Die WLAN-Bremse nach dem Wechsel: Warum Ihr Internet von M-Net Glasfaser zu 1&1 plötzlich langsam ist

**Einleitung: Der Frust nach dem Providerwechsel – Wo ist meine Geschwindigkeit geblieben?**

Sie haben sich auf den Wechsel gefreut: Endlich ein neuer Vertrag, vielleicht ein attraktiveres Angebot oder einfach der Wunsch nach Veränderung. Von **M-Net Glasfaser** sind Sie zu **1&1** gewechselt, und die Erwartung war klar: Schnelles, stabiles Internet, wie man es von einem modernen Anschluss erwartet. Doch dann die Ernüchterung: Seiten laden schleppend, Streaming ruckelt, Downloads kriechen vor sich hin. Die **Internetverbindung ist plötzlich langsam**, obwohl Sie angeblich die gleiche oder sogar eine höhere Geschwindigkeit gebucht haben. Dieses Phänomen ist frustrierend und führt schnell zu der Annahme, der neue Anbieter sei schuld oder das versprochene „Glasfaser” sei eine Mogelpackung. Doch oft steckt die Ursache tiefer – und ist vor allem im Bereich Ihres Heimnetzwerks und der Art und Weise, wie die Verbindung zu Ihnen nach Hause kommt, zu suchen. Dieser Artikel beleuchtet die häufigsten Gründe für die gefühlte **WLAN-Bremse** nach einem solchen Wechsel und bietet konkrete Lösungsansätze, damit Sie wieder die volle Leistung Ihres Anschlusses nutzen können.

**Die Faszination Glasfaser: Was bedeutet der Wechsel wirklich?**

Der Begriff „Glasfaser” ist ein Synonym für Hochgeschwindigkeit. **M-Net** ist bekannt dafür, in vielen Regionen ein eigenes, flächendeckendes Glasfasernetz bis ins Haus (FTTH – Fiber To The Home) oder zumindest bis in den Keller (FTTB – Fiber To The Building) zu legen. Dies bietet in der Regel eine extrem stabile und schnelle Verbindung mit hohen Upload-Raten und geringer Latenz. Wenn Sie nun zu **1&1** wechseln, die oft auf das Netz der Deutschen Telekom oder andere Vorleistungsnetze zurückgreifen, kann es hier bereits zu den ersten entscheidenden Unterschieden kommen, selbst wenn auch dort „Glasfaser” angeboten wird.

1. **Die „Letzte Meile”: FTTB vs. FTTH vs. VDSL/Vectoring**
* **M-Net FTTH/FTTB:** Bei M-Net kam die Glasfaserleitung vermutlich direkt in Ihre Wohnung oder bis in den Gebäudekeller, von wo aus die restliche Verbindung über moderne Ethernet-Kabel erfolgte. Hier gibt es kaum Performance-Verluste auf der „letzten Meile”.
* **1&1 und das Telekom-Netz:** Auch 1&1 bietet Glasfaser an, aber die Verfügbarkeit variiert stark. Selbst wenn Sie einen „Glasfaser”-Tarif bei 1&1 buchen, kann es sein, dass die Glasfaserleitung nur bis zum Verteilerkasten in Ihrer Straße reicht (FTTC – Fiber To The Curb). Die letzten Meter bis zu Ihrem Haus werden dann oft immer noch über Kupferkabel (VDSL oder ADSL) realisiert. Obwohl VDSL/Vectoring sehr hohe Geschwindigkeiten erreichen kann, ist es anfälliger für Störungen und Dämpfung als eine reine Glasfaserleitung. Die theoretische Geschwindigkeit mag dieselbe sein, die *praktisch nutzbare* und *stabile* Geschwindigkeit kann jedoch leiden. Prüfen Sie daher genau, welche Technologie an Ihrem Standort von 1&1 tatsächlich genutzt wird. Eine echte FTTH-Verbindung bei 1&1 wird meistens auch über andere Netze als das der Telekom realisiert, zum Beispiel über regionale Stadtwerke oder Open-Access-Netze.

2. **Peering und Backbone: Der Weg ins globale Internet**
Die Geschwindigkeit Ihres Internets hängt nicht nur von der letzten Meile ab, sondern auch davon, wie gut Ihr Provider mit dem Rest des Internets verbunden ist. Dies wird als **Peering** bezeichnet. Große Anbieter wie M-Net oder die Telekom betreiben eigene, umfangreiche Backbones und haben direkte Peering-Abkommen mit vielen großen Content-Anbietern (Google, Netflix, Amazon). Kleinere Anbieter oder Reseller haben möglicherweise weniger direkte Peering-Punkte oder nutzen das Peering des Vorleistungsanbieters. Das kann dazu führen, dass Daten längere Wege über das Internet nehmen müssen, was sich in höheren Latenzzeiten und in Spitzenzeiten auch in einer geringeren maximalen Downloadgeschwindigkeit äußern kann, selbst wenn Ihre lokale Verbindung optimal ist.

**Die häufigste Falle: Die WLAN-Bremse im eigenen Zuhause**

Sehr oft liegt die Ursache für die gefühlte **Verlangsamung des Internets** nicht direkt am Anschluss selbst, sondern an der Art und Weise, wie das Internet in Ihrem Zuhause verteilt wird: über **WLAN**. Hier sind die typischen Stolpersteine:

1. **Der neue Router: Eine Blackbox mit Überraschungen**
* **Unterschiedliche Modelle und Leistung:** M-Net liefert oft hochwertige Router, die speziell für ihr Netz optimiert sind und möglicherweise eine stärkere WLAN-Leistung bieten. 1&1 liefert ebenfalls gute Router (meistens Fritz!Boxen), aber das spezifische Modell und dessen Firmware können variieren. Es ist möglich, dass Ihr neuer Router eine schwächere Sendeleistung hat, eine ältere WLAN-Standard-Version nutzt oder einfach schlechter positioniert ist.
* **Voreinstellungen und Konfiguration:** Jeder Router kommt mit Standardeinstellungen. Diese sind nicht immer optimal für Ihre spezifische Wohnsituation. Automatische Kanalwahl kann beispielsweise dazu führen, dass Ihr Router auf einem überlasteten Kanal funkt, besonders in Mehrfamilienhäusern.
* **Firmware-Updates:** Stellen Sie sicher, dass die Firmware Ihres neuen Routers auf dem neuesten Stand ist. Hersteller beheben in Updates oft Performance-Probleme und verbessern die Stabilität.

2. **WLAN-Interferenzen und Kanalüberlastung**
Ihr WLAN sendet auf bestimmten Frequenzen. Im 2,4-GHz-Band, das eine größere Reichweite hat, aber auch langsamer ist, sind oft nur wenige Kanäle verfügbar, die sich nicht überlappen. Viele WLANs in der Nachbarschaft, aber auch andere Geräte wie Mikrowellen, Babyphone oder Bluetooth-Geräte, können diese Kanäle blockieren. Das führt zu Störungen, Paketverlusten und einer drastischen Reduzierung der effektiven **WLAN-Geschwindigkeit**. Das 5-GHz-Band bietet mehr Kanäle und höhere Geschwindigkeiten, hat aber eine geringere Reichweite und wird von Wänden stärker gedämpft.

3. **Positionierung des Routers**
Der Router ist das Herzstück Ihres Heimnetzwerks. Steht er versteckt in einem Schrank, hinter dicken Wänden oder in einer Ecke, kann das WLAN-Signal stark beeinträchtigt werden. Eine zentrale, erhöhte Position ohne Hindernisse ist ideal für eine optimale **WLAN-Abdeckung**.

4. **Alte Endgeräte und Netzwerkadapter**
Haben Sie noch Laptops, Smartphones oder Tablets, die ältere WLAN-Standards (z.B. Wi-Fi 4 / 802.11n statt Wi-Fi 5 / 802.11ac oder Wi-Fi 6 / 802.11ax) verwenden? Diese Geräte können die Gesamtgeschwindigkeit Ihres WLANs herunterziehen, da der Router für alle Geräte im Netz den kleinsten gemeinsamen Nenner finden muss. Auch alte oder defekte Netzwerkkabel (Ethernet-Kabel) können bei kabelgebundenen Verbindungen zum Flaschenhals werden.

5. **Bandbreitenintensive Anwendungen und Hintergrundprozesse**
Sind nach dem Wechsel möglicherweise mehr Geräte gleichzeitig online oder führen im Hintergrund bandbreitenintensive Aufgaben aus (Cloud-Synchronisation, große Updates, Filesharing)? Auch das kann die gefühlte Geschwindigkeit auf einzelnen Geräten beeinträchtigen.

**Diagnose und Lösungsansätze: So holen Sie das Maximum heraus**

Um herauszufinden, wo die **WLAN-Bremse** sitzt, ist eine systematische Fehlersuche entscheidend.

1. **Verlässliche Geschwindigkeitstests durchführen**
* **Verbinden Sie sich per Kabel:** Dies ist der wichtigste Schritt. Schließen Sie einen Computer direkt per Ethernet-Kabel (mindestens Cat. 5e oder besser Cat. 6) an Ihren **Router** an. Führen Sie dann einen Geschwindigkeitstest durch (z.B. über Breitbandmessung.de der BNetzA, Speedtest.net oder Ookla). Wiederholen Sie dies zu verschiedenen Tageszeiten. Zeigt der Test hier die volle oder nahezu volle gebuchte Geschwindigkeit an, liegt das Problem fast sicher im WLAN oder bei den Endgeräten. Ist die Geschwindigkeit auch kabelgebunden zu langsam, liegt das Problem am Internetanschluss selbst.
* **Testen Sie mit verschiedenen Servern:** Wählen Sie im Speedtest verschiedene Server aus, um sicherzustellen, dass nicht ein bestimmter Server überlastet ist.
* **Deaktivieren Sie VPNs und andere Software:** Stellen Sie sicher, dass keine VPN-Software, Proxys oder Virenscanner die Verbindung beeinflussen.

2. **Den Router optimieren**
* **Positionierung:** Stellen Sie Ihren **Router** möglichst frei, zentral und erhöht auf. Vermeiden Sie Störquellen wie Mikrowellen oder DECT-Telefone in direkter Nähe.
* **WLAN-Kanal wechseln:** Melden Sie sich in der Benutzeroberfläche Ihres Routers an (meist über die IP-Adresse 192.168.178.1 oder fritz.box bei einer Fritz!Box). Im Bereich „WLAN” oder „Funkkanal” können Sie die automatische Kanalwahl deaktivieren und manuell einen weniger überlasteten Kanal wählen. Tools wie „WLAN Analyzer” auf dem Smartphone helfen, freie Kanäle zu finden. Für das 2,4-GHz-Band sind Kanal 1, 6 und 11 die einzigen überlappungsfreien Kanäle.
* **Frequenzband-Steuerung (Band Steering):** Viele moderne Router bieten diese Funktion. Sie sorgt dafür, dass Ihre Endgeräte automatisch das optimale Frequenzband (2,4 GHz für Reichweite, 5 GHz für Geschwindigkeit) nutzen. Aktivieren Sie diese Funktion.
* **WLAN-Standard:** Prüfen Sie, ob der Router auf einem modernen Standard wie Wi-Fi 5 (802.11ac) oder Wi-Fi 6 (802.11ax) läuft.
* **Firmware-Update:** Suchen Sie im Router-Menü nach einem Firmware-Update und installieren Sie es, falls verfügbar.

3. **WLAN-Reichweite und -Abdeckung verbessern**
* **Mesh-Systeme:** Wenn Sie eine große Wohnung oder mehrere Etagen haben, ist ein **WLAN-Mesh-System** (z.B. von AVM FRITZ!Mesh oder andere Hersteller) oft die beste Lösung. Diese Systeme bestehen aus mehreren Geräten, die ein einheitliches WLAN-Netzwerk aufspannen und so für eine flächendeckende, stabile Verbindung sorgen.
* **Repeater:** Ein WLAN-Repeater kann helfen, die Reichweite zu vergrößern, ist aber meist langsamer als ein Mesh-System und kann die Latenz erhöhen.
* **Powerline-Adapter (DLAN):** Übertragen das Netzwerksignal über die Stromleitung. Eine gute Alternative, wenn WLAN nicht ausreicht und Kabelverlegung nicht möglich ist. Die Geschwindigkeit ist stark von der Qualität des Stromnetzes abhängig.

4. **Endgeräte überprüfen**
* **Aktuelle Treiber:** Stellen Sie sicher, dass Ihre WLAN-Treiber auf Laptops und PCs aktuell sind.
* **Netzwerkkarten:** Bei älteren Geräten kann der Austausch einer alten WLAN-Karte durch eine moderne Wi-Fi 5- oder Wi-Fi 6-Karte die Leistung drastisch verbessern.
* **Software und Updates:** Prüfen Sie, ob bandbreitenintensive Software im Hintergrund läuft.

5. **DNS-Server ändern**
Manchmal können die DNS-Server Ihres Providers langsam sein. Versuchen Sie, in Ihrem Router oder auf Ihren Endgeräten alternative DNS-Server wie Google DNS (8.8.8.8 und 8.8.4.4) oder Cloudflare DNS (1.1.1.1 und 1.0.0.1) einzustellen. Dies kann die Ladezeiten von Webseiten subjektiv beschleunigen.

6. **Kontaktieren Sie den Support**
Wenn alle Stricke reißen und auch kabelgebunden die Geschwindigkeit nicht stimmt, ist es Zeit, den **1&1 Support** zu kontaktieren. Haben Sie Ihre Messergebnisse (kabelgebunden!) und die von Ihnen durchgeführten Optimierungsversuche parat. Je mehr detaillierte Informationen Sie liefern können, desto effektiver kann Ihnen geholfen werden.

**Fazit: Die Entschlüsselung der WLAN-Bremse**

Der Wechsel von **M-Net Glasfaser** zu **1&1** und die darauffolgende Enttäuschung über die vermeintlich langsame **Internetverbindung** ist ein häufiges Szenario, das jedoch in den seltensten Fällen auf einen direkten „Betrug” oder eine mindere Qualität des neuen Providers zurückzuführen ist. Vielmehr ist es eine komplexe Mischung aus der tatsächlichen Zugangs-Technologie der „letzten Meile”, der Qualität des Backbone-Netzwerks und vor allem – und dies ist der häufigste Faktor – der **WLAN-Leistung** im eigenen Heimnetzwerk.

Mit den richtigen Schritten zur Diagnose und Optimierung können Sie die meisten dieser **Geschwindigkeitsprobleme** beheben. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihr Heimnetzwerk zu analysieren und zu optimieren. Oft sind es Kleinigkeiten wie die Position des Routers oder ein Wechsel des WLAN-Kanals, die einen erheblichen Unterschied machen. Ziel ist es, die volle Geschwindigkeit, die Ihnen Ihr **1&1 Glasfaser**-Anschluss verspricht, auch wirklich nutzen zu können. Ihr Geduldsfaden mag gespannt sein, aber mit der richtigen Herangehensweise wird Ihre Internetverbindung bald wieder so flitzen, wie Sie es erwarten.