Microsofts E-Mail-Dienste sind ein fester Bestandteil des digitalen Arbeitsalltags vieler Nutzer weltweit. Mit der Einführung von „Outlook (new)”, oft auch als „New Outlook” oder „Outlook für Windows” bezeichnet, vollzieht Microsoft einen signifikanten Wandel. Diese neue Version, die auf der Web-App basiert, ist als langfristiger Ersatz für die klassische Desktop-Anwendung von Outlook sowie die integrierten Mail- und Kalender-Apps unter Windows konzipiert. Während Microsoft die Vorteile dieser Neuerung, wie eine einheitlichere Benutzeroberfläche und eine verbesserte Integration von Microsoft 365-Diensten, hervorhebt, wünschen sich viele Nutzer und Administratoren die Möglichkeit, die automatische Installation von Outlook (new) zu unterbinden.
Die Gründe dafür sind vielfältig: Sie reichen von der Präferenz für das vertraute Interface des klassischen Outlook über Kompatibilitätsprobleme mit bestimmten Add-Ins bis hin zu unternehmensinternen Richtlinien, die eine kontrollierte Software-Rollout erfordern. Manchmal ist es auch einfach der Wunsch, die eigene Systemkonfiguration selbst in der Hand zu halten und nicht von automatischen Updates überrascht zu werden. Dieser Artikel bietet einen umfassenden und detaillierten Leitfaden, wie Sie die automatische Installation und den erzwungenen Wechsel zu Outlook (new) verhindern können, sowohl für Einzelnutzer als auch für IT-Administratoren in verwalteten Umgebungen.
Was ist „Outlook (new)” und wie wird es verbreitet?
Das neue Outlook ist im Wesentlichen eine Progressive Web App (PWA), die auf der Outlook-Webversion (outlook.com oder Outlook im Web) basiert. Es ist dazu gedacht, die native Mail- und Kalender-App in Windows 10 und 11 zu ersetzen und langfristig auch das klassische Desktop-Outlook zu beerben. Es bietet eine modernisierte Oberfläche, verbesserte Suchfunktionen und eine tiefere Integration in das Microsoft 365-Ökosystem.
Die Verbreitung erfolgt auf mehreren Wegen:
- Automatischer Ersatz der Mail- und Kalender-App: Insbesondere unter Windows 11 wird die alte Mail- und Kalender-App zunehmend durch das neue Outlook ersetzt, oft im Rahmen regulärer Windows Updates.
- „Try the new Outlook”-Umschalter: Im klassischen Desktop-Outlook erscheint ein Umschalter, der Nutzern die Möglichkeit bietet, zum neuen Outlook zu wechseln. Ein Klick darauf führt zur Installation und zum Start der neuen App.
- Manuelle Installation: Nutzer können es auch über den Microsoft Store oder direkt von Microsoft herunterladen.
- Unternehmens-Rollouts: In verwalteten Umgebungen kann es durch Administratoren verteilt werden.
Unser Fokus liegt darauf, die *automatischen* Mechanismen zu blockieren, insbesondere den Ersatz der Mail- und Kalender-App und den ungefragten Wechsel über den Umschalter.
Strategien zur Unterbindung der automatischen Installation
Um die automatische Installation von Outlook (new) erfolgreich zu unterbinden, müssen wir verschiedene Ansatzpunkte berücksichtigen. Die folgenden Methoden decken individuelle Nutzer sowie Unternehmensumgebungen ab.
1. Deinstallation der Mail- und Kalender-App (Windows Communications Apps)
Da das neue Outlook die Mail- und Kalender-App ersetzt, ist eine der direktesten Methoden, diese App zu entfernen, bevor sie aktualisiert oder ersetzt werden kann. Dies ist besonders relevant für Windows 11-Nutzer.
Methode 1.1: Über die Windows-Einstellungen
- Öffnen Sie die Einstellungen (Windows-Taste + I).
- Navigieren Sie zu „Apps” > „Installierte Apps” (Windows 11) oder „Apps & Features” (Windows 10).
- Suchen Sie nach „Mail und Kalender” oder „Mail & Calendar”.
- Klicken Sie auf die drei Punkte (Windows 11) oder wählen Sie die App aus (Windows 10) und klicken Sie auf „Deinstallieren”.
- Bestätigen Sie die Deinstallation.
Methode 1.2: Über PowerShell (empfohlen für gründliche Entfernung)
Diese Methode ist oft effektiver, da sie sicherstellt, dass alle Komponenten entfernt werden. Führen Sie PowerShell als Administrator aus:
- Geben Sie in der Windows-Suche „PowerShell” ein, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf „Windows PowerShell” und wählen Sie „Als Administrator ausführen”.
- Bestätigen Sie die Benutzerkontensteuerung (UAC), falls erforderlich.
- Geben Sie den folgenden Befehl ein und drücken Sie Enter:
Get-AppxPackage *windowscommunicationsapps* | Remove-AppxPackage - Dieser Befehl deinstalliert die Mail- und Kalender-App vollständig. Starten Sie Ihren Computer anschließend neu.
Wichtiger Hinweis: Nach der Deinstallation könnten Sie feststellen, dass der Microsoft Store versucht, die App erneut zu installieren. Stellen Sie sicher, dass automatische App-Updates im Microsoft Store deaktiviert sind oder überwachen Sie dies.
2. Deaktivierung über die Windows-Registrierung (RegEdit)
Die Windows-Registrierung bietet oft die präziseste Kontrolle über Systemverhalten und Software-Installationen. Durch das Hinzufügen oder Ändern bestimmter Schlüssel können Sie den Rollout des neuen Outlook beeinflussen. Seien Sie äußerst vorsichtig bei der Bearbeitung der Registrierung. Ein Fehler kann zu Systeminstabilitäten führen. Erstellen Sie vorab ein Backup Ihrer Registrierung!
Methode 2.1: Deaktivierung des „Try the new Outlook”-Umschalters
Diese Einstellung verhindert, dass der Umschalter zum neuen Outlook in der klassischen Outlook-Anwendung angezeigt wird.
- Drücken Sie die Windows-Taste + R, geben Sie „regedit” ein und drücken Sie Enter, um den Registrierungs-Editor zu öffnen.
- Navigieren Sie zu folgendem Pfad:
HKEY_CURRENT_USERSoftwareMicrosoftOffice16.0OutlookOptionsGeneral(Wenn der Schlüssel „General” nicht existiert, erstellen Sie ihn, indem Sie mit der rechten Maustaste auf „Options” klicken, „Neu” > „Schlüssel” wählen und „General” benennen.)
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste in den rechten Bereich, wählen Sie „Neu” > „DWORD-Wert (32-Bit)” und nennen Sie ihn DisablePreviewNewOutlook.
- Doppelklicken Sie auf den neu erstellten Wert DisablePreviewNewOutlook und setzen Sie seinen „Wert” auf 1.
- Klicken Sie auf „OK” und schließen Sie den Registrierungs-Editor. Starten Sie Outlook neu.
Dieser Schlüssel sollte verhindern, dass der Umschalter im klassischen Outlook erscheint.
Methode 2.2: Verhindern der PWA-Installation (potenziell auch für automatischen Ersatz)
Dieser Schlüssel zielt darauf ab, die Installation der Outlook PWA zu unterbinden oder zumindest die Standard-App-Behandlung zu beeinflussen. Die Effektivität kann je nach Microsofts Rollout-Strategie variieren.
- Öffnen Sie den Registrierungs-Editor (regedit).
- Navigieren Sie zu folgendem Pfad:
HKEY_CURRENT_USERSOFTWAREMicrosoftOffice16.0OutlookOptionsMail(Wenn der Schlüssel „Mail” nicht existiert, erstellen Sie ihn.)
- Klicken Sie mit der rechten Maustaste in den rechten Bereich, wählen Sie „Neu” > „DWORD-Wert (32-Bit)” und nennen Sie ihn PreferNewOutlook.
- Doppelklicken Sie auf den Wert PreferNewOutlook und setzen Sie seinen „Wert” auf 0.
- Klicken Sie auf „OK”.
Für eine systemweite (Administrator-)Steuerung können Sie versuchen, ähnliche Schlüssel unter `HKEY_LOCAL_MACHINESOFTWAREPoliciesMicrosoftOffice16.0OutlookOptionsGeneral` zu erstellen. Richtlinien unter `HKEY_LOCAL_MACHINE` haben Vorrang vor Benutzereinstellungen unter `HKEY_CURRENT_USER`.
3. Verwendung von Gruppenrichtlinien (GPO) für Unternehmenseinsatz
Für IT-Administratoren in Unternehmensnetzwerken bietet die Gruppenrichtlinie (Group Policy) die robusteste Methode zur zentralen Steuerung der Software-Bereitstellung. Dies erfordert in der Regel die Active Directory-Umgebung.
Methode 3.1: Gruppenrichtlinienobjekte (GPOs) im Active Directory
Microsoft stellt oft ADMX-Vorlagen für seine Produkte bereit, die spezifische Richtlinieneinstellungen für Office-Anwendungen enthalten. Sie müssen die neuesten ADMX-Dateien für Microsoft 365/Office herunterladen und in Ihrem Central Store für Gruppenrichtlinien ablegen.
- Laden Sie die aktuellen „Administrative Template files (ADMX/ADML) for Microsoft 365 Apps for enterprise” herunter.
- Kopieren Sie die `.admx`-Dateien in den Central Store (z.B. `\DomainSYSVOLDomainPoliciesPolicyDefinitions`) und die `.adml`-Dateien in den entsprechenden Sprachunterordner (z.B. `de-de`).
- Öffnen Sie die Gruppenrichtlinien-Verwaltungskonsole (`gpmc.msc`).
- Erstellen oder bearbeiten Sie ein GPO, das auf die relevanten Benutzer oder Computer angewendet wird.
- Navigieren Sie zu den folgenden Pfaden (können je nach ADMX-Version leicht variieren):
- Benutzerkonfiguration > Richtlinien > Administrative Vorlagen > Microsoft Office 2016 (oder höher) > Tools | Optionen > Sonstiges
- Suchen Sie nach einer Richtlinie wie „Don’t show the ‘Try the new Outlook’ toggle” oder ähnlich. Aktivieren Sie diese Richtlinie.
- Es kann auch Richtlinien unter Benutzerkonfiguration > Richtlinien > Administrative Vorlagen > Microsoft Outlook 2016 (oder höher) > Outlook-Optionen > Andere geben, die das Verhalten der „Outlook (new)” App steuern.
- Suchen Sie nach spezifischen Richtlinien, die die Installation oder den Start von PWAs steuern könnten, oder solche, die den Ersatz der Mail- und Kalender-App verhindern.
- Für eine umfassendere Kontrolle können Administratoren auch die Installation von Apps aus dem Microsoft Store (oder bestimmte App-IDs) über GPOs oder Intune blockieren.
Hinweis: Die genauen Pfade und Namen der Richtlinien können sich mit Updates von Microsoft ändern. Überprüfen Sie immer die neuesten ADMX-Vorlagen und die offizielle Microsoft-Dokumentation.
Methode 3.2: Lokale Gruppenrichtlinien (gpedit.msc) für Einzelcomputer (Pro/Enterprise Editionen)
Für Einzelcomputer mit Windows Pro, Enterprise oder Education können Sie den lokalen Gruppenrichtlinien-Editor verwenden, um ähnliche Einstellungen vorzunehmen.
- Drücken Sie die Windows-Taste + R, geben Sie „gpedit.msc” ein und drücken Sie Enter.
- Navigieren Sie zu den unter Methode 3.1 genannten Pfaden.
- Nehmen Sie die entsprechenden Änderungen an den Richtlinien vor.
- Starten Sie den Computer neu oder führen Sie `gpupdate /force` in der Eingabeaufforderung aus, um die Änderungen sofort anzuwenden.
4. Umgang mit Windows Updates
Windows Updates können die Installation von Outlook (new) als Teil eines Funktionsupdates oder als Ersatz für die Mail- und Kalender-App mit sich bringen. Während es nicht ratsam ist, Sicherheitsupdates generell zu verzögern, können Sie Strategien anwenden, um die Kontrolle zu behalten:
- Updates pausieren: Unter Windows 10 und 11 können Sie Updates für eine bestimmte Zeit pausieren (Einstellungen > Windows Update). Dies verschafft Ihnen Zeit, andere Methoden anzuwenden oder sich auf den Rollout vorzubereiten.
- Aktive Stunden: Konfigurieren Sie aktive Stunden, um zu verhindern, dass Updates während Ihrer Arbeitszeit angewendet werden.
- Funktionsupdates verzögern: In Pro- und Enterprise-Versionen können Sie Funktionsupdates über Gruppenrichtlinien oder Einstellungen um bis zu 365 Tage verzögern.
Achtung: Das Verzögern von Updates sollte mit Bedacht geschehen, da dies auch Sicherheitsupdates betreffen kann. Es ist eine temporäre Lösung, keine dauerhafte Blockade.
5. Kontrollierte Installation über Microsoft Intune/SCCM
Für große Unternehmen mit modernen Geräteverwaltungsstrategien ist Microsoft Intune (oder Configuration Manager/SCCM) das primäre Werkzeug zur Softwareverteilung und -kontrolle. Administratoren können über Intune:
- Die Installation bestimmter Anwendungen (wie des neuen Outlook) blockieren.
- Benutzer daran hindern, Apps aus dem Microsoft Store zu installieren.
- Spezifische Konfigurationsprofile bereitstellen, die die Registry-Einstellungen wie oben beschrieben anwenden.
- Den „Try the new Outlook”-Umschalter zentral deaktivieren.
Dies erfordert eine detaillierte Kenntnis der Intune-Richtlinien und der Gerätekonfigurationsprofile.
Was tun, wenn Outlook (new) bereits installiert ist?
Falls das neue Outlook bereits auf Ihrem System gelandet ist und Sie es entfernen möchten, gehen Sie wie folgt vor:
- Deinstallation über die Einstellungen:
- Öffnen Sie die Einstellungen (Windows-Taste + I).
- Navigieren Sie zu „Apps” > „Installierte Apps” (Windows 11) oder „Apps & Features” (Windows 10).
- Suchen Sie nach „Microsoft Outlook (new)” oder „Outlook (new)”.
- Klicken Sie auf die drei Punkte und wählen Sie „Deinstallieren”.
- Wechsel zurück im neuen Outlook: Wenn Sie das neue Outlook gestartet haben, gibt es oft einen Umschalter in der oberen rechten Ecke („Klassisches Outlook verwenden” oder ähnlich), mit dem Sie zurück zum alten Outlook wechseln können. Dies deinstalliert die neue Version möglicherweise nicht, wechselt aber die Standardeinstellung.
- Überprüfung der Mail- und Kalender-App: Stellen Sie sicher, dass die Mail- und Kalender-App nicht mehr vorhanden ist und auch nicht automatisch wieder installiert wird. Ggf. müssen Sie die oben genannten Deinstallationsschritte erneut ausführen.
Best Practices und Empfehlungen
- Regelmäßige Backups: Bevor Sie Änderungen an der Registrierung oder Systemdateien vornehmen, erstellen Sie immer ein Systemwiederherstellungspunkt oder ein Backup der Registrierung.
- Bleiben Sie informiert: Microsofts Rollout-Strategien können sich ändern. Überprüfen Sie regelmäßig offizielle Ankündigungen und Tech-Blogs auf neue Informationen oder geänderte Methoden zur Kontrolle des neuen Outlook.
- Testen in Nicht-Produktionsumgebung: Wenn Sie in einer Unternehmensumgebung arbeiten, testen Sie alle Änderungen an Gruppenrichtlinien oder Registrierungseinträgen zuerst in einer kleinen Testgruppe, bevor Sie sie flächendeckend anwenden.
- Langfristige Planung: Das neue Outlook ist die Zukunft. Auch wenn Sie die automatische Installation jetzt unterbinden, sollten Sie eine Strategie für einen späteren, kontrollierten Übergang in Betracht ziehen.
- Kommunikation: Wenn Sie IT-Administrator sind, kommunizieren Sie klar mit Ihren Endbenutzern über die Gründe für die Blockierung und die geplanten Schritte.
Fazit
Die automatische Installation von „Outlook (new)” mag für einige Nutzer überraschend kommen und ist nicht immer erwünscht. Glücklicherweise gibt es verschiedene effektive Wege, um Kontrolle über die Installation dieser neuen Anwendung zu behalten. Egal, ob Sie ein Einzelnutzer sind, der die Mail- und Kalender-App deinstalliert oder die Registrierung anpasst, oder ein IT-Administrator, der Gruppenrichtlinien oder Intune einsetzt – dieser Leitfaden sollte Ihnen die notwendigen Werkzeuge an die Hand geben.
Es ist wichtig, proaktiv zu handeln und die hier beschriebenen Schritte zu befolgen, um sicherzustellen, dass Ihr System Ihren Präferenzen und Anforderungen entspricht. Mit der richtigen Herangehensweise können Sie weiterhin das klassische Outlook nutzen oder einen geplanten Übergang zum neuen Outlook sicherstellen, ohne von automatischen Updates überrascht zu werden.