Die späten 90er Jahre – eine Ära, in der das Internet noch piepsende Geräusche machte, AOL-CDs sich stapelten und der Personal Computer seinen endgültigen Siegeszug antrat. Für viele von uns war Windows 98 das Tor zu dieser digitalen Welt. Es war eine Zeit des Wandels, der Experimente und einer schier unglaublichen Vielfalt an Hardware. Doch wer heute einen alten Win 98 PC entstaubt, wird schnell feststellen: Die Rückseite dieser Maschinen gleicht einem Sammelsurium längst vergessener oder stark modifizierter Steckerformate. Jeder Anschluss hatte seine Daseinsberechtigung und erzählte eine eigene Geschichte der Computerentwicklung. Begleiten Sie uns auf eine Zeitreise zu den **Anschlüssen** unserer Jugend und entdecken Sie, welche digitalen Geheimnisse sich an Ihrem Retro-PC verstecken.
### Die Alltäglichen Begleiter: Maus, Tastatur und Monitor
Beginnen wir mit den grundlegenden Peripheriegeräten, die an fast jedem Windows 98 PC zu finden waren und deren Stecker uns vertraut waren, auch wenn sie sich heute stark gewandelt haben.
#### PS/2: Das farbcodierte Duo für Maus und Tastatur
Bevor USB seinen Siegeszug antrat, waren PS/2-Anschlüsse die absolute Norm für Mäuse und Tastaturen. Charakteristisch sind die kleinen, runden Buchsen mit sechs Pins, die oft farbcodiert waren: Grün für die Maus und Lila für die Tastatur. Diese Unterscheidung war wichtig, denn man konnte sie nicht beliebig vertauschen, ohne dass die Geräte nicht funktionierten. Der **PS/2-Port** war eine Weiterentwicklung älterer DIN-Anschlüsse und bot eine zuverlässige Verbindung mit niedriger Latenz, was besonders für Spieler von Vorteil war. Auch wenn sie heute praktisch ausgestorben sind, lebte ihr Erbe in der einfachen Plug-and-Play-Funktionalität fort, die sie boten.
#### VGA: Der blaue Standard für Bildschirme
Jeder, der in den 90ern einen PC nutzte, kennt den blauen, trapezförmigen VGA-Anschluss. Dieser 15-polige D-Sub-Stecker war der unangefochtene Standard für die Verbindung von Grafikkarten mit Monitoren. Er übertrug analoge Videosignale und war in der Lage, eine breite Palette von Auflösungen und Bildwiederholraten zu unterstützen, auch wenn die Bildqualität bei höheren Auflösungen und längeren Kabeln merklich litt. Der **VGA-Anschluss** symbolisierte eine Ära, in der Bildschirme Röhrenmonitore waren und Pixel noch deutlich sichtbar sein durften. Heute wurde er weitgehend von digitalen Schnittstellen wie DVI, HDMI und DisplayPort abgelöst, doch für einen echten Retro-PC ist **VGA** unverzichtbar.
#### USB 1.0/1.1: Der zaghafte Beginn einer Revolution
Der Universal Serial Bus (USB) war in der Windows 98-Ära noch ein relativ junges Phänomen. Zwar wurde er bereits 1996 eingeführt, aber erst mit Windows 98 erhielt er breitere Unterstützung. Die damals verbreiteten Versionen USB 1.0 und USB 1.1 waren mit Geschwindigkeiten von bis zu 12 Mbit/s weit entfernt von den heutigen Standards, stellten aber dennoch einen enormen Fortschritt dar. Plötzlich konnte man Peripheriegeräte wie Scanner, Drucker, Digitalkameras oder Joysticks anschließen, ohne den PC neu starten zu müssen oder sich mit lästigen IRQ-Konflikten herumzuschlagen. Der **USB-Anschluss** revolutionierte die Welt der Computer-Peripherie und legte den Grundstein für die heutige, nahezu kabellose Welt.
### Klangwelten und Gaming-Erlebnisse: Audio- und Gaming-Anschlüsse
Multimedia war ein großes Thema in den 90ern, und die entsprechenden Anschlüsse spiegelten diese Entwicklung wider.
#### 3,5mm Klinke: Der bunte Klangteppich
Die 3,5mm Klinkenbuchsen für Audio sind uns bis heute vertraut, aber an einem Win 98 PC waren sie oft noch bunter und zahlreicher. Eine typische Soundkarte hatte mindestens drei davon: Grün für den Line-Out (Lautsprecher/Kopfhörer), Blau für den Line-In (für externe Audioquellen wie Kassettenrekorder oder CD-Player) und Rosa für das Mikrofon. Spätere Soundkarten boten oft noch weitere Klinken für Surround-Sound-Systeme. Diese einfachen, analogen **Audio-Anschlüsse** waren das Herzstück jeder Multimedia-Anwendung, vom Abspielen von Audio-CDs bis hin zu den ersten Sprachchats über das Internet.
#### Gameport / MIDI: Das Tor zur digitalen Unterhaltung
Ein unverzichtbarer Anschluss für jeden ernsthaften Spieler der 90er war der Gameport. Dieser 15-polige D-Sub-Anschluss, der oft auf Soundkarten oder als separater Port zu finden war, diente primär zum Anschluss von Joysticks, Gamepads und Lenkrädern. Viele Gamecontroller konnten sogar über einen Y-Splitter am selben Port betrieben werden. Was viele nicht wussten: Der **Gameport** war oft auch eine **MIDI-Schnittstelle**. Mit einem speziellen Adapter konnte man darüber MIDI-Keyboards oder andere Musikinstrumente an den PC anschließen und damit die ersten Schritte in der digitalen Musikproduktion unternehmen. Dieser vielseitige Port ist heute komplett ausgestorben, seine Funktionen wurden von USB übernommen.
### Die Arbeitstiere: Klassische Schnittstellen für Datenübertragung und Drucker
Die ältesten und oft robustesten **Schnittstellen** waren für Aufgaben konzipiert, die heute größtenteils drahtlos oder über USB erledigt werden.
#### Serieller Port (RS-232): Der langsame Dauerläufer
Der Serielle Port, oft auch als **RS-232** oder COM-Port bezeichnet, war eine der ältesten und vielseitigsten Schnittstellen. Meist als 9-poliger (seltener 25-poliger) D-Sub-Anschluss ausgeführt, diente er zum Anschluss von Modems, älteren Mäusen (wie der klassischen Seriellen Maus), Messgeräten, Plottern und sogar frühen digitalen Kameras. Seine Datenübertragungsrate war mit maximal 115 Kbit/s extrem langsam nach heutigen Maßstäben, aber dafür war die Verbindung robust und über lange Kabelwege stabil. Systemadministratoren nutzten ihn auch oft, um sich über eine Konsolenverbindung mit Servern oder Routern zu verbinden.
#### Paralleler Port (LPT): Der breite Datenstrom für Drucker
Der Parallele Port, auch als **LPT-Port** oder Druckerport bekannt, war der Standard für den Anschluss von Druckern in den 90ern. Der 25-polige D-Sub-Anschluss übertrug Daten im Gegensatz zum seriellen Port parallel, also mehrere Bits gleichzeitig, was ihn deutlich schneller machte. Neben Druckern wurden auch externe ZIP-Laufwerke, Scanner und sogar spezielle Hardware-Dongles für Software-Kopierschutz über den **Parallelen Port** angeschlossen. Seine Breite machte ihn jedoch auch unhandlich, und mit dem Aufkommen von USB-Druckern und Netzwerkdruckern verschwand er langsam aus den PCs.
### Die Tore zur Welt: Netzwerk und Internet
Das World Wide Web war in den 90ern noch Neuland, aber die **Anschlüsse** für die Verbindung mit anderen Computern und dem Internet wurden immer wichtiger.
#### Ethernet (RJ-45): Der Beginn der vernetzten Welt
Mit der zunehmenden Verbreitung von lokalen Netzwerken (LANs) in Büros und auch in Privathaushalten wurde der Ethernet-Anschluss, ein RJ-45-Port, immer wichtiger. Er sah aus wie ein breiterer Telefonanschluss und ermöglichte Datenraten von 10 Mbit/s (10BASE-T) oder später 100 Mbit/s (100BASE-TX). Über diese Twisted-Pair-Kabel konnten PCs in einem Netzwerk kommunizieren, Dateien austauschen und gemeinsam auf Drucker oder das Internet zugreifen. Der **Ethernet-Port** war der Türöffner für die vernetzte Welt, die wir heute kennen, und ist in seiner Grundform immer noch an nahezu jedem PC und Router zu finden.
#### Modem (RJ-11): Das Tor zum piepsenden Internet
Der Modem-Anschluss, ein kleinerer RJ-11-Port, war das akustische Symbol des Internets der 90er. Über ihn wurde das PC-Modem mit der Telefonleitung verbunden, um eine **Einwahlverbindung (Dial-up)** zum Internet herzustellen. Die charakteristischen Geräusche beim Aufbau einer Verbindung – das Wählen, das Piepen, Knistern und Rauschen – sind für viele eine nostalgische Erinnerung an die Anfänge des Online-Seins. Mit Übertragungsraten von 28.8, 33.6 oder später 56 Kbit/s (V.90-Standard) war das Internet langsam, aber es funktionierte.
### Die Exoten und Spezialisten: Tiefer in die Hardware
Manche Anschlüsse waren nicht auf jedem Win 98 PC zu finden, aber sie zeugen von speziellen Anforderungen und High-End-Lösungen ihrer Zeit.
#### SCSI: Der Hochleistungsspezialist
Das Small Computer System Interface (SCSI) war die Schnittstelle der Wahl für leistungsstarke Workstations und Server, fand aber auch in einigen anspruchsvolleren Heim-PCs Anwendung. Mit breiteren Kabeln und komplexeren Anschlüssen (oft 50- oder 68-polige Centronics- oder D-Sub-Stecker) verband SCSI Festplatten, CD-ROM-Laufwerke, Bandlaufwerke und Scanner. Es bot höhere Übertragungsraten und die Möglichkeit, mehrere Geräte an einer Kette (Daisy Chain) zu betreiben. Allerdings war es auch teurer und komplexer in der Konfiguration als die gängigeren IDE-Lösungen, weshalb es sich im Massenmarkt nie durchsetzte und letztendlich von SATA und USB abgelöst wurde.
#### FireWire (IEEE 1394): Apples Antwort auf USB
Obwohl weniger verbreitet als USB auf typischen Win 98 PCs, war FireWire (IEEE 1394) eine wichtige Schnittstelle für digitale Videoaufnahmen und andere hochbandbreitige Anwendungen. Ursprünglich von Apple entwickelt, bot es höhere und stabilere Übertragungsraten als USB 1.1 und wurde schnell zum Standard für den Anschluss von DV-Kameras und externen Festplatten. Die 4-Pin- oder 6-Pin-Anschlüsse waren eine elegante Lösung für professionelle Anwender, die große Datenmengen schnell übertragen mussten.
### Interne Verbindungen: Das Herz des PCs
Ein Blick ins Innere des Gehäuses offenbart weitere Steckerformate, die für das Funktionieren des PCs unerlässlich waren.
#### IDE (Integrated Drive Electronics): Die breiten Kabel für Speicher
Die breiten, grauen Flachbandkabel des IDE-Anschlusses dominierten das Innenleben jedes Win 98 PCs. Sie verbanden Festplatten, CD-ROM-Laufwerke und später auch DVD-Laufwerke mit dem Mainboard. Typischerweise gab es zwei IDE-Controller auf dem Mainboard, die jeweils bis zu zwei Geräte (als Master und Slave konfiguriert) unterstützen konnten. Die Konfiguration über Jumper war oft knifflig, aber der **IDE-Standard** war der König der internen Speicheranbindung, bevor SATA seine Herrschaft antrat.
#### Diskettenlaufwerk-Controller: Der letzte Gruß an die Diskette
Ein schmaleres Flachbandkabel, oft mit einem verdrehten Abschnitt, führte zum Diskettenlaufwerk-Controller. Die 3,5-Zoll-Diskette war in der Win 98-Ära immer noch ein wichtiges Speichermedium für kleinere Dateien, obwohl sie bereits von CD-R und USB-Sticks (die langsam aufkamen) abgelöst wurde. Dieser Anschluss ist heute vollständig verschwunden, da Diskettenlaufwerke seit vielen Jahren nicht mehr in PCs verbaut werden.
#### ATX Power Connector: Die Lebensader
Der ATX Power Connector ist zwar kein Stecker für Peripherie, aber er ist das Rückgrat des gesamten Systems. Der breite, oft 20- oder 24-polige Stecker vom Netzteil versorgte das Mainboard mit Strom. Seine Einführung mit dem ATX-Standard war ein großer Schritt nach vorne, da er das Einschalten des PCs per Software ermöglichte – eine Funktion, die frühere AT-Netzteile nicht boten.
### Fazit: Eine bunte Vergangenheit und eine standardisierte Zukunft
Der Blick zurück auf die Steckerformate eines Windows 98 PCs ist wie eine kleine archäologische Expedition in die Frühzeit der modernen Computertechnologie. Von den farbcodierten PS/2-Ports über den blauen VGA-Anschluss, den piepsenden Modem-Port bis hin zu den internen IDE-Kabeln – jeder Stecker erzählt eine Geschichte von Innovation, Kompromissen und den Bedürfnissen einer sich entwickelnden Technologie.
Was diese Reise besonders macht, ist die enorme Vielfalt und Spezialisierung, die damals herrschte. Jeder Anschluss hatte seine spezifische Aufgabe und oft seine eigene Technologie dahinter. Heute hingegen dominieren wenige, vielseitige Standards wie USB (in seinen verschiedenen Generationen und Formen wie USB-C), HDMI und DisplayPort die Landschaft. Diese Entwicklung hat die Nutzung von PCs zweifellos vereinfacht und vereinheitlicht, aber ein Stück der bunten, experimentellen Seele der Computergeschichte ist dabei auch verloren gegangen.
Ein **Retro-PC** mit Windows 98 ist also nicht nur eine Maschine zum Spielen alter Klassiker, sondern auch ein physisches Denkmal für eine Zeit, in der das Anschließen von Peripherie noch ein kleines Abenteuer war und die Rückseite eines Computers eine faszinierende Ansammlung von ganz unterschiedlichen, aber durchdachten Schnittstellen darstellte. Es ist eine Erinnerung daran, wie weit wir gekommen sind und welche digitalen Wege wir hinter uns gelassen haben. Die Technostalgie, die diese alten Anschlüsse hervorrufen, ist ein Zeugnis für die schnelle und aufregende Evolution des Personal Computers.