Die Suche nach dem perfekten Gaming-PC oder einer leistungsstarken Workstation ist oft ein Drahtseilakt zwischen Wunschliste und Budget. Besonders im mittleren Preissegment, wo jeder Euro zählt, stellt sich die Frage: Kann man für rund 920 Euro einen wirklich guten PC zusammenstellen, oder sind Kompromisse unvermeidlich? In diesem umfassenden Preis-Leistungs-Check nehmen wir einen typischen PC-Build für dieses Budget unter die Lupe. Wir analysieren, was man für sein Geld erwarten kann, wo die Stärken und Schwächen liegen und ob es Wege gibt, noch mehr aus der Investition herauszuholen.
Einleitung: Die Herausforderung – 920€ für einen leistungsstarken PC
920 Euro sind eine beachtliche Summe, die jedoch im heutigen Hardware-Markt schnell verpuffen kann, wenn man nicht strategisch einkauft. Unser Ziel ist es, einen Gaming-PC zu konzipieren, der aktuelle Titel in Full HD (1080p) problemlos meistert und auch bei WQHD (1440p) eine gute Figur macht, ohne dabei die Bank zu sprengen. Wir möchten einen Build zusammenstellen, der nicht nur auf dem Papier gut aussieht, sondern auch in der Praxis überzeugt und eine solide Basis für die Zukunft bietet. Ist das mit 920 Euro realistisch? Finden wir es heraus!
Der Muster-Build für 920€: Was steckt drin?
Um eine fundierte Bewertung vornehmen zu können, definieren wir zunächst einen repräsentativen PC-Build, der sich für rund 920 Euro (inkl. eines günstigen Windows-Keys) realisieren lässt. Die Preise können je nach Händler, Angebot und Verfügbarkeit leicht variieren, aber diese Zusammenstellung bietet eine exzellente Basis für unser Urteil.
- Prozessor (CPU): AMD Ryzen 5 5600 (ca. 130€)
- Grafikkarte (GPU): AMD Radeon RX 6700 10GB (ca. 340€)
- Mainboard: ASUS Prime B550M-A Wi-Fi (ca. 110€)
- Arbeitsspeicher (RAM): 16GB (2x8GB) DDR4-3200 CL16 (ca. 40€)
- Datenspeicher (SSD): Crucial P5 Plus 1TB NVMe PCIe 4.0 (ca. 65€)
- Netzteil (PSU): Seasonic Focus GX-650 650W 80+ Gold (ca. 85€)
- Gehäuse: Lian Li Lancool 216 (ca. 95€)
- CPU-Kühler: Thermalright Assassin King 120 SE (ca. 25€)
- Betriebssystem: Windows 10/11 OEM-Key (ca. 15€)
Gesamtkosten dieses Builds: ca. 905€. Dies lässt uns noch ein kleines Puffer von 15 Euro für eventuelle Preisschwankungen oder den Versand bei verschiedenen Händlern. Schauen wir uns die einzelnen Komponenten genauer an.
Tiefenanalyse der Komponenten: Das Herzstück des PCs
Prozessor: AMD Ryzen 5 5600 – Der Preis-Leistungs-König
Der AMD Ryzen 5 5600 ist eine hervorragende Wahl für dieses Budget. Mit seinen 6 Kernen und 12 Threads bietet er eine exzellente Single-Core- und Multi-Core-Leistung, die für die meisten Spiele und Produktivitätsanwendungen mehr als ausreichend ist. Er ist effizient, produziert wenig Wärme und stellt die perfekte Basis für die gewählte Grafikkarte dar, ohne zum „Bottleneck” zu werden. Seine AM4-Plattform ist ausgereift und preisgünstig.
Grafikkarte: AMD Radeon RX 6700 10GB – Der Game Changer
Die AMD Radeon RX 6700 10GB ist der unbestrittene Star dieses Builds. In diesem Preissegment ist sie oft die leistungsstärkste Option, die man neu kaufen kann. Mit 10GB GDDR6-Speicher ist sie für moderne Spiele bestens gerüstet und liefert in 1080p und vielen 1440p-Titeln hohe Bildraten. Sie schlägt oft die NVIDIA RTX 3060 und bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für Gaming ist diese Karte ein echter Glücksgriff in dieser Preisklasse.
Mainboard: ASUS Prime B550M-A Wi-Fi – Solide Basis mit Mehrwert
Das ASUS Prime B550M-A Wi-Fi bietet eine solide Grundlage für den Ryzen 5 5600. Es verfügt über alle notwendigen Anschlüsse, unterstützt PCIe 4.0 für die schnelle SSD und kommt sogar mit integriertem Wi-Fi, was oft einen zusätzlichen Adapter erspart. Für ein mATX-Board ist es gut ausgestattet und bietet Stabilität und Zuverlässigkeit. Die B550-Plattform ist zudem sehr ausgereift und günstig.
Arbeitsspeicher: 16GB DDR4-3200 CL16 – Der Sweet Spot
16GB DDR4-3200 CL16 sind der Sweet Spot für die meisten Gaming-PCs. Diese Kapazität und Geschwindigkeit sind ausreichend für alle aktuellen Spiele und die meisten Anwendungen. Das Dual-Channel-Setup sorgt für maximale Leistung. Für dieses Budget ist dies die optimale Wahl, um die Kosten im Rahmen zu halten, ohne Leistungseinbußen hinnehmen zu müssen.
Datenspeicher: Crucial P5 Plus 1TB NVMe PCIe 4.0 – Schnell und zukunftssicher
Eine Crucial P5 Plus 1TB NVMe PCIe 4.0 SSD ist ein fantastischer Zusatz für diesen Build. Obwohl die RX 6700 und der Ryzen 5 5600 nicht vollumfänglich von PCIe 4.0 profitieren, bietet diese SSD eine enorme Geschwindigkeit für Ladezeiten von Spielen und Anwendungen. 1TB Speicherplatz ist für die meisten Nutzer ausreichend, um mehrere große Titel und das Betriebssystem unterzubringen. Die PCIe 4.0 Anbindung macht sie zudem etwas zukunftssicherer.
Netzteil: Seasonic Focus GX-650 650W 80+ Gold – Stabilität und Effizienz
Das Seasonic Focus GX-650 ist ein hochwertiges Netzteil mit 650 Watt Leistung und 80+ Gold-Zertifizierung. Es liefert mehr als genug Leistung für alle Komponenten, selbst bei Volllast, und bietet dabei eine hohe Effizienz, was Stromkosten spart. Seasonic ist bekannt für seine Zuverlässigkeit und Langlebigkeit – hier wurde nicht am falschen Ende gespart, was für die Stabilität des gesamten Systems entscheidend ist.
Gehäuse: Lian Li Lancool 216 – Exzellenter Airflow und Optik
Das Lian Li Lancool 216 ist ein herausragendes Gehäuse in seiner Preisklasse. Es überzeugt durch exzellenten Airflow dank der großen Frontlüfter, gute Verarbeitungsqualität und ein ansprechendes Design. Eine gute Belüftung ist entscheidend für die Langlebigkeit der Komponenten und sorgt dafür, dass die Grafikkarte und CPU auch unter Last kühl bleiben und ihre volle Leistung entfalten können. Für 95 Euro ist dies eine Investition, die sich lohnt.
CPU-Kühler: Thermalright Assassin King 120 SE – Leise und Effizient
Der Thermalright Assassin King 120 SE ist ein Geheimtipp unter den Budget-Kühlern. Für nur 25 Euro bietet er eine Kühlleistung, die weit über der des boxed Kühlers liegt. Er hält den Ryzen 5 5600 kühl und leise, auch unter Last, was zu einer besseren Performance und angenehmeren Akustik führt. Eine kleine Investition, die den Komfort erheblich steigert.
Leistungseinschätzung: Was kann dieser PC leisten?
Dieser 920€ Build ist ein echtes Kraftpaket im mittleren Preissegment. Dank der Kombination aus dem robusten Ryzen 5 5600 und der leistungsstarken RX 6700 10GB können Sie folgendes erwarten:
- 1080p (Full HD) Gaming: Nahezu alle aktuellen und zukünftigen Spiele werden bei höchsten Einstellungen flüssig laufen. Titel wie Cyberpunk 2077, Starfield, Baldur’s Gate 3 oder Call of Duty erreichen problemlos über 60 FPS, oft sogar deutlich über 100 FPS, je nach Spiel. Für schnelle Multiplayer-Titel ist dieser PC ideal.
- 1440p (WQHD) Gaming: Auch in 1440p liefert dieser PC eine überzeugende Leistung. Viele Spiele lassen sich mit mittleren bis hohen Einstellungen mit 60 FPS oder mehr spielen. Bei anspruchsvolleren Titeln muss man eventuell leichte Abstriche bei den Ultra-Einstellungen machen, aber das Spielerlebnis bleibt exzellent.
- Produktivität: Für alltägliche Aufgaben, Office-Anwendungen, Bildbearbeitung, Videobearbeitung im Hobbybereich und leichtes Streaming ist der R5 5600 mit 16GB RAM mehr als ausreichend. Die schnelle NVMe SSD sorgt für rasante Systemstarts und Programmstarts.
- Raytracing: Die RX 6700 unterstützt Raytracing, ist aber nicht so stark wie NVIDIAs RTX-Karten in diesem Bereich. Für ein flüssiges Erlebnis müsste man Raytracing-Effekte in der Regel reduzieren oder niedrigere Auflösungen wählen. Hier liegen die Stärken der Karte eher in der reinen Rasterisierungsleistung.
Preis-Leistungs-Verhältnis: Ist der Preis gerechtfertigt?
Absolut! Dieser Build bietet ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Jede Komponente wurde sorgfältig ausgewählt, um maximale Leistung für den jeweiligen Preis zu bieten. Es gibt keine offensichtlichen „Flaschenhälse” oder überteuerte Teile. Die Kombination aus einem starken Prozessor und einer potenten Grafikkarte in Verbindung mit schnellem Speicher und einer soliden Stromversorgung macht diesen PC zu einem echten Budget-Gaming-Champion.
Verglichen mit Fertig-PCs in ähnlichen Preisregionen, die oft bei der Qualität von Mainboard, Netzteil oder Gehäuse sparen, bietet dieser selbst zusammengestellte Build eine deutlich bessere und ausgewogenere Hardware. Man bekommt hier oft eine überlegene Grafikkarte oder einen schnelleren Prozessor als in einem System vom der Stange für den gleichen Preis.
Zukunftssicherheit und Upgrade-Potenzial
Die Zukunftssicherheit dieses Builds ist solide, wenn auch mit Grenzen. Die AM4-Plattform ist am Ende ihres Lebenszyklus angelangt, was bedeutet, dass ein direktes CPU-Upgrade auf neuere Generationen nicht möglich ist, ohne auch das Mainboard und den RAM zu wechseln. Allerdings ist der Ryzen 5 5600 noch viele Jahre für Gaming relevant.
Das Upgrade-Potenzial liegt primär bei folgenden Komponenten:
- Arbeitsspeicher: Bei Bedarf könnte man auf 32GB RAM aufrüsten, was für einige speicherintensive Anwendungen oder zukünftige Spiele sinnvoll sein kann.
- Grafikkarte: Das 650W Netzteil bietet Spielraum für eine stärkere Grafikkarte in der Zukunft, solange diese nicht extrem hungrig ist.
- Datenspeicher: Es gibt in der Regel weitere M.2-Slots oder SATA-Anschlüsse für zusätzliche SSDs oder HDDs.
Für die nächsten 3-5 Jahre ist dieser PC ohne weitere Upgrades absolut wettbewerbsfähig. Wenn ein größerer Leistungssprung gewünscht wird, wäre ein Wechsel zu einer neueren Plattform (z.B. AM5 oder Intels LGA1700 Nachfolger) mit DDR5-RAM notwendig.
Mehr herausholen: Spartipps und Alternativen
Auch wenn der Muster-Build bereits sehr preiswert ist, gibt es immer Wege, noch ein bisschen mehr aus dem Budget herauszuholen oder die Leistung zu optimieren:
- Gebrauchtmarkt: Die größte Einsparung lässt sich oft beim Kauf einer gebrauchten Grafikkarte erzielen. Eine gebrauchte RX 6700 XT oder sogar eine RTX 3070 könnte im selben Preisbereich der RX 6700 liegen und mehr Leistung bieten. Vorsicht ist geboten, aber seriöse Händler oder Käufe mit Käuferschutz können sich lohnen. Auch CPUs und RAM lassen sich gebraucht gut kaufen.
- Angebotsjagd: Hardwarepreise schwanken stark. Wer geduldig ist und auf Deals (z.B. Black Friday, Cyber Monday, Amazon Prime Day, oder spezielle Händleraktionen) wartet, kann einzelne Komponenten deutlich günstiger bekommen. Tools wie Idealo oder Geizhals mit Preisalarm-Funktion sind hier Gold wert.
- Alternative GPU-Kombinationen: Sollte die RX 6700 nicht im Angebot sein, könnte eine RX 6650 XT eine günstigere Alternative sein, die immer noch eine sehr gute 1080p-Leistung bietet, aber etwas weniger VRAM und Rohleistung hat. Wenn das Budget es zulässt, wäre eine RX 6700 XT natürlich noch besser, würde aber den 920€-Rahmen sprengen.
- Betriebssystem: Statt eines teuren Retail-Keys kann man für 15-30€ einen günstigen OEM-Key erwerben. Oder man nutzt die kostenlose Testversion von Windows und schaltet sie später frei.
- Kompromisse beim Gehäuse: Das Lian Li Lancool 216 ist zwar exzellent, aber auch mit 95€ nicht ganz billig. Ein günstigeres Gehäuse wie ein Kolink Citadel Mesh oder ein Endorfy Ventum 200 Air (ca. 50-60€) würde das Budget weiter entlasten, wenn auch mit geringfügigen Abstrichen bei Verarbeitung oder Features.
- Stock-Kühler nutzen: Für den Ryzen 5 5600 reicht der mitgelieferte Boxed-Kühler theoretisch aus, er ist aber lauter und kühlt schlechter. Wer wirklich jeden Euro sparen muss, könnte den Thermalright Kühler weglassen und später nachrüsten.
- Selbstbau: Der größte Tipp ist und bleibt das PC selbst bauen. Dadurch spart man die Montagekosten und oft auch die Aufschläge, die Systemintegratoren für ihre Pre-Builds verlangen. Es ist auch ein lohnendes Lernprojekt!
Fazit: Lohnt sich dieser Build für 920€?
Ja, dieser PC Build für rund 920 Euro ist absolut empfehlenswert und bietet ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Er ist eine exzellente Wahl für jeden, der einen leistungsstarken Gaming-PC für 1080p und 1440p sucht, ohne ein Vermögen auszugeben. Die Komponenten sind gut aufeinander abgestimmt, zukunftssicher genug für die nächsten Jahre und bieten eine solide Basis für anspruchsvolle Anwendungen und Spiele.
Man bekommt einen ausgewogenen und potenten Rechner, der bei vernünftiger Planung und etwas Recherche im Bereich von 920 Euro eine der besten Optionen auf dem Markt darstellt. Wenn Sie bereit sind, die Komponenten selbst zusammenzustellen, werden Sie mit diesem System sehr zufrieden sein.
Abschließender Tipp
Bevor Sie bestellen, werfen Sie einen letzten Blick auf die aktuellen Preise der einzelnen Komponenten bei verschiedenen Händlern. Der Hardware-Markt ist dynamisch, und es kann sich lohnen, ein paar Tage zu warten oder bei einem anderen Anbieter zuzuschlagen, um das Optimum aus Ihrem 920 Euro Budget herauszuholen. Viel Erfolg beim Bauen und viel Spaß mit Ihrem neuen, leistungsstarken PC!