Die digitale Welt dreht sich immer schneller, und mit ihr steigt der Bedarf nach leistungsstarken Internetverbindungen. Glasfaser ist hier das Zauberwort, das Geschwindigkeiten verspricht, von denen wir vor einigen Jahren nur träumen konnten. Doch während der Ausbau in Deutschland stetig voranschreitet, stehen Verbraucher vor einer wichtigen Frage: Welche Anbieter liefern die beste Leistung zu den besten Konditionen? Insbesondere das Verhältnis zwischen 1&1 und der Telekom wirft oft Fragen auf. Viele potenzielle Neukunden fragen sich: Bekomme ich als Glasfaser-Neukunde bei 1&1 wirklich die gleichen Bedingungen wie bei der Telekom, oder gibt es entscheidende Unterschiede, die über den reinen Preis hinausgehen?
Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein, beleuchtet die technischen, vertraglichen und serviceorientierten Aspekte beider Anbieter und gibt Ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage. Machen Sie sich bereit für einen umfassenden Vergleich, der Ihnen hilft, die beste Wahl für Ihr Zuhause oder Ihr Geschäft zu treffen.
Glasfaser-Ausbau in Deutschland: Wer spielt welche Rolle?
Um die Frage nach den Konditionen beantworten zu können, müssen wir zunächst die Grundlagen des deutschen Glasfasernetzes verstehen. Der Ausbau wird maßgeblich von mehreren Akteuren vorangetrieben. Die Telekom ist als ehemaliges Staatsunternehmen und größter Infrastrukturbetreiber natürlich ein Schwergewicht. Sie investiert massiv in den Ausbau eigener Glasfasernetze (FTTH – Fiber to the Home) und macht diese über das sogenannte Open-Access-Modell auch anderen Anbietern zugänglich.
Hier kommt 1&1 ins Spiel. 1&1 ist zwar selbst ein Telekommunikationsunternehmen, das eigene Netze aufbaut (z.B. das 5G-Netz), ist aber im Festnetzbereich oft auf die Infrastruktur anderer Anbieter angewiesen, um seinen Kunden Glasfaser anbieten zu können. Das bedeutet: Wo die Telekom Glasfaser verlegt, kann 1&1 in vielen Fällen diese Leitungen mieten und seine eigenen Tarife darüber anbieten. Dies ist eine gängige Praxis in der Branche und ermöglicht einen Wettbewerb, selbst wenn nur ein Unternehmen die physische Leitung bis ins Haus verlegt hat. Genau diese Abhängigkeit – oder besser gesagt, die gemeinsame Nutzung – ist der Kern der Frage nach den „gleichen Bedingungen”.
1&1 und die Telekom: Eine komplizierte Beziehung mit Vorteilen für den Kunden
Die Beziehung zwischen 1&1 und der Telekom im Glasfaserbereich ist komplex. Historisch gesehen war 1&1 oft ein großer Kunde der Telekom, insbesondere bei DSL-Anschlüssen. Im Glasfaserbereich setzen sie diese Kooperation fort. Das bedeutet, dass in vielen Ausbaugebieten, in denen die Telekom das Glasfasernetz bis ins Haus verlegt hat, 1&1 die Möglichkeit hat, diese Anschlüsse zu nutzen. Dies geschieht über sogenannte Vorleistungsprodukte, die die Telekom anderen Anbietern zur Verfügung stellt.
Was bedeutet das für den Neukunden? Technisch gesehen nutzen Sie, egal ob Sie bei 1&1 oder der Telekom einen Glasfaseranschluss buchen, in vielen Regionen die gleiche physische Glasfaserleitung, die von der Telekom verlegt und gewartet wird. Die „Leitung” an sich ist also identisch. Der Unterschied liegt in der Schicht darüber: dem Internetdienstanbieter (ISP), der seinen Service, seine Tarife und seinen Kundenservice über diese Leitung anbietet. Es ist, als würden Sie auf der gleichen Autobahn fahren, aber mit einem anderen Auto und einem anderen Navigationssystem.
Der Tarif-Check: Geschwindigkeit, Preis und Vertragslaufzeit
Kommen wir zum Kern der Sache: den Tarifen. Hier zeigen sich oft die ersten und deutlichsten Unterschiede zwischen 1&1 und der Telekom, selbst wenn sie dieselbe Infrastruktur nutzen.
Geschwindigkeiten und Verfügbarkeit
Beide Anbieter bieten in der Regel ähnliche Geschwindigkeitsstufen an, die von 100 MBit/s bis hin zu 1.000 MBit/s (1 GBit/s) oder sogar darüber hinaus reichen können. Die verfügbaren Geschwindigkeiten hängen immer von der Ausbaustufe des Netzes an Ihrem spezifischen Standort ab. Da 1&1 oft die Telekom-Infrastruktur nutzt, sind die theoretisch erreichbaren Geschwindigkeiten im Kernnetz gleich. Unterschiede könnten in der internen Priorisierung oder Auslastung der jeweiligen Netze der Anbieter liegen, diese sind jedoch selten spürbar.
Die Verfügbarkeit hängt ebenfalls vom Ausbau der Telekom ab. Sobald die Telekom ein Gebiet mit Glasfaser versorgt hat, dauert es in der Regel nicht lange, bis auch 1&1 dort seine Tarife anbieten kann. Es kann jedoch vorkommen, dass die Telekom in einem neu erschlossenen Gebiet kurzfristig eine exklusive Vermarktungsphase hat, bevor andere Anbieter über Open Access folgen können.
Preise und Aktionsangebote für Neukunden
Hier liegt meist der größte Unterschied. 1&1 ist traditionell bekannt für seine aggressiven Preisstrategien und attraktiven Aktionsangebote für Neukunden. Oft lockt 1&1 mit deutlich reduzierten Preisen in den ersten 6 bis 12 Monaten der Vertragslaufzeit. Auch der reguläre Preis nach der Rabattphase kann bei 1&1 tendenziell etwas niedriger liegen als bei der Telekom.
Die Telekom setzt hingegen oft auf eine Premium-Preisstrategie, argumentiert aber mit der eigenen Infrastruktur, dem umfangreicheren Service-Netzwerk und einem integrierten Ökosystem (z.B. MagentaTV, Mobilfunk). Auch die Telekom bietet Neukunden Rabatte an, diese sind aber oft weniger drastisch oder über einen kürzeren Zeitraum gestreckt als bei 1&1. Es lohnt sich immer, die effektiven monatlichen Kosten über die gesamte Mindestvertragslaufzeit zu berechnen.
Vertragslaufzeiten und Flexibilität
Standardmäßig bieten beide Anbieter 24-monatige Vertragslaufzeiten an. Gelegentlich kann es auch kürzere Laufzeiten (z.B. 12 Monate) oder gar flexible, monatlich kündbare Tarife geben, meist aber zu einem höheren Grundpreis. Bei Glasfaseranschlüssen ist die 24-Monats-Frist jedoch die Regel, da dies den Anbietern hilft, die hohen Investitionskosten für den Ausbau zu amortisieren.
Die Hardware: Router, Installation und Kosten
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Hardware und die Installationsbedingungen.
Router-Modelle
Die Telekom setzt in der Regel auf ihre eigenen „Speedport”-Router, die speziell auf ihr Netz abgestimmt sind und oft erweiterte Funktionen im Zusammenspiel mit MagentaTV oder Smart Home bieten. Diese können gemietet oder gekauft werden.
1&1 bietet seinen Kunden traditionell Fritz!Box-Router von AVM an, die für ihre Benutzerfreundlichkeit und umfassenden Funktionen (Telefonanlage, Smart Home etc.) bekannt sind. Auch hier gibt es Miet- und Kaufoptionen. Die Wahl des Routers kann für technikaffine Nutzer oder jene, die spezifische Funktionen benötigen, ein wichtiger Entscheidungsfaktor sein.
Installation und Kosten
Die Installation eines Glasfaseranschlusses ist komplexer als die eines DSL-Anschlusses, da die Glasfaserleitung bis in die Wohnung oder das Haus geführt und dort ein Glasfaser-Modem (ONT) installiert werden muss. Die Kosten für diese Einrichtung, insbesondere für die „Inhouse-Verkabelung”, können erheblich sein.
Beide Anbieter werben oft damit, dass die Installation kostenlos ist, insbesondere wenn der Anschluss im Rahmen eines Ausbauprojekts erfolgt. Es ist jedoch essenziell, die genauen Bedingungen zu prüfen. Manchmal bezieht sich die „kostenlose Installation” nur auf die Aktivierung des Anschlusses, während Kosten für die Leitungslegung im Haus (falls noch nicht geschehen) oder die Bereitstellung des Routers anfallen können. Achten Sie auf Bereitstellungspreise, Versandkosten für den Router und eventuelle Technikerkosten, die im Kleingedruckten auftauchen könnten.
Kundenservice und Support: Wo liegen die Unterschiede?
Der Kundenservice ist ein Bereich, in dem sich die Bedingungen erheblich unterscheiden können, auch wenn die physische Leitung die gleiche ist. Bei einer Störung am Glasfaseranschluss ist die erste Anlaufstelle immer Ihr Vertragspartner.
Wenn Sie Kunde bei 1&1 sind, wenden Sie sich bei Problemen mit dem Internet, der Geschwindigkeit oder dem Router an den 1&1-Kundenservice. Sollte sich herausstellen, dass die Störung auf die physische Glasfaserleitung zurückzuführen ist (also die Telekom-Infrastruktur betroffen ist), muss 1&1 den Fehler bei der Telekom melden und die Behebung koordinieren. Dieser zusätzliche Kommunikationsschritt kann unter Umständen zu längeren Reaktionszeiten oder einer komplexeren Fehlerbehebung führen.
Bei der Telekom als direktem Anbieter der Infrastruktur entfällt dieser Zwischenschritt. Eine Störung an der Leitung wird direkt vom Telekom-Kundendienst an die zuständige Technikabteilung weitergeleitet. Dies kann in bestimmten Fällen zu einer schnelleren Diagnose und Behebung führen.
Die allgemeine Qualität des Kundenservice (Erreichbarkeit, Kompetenz der Mitarbeiter) kann bei beiden Anbietern variieren und hängt stark von persönlichen Erfahrungen und aktuellen Umfragen ab. Beide Unternehmen investieren in ihren Service, aber die interne Struktur bei der Fehlerbehebung bleibt ein relevanter Punkt.
Zusatzleistungen und Ökosysteme: Mehr als nur Internet
Heutzutage geht es oft nicht mehr nur um reines Internet. Anbieter versuchen, Kunden mit attraktiven Zusatzleistungen an sich zu binden.
- TV-Angebote: Die Telekom bietet mit MagentaTV ein umfassendes TV-Paket an, das über den Glasfaseranschluss läuft und oft mit dem Internet-Tarif gebündelt werden kann. 1&1 hat ebenfalls ein eigenes TV-Angebot, 1&1 TV, das in Konkurrenz dazu steht.
- Mobilfunk-Bundles: Beide Anbieter bieten die Möglichkeit, Festnetz- und Mobilfunkverträge zu kombinieren und dadurch Rabatte zu erhalten (z.B. MagentaEINS bei der Telekom oder 1&1 Vorteilspreise). Wenn Sie bereits einen Mobilfunkvertrag bei einem der Anbieter haben, könnte ein Bundle-Angebot finanziell sehr attraktiv sein.
- Cloud-Speicher, Sicherheitspakete: Beide Unternehmen bieten oft zusätzliche Dienste wie Cloud-Speicherplatz, Online-Sicherheitssoftware oder Smart-Home-Lösungen an, die den Gesamtwert des Angebots steigern können.
Die „Kleingedruckten” Wahrheiten: Worauf Neukunden achten sollten
Wie bei jedem Vertrag ist das Kleingedruckte entscheidend. Insbesondere bei Aktionsangeboten für Neukunden sollten Sie genau hinschauen:
- Preis nach der Rabattphase: Was kostet der Tarif nach den ersten 6, 12 oder 24 Monaten? Manche Angebote sehen eine erhebliche Preiserhöhung vor, die den anfänglichen Vorteil wieder aufzehrt.
- Bereitstellungspreis: Einmalige Kosten für die Aktivierung des Anschlusses.
- Router-Miete/Kauf: Kosten für das Endgerät.
- Service-Level-Agreements (SLAs): Garantierte Zeiten für die Entstörung sind bei Privatkundenverträgen selten, aber die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) geben Aufschluss über die Rechte und Pflichten beider Seiten.
- Anschlusskosten für den Glasfaseranschluss: Wenn an Ihrer Adresse noch keine Glasfaserleitung bis ins Haus verlegt ist, können hier unter Umständen erhebliche Anschlusskosten anfallen, die aber oft im Rahmen von Ausbauprojekten durch den Anbieter (oder die Kommune) übernommen werden. Klären Sie dies unbedingt vorab.
Fazit: Gleiche Bedingungen – Ja, aber mit Nuancen
Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Bekommt man als Glasfaser-Neukunde bei 1&1 wirklich die gleichen Bedingungen wie bei der Telekom?
Die klare Antwort lautet: Technisch gesehen ja, vertraglich und serviceorientiert nein, oder nur bedingt.
Die „gleichen Bedingungen” hinsichtlich der physischen Glasfaserleitung und der damit verbundenen theoretischen Geschwindigkeit sind oft gegeben, da 1&1 in vielen Fällen die Infrastruktur der Telekom nutzt. Sie surfen also auf dem gleichen Hochgeschwindigkeitsnetz.
Die Unterschiede liegen jedoch in:
- Preisgestaltung: 1&1 ist oft aggressiver bei den Einstiegspreisen und Rabatten für Neukunden.
- Hardware: Unterschiedliche Router-Modelle und deren Funktionsumfang.
- Kundenservice: Die Kette der Fehlerbehebung kann bei einer Störung anders verlaufen, wenn ein Drittanbieter die Infrastruktur nutzt.
- Zusatzleistungen: Die jeweiligen Ökosysteme (TV, Mobilfunk-Bundles) unterscheiden sich.
- Markenwahrnehmung: Die Telekom genießt oft einen Ruf als Premium-Anbieter mit umfassendem Service, während 1&1 eher auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis abzielt.
Empfehlung für potenzielle Neukunden
Wenn Sie auf der Suche nach einem neuen Glasfaseranschluss sind, sollten Sie folgende Schritte beachten:
- Verfügbarkeit prüfen: Überprüfen Sie auf den Webseiten beider Anbieter die genaue Verfügbarkeit an Ihrer Adresse.
- Tarife vergleichen: Schauen Sie sich die konkreten Angebote für Ihre gewünschte Geschwindigkeit an. Achten Sie auf den effektiven monatlichen Preis über die gesamte Mindestvertragslaufzeit (inkl. aller einmaligen Kosten und der Preisanpassung nach der Rabattphase).
- Hardware-Präferenz: Haben Sie eine Präferenz für Speedport oder Fritz!Box?
- Kundenservice-Bewertungen: Informieren Sie sich über aktuelle Erfahrungen anderer Kunden mit dem Kundenservice beider Anbieter.
- Zusatzleistungen berücksichtigen: Wenn Sie bereits einen Mobilfunkvertrag haben oder ein TV-Paket wünschen, prüfen Sie die Bundle-Angebote.
Letztendlich gibt es keine pauschale Antwort, welcher Anbieter der „bessere” ist. Es hängt stark von Ihren individuellen Prioritäten ab. Wenn der Preis das wichtigste Kriterium ist und Sie bereit sind, eventuell kleinere Abstriche beim Kundenservice im Falle einer Störung hinzunehmen, könnte 1&1 die attraktivere Wahl sein. Wenn Ihnen ein integriertes Ökosystem, ein direkt angebundener Service und der Ruf einer etablierten Marke wichtiger sind, könnte die Telekom die bessere Option sein.
Nehmen Sie sich die Zeit für einen gründlichen Vergleich und scheuen Sie sich nicht, bei beiden Anbietern detaillierte Fragen zu stellen, bevor Sie Ihre Entscheidung treffen.