Nichts ist frustrierender, als wenn Ihr Computer plötzlich mit einem blauen Bildschirm abstürzt. Dieser gefürchtete Bluescreen of Death (BSOD) signalisiert oft ein ernsthaftes Problem, das eine sofortige Diagnose und Behebung erfordert. Unter den vielen Fehlercodes, die ein Bluescreen anzeigen kann, ist der Code 0x00000116 – oft begleitet von der Meldung VIDEO_TDR_FAILURE – ein besonders hartnäckiger Übeltäter, der eng mit der Grafikkarte und deren Treibern verbunden ist. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, diesen mysteriösen Fehler zu entschlüsseln, seine Ursachen zu verstehen und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Behebung zu geben.
Was ist der Bluescreen-Fehler 0x00000116 (VIDEO_TDR_FAILURE)?
Der Fehlercode 0x00000116, oder ausführlicher VIDEO_TDR_FAILURE, weist darauf hin, dass die Grafikkarte (oder genauer gesagt, ihr Treiber) nicht mehr auf Befehle des Betriebssystems reagiert hat. TDR steht für „Timeout Detection and Recovery” (Zeitüberschreitungserkennung und -wiederherstellung). Dabei handelt es sich um eine Funktion von Windows, die darauf ausgelegt ist, Probleme mit der Grafikkarte zu erkennen und zu beheben, ohne dass der gesamte Computer neu gestartet werden muss. Wenn der Grafiktreiber nicht innerhalb einer bestimmten Zeit auf eine Anfrage reagiert, versucht Windows, ihn zurückzusetzen und wiederherzustellen.
Falls diese Wiederherstellung fehlschlägt, ist das System gezwungen, den Betrieb mit einem Bluescreen und dem Fehlercode 0x00000116 einzustellen, um weitere Schäden oder Datenverlust zu verhindern. Dies bedeutet im Wesentlichen, dass Ihr Grafiktreiber abgestürzt ist und Windows ihn nicht wiederbeleben konnte. Die Hauptakteure bei diesem Fehler sind oft die Treiberdateien wie atikmdag.sys (für AMD-Karten), nvlddmkm.sys (für NVIDIA-Karten) oder igdkmd64.sys (für Intel-Grafik).
Häufige Symptome des 0x00000116-Fehlers
Bevor der Bluescreen auftaucht, können Sie verschiedene Anzeichen bemerken, die auf ein bevorstehendes Problem hindeuten:
- Systemabstürze und Freezes während grafikintensiver Anwendungen (Spiele, Videobearbeitung).
- Flackernder Bildschirm, Artefakte oder Anzeigefehler.
- Plötzlicher schwarzer Bildschirm, gefolgt vom Versuch, das Bild wiederherzustellen.
- Langsames Laden von grafischen Inhalten.
- Erhöhte Lüfterdrehzahl der Grafikkarte, die auf Überhitzung hindeutet.
Sobald der Fehler auftritt, erscheint der charakteristische blaue Bildschirm mit der Fehlermeldung und dem Code.
Die Hauptursachen für den Bluescreen 0x00000116
Der Fehler 0x00000116 ist fast immer auf Probleme mit der Grafikhardware oder deren Software zurückzuführen. Hier sind die häufigsten Ursachen:
- Veraltete, beschädigte oder inkompatible Grafikkartentreiber: Dies ist die mit Abstand häufigste Ursache. Ein fehlerhafter Treiber kann die Kommunikation zwischen Windows und der Grafikkarte stören, was zu Timeouts führt.
- Fehlerhafte Grafikkarte: Die Hardware selbst könnte defekt sein. Dies kann durch physische Schäden, Produktionsfehler oder einfach durch das Alter der Karte bedingt sein.
- Überhitzung der Grafikkarte: Eine überhitzte GPU wird instabil und kann nicht mehr zuverlässig arbeiten. Dies kann durch unzureichende Kühlung, Staubansammlungen oder eine überlastete Karte verursacht werden.
- Unzureichende oder instabile Stromversorgung: Die Grafikkarte benötigt eine stabile und ausreichende Stromversorgung. Ein schwaches oder defektes Netzteil (PSU) oder lose Stromkabel können zu Instabilität führen.
- Übertaktung der Grafikkarte: Eine zu aggressive Übertaktung der GPU kann zu Instabilität führen, da sie außerhalb ihrer spezifizierten Grenzen betrieben wird.
- Beschädigte Systemdateien: Manchmal können beschädigte Windows-Systemdateien, die für die Grafikanzeige oder die Treiberverwaltung zuständig sind, den Fehler verursachen.
- Veraltetes BIOS/UEFI: Ein veraltetes Mainboard-BIOS oder UEFI kann Kompatibilitätsprobleme mit neuerer Hardware oder Treibern verursachen.
- Defekter Arbeitsspeicher (RAM): Obwohl seltener die direkte Ursache, kann fehlerhafter RAM zu allgemeinen Systeminstabilitäten führen, die sich auch in Grafikproblemen äußern können.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Behebung des Bluescreen 0x00000116
Die Behebung dieses Fehlers erfordert einen systematischen Ansatz. Beginnen Sie mit den einfachsten und häufigsten Lösungen und arbeiten Sie sich dann zu den komplexeren vor.
Schritt 1: Starten im abgesicherten Modus
Bevor Sie mit der Fehlerbehebung beginnen, starten Sie Ihren Computer im abgesicherten Modus. Dies lädt Windows nur mit den notwendigsten Treibern und Diensten, was oft einen stabilen Betrieb ermöglicht, auch wenn der normale Modus abstürzt. Dies ist entscheidend, um die Treiber sauber zu deinstallieren und zu installieren.
So gelangen Sie in den abgesicherten Modus:
- Schalten Sie Ihren PC ein und drücken Sie wiederholt die Taste F8 (oder Shift+F8 bei älteren Systemen) oder die Tastenkombination für den abgesicherten Modus, die Ihr Hersteller vorgibt, bevor das Windows-Logo erscheint.
- Bei Windows 10/11: Wenn der PC nicht normal startet, wird er nach dem dritten fehlgeschlagenen Startversuch automatisch in den Wiederherstellungsmodus booten. Dort wählen Sie: Problembehandlung > Erweiterte Optionen > Starteinstellungen > Neu starten. Drücken Sie nach dem Neustart die Taste 4 oder F4 für den abgesicherten Modus.
Schritt 2: Grafikkartentreiber sauber neu installieren
Dies ist der wichtigste und oft effektivste Schritt.
- Treiber deinstallieren: Laden Sie das Tool Display Driver Uninstaller (DDU) von der offiziellen Website (z.B. Guru3D) herunter. Starten Sie DDU im abgesicherten Modus und wählen Sie die Option „Säubern und neu starten“ für Ihre AMD- oder NVIDIA-Grafiktreiber. DDU entfernt alle Reste alter Treiberinstallationen, die Konflikte verursachen könnten.
- Neueste Treiber herunterladen: Nach dem Neustart im normalen Modus (oder noch besser: im abgesicherten Modus mit Netzwerk, wenn Sie DDU nochmals verwenden), besuchen Sie die offizielle Website Ihres Grafikkartenherstellers (NVIDIA, AMD oder Intel). Laden Sie den neuesten stabilen Grafikkartentreiber herunter, der speziell für Ihr Modell und Ihre Windows-Version entwickelt wurde. Verzichten Sie auf Beta-Treiber, es sei denn, Sie haben einen guten Grund dafür.
- Treiber installieren: Führen Sie die heruntergeladene Installationsdatei aus. Wählen Sie oft die Option für eine „benutzerdefinierte“ oder „saubere Installation“, um sicherzustellen, dass keine alten Einstellungen übernommen werden.
- Testen: Starten Sie Ihren PC neu und prüfen Sie, ob der Fehler weiterhin auftritt, insbesondere bei grafikintensiven Anwendungen.
- Ältere Treiber ausprobieren (falls neue Treiber fehlschlagen): Wenn der neueste Treiber das Problem nicht löst oder sogar neue Probleme verursacht, versuchen Sie, einen oder zwei ältere, aber stabile Treiberversionen zu installieren. Manchmal funktionieren bestimmte ältere Treiber besser mit Ihrer Hardwarekonfiguration.
Schritt 3: Überprüfung der Hardware und Kühlung
Hardwareprobleme können sehr hartnäckig sein.
- Temperaturüberwachung: Installieren Sie ein Programm zur Temperaturüberwachung wie HWMonitor, MSI Afterburner oder GPU-Z. Überwachen Sie die Temperatur der Grafikkarte im Leerlauf und unter Last (z.B. während eines Spiels). Wenn die Temperaturen schnell über 80-90°C steigen, deutet dies auf Überhitzung hin.
- Reinigung: Öffnen Sie Ihr PC-Gehäuse und reinigen Sie die Grafikkarte sowie die Lüfter von Staub. Staubansammlungen sind ein häufiger Grund für Überhitzung. Verwenden Sie Druckluft und achten Sie auf statische Entladung.
- Physikalische Überprüfung: Stellen Sie sicher, dass die Grafikkarte fest im PCIe-Slot sitzt und alle Stromkabel (6-Pin oder 8-Pin PCIe-Stromanschlüsse) korrekt und sicher angeschlossen sind. Überprüfen Sie auch die Kabel zum Monitor.
- Grafikkarte testen: Wenn Sie Zugang zu einer anderen Grafikkarte haben, versuchen Sie, diese in Ihrem System zu installieren, um festzustellen, ob das Problem bei der Grafikkarte selbst liegt. Alternativ können Sie Ihre Grafikkarte in einem anderen PC testen.
Schritt 4: Stromversorgung überprüfen
Eine stabile Stromversorgung ist entscheidend für die Grafikkarte.
- Netzteil (PSU): Stellen Sie sicher, dass Ihr Netzteil genügend Watt für Ihre gesamte Hardware, insbesondere die Grafikkarte, bereitstellt. Ein unterdimensioniertes oder alterndes Netzteil kann zu instabiler Leistung führen.
- Kabel prüfen: Überprüfen Sie alle Stromkabel, die zur Grafikkarte und zum Mainboard führen, auf festen Sitz und Beschädigungen.
- PSU-Test: Wenn möglich, testen Sie das System mit einem anderen, bekanntermaßen funktionierenden Netzteil.
Schritt 5: Übertaktung rückgängig machen
Wenn Sie Ihre CPU oder GPU übertaktet haben, setzen Sie alle Übertaktungseinstellungen im BIOS/UEFI oder über Software (z.B. MSI Afterburner) auf die Standardwerte zurück. Eine instabile Übertaktung ist eine häufige Ursache für Systemabstürze.
Schritt 6: Systemdateien überprüfen
Beschädigte Windows-Systemdateien können ebenfalls Probleme verursachen.
- SFC-Scan: Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und geben Sie
sfc /scannowein. Dies überprüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien. - DISM-Tool: Wenn der SFC-Scan Probleme meldet, die er nicht beheben kann, führen Sie das Deployment Image Servicing and Management (DISM)-Tool aus. Geben Sie dazu im selben Administrator-Eingabeaufforderungsfenster ein:
DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealthDISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealthDISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
Starten Sie den PC danach neu.
Schritt 7: Windows-Updates und BIOS/UEFI-Update
- Windows-Updates: Stellen Sie sicher, dass Ihr Windows-Betriebssystem vollständig auf dem neuesten Stand ist. Gehen Sie zu Einstellungen > Update und Sicherheit > Windows Update.
- BIOS/UEFI-Update: Überprüfen Sie auf der Website Ihres Mainboard-Herstellers, ob es ein BIOS/UEFI-Update für Ihr Modell gibt. Ein veraltetes BIOS kann Kompatibilitätsprobleme verursachen. Seien Sie hierbei jedoch vorsichtig, da ein fehlerhaftes BIOS-Update das Mainboard unbrauchbar machen kann. Befolgen Sie die Anweisungen des Herstellers genau.
Schritt 8: Arbeitsspeicher (RAM) überprüfen
Auch wenn weniger direkt mit 0x00000116 verbunden, kann fehlerhafter RAM zu instabilen Systemen führen.
- Windows-Speicherdiagnose: Suchen Sie im Startmenü nach „Windows-Speicherdiagnose“ und lassen Sie den Test durchführen.
- MemTest86: Für einen gründlicheren Test können Sie ein externes Tool wie MemTest86 verwenden, das von einem USB-Stick bootet.
Schritt 9: Systemwiederherstellung oder Neuinstallation
Wenn alle anderen Schritte fehlschlagen:
- Systemwiederherstellung: Wenn der Fehler nach einer kürzlichen Änderung (z.B. Softwareinstallation, Windows-Update) aufgetreten ist, versuchen Sie, das System auf einen früheren Wiederherstellungspunkt zurückzusetzen.
- Windows neu installieren: Als letzte Option kann eine saubere Neuinstallation von Windows alle Softwareprobleme beseitigen. Sichern Sie vorher alle wichtigen Daten!
Prävention: Wie Sie zukünftige Bluescreens vermeiden
Um das Risiko zukünftiger 0x00000116-Fehler zu minimieren, beachten Sie folgende Tipps:
- Regelmäßige Treiber-Updates: Halten Sie Ihre Grafikkartentreiber aktuell, aber installieren Sie sie nicht blindlings. Lesen Sie Release Notes und vermeiden Sie Beta-Versionen, wenn Stabilität Priorität hat.
- Temperaturüberwachung: Überwachen Sie regelmäßig die Temperaturen Ihrer Komponenten, besonders der GPU, unter Last.
- Sauberkeit im Gehäuse: Halten Sie Ihr PC-Gehäuse und insbesondere die Lüfter staubfrei, um eine optimale Kühlung zu gewährleisten.
- Stabile Stromversorgung: Verwenden Sie ein qualitativ hochwertiges Netzteil mit ausreichender Wattzahl für Ihre Komponenten.
- Vorsicht bei Übertaktung: Wenn Sie übertakten, tun Sie dies schrittweise und testen Sie die Stabilität ausgiebig.
- Systempflege: Führen Sie regelmäßige Wartung wie SFC-Scans und Datenträgerbereinigung durch.
Fazit
Der Bluescreen-Fehler 0x00000116 (VIDEO_TDR_FAILURE) ist zwar frustrierend, aber mit den richtigen Schritten oft behebbar. In den meisten Fällen liegt die Ursache bei den Grafikkartentreibern oder der Grafikhardware selbst. Durch systematisches Vorgehen, angefangen bei der Neuinstallation der Treiber über die Überprüfung der Hardware bis hin zur Software-Diagnose, können Sie die Wurzel des Problems finden und Ihren PC wieder stabil zum Laufen bringen. Geduld und Sorgfalt sind dabei Ihre wichtigsten Werkzeuge. Scheuen Sie sich nicht, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, insbesondere wenn Hardwaredefekte vermutet werden.