Im schnelllebigen Zeitalter der Technologie, in dem gefühlt jedes Jahr neue und leistungsstärkere Geräte auf den Markt kommen, stellt sich für viele Besitzer älterer Modelle die Frage: Hat mein Gerät noch eine Daseinsberechtigung? Besonders bei Premium-Produkten wie dem MacBook Pro, das für seine Langlebigkeit und Wertbeständigkeit bekannt ist, gewinnt diese Frage an Relevanz. Heute nehmen wir uns ein ganz spezielles Modell vor, das sowohl geliebt als auch kritisch beäugt wurde: Das MacBook Pro 2017. Ist es nach sieben Jahren noch ein verlässlicher Partner für den Alltag oder gehört es längst ins Technik-Museum? Begleiten Sie uns auf eine detaillierte Reise durch die Stärken und Schwächen dieses Geräts im Jahr 2024.
Ein Blick zurück: Was machte das MacBook Pro 2017 aus?
Als Apple das MacBook Pro 2017 vorstellte, war es Teil einer umstrittenen Generation, die 2016 eingeführt wurde. Es beerbte das Design, das die Ära der schlanken Unibody-Gehäuse mit der neuen Touch Bar, ausschließlich USB-C/Thunderbolt 3-Ports und der berüchtigten Schmetterlingstastatur (zweite Generation) einläutete. Ausgestattet mit Intel Kaby Lake Prozessoren versprach es gegenüber seinen Vorgängern eine Leistungssteigerung. Es war ein Gerät, das polarisierte: Einerseits gefeiert für sein beeindruckendes Retina-Display, sein schlankes Design und die innovative Touch Bar, andererseits kritisiert für die Port-Auswahl und die Tastaturprobleme. Für viele war es damals ein echtes Kraftpaket für kreative Profis und anspruchsvolle Nutzer.
Herzstück und Hirn: Prozessor und Arbeitsspeicher
Der Prozessor: Intel Kaby Lake – Reicht er noch?
Das MacBook Pro 2017 wurde mit Intel Core i5 und i7 Prozessoren der siebten Generation (Kaby Lake) angeboten. Die 13-Zoll-Modelle kamen in der Regel mit Dual-Core i5 oder i7 CPUs, während die 15-Zoll-Modelle mit leistungsstärkeren Quad-Core i7 Chips ausgestattet waren.
Im Jahr 2024 müssen wir realistisch sein: Ein Dual-Core-Prozessor, selbst ein i7, ist für viele moderne Aufgaben an seiner Leistungsgrenze angelangt. Selbst die Quad-Core-Modelle, die damals Top-Leistung lieferten, können nicht mehr mit der Effizienz und Rohleistung aktueller Intel-Prozessoren, geschweige denn mit den bahnbrechenden Apple Silicon Chips (M1, M2, M3) mithalten. Für alltägliche Aufgaben wie Web-Browsing, E-Mails, Textverarbeitung (Microsoft Office, Pages) und Videokonferenzen (Zoom, Teams) ist die Kaby Lake Architektur noch absolut ausreichend. Auch für leichtere Bildbearbeitung (Adobe Lightroom Classic, Affinity Photo) oder einfache Videoschnitte (iMovie) kann es noch seinen Dienst tun. Sobald Sie jedoch anspruchsvollere Anwendungen starten, die von mehreren Kernen profitieren, wie komplexes Video-Rendering (Final Cut Pro, Adobe Premiere Pro), große CAD-Modelle oder anspruchsvolles Software-Development mit mehreren virtuellen Maschinen, werden Sie die Grenzen des Prozessors spüren. Es kann zu längeren Renderzeiten, Ruckeln und einer allgemein trägeren Performance kommen. Das MacBook Pro 2017 ist hier eher ein Oldtimer, der zwar noch fährt, aber nicht mehr mit den modernen Sportwagen mithalten kann.
Arbeitsspeicher (RAM): 8GB vs. 16GB – Der Unterschied ist entscheidend
Die 13-Zoll-Modelle kamen standardmäßig mit 8GB RAM, die 15-Zoll-Modelle oft mit 16GB. Manche 13-Zoll-Modelle ließen sich auf 16GB konfigurieren.
Im Jahr 2024 sind 8GB RAM das absolute Minimum für ein komfortables Arbeiten unter macOS. Wenn Sie mehrere Browser-Tabs geöffnet haben, dazu eine Office-Anwendung und vielleicht noch eine Kommunikations-App wie Slack oder WhatsApp, werden 8GB schnell an ihre Grenzen stoßen. Das System beginnt dann, Daten auf die deutlich langsamere SSD auszulagern (Swap-Speicher), was zu spürbaren Verzögerungen führt.
16GB RAM hingegen bieten eine deutlich bessere Zukunftssicherheit und sind für die meisten Anwender auch heute noch vollkommen ausreichend. Selbst für mittelschwere Bildbearbeitung, einfacheres Video-Editing oder das Arbeiten mit größeren Datensätzen sind 16GB RAM noch eine solide Basis. Wenn Ihr MacBook Pro 2017 also mit 8GB RAM ausgestattet ist und Sie Leistungsprobleme bemerken, ist dies einer der Hauptgründe. Leider ist der RAM fest verlötet und kann nicht nachgerüstet werden.
Datenspeicher: Die SSD hält die Fahne hoch
Die Solid State Drives (SSDs) im MacBook Pro 2017 waren schon damals extrem schnell und sind es auch heute noch. Mit Lesegeschwindigkeiten von oft über 2 GB/s und Schreibgeschwindigkeiten von über 1 GB/s übertreffen sie viele aktuelle SATA-SSDs und sind auch im Vergleich zu modernen NVMe-SSDs noch respektabel. Die schnelle SSD ist ein großer Pluspunkt und trägt maßgeblich dazu bei, dass das System insgesamt noch reaktionsschnell wirkt. Anwendungen starten zügig und Dateien werden schnell übertragen. Allerdings sollten Sie auf die Kapazität achten: Modelle mit 128GB oder 256GB können schnell voll sein, besonders wenn Sie viele Programme oder große Mediendateien speichern. Glücklicherweise lassen sich bei den 13-Zoll-Modellen (ohne Touch Bar) die SSDs noch relativ einfach tauschen. Bei den Modellen mit Touch Bar ist die SSD wie der RAM verlötet und ein Upgrade nachträglich nicht möglich. Ein externer Speicher kann hier Abhilfe schaffen.
Grafikleistung: Integrierte Intel Iris Plus Graphics
Das MacBook Pro 2017 setzte auf integrierte Grafikeinheiten: Intel Iris Plus Graphics 640 (13-Zoll ohne Touch Bar), Iris Plus Graphics 650 (13-Zoll mit Touch Bar) und bei den 15-Zoll-Modellen zusätzlich dedizierte AMD Radeon Pro GPUs (555, 560).
Für Alltagsaufgaben und das Retina-Display reicht die integrierte Intel-Grafik völlig aus. Auch das Abspielen von 4K-Videos oder leichte Bildbearbeitung sind kein Problem. Sobald es jedoch um anspruchsvolle 3D-Anwendungen, Gaming oder professionelles Video-Rendering geht, stoßen diese Chips schnell an ihre Grenzen. Die 15-Zoll-Modelle mit ihrer dedizierten AMD-Grafikkarte bieten hier eine etwas bessere Performance, sind aber ebenfalls meilenweit von der Leistung moderner GPUs entfernt. Wer ernsthaft Games spielen oder komplexe grafische Aufgaben erledigen möchte, wird mit einem MacBook Pro 2017 keine Freude mehr haben.
Das Display: Eine anhaltende Stärke
Einer der größten Pluspunkte des MacBook Pro 2017 ist bis heute sein Retina-Display. Mit seiner hohen Auflösung, der exzellenten Farbdarstellung und der Helligkeit ist es auch sieben Jahre später noch auf einem Niveau, das viele aktuelle Laptops übertrifft. Texte sind gestochen scharf, Bilder und Videos werden detailreich und farbgenau wiedergegeben. Für alle, die viel Wert auf eine hervorragende Bildqualität legen – sei es für die Mediennutzung, Office-Arbeiten oder auch semi-professionelle kreative Tätigkeiten – bleibt das Display ein absolutes Highlight und ein Argument, das Gerät weiterhin zu nutzen.
Anschlüsse und Konnektivität: Dongle-Dasein
Die ausschließliche Bestückung mit Thunderbolt 3 (USB-C) Ports war 2017 visionär, aber auch frustrierend für viele Nutzer. Sie ermöglichte zwar eine unglaubliche Vielseitigkeit und hohe Übertragungsraten, zwang aber gleichzeitig zum Kauf zahlreicher Adapter und Dongles für herkömmliche USB-A-Geräte, HDMI-Monitore oder SD-Karten. Auch heute ist das „Dongle-Dasein” für viele eine Realität, aber die Verbreitung von USB-C-Zubehör hat sich deutlich verbessert. Wi-Fi und Bluetooth sind auf aktuellem Stand (Wi-Fi 802.11ac, Bluetooth 4.2) und bieten eine zuverlässige Konnektivität.
Die berüchtigte Schmetterlingstastatur: Ein Achillesferse
Die Schmetterlingstastatur der zweiten Generation ist wohl der größte Kritikpunkt am MacBook Pro 2017. Ihr ultraflaches Design führte zu einem sehr geringen Tastenhub und einem ungewöhnlichen Tippgefühl, das nicht jedem zusagte. Viel gravierender waren jedoch die massiven Probleme mit der Zuverlässigkeit: Staub und Krümel konnten leicht unter die Tasten gelangen und dazu führen, dass einzelne Tasten klemmten, doppelt registrierten oder gar nicht mehr reagierten. Apple startete zwar ein Reparaturprogramm, doch die Reputation der Tastatur war nachhaltig geschädigt. Wer ein MacBook Pro 2017 besitzt, sollte sich der potenziellen Probleme bewusst sein. Viele Nutzer, die bis heute ein solches Gerät einsetzen, haben entweder Glück gehabt, die Tastatur wurde bereits repariert/ersetzt, oder sie haben sich an die Eigenheiten gewöhnt. Für Neukäufer eines gebrauchten Modells ist dies ein erhebliches Risiko.
Software-Updates und Lebensdauer: macOS Support
Apples Betriebssystem macOS ist ein entscheidender Faktor für die Langlebigkeit eines Macs. Das MacBook Pro 2017 wurde mit macOS Sierra ausgeliefert und ist bis einschließlich macOS Sonoma (Stand 2024) kompatibel. Dies bedeutet, dass Sie noch die neuesten Funktionen, Sicherheitsupdates und eine breite Kompatibilität mit aktueller Software genießen. Typischerweise unterstützt Apple seine Geräte für etwa 6-7 Jahre mit den neuesten Hauptversionen von macOS. Das Jahr 2024 könnte somit das letzte Jahr sein, in dem das MacBook Pro 2017 offiziell ein Update auf die nächste macOS-Version (vermutlich macOS 15) erhält. Selbst wenn der offizielle Support endet, wird es noch für einige Jahre Sicherheitsupdates für die letzte unterstützte Version geben. Dies bedeutet, dass das Gerät softwareseitig noch eine Weile relevant bleiben wird, aber irgendwann keine neuen Funktionen und potenziell auch keine Updates für brandneue Software mehr erhalten wird. Hier wandelt der Oldtimer auf einem schmalen Grat.
Akkulaufzeit: Der natürliche Verschleiß
Die ursprüngliche Akkulaufzeit des MacBook Pro 2017 war solide, wenn auch nicht rekordverdächtig. Nach sieben Jahren intensiver Nutzung ist es jedoch unwahrscheinlich, dass der Akku noch seine ursprüngliche Kapazität besitzt. Die meisten Geräte werden eine deutlich reduzierte Akkulaufzeit aufweisen, was bedeutet, dass Sie häufiger das Ladekabel benötigen werden. Ein Akkutausch ist möglich und kann die mobile Produktivität erheblich verbessern, verursacht aber zusätzliche Kosten. Wenn die Akkulaufzeit ein entscheidendes Kriterium für Sie ist, sollten Sie dies berücksichtigen.
Für wen ist das MacBook Pro 2017 heute noch geeignet?
Trotz der genannten Einschränkungen gibt es durchaus Anwendungsbereiche, in denen das MacBook Pro 2017 noch eine sinnvolle Rolle spielen kann:
- Studenten und Schüler: Für Notizen, Recherche, Textverarbeitung und Präsentationen ist die Leistung meist ausreichend. Das exzellente Display ist ein Pluspunkt.
- Büroanwendungen und Home-Office: E-Mails, Browsing, Tabellenkalkulation und Videokonferenzen meistert es ohne Probleme, solange nicht zu viele ressourcenintensive Anwendungen gleichzeitig laufen.
- Medienkonsum: Zum Streamen von Filmen und Serien, Surfen im Web oder Anhören von Musik ist das Gerät mit seinem tollen Display hervorragend geeignet.
- Leichte Kreativarbeiten: Einfache Bildbearbeitung, rudimentäres Grafikdesign oder das Erstellen von Podcasts sind noch gut möglich, insbesondere mit 16GB RAM.
- Zweitgerät/Reisegerät: Als Backup-Laptop oder für Reisen, bei denen man das Hauptgerät lieber zu Hause lässt, kann es noch gute Dienste leisten.
- Budget-bewusste Anwender: Wer ein solides macOS-Erlebnis zu einem Bruchteil des Neupreises sucht und die Kompromisse eingehen kann, findet hier ein interessantes Angebot auf dem Gebrauchtmarkt.
Wann stößt es an seine Grenzen?
Das MacBook Pro 2017 ist definitiv nicht mehr die erste Wahl für:
- Professionelles Video-Editing, insbesondere in 4K.
- Anspruchsvolle 3D-Modellierung oder CAD-Anwendungen.
- Modernes Gaming.
- Komplexes Software-Development mit mehreren VMs oder intensiver Kompilierung.
- Grafikdesign mit sehr großen Dateien und vielen Ebenen.
- Jeden, der absolute Top-Performance und die neuesten Features benötigt.
Fazit: Oldtimer mit Charme oder doch noch Kraftpaket?
Das MacBook Pro 2017 ist im Jahr 2024 eine ambivalente Erscheinung. Es ist kein modernes Kraftpaket mehr, das mit den aktuellen Apple Silicon Macs mithalten kann. Die Leistung der Intel Kaby Lake Prozessoren ist, insbesondere in den Dual-Core-Varianten, für anspruchsvolle Aufgaben zu gering geworden. Die Schmetterlingstastatur bleibt ein potenzielles Ärgernis und die Akkulaufzeit ist vermutlich reduziert.
Dennoch ist es auch kein reiner Oldtimer für die Vitrine. Das exzellente Retina-Display, die schnelle SSD und der noch aktuelle macOS-Support (bis macOS Sonoma) machen es zu einem durchaus brauchbaren Gerät für viele alltägliche und mittelschwere Aufgaben. Es bietet eine solide Produktivität für Nutzer, die keine extremen Anforderungen an die Rechenleistung stellen und ein Budget im Auge behalten müssen.
Wenn Sie bereits ein MacBook Pro 2017 besitzen und es für Ihre Bedürfnisse noch ausreicht, gibt es keinen zwingenden Grund, sofort zu upgraden, solange es stabil läuft und die Tastatur keine Probleme macht. Planen Sie jedoch den Kauf eines gebrauchten Geräts, sollten Sie genau prüfen, welche Konfiguration Sie erhalten (insbesondere RAM und SSD-Kapazität) und den Zustand der Tastatur sowie des Akkus berücksichtigen.
Für professionelle Anwender, Kreative mit hohen Ansprüchen oder Gamer ist ein Upgrade auf ein neueres MacBook Pro mit Apple Silicon (M1, M2, M3) unausweichlich und wird einen echten Quantensprung in puncto Leistung, Effizienz und Akkulaufzeit bedeuten.
Unterm Strich ist das MacBook Pro 2017 ein klassischer „Daily Driver” für den Durchschnittsnutzer, der seinen Höhepunkt überschritten hat, aber mit Würde altert und immer noch seinen Zweck erfüllt – vorausgesetzt, man kennt und akzeptiert seine Grenzen. Es ist ein charmanter Oldtimer, der auf der Landstraße noch eine gute Figur macht, aber auf der Rennstrecke den modernen Boliden weichen muss.