FritzBox 7590 getauscht und trotzdem die gleichen Probleme? Daran könnte es wirklich liegen

Die FritzBox 7590 ist ein echtes Premium-Gerät aus dem Hause AVM, bekannt für ihre Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und ihren Funktionsreichtum. Doch was, wenn Sie Ihre alte FritzBox 7590 aufgrund von scheinbar unlösbaren Problemen – sei es schlechtes WLAN, ständige Verbindungsabbrüche, langsame Geschwindigkeiten oder andere Netzwerk-Mysterien – getauscht haben und feststellen müssen: Die exakt gleichen Probleme treten auch mit dem nagelneuen Ersatzgerät auf? Die Frustration ist in solchen Momenten verständlicherweise riesig. Man investiert Zeit und Geld, erhofft sich eine Lösung, und steht dann wieder am selben Punkt.

Die gute Nachricht ist: Wenn die Probleme identisch sind, ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass die Ursache nicht in der FritzBox 7590 selbst liegt. Stattdessen müssen wir den Blickwinkel erweitern und uns die gesamte Infrastruktur rund um Ihren Internetanschluss und Ihr Heimnetzwerk genauer ansehen. Oft sind es externe Faktoren oder unscheinbare Details, die für die hartnäckigen Störungen verantwortlich sind. Lassen Sie uns gemeinsam auf Spurensuche gehen und die wahren Übeltäter entlarven.

Die Internetleitung und Ihr Provider (ISP): Die Basis allen Übels?

Die FritzBox ist nur so gut wie die Leitung, an die sie angeschlossen ist. Selbst das beste Modem kann keine Wunder vollbringen, wenn die Qualität der Internetverbindung mangelhaft ist. Dies ist oft der erste und wichtigste Bereich, den Sie genauer unter die Lupe nehmen sollten, wenn ein Gerätetausch keine Besserung gebracht hat.

1. Qualität der DSL/VDSL-Leitung (Kupferkabel)

• Leitungsdämpfung und Störabstandsmarge (SNR): Ihre FritzBox zeigt unter „Internet“ > „DSL-Informationen“ > „Spektrum“ oder „Leitungseigenschaften“ detaillierte Werte an. Eine hohe Leitungsdämpfung und eine niedrige Störabstandsmarge sind Indikatoren für eine schlechte Leitungsqualität, die zu geringeren Geschwindigkeiten und Verbindungsabbrüchen führen kann. Optimal sind SNR-Werte von 6 dB und höher. Werte unter 6 dB können bereits Probleme verursachen.
• Fehler (CRC/FEC-Fehler): Ebenfalls in den DSL-Informationen finden Sie Zähler für CRC- (Cyclic Redundancy Check) und FEC-Fehler (Forward Error Correction). Während FEC-Fehler bis zu einem gewissen Grad normal sind und korrigiert werden, deuten steigende oder sehr hohe CRC-Fehler auf ernsthafte Probleme in der physischen Leitung hin, die nicht mehr korrigiert werden können und zu Datenverlust oder Resynchronisierungen führen.
• Profil des Providers: Manche Provider schalten ihre Anschlüsse auf ein stabileres, aber langsameres Profil (z.B. „FastPath“ vs. „Interleaved“), um Verbindungsabbrüchen entgegenzuwirken. Manchmal kann die FritzBox die Leitung nicht optimal synchronisieren, weil das vom Provider eingestellte Profil nicht ideal zur realen Leitungsqualität passt.
• Der Hausübergabepunkt (APL) und die erste TAE-Dose: Oft liegt das Problem nicht auf der Strecke bis zu Ihrem Haus, sondern im Haus selbst. Der APL ist der Punkt, an dem die Leitung des Providers in Ihr Haus kommt. Die erste Telefonanschlussdose (TAE) im Haus ist der nächste relevante Punkt. Sind die Kabel zwischen APL und TAE alt, oxidiert oder schlecht verbunden, kann dies die Signalqualität massiv beeinträchtigen. Testen Sie, wenn möglich, die FritzBox direkt an der ersten TAE-Dose.

2. Glasfaser-Anschluss (FTTH/FTTB)

Bei Glasfaseranschlüssen sind die Leitungsqualitäts-Parameter weniger kritisch, da Glasfaser wesentlich robuster gegenüber elektromagnetischen Störungen ist. Hier liegen Probleme eher bei der Installation der Glasfaserleitung selbst (Knicke, Beschädigungen), dem ONT (Optical Network Terminal) oder dem Provider-Netzwerk im Allgemeinen. Sollten Sie hier Probleme haben, ist der Provider Ihr erster Ansprechpartner.

3. Kabel-Anschluss (DOCSIS)

Auch bei Kabelanschlüssen können Signalwerte entscheidend sein. Im Webinterface der FritzBox Cable (z.B. 6660 oder 6591, nicht 7590) finden Sie unter „Kabelinformationen“ > „Kanäle“ Werte wie Downstream- und Upstream-Pegel (ideal: -8 bis +8 dBmV), SNR (ideal: >30 dB) und Fehler. Schlechte Werte deuten auf Probleme im Kabelnetz, an den Dosen oder der Hausverkabelung hin.

Was tun?

Dokumentieren Sie die Werte Ihrer FritzBox über einen längeren Zeitraum (mehrere Tage). Machen Sie Screenshots. Kontaktieren Sie dann Ihren Internetanbieter mit diesen Daten. Nur der Provider kann die Leitung von außen prüfen oder einen Techniker beauftragen, die Infrastruktur vor Ort zu überprüfen.

Die Hausverkabelung: Ein oft unterschätzter Faktor

Selbst eine perfekt funktionierende Provider-Leitung kann durch eine mangelhafte interne Hausverkabelung nutzlos werden. Dieser Punkt wird oft übersehen, ist aber eine häufige Ursache für wiederkehrende Probleme.

1. DSL-Verkabelung

• Alte/beschädigte Telefonkabel: Zwischen der TAE-Dose und der FritzBox verwenden Sie ein DSL-Kabel. Nutzen Sie ausschließlich das mitgelieferte Kabel von AVM. Ältere oder minderwertige Kabel können das Signal massiv beeinträchtigen.
• Verlängerungen: Jede Verlängerung des DSL-Kabels kann die Signalqualität verschlechtern. Vermeiden Sie diese, wo immer möglich.
• Zwischengeräte: Splitter, NTBAs oder alte ISDN-Anlagen können ebenfalls Störquellen sein, insbesondere wenn sie nicht mehr benötigt werden (z.B. bei All-IP-Anschlüssen). Trennen Sie diese Geräte, wenn nicht zwingend erforderlich.
• Stromleitungen: Verlegen Sie DSL-Kabel niemals parallel zu Stromleitungen über längere Strecken, da dies zu elektromagnetischen Interferenzen führen kann.

2. LAN-Verkabelung (Ethernet)

Wenn auch per Kabel angeschlossene Geräte Probleme bereiten, könnte die Ethernet-Verkabelung im Haus schuld sein.

• Kabelqualität: Verwenden Sie mindestens Cat.5e, besser Cat.6 oder Cat.7 Kabel für Gbit-Geschwindigkeiten. Billige, ungeschirmte Kabel sind anfällig für Störungen.
• Beschädigungen: Gequetschte, geknickte oder zu eng verlegte Kabel können die Leistung erheblich mindern oder Ausfälle verursachen.
• Länge: Die maximale Länge für Ethernetkabel beträgt 100 Meter. Darüber hinaus können Probleme auftreten.

3. Coax-Verkabelung (für Kabelmodems)

Ähnlich wie bei DSL können alte oder schlecht geschirmte Koaxialkabel bei Kabelanschlüssen zu Problemen führen. Prüfen Sie Anschlüsse und Kabel auf festen Sitz und Beschädigungen. Auch hier gilt: keine unnötigen Verlängerungen oder Verteiler.

Was tun?

Überprüfen Sie alle Kabel. Tauschen Sie alte oder beschädigte Kabel durch hochwertige, neuere Modelle (insbesondere das AVM-DSL-Kabel und ggf. Ethernet-Kabel) aus. Versuchen Sie, die FritzBox an einer möglichst kurzen und direkten Verbindung zur ersten TAE-Dose zu betreiben.

Ihr Heimnetzwerk: Unsichtbare Störenfriede und Engpässe

Die größte Fehlerquelle, die oft mit der FritzBox verwechselt wird, ist das eigene Heimnetzwerk und seine Umgebung. Hier lauern zahlreiche unsichtbare Übeltäter, die Ihr Interneterlebnis massiv beeinträchtigen können, unabhängig vom verwendeten Router.

1. WLAN-Interferenzen und Kanalwahl

WLAN ist Funk – und Funk ist anfällig für Störungen. Insbesondere in Mehrfamilienhäusern ist die Luft voll von WLAN-Signalen anderer Parteien. Das kann zu erheblichen Leistungseinbußen führen.

• Überlappende Kanäle: Im 2,4-GHz-Band gibt es nur wenige nicht überlappende Kanäle (1, 6, 11). Wenn Ihre Nachbarn und Sie den gleichen Kanal nutzen, stören sich die Signale gegenseitig. Die FritzBox kann den besten Kanal automatisch wählen („Autokanal”), doch manchmal ist eine manuelle Einstellung auf einen weniger belegten Kanal besser.
• Geräte-Interferenzen: Mikrowellenherde, DECT-Telefone, Babyfones, Bluetooth-Geräte oder auch schlecht geschirmte USB 3.0-Geräte können das 2,4-GHz-WLAN massiv stören.
• 5-GHz-Band: Das 5-GHz-Band bietet mehr Kanäle und ist in der Regel weniger überfüllt. Es hat jedoch eine geringere Reichweite und wird stärker durch Wände und Decken gedämpft. Eine gute Kombination ist oft, wichtige Geräte im 5-GHz-Band zu betreiben und älteren Geräten das 2,4-GHz-Band zu überlassen.
• Fritz!App WLAN / AVM Wi-Fi-Analyse: Nutzen Sie die kostenlosen Tools von AVM, um die WLAN-Umgebung zu analysieren und freie Kanäle zu finden.

2. Netzwerkkonfiguration und Client-Geräte

• Alte WLAN-Adapter/Treiber: Der beste Router nützt nichts, wenn Ihr Laptop eine veraltete WLAN-Karte mit schlechten Treibern hat. Überprüfen Sie, ob Ihre Endgeräte die neuesten Treiber installiert haben und WLAN-Standards wie Wi-Fi 5 (802.11ac) oder Wi-Fi 6 (802.11ax) unterstützen, um die volle Leistung der FritzBox zu nutzen.
• DNS-Server: Manchmal sind nicht die DNS-Server Ihres Providers die schnellsten oder zuverlässigsten. Probieren Sie alternative DNS-Server wie Google (8.8.8.8 / 8.8.4.4) oder Cloudflare (1.1.1.1 / 1.0.0.1) in den Netzwerkeinstellungen der FritzBox aus.
• IPv6-Probleme: Wenn Sie Probleme mit bestimmten Webseiten oder Diensten haben, könnte es an einer fehlerhaften IPv6-Implementierung liegen. Versuchen Sie, IPv6 testweise in der FritzBox zu deaktivieren, um zu sehen, ob sich die Situation bessert.
• QoS (Quality of Service): Die FritzBox bietet QoS-Einstellungen, um bestimmten Anwendungen (z.B. Online-Gaming, VoIP) Priorität einzuräumen. Eine fehlerhafte Konfiguration kann hier jedoch zu Engpässen für andere Dienste führen.
• Gast-WLAN / VPN: Prüfen Sie, ob aktivierte Gast-WLANs oder VPN-Verbindungen die Leistung beeinträchtigen könnten, falls diese nicht reibungslos funktionieren oder Ressourcen blockieren.

3. Netzwerkauslastung

Haben Sie viele Geräte im Netzwerk? Streaming-Boxen, Smart-Home-Geräte, mehrere Smartphones, Tablets und PCs? Die Bandbreite Ihrer Internetleitung ist endlich. Wenn alle gleichzeitig HD-Streams schauen, große Downloads tätigen oder Updates laden, kann die Leitung überlastet sein. Die FritzBox kann im Bereich „Online-Monitor” zeigen, welche Bandbreite gerade genutzt wird.

• Bandbreitenfresser identifizieren: Nutzen Sie den Online-Monitor der FritzBox, um zu sehen, welche Geräte zu welchem Zeitpunkt wie viel Bandbreite verbrauchen.
• Priorisierung: Sie können in der FritzBox-Oberfläche unter „Internet” > „Priorisierung” bestimmten Anwendungen oder Geräten Vorrang einräumen.

Was tun?

Experimentieren Sie mit WLAN-Kanälen und Frequenzbändern (2,4 GHz vs. 5 GHz). Prüfen und aktualisieren Sie Treiber Ihrer Endgeräte. Überwachen Sie die Netzwerkauslastung. Schalten Sie testweise nicht essenzielle Geräte im Netzwerk ab, um den Verursacher einzugrenzen.

Die FritzBox-Einstellungen selbst: Noch einmal genau hinschauen

Auch wenn die FritzBox selbst neu ist, können Einstellungen oder Firmware-Versionen eine Rolle spielen. Ein Reset auf Werkseinstellungen ist nach dem Tausch meist ein guter Startpunkt, doch manche Feinheiten bleiben verborgen.

• Firmware-Updates: Stellen Sie sicher, dass auf der neuen FritzBox die aktuellste stabile Firmware (FRITZ!OS) installiert ist. AVM behebt kontinuierlich Fehler und verbessert die Stabilität.
• Störsicherheit: Im Bereich „Internet” > „DSL-Informationen” > „Störsicherheit” können Sie Einstellungen vornehmen, die die Stabilität der DSL-Verbindung beeinflussen. Eine höhere Störsicherheit kann die Geschwindigkeit leicht reduzieren, aber die Anzahl der Verbindungsabbrüche drastisch verringern. Dies ist ein wichtiger Hebel bei instabilen DSL-Leitungen.
• Energieoptionen: Überprüfen Sie, ob in den Energieoptionen oder erweiterten Einstellungen der FritzBox ungewöhnliche Konfigurationen aktiv sind, die die Leistung beeinflussen könnten.
• Labor-Firmware: Falls Sie zuvor eine Labor-Firmware genutzt haben, stellen Sie sicher, dass auf der neuen FritzBox ausschließlich die offizielle, stabile Version läuft. Laborversionen sind experimentell und können Stabilitätsprobleme verursachen.

Umfeld und Aufstellung der FritzBox

Der Standort Ihrer FritzBox ist entscheidend für die WLAN-Abdeckung und kann auch die allgemeine Stabilität beeinflussen.

• Zentrale Position: Stellen Sie die FritzBox möglichst zentral in Ihrem Wohnbereich auf, um eine gleichmäßige WLAN-Abdeckung zu gewährleisten.
• Freie Sicht: Vermeiden Sie es, die FritzBox in Schränken, hinter dicken Wänden oder in Ecken zu verstecken. Jede Wand, Decke oder Metallobjekt dämpft das WLAN-Signal.
• Abstand zu Störquellen: Halten Sie Abstand zu Mikrowellen, großen Metallobjekten, DECT-Basisstationen und anderen Funkgeräten.
• Belüftung: Die FritzBox benötigt eine ausreichende Belüftung, um eine Überhitzung zu vermeiden. Stellen Sie sicher, dass die Lüftungsschlitze frei sind.

Ihre Erwartungen vs. Realität

Manchmal liegen die „Probleme” auch in falschen Erwartungen an die Technologie. Eine FritzBox 7590 ist leistungsstark, aber kein Wundermittel:

• WLAN-Grenzen: WLAN ist physikalisch begrenzt. Dutzende Mbit/s durch mehrere dicke Betonwände sind einfach nicht realisierbar, egal mit welchem Router.
• Anschlussgeschwindigkeit: Wenn Sie einen 100 MBit/s DSL-Anschluss haben, werden Sie niemals 500 MBit/s erreichen. Ihre tatsächliche Geschwindigkeit ist immer durch den gebuchten Tarif und die Leitungsqualität begrenzt.
• Ping/Latenz: Der Ping hängt stark von der Entfernung zum Server und der Qualität der gesamten Netzwerkinfrastruktur ab. Eine FritzBox kann einen schlechten Ping der Leitung nicht kompensieren.

Zusammenfassung: Eine Checkliste für die Fehlersuche

1. FritzBox-Log & DSL-Informationen prüfen: Suchen Sie nach Fehlermeldungen, Synchronisationsverlusten, hohen CRC-Fehlern.
2. Internetanbieter kontaktieren: Bei schlechten DSL-Werten ist der Provider der erste Ansprechpartner.
3. Alle Kabel prüfen/tauschen: Verwenden Sie nur die AVM-Kabel. Vermeiden Sie Verlängerungen.
4. FritzBox-Standort optimieren: Zentral, frei stehend, weg von Störquellen.
5. WLAN-Kanäle wechseln: Manuell freie Kanäle im 2,4 GHz- und 5 GHz-Band wählen.
6. Endgeräte prüfen: Treiber aktualisieren, WLAN-Adapter checken.
7. Netzwerkauslastung überwachen: Wer verbraucht wie viel Bandbreite?
8. FritzBox-Einstellungen überprüfen: Neueste Firmware, Störsicherheit optimieren, keine Labor-Firmware.
9. Test ohne weitere Geräte: Trennen Sie alle Geräte außer einem PC (per LAN-Kabel) und testen Sie die Verbindung.

Fazit

Wenn Sie Ihre FritzBox 7590 getauscht haben und die Probleme hartnäckig bleiben, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die Ursache tiefer liegt als nur in einem defekten Gerät. Der Schlüssel zur Lösung liegt in einer systematischen und umfassenden Analyse Ihrer gesamten Internet- und Heimnetzwerkinfrastruktur. Es erfordert Geduld und Detektivarbeit, aber mit den richtigen Schritten und der genauen Beobachtung der Symptome werden Sie die wahren Übeltäter identifizieren können.

Bleiben Sie dran, gehen Sie die Punkte methodisch durch und scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf die Hilfe Ihres Providers oder eines erfahrenen Netzwerktechnikers in Anspruch zu nehmen. Ein stabiles und schnelles Internet ist keine Zauberei, sondern das Ergebnis einer optimal aufeinander abgestimmten Kette von Komponenten – und jeder Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.