Haben Sie ein älteres Haus gekauft oder wohnen schon lange in einem und möchten endlich Ihr Netzwerk auf den neuesten Stand bringen? Dann stehen Sie vielleicht vor dem Problem: Uralte Leerrohre, die schon seit Jahrzehnten in den Wänden liegen. Die gute Nachricht: Auch mit bestehenden Leerrohren ist ein modernes Netzwerk-Upgrade möglich! Allerdings müssen Sie einige Dinge beachten, um die richtige Wahl beim Verlegekabel zu treffen. Dieser Artikel hilft Ihnen dabei, die optimale Lösung für Ihr Zuhause zu finden.
Das Dilemma: Alte Leerrohre und moderne Netzwerkanforderungen
Früher wurden Leerrohre oft mit einem geringen Durchmesser und teilweise mit starken Biegungen verlegt. Dies stellte kein Problem dar, als lediglich Telefonleitungen oder Antennenkabel hindurchgezogen wurden. Heutige Netzwerkkabel, insbesondere Cat 7 oder Cat 8, sind jedoch deutlich dicker und empfindlicher. Hier liegt die Herausforderung: Wie bekommt man ein modernes Kabel durch ein altes Leerrohr, ohne es zu beschädigen oder die Übertragungsqualität zu beeinträchtigen?
Schritt 1: Bestandsaufnahme der Leerrohre
Bevor Sie blindlings ein Verlegekabel kaufen, sollten Sie eine genaue Bestandsaufnahme Ihrer Leerrohre machen. Folgende Punkte sind dabei wichtig:
- Durchmesser der Leerrohre: Messen Sie den Innendurchmesser der Leerrohre an verschiedenen Stellen. Dies gibt Ihnen einen Anhaltspunkt, welche Kabel überhaupt in Frage kommen.
- Verlauf der Leerrohre: Sind die Leerrohre gerade oder haben sie viele Biegungen? Starke Biegungen erschweren das Einziehen und erhöhen das Risiko von Beschädigungen.
- Material der Leerrohre: Sind die Leerrohre aus Kunststoff oder Metall? Kunststoffrohre sind in der Regel flexibler und leichter zu bearbeiten.
- Belegung der Leerrohre: Sind die Leerrohre bereits belegt? Wenn ja, mit welchen Kabeln? Ist es möglich, diese zu entfernen oder ist ein zusätzliches Leerrohr erforderlich?
- Zugänglichkeit der Leerrohre: Sind die Leerrohre an beiden Enden gut zugänglich? Dies erleichtert das Einziehen erheblich.
Tipp: Verwenden Sie eine Endoskopkamera, um den Verlauf der Leerrohre zu inspizieren. So können Sie Engstellen oder Beschädigungen frühzeitig erkennen.
Schritt 2: Die Wahl des richtigen Verlegekabels
Die Auswahl des richtigen Verlegekabels hängt stark von Ihren individuellen Bedürfnissen und den Gegebenheiten Ihrer Leerrohre ab. Hier ein Überblick über die gängigsten Kategorien:
- Cat 5e: Erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s und ist für einfache Anwendungen wie Surfen und E-Mail ausreichend. Allerdings ist es nicht mehr zeitgemäß für anspruchsvolle Anwendungen.
- Cat 6: Bietet eine höhere Bandbreite und bessere Abschirmung als Cat 5e. Ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s über kurze Distanzen. Geeignet für Heimnetzwerke mit mehreren Geräten und Streaming.
- Cat 6a: Eine verbesserte Version von Cat 6 mit noch besserer Abschirmung und höherer Bandbreite. Ideal für Umgebungen mit starken elektromagnetischen Störungen.
- Cat 7: Bietet eine sehr hohe Bandbreite und hervorragende Abschirmung. Ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s über längere Distanzen. Geeignet für anspruchsvolle Anwendungen wie 4K-Streaming, Gaming und professionelle Netzwerke.
- Cat 7a: Eine verbesserte Version von Cat 7 mit nochmals gesteigerter Leistung.
- Cat 8: Die neueste Generation von Verlegekabeln mit extrem hoher Bandbreite. Ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 40 Gbit/s oder sogar 100 Gbit/s über kurze Distanzen. Geeignet für zukünftige Anwendungen und sehr anspruchsvolle Umgebungen.
Welches Kabel ist nun das Richtige für Sie?
- Für einfache Anwendungen (Surfen, E-Mail): Cat 6 könnte ausreichend sein, aber Cat 6a bietet mehr Zukunftssicherheit.
- Für Heimnetzwerke mit mehreren Geräten und Streaming: Cat 6a oder Cat 7 sind empfehlenswert.
- Für anspruchsvolle Anwendungen (4K-Streaming, Gaming): Cat 7 oder Cat 7a sind die beste Wahl.
- Für zukünftige Anwendungen und sehr anspruchsvolle Umgebungen: Cat 8 ist eine Investition in die Zukunft.
Zusätzliche Aspekte bei der Kabelauswahl:
- Kabeldurchmesser: Achten Sie auf den Außendurchmesser des Kabels. Je dicker das Kabel, desto schwieriger ist es, es durch enge Leerrohre zu ziehen.
- Schirmung: Eine gute Schirmung (z.B. S/FTP) schützt das Kabel vor elektromagnetischen Störungen und sorgt für eine stabile Übertragung.
- Material des Außenmantels: Wählen Sie einen halogenfreien Außenmantel (LSZH), um im Brandfall die Freisetzung giftiger Gase zu vermeiden.
- Flexibilität: Achten Sie auf die Flexibilität des Kabels. Ein flexibles Kabel lässt sich leichter durch enge Biegungen ziehen.
Schritt 3: Das Einziehen des Verlegekabels
Das Einziehen des Verlegekabels durch die alten Leerrohre erfordert Geduld und Sorgfalt. Hier einige Tipps, die Ihnen dabei helfen:
- Verwenden Sie ein Einziehwerkzeug: Eine Einziehhilfe, wie z.B. ein Einziehdraht oder eine Einziehspirale, erleichtert das Einziehen erheblich.
- Verwenden Sie Gleitmittel: Spezielles Kabelgleitmittel reduziert die Reibung und erleichtert das Einziehen.
- Ziehen Sie langsam und gleichmäßig: Vermeiden Sie ruckartige Bewegungen, um das Kabel nicht zu beschädigen.
- Helfen Sie von beiden Seiten: Wenn möglich, ziehen Sie das Kabel von einer Seite und schieben Sie es von der anderen Seite.
- Schneiden Sie das Kabel nicht zu kurz: Lassen Sie an beiden Enden ausreichend Kabelreserve, um die Stecker problemlos montieren zu können.
Warnhinweis: Wenn Sie sich unsicher sind, beauftragen Sie einen Fachmann mit dem Einziehen des Kabels. Eine unsachgemäße Installation kann das Kabel beschädigen oder zu Problemen mit der Netzwerkverbindung führen.
Schritt 4: Die Installation der Netzwerkdosen und Stecker
Nachdem das Verlegekabel erfolgreich eingezogen wurde, müssen Sie noch die Netzwerkdosen und Stecker installieren. Achten Sie dabei auf eine korrekte Verdrahtung gemäß dem Standard T568A oder T568B. Verwenden Sie ein geeignetes Crimpwerkzeug, um die Stecker fest mit dem Kabel zu verbinden. Überprüfen Sie die Verbindung mit einem Kabeltester, um sicherzustellen, dass alles korrekt funktioniert.
Fazit: Modernes Netzwerk trotz alter Leerrohre
Auch mit alten Leerrohren ist ein Netzwerk-Upgrade möglich. Mit der richtigen Planung, der sorgfältigen Auswahl des Verlegekabels und etwas Geduld können Sie Ihr Zuhause mit einem modernen und leistungsfähigen Netzwerk ausstatten. Denken Sie daran, die Beschaffenheit Ihrer Leerrohre genau zu prüfen und das passende Kabel auszuwählen, um Beschädigungen und Leistungseinbußen zu vermeiden. Bei Unsicherheiten ist es ratsam, einen Fachmann hinzuzuziehen.
Mit einem modernen Netzwerk sind Sie bestens für die Zukunft gerüstet und können alle Vorteile von schnellem Internet und vernetzten Geräten genießen!