ein Release in der ersten Hälfte des Jahres 2025 scheint derzeit das realistischste Szenario für das Flaggschiff zu sein. Bis dahin wird die RTX 4090 die unangefochtene Leistungskrone behalten.
Erwartete Preise: Angesichts der allgemeinen Preisentwicklung in der High-End-Hardware und der Kosten für den fortschrittlichen 3nm-Fertigungsprozess ist davon auszugehen, dass die RTX 5090 nicht günstiger als ihr Vorgänger (aktuell rund 1.600 – 2.000 EUR, UVP der 4090 bei 1.949 EUR) sein wird. Eher ist mit einem noch höheren Startpreis zu rechnen, der die 2.000-Euro-Marke deutlich überschreiten könnte.
Verfügbarkeit: Wie bei jeder neuen Top-GPU von NVIDIA ist auch bei der RTX 5090 zu Beginn mit einer begrenzten Verfügbarkeit und einer hohen Nachfrage zu rechnen, was zu vorübergehend höheren Preisen führen könnte.
Fazit und Ausblick
Die NVIDIA RTX 5090 unter der neuen Blackwell-Architektur verspricht ein wahres Leistungsmonster zu werden. Mit dem Sprung auf den TSMC 3nm-Prozess und der Einführung von GDDR7-Speicher stehen uns enorme Verbesserungen bevor. Die Gerüchte und Fakten deuten darauf hin, dass wir das Flaggschiff der 50-Serie jedoch erst im ersten Halbjahr 2025 erwarten dürfen. NVIDIAs strategische Priorisierung des KI-Marktes und die notwendige Reife des neuen Fertigungsprozesses sind dabei die größten Einflussfaktoren.
Für Enthusiasten, die stets das Beste vom Besten suchen, heißt es also: Abwarten und Tee trinken. Die Wartezeit wird zweifellos mit immer mehr Leaks und Spekulationen gefüllt sein, die die Vorfreude weiter schüren werden. Die RTX 5090 wird nicht nur ein technologisches Highlight, sondern auch ein Indikator dafür sein, wohin sich Gaming, KI und professionelle Anwendungen in den kommenden Jahren entwickeln werden. Bis dahin bleibt die RTX 4090 der unangefochtene Champion – und eine gute Wahl, wenn die Wartezeit zu lang wird.