Die AM4-Plattform von AMD hat sich über Jahre hinweg als wahre Erfolgsgeschichte etabliert. Mit einer beeindruckenden Auswahl an Prozessoren, die von Einstiegsmodellen bis hin zu High-End-CPUs reichen, bietet sie eine hervorragende Basis für verschiedenste PC-Builds. Auch heute noch, mit dem Aufkommen neuerer Plattformen wie AM5, bleibt AM4 eine äußerst attraktive Option, insbesondere für preisbewusste Bauherren und Upgrader. Aber welche CPU ist die beste Wahl, wenn es darum geht, ein flüssiges 1080p60 Gaming-Erlebnis zu genießen und gleichzeitig nahtlos zu streamen?
In diesem umfassenden Leitfaden tauchen wir tief in die Welt der AM4-Prozessoren ein, um die idealen Kandidaten für deine Anforderungen an 1080p60 Gaming und Streaming zu identifizieren. Wir betrachten die wichtigsten Faktoren, die bei der Auswahl einer CPU eine Rolle spielen, und geben dir fundierte Empfehlungen, damit du die beste Entscheidung für dein System triffst.
Warum AM4 auch heute noch relevant ist
Bevor wir uns den spezifischen CPUs widmen, werfen wir einen Blick darauf, warum die AM4-Plattform weiterhin eine starke Empfehlung ist. Einer der größten Vorteile von AM4 ist das ausgereifte Ökosystem. Mainboards, Kühllösungen und DDR4-RAM sind vergleichsweise günstig und weit verbreitet. Dies ermöglicht es, leistungsstarke Systeme zu einem Bruchteil der Kosten zusammenzustellen, die für die neuesten Plattformen anfallen würden. Außerdem bieten die neueren Ryzen 5000-Prozessoren auf AM4 immer noch eine exzellente Leistung, die für die meisten modernen Spiele und Anwendungen mehr als ausreichend ist.
Für Nutzer, die bereits ein AM4-System besitzen, bietet die Plattform eine fantastische Upgrade-Möglichkeit. Oftmals kann durch ein einfaches CPU-Upgrade auf einen leistungsstärkeren Ryzen 5000-Prozessor die Lebensdauer des gesamten Systems erheblich verlängert werden, ohne dass ein teurer Umstieg auf ein neues Mainboard und teuren DDR5-RAM notwendig ist. Dies macht AM4 zur idealen Wahl für alle, die maximale Leistung pro Euro suchen.
Grundlagen: Was Gaming & Streaming in 1080p60 erfordert
Um die beste CPU auswählen zu können, müssen wir verstehen, welche Anforderungen 1080p60 Gaming und gleichzeitiges Streaming an den Prozessor stellen.
Für Gaming:
- Hohe IPC (Instructions Per Cycle): Eine höhere IPC bedeutet, dass der Prozessor pro Taktzyklus mehr Anweisungen verarbeiten kann, was direkt zu besseren Gaming-Leistungen führt, insbesondere bei weniger kernlastigen Spielen.
- Hohe Taktraten: Eine höhere Taktfrequenz (Boost-Takt) bedeutet schnellere Verarbeitung und somit höhere Framerates.
- Ausreichend Kerne/Threads: Moderne Spiele nutzen zunehmend mehr Kerne. Für ein flüssiges 1080p60-Erlebnis sind mindestens 6 Kerne und 12 Threads ratsam.
- Großer L3-Cache: Ein großer L3-Cache reduziert die Latenz beim Zugriff auf Daten und kann die Gaming-Performance erheblich steigern, wie der Ryzen 7 5800X3D eindrucksvoll beweist.
Für Streaming:
Das Streamen von Spielen ist eine rechenintensive Aufgabe, die zusätzliche CPU-Ressourcen erfordert. Es gibt hierbei zwei Hauptansätze:
- Software-Kodierung (x264): Hierbei übernimmt die CPU die Aufgabe, das Videomaterial zu kodieren. Dies liefert oft die beste Bildqualität, erfordert aber eine CPU mit vielen Kernen und Threads, um die Gaming-Performance nicht zu beeinträchtigen. Für 1080p60-Streaming in guter Qualität sind hier 8 Kerne und 16 Threads oder mehr empfehlenswert.
- Hardware-Kodierung (z.B. NVENC von NVIDIA, AMF von AMD, Quick Sync von Intel): Hierbei wird ein dedizierter Chip auf der Grafikkarte oder der integrierten GPU des Prozessors für die Kodierung genutzt. Dies entlastet die CPU erheblich, sodass weniger Kerne für das Streaming benötigt werden. Die Bildqualität ist bei modernen Hardware-Encodern sehr gut und oft kaum von Software-Kodierung zu unterscheiden. In diesem Szenario kann sich die CPU voll auf das Gaming konzentrieren.
Da 1080p60 das Ziel ist und wir auf AM4-CPUs schauen, die in der Regel mit einer dedizierten Grafikkarte kombiniert werden, werden wir beide Szenarien berücksichtigen, wobei wir dem Hardware-Encoder einen hohen Stellenwert einräumen, da er die Leistung der CPU für das Spiel freihält.
Die Kandidaten unter der Lupe
Werfen wir einen Blick auf die vielversprechendsten AM4-CPUs für unser Vorhaben:
AMD Ryzen 5 3600/3600X
- Kerne/Threads: 6 Kerne / 12 Threads
- Takt: 3.6 GHz (Basis) / 4.2 GHz (Boost) für 3600
- Architektur: Zen 2
Der Ryzen 5 3600 war jahrelang der „Go-to”-Prozessor für Gaming auf einem Budget. Er bietet eine solide Gaming-Performance für 1080p60 und ist immer noch in der Lage, die meisten Spiele flüssig darzustellen. Für reines Gaming ist er immer noch eine brauchbare Wahl. Wenn es jedoch um gleichzeitiges Streaming geht, insbesondere mit x264-Software-Kodierung, kommt der 3600 schnell an seine Grenzen. Die 6 Kerne können das Spiel und den Encoder nicht optimal gleichzeitig bewältigen, was zu Frame-Drops im Stream oder im Spiel führen kann. Wenn du jedoch einen modernen NVIDIA-Grafikkarte mit NVENC (oder eine AMD-Karte mit AMF) verwendest, kann der 3600 immer noch gut funktionieren, da der Hardware-Encoder die Hauptlast des Streamings übernimmt.
AMD Ryzen 7 3700X/3800X
- Kerne/Threads: 8 Kerne / 16 Threads
- Takt: 3.6 GHz (Basis) / 4.4 GHz (Boost) für 3700X
- Architektur: Zen 2
Mit 8 Kernen und 16 Threads ist der Ryzen 7 3700X (und der leicht schnellere 3800X) ein deutliches Upgrade gegenüber dem 3600, wenn es um Multitasking und insbesondere um Software-Kodierung (x264) geht. Diese CPUs bieten eine gute Balance aus Gaming-Leistung und Streaming-Fähigkeiten. Für 1080p60 Gaming sind sie immer noch sehr leistungsfähig, und die zusätzlichen Kerne ermöglichen ein deutlich flüssigeres Streamingerlebnis, auch ohne Hardware-Encoder. Angesichts ihres derzeitigen Gebrauchtpreises stellen sie eine sehr attraktive Option für budgetbewusste Streamer dar, die nicht auf Zen 3 aufrüsten möchten oder können.
AMD Ryzen 5 5600/5600X
- Kerne/Threads: 6 Kerne / 12 Threads
- Takt: 3.5 GHz (Basis) / 4.4 GHz (Boost) für 5600; 3.7 GHz (Basis) / 4.6 GHz (Boost) für 5600X
- Architektur: Zen 3
Der Ryzen 5 5600 und sein etwas leistungsstärkerer Bruder 5600X sind fantastische Prozessoren für Gaming. Dank der verbesserten Zen 3-Architektur bieten sie eine signifikant höhere IPC als die Zen 2-Modelle, was sich direkt in höheren Framerates niederschlägt. Für 1080p60 Gaming sind diese CPUs exzellent und oft kaum von teureren Modellen zu unterscheiden, da in dieser Auflösung die Grafikkarte oft der limitierende Faktor ist. Beim Streaming verhält es sich ähnlich wie beim 3600: Für Software-Kodierung (x264) können die 6 Kerne an ihre Grenzen stoßen. Wenn du jedoch einen modernen Hardware-Encoder nutzt (was für die meisten Streamer der Fall sein sollte), sind der 5600 und 5600X hervorragende CPUs, die dein Spiel flüssig halten, während der Stream läuft. Sie bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.
AMD Ryzen 7 5700X/5800X
- Kerne/Threads: 8 Kerne / 16 Threads
- Takt: 3.4 GHz (Basis) / 4.6 GHz (Boost) für 5700X; 3.8 GHz (Basis) / 4.7 GHz (Boost) für 5800X
- Architektur: Zen 3
Hier kommen wir zu den „Sweet Spots” für unser Szenario. Der Ryzen 7 5700X und der Ryzen 7 5800X bieten die verbesserte Zen 3-Architektur in Kombination mit 8 Kernen und 16 Threads. Diese Prozessoren sind wahre Multitasking-Monster. Sie liefern eine herausragende Gaming-Performance, die locker für 1080p60 (und oft deutlich mehr) ausreicht, und haben gleichzeitig genügend Kerne, um auch anspruchsvolle x264-Software-Kodierung für Streaming problemlos zu bewältigen. Wenn du Wert auf die bestmögliche Stream-Qualität legst und den Hardware-Encoder nicht nutzen möchtest oder kannst, sind diese CPUs eine ausgezeichnete Wahl. Selbst mit Hardware-Encoding bieten die zusätzlichen Kerne eine Pufferzone für Hintergrundaufgaben und ein noch reibungsloseres Gesamterlebnis. Der 5700X ist dabei oft die etwas kühlere und effizientere Wahl, während der 5800X leicht höhere Taktraten bietet.
AMD Ryzen 9 5900X
- Kerne/Threads: 12 Kerne / 24 Threads
- Takt: 3.7 GHz (Basis) / 4.8 GHz (Boost)
- Architektur: Zen 3
Der Ryzen 9 5900X ist ein High-End-Prozessor mit beeindruckenden 12 Kernen und 24 Threads. Für reines 1080p60 Gaming ist dieser Prozessor in der Regel überdimensioniert und bietet kaum einen Leistungsvorteil gegenüber einem Ryzen 7 5700X oder 5800X. Wo der 5900X glänzt, ist bei sehr anspruchsvollen Multitasking-Szenarien. Wenn du nicht nur streamen, sondern auch gleichzeitig Videos rendern, komplexe Anwendungen laufen lassen oder gar mit mehreren virtuellen Maschinen arbeiten möchtest, dann ist der 5900X eine fantastische Wahl. Für reine Gaming- und Streaming-Zwecke auf 1080p60 ist er jedoch oft zu teuer und bietet keinen signifikanten Mehrwert, es sei denn, du bist ein professioneller Streamer, der höchste x264-Qualität bei sehr hohen Bitraten anstrebt und wirklich jeden Kern nutzen möchte.
AMD Ryzen 7 5800X3D
- Kerne/Threads: 8 Kerne / 16 Threads
- Takt: 3.4 GHz (Basis) / 4.5 GHz (Boost)
- Architektur: Zen 3 (mit 3D V-Cache)
Der Ryzen 7 5800X3D ist eine absolute Besonderheit auf der AM4-Plattform und der unbestrittene König der Gaming-Performance. Dank seines riesigen 3D V-Cache von 96 MB L3-Cache übertrifft er in vielen Spielen sogar deutlich neuere und teurere CPUs. Für 1080p60 Gaming ist er eine absolute Überflieger-CPU und wird in praktisch jedem Spiel mehr als genug Leistung liefern, um deine Grafikkarte voll auszulasten. Bezüglich des Streamings: Die 8 Kerne und 16 Threads sind immer noch sehr leistungsfähig. Obwohl die Taktraten etwas niedriger sind als beim Standard-5800X, kann er mit Hardware-Kodierung problemlos gleichzeitig Gaming- und Streaming-Aufgaben bewältigen. Selbst bei Software-Kodierung (x264) ist er sehr kompetent, auch wenn der 5700X/5800X aufgrund der leicht höheren Taktraten in reinen CPU-kodierten Streaming-Szenarien manchmal minimal die Nase vorn haben kann. Doch der immense Vorteil in der Gaming-Leistung macht den 5800X3D zur ersten Wahl, wenn Gaming deine absolute Priorität ist und du den Hardware-Encoder deiner Grafikkarte nutzt. Er ist die ultimative AM4-Gaming-CPU.
Vergleich und Empfehlungen
Nachdem wir die Kandidaten detailliert betrachtet haben, fassen wir unsere Empfehlungen basierend auf verschiedenen Szenarien zusammen:
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis für Gaming & Streaming (mit Hardware-Encoder):
AMD Ryzen 5 5600/5600X
Wenn du einen modernen GPU-Encoder (wie NVENC) verwendest und dein Budget im Auge behalten möchtest, sind der Ryzen 5 5600 oder der 5600X unschlagbar. Sie bieten eine exzellente Gaming-Performance dank Zen 3 IPC und sind mehr als ausreichend, um die Gaming-Last zu tragen, während deine Grafikkarte das Streaming übernimmt.
Beste Allround-Lösung für Gaming & Streaming (auch x264):
AMD Ryzen 7 5700X/5800X
Der Ryzen 7 5700X oder 5800X ist unser Top-Pick für die meisten Nutzer. Mit 8 Kernen und 16 Threads sowie der starken Zen 3-Architektur bieten sie eine fantastische Balance aus Gaming-Performance und Streaming-Fähigkeit, selbst wenn du CPU-basierte Kodierung (x264) bevorzugst. Sie sind zukunftssicherer und bieten mehr Headroom für Multitasking. Der 5700X ist oft etwas günstiger und effizienter, während der 5800X einen kleinen Taktvorteil hat.
Kompromisslose Gaming-Leistung mit Streaming-Potenzial:
AMD Ryzen 7 5800X3D
Wenn Gaming für dich an erster Stelle steht und du die bestmögliche Framerate und Frame-Stabilität auf AM4 suchst, ist der Ryzen 7 5800X3D die klare Wahl. Sein 3D V-Cache ist ein Game-Changer. In Kombination mit einem GPU-Encoder ist er auch eine hervorragende Streaming-CPU. Wenn du jedoch primär mit x264 in höchster Qualität streamen möchtest, ohne die allerhöchsten Gaming-FPS zu erzielen, könnten der 5700X/5800X oder gar der 5900X die marginal bessere Wahl sein. Für 1080p60 ist der Gaming-Vorteil des 5800X3D jedoch schwer zu ignorieren.
Für Power-User und professionelle Streamer (x264 Heavy):
AMD Ryzen 9 5900X
Wenn dein Workflow über reines Gaming und Streaming hinausgeht oder du absolut die höchste Qualität bei x264-Software-Kodierung benötigst, ohne Kompromisse bei der CPU-Auslastung einzugehen, ist der Ryzen 9 5900X mit seinen 12 Kernen und 24 Threads die beste Option. Bedenke jedoch, dass die zusätzlichen Kerne für 1080p60-Gaming kaum einen Vorteil bringen und die Investition nur bei spezifischen Workloads gerechtfertigt ist.
Wichtige Faktoren neben der CPU
Die CPU ist zwar ein entscheidender Faktor, aber für ein optimales Gaming- und Streaming-Erlebnis in 1080p60 sind auch andere Komponenten von großer Bedeutung:
- Grafikkarte (GPU): Für 1080p60 Gaming ist eine leistungsstarke Grafikkarte wie eine NVIDIA RTX 3060/4060 oder eine AMD RX 6600 XT/7600 entscheidend. Sie ist für die eigentliche Darstellung der Bilder verantwortlich und sollte nicht unterdimensioniert sein. Die GPU beherbergt auch oft den effizientesten Encoder für Streaming.
- RAM: AMD Ryzen-Prozessoren profitieren stark von schnellem RAM. Mindestens 16 GB DDR4-3200MHz CL16 oder idealerweise DDR4-3600MHz CL16 sind empfehlenswert.
- Mainboard: Ein gutes B450- oder B550-Mainboard ist für die meisten AM4-CPUs ausreichend. Achte auf eine gute Spannungsversorgung (VRMs), wenn du einen 5800X/5900X/5800X3D betreiben möchtest.
- Speicher: Eine schnelle NVMe SSD ist Pflicht für schnelle Ladezeiten und ein reaktionsschnelles System.
- Kühlung: Die leistungsstärkeren Ryzen-CPUs, insbesondere der 5800X und 5900X, können unter Last warm werden. Ein guter Luftkühler (z.B. Scythe Fuma 2, be quiet! Dark Rock Pro 4) oder eine 240/280mm AIO-Wasserkühlung ist ratsam.
- Internetverbindung: Für ein reibungsloses Streaming-Erlebnis ist eine stabile und schnelle Upload-Geschwindigkeit unerlässlich.
Fazit
Die Wahl der „besten” CPU hängt letztendlich von deinem spezifischen Budget und deinen Prioritäten ab. Für 1080p60 Gaming und Streaming auf der AM4-Plattform bieten sich mehrere hervorragende Optionen an:
- Wenn du das beste Preis-Leistungs-Verhältnis suchst und den Hardware-Encoder deiner Grafikkarte nutzt, ist der Ryzen 5 5600 deine Wahl.
- Für die meisten Nutzer, die eine ausgewogene Leistung sowohl beim Gaming als auch beim Streaming (auch mit x264) wünschen, ist der Ryzen 7 5700X oder 5800X die ideale Lösung. Diese CPUs bieten einen hervorragenden Kompromiss und sind langfristig eine sichere Bank.
- Wenn du ein Hardcore-Gamer bist, der die absolut höchste Gaming-Leistung auf AM4 will und den GPU-Encoder nutzt, dann ist der Ryzen 7 5800X3D dein Prozessor.
Unabhängig davon, welche CPU du wählst, die AM4-Plattform bietet immer noch eine fantastische Basis für leistungsstarke Gaming- und Streaming-PCs. Mit der richtigen CPU und den passenden Begleitkomponenten bist du bestens gerüstet für flüssiges 1080p60 Gaming und ein beeindruckendes Streamingerlebnis!