Ausgebremst: Warum Ihre Fritzbox einem 2tem Router nur 100 mbit zur Verfügung stellt

Haben Sie sich jemals gefragt, warum Ihre nagelneue **Fritzbox** und Ihr moderner Zweit-Router trotz aller Versprechungen nur mit lauen **100 Mbit/s** anstatt der erwarteten **Gigabit**-Geschwindigkeit miteinander kommunizieren? Sie sind nicht allein. Dieses Phänomen ist ein Klassiker in vielen Heimnetzwerken und sorgt regelmäßig für Stirnrunzeln und Frustration. Man investiert in schnelle Internetzugänge, leistungsstarke Router und moderne Geräte, nur um festzustellen, dass eine scheinbar simple Verbindung das gesamte System ausbremst. Die gute Nachricht: Meistens liegt die Ursache nicht an einem Defekt Ihrer wertvollen Hardware, sondern an subtilen Details, die oft übersehen werden. In diesem umfassenden Artikel tauchen wir tief in die Welt der Netzwerkverbindungen ein und entschlüsseln, warum Ihre **Fritzbox** möglicherweise nicht die volle Leistung an Ihren zweiten Router weitergibt. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihr Heimnetzwerk zu optimieren und die Bremse endgültig zu lösen!

In der heutigen digitalen Ära ist **Gigabit Ethernet** der Goldstandard für kabelgebundene Netzwerkverbindungen. Es verspricht theoretische Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s (oder 1 Gbit/s), was ein Vielfaches der älteren 100 Mbit/s (Fast Ethernet) ist. Diese hohe Bandbreite ist entscheidend für reibungsloses 4K-Streaming, schnelle Datenübertragungen im Heimnetzwerk, Online-Gaming ohne Lags und das simultane Nutzen vieler bandbreitenhungriger Anwendungen. Wenn Ihre **Fritzbox** als Herzstück Ihres Netzwerks fungiert und Sie einen zweiten Router daran anschließen, sei es zur Erweiterung des WLANs, zur Nutzung spezifischer Funktionen oder einfach zur Verteilung des Signals in einem anderen Teil des Hauses, erwarten Sie natürlich, dass die Verbindung zwischen diesen beiden Schlüsselelementen ebenfalls mit **Gigabit**-Geschwindigkeit erfolgt. Die Ernüchterung folgt, wenn die Statusanzeigen oder Speedtests nur die bescheidene **100 Mbit/s**-Grenze anzeigen. Was steckt dahinter, dass diese scheinbar einfache Brücke zum Flaschenhals wird?

### Die üblichen Verdächtigen – Warum es nicht immer an der Fritzbox liegt

Bei der Fehlersuche führt kein Weg an den **Netzwerkkabeln** vorbei. Sie sind die Autobahnen für Ihre Daten, und wie bei jeder Autobahn hängt die maximale Geschwindigkeit entscheidend von ihrem Zustand und ihrer Bauart ab.

#### Kabel, Kabel, Kabel! – Der häufigste Übeltäter

* **Der Fallstrick mit Cat5, Cat5e und Cat6/7:**
Die Klassifizierung von **Netzwerkkabeln** ist entscheidend.
* **Cat5-Kabel:** Dies ist der Dinosaurier unter den Ethernet-Kabeln und in den meisten modernen Netzwerken nicht mehr ausreichend. **Cat5** ist standardmäßig auf **100 Mbit/s** ausgelegt. Wenn Sie noch solche Kabel verwenden, haben Sie den Übeltäter bereits gefunden.
* **Cat5e-Kabel:** Die erweiterte Version, **Cat5e**, kann theoretisch **Gigabit**-Geschwindigkeiten übertragen. Aber Vorsicht: Ältere oder minderwertige **Cat5e-Kabel** können an ihre Grenzen stoßen, insbesondere bei längeren Strecken oder in Umgebungen mit elektromagnetischen Störungen. Ihre Fähigkeit zur zuverlässigen **Gigabit**-Übertragung hängt oft von Hersteller, Qualität und Verlegung ab. Wenn Sie ein altes Cat5e-Kabel verwenden, das möglicherweise noch aus der Zeit stammt, als **Gigabit** noch nicht flächendeckend war, könnte dies die Ursache sein.
* **Cat6, Cat6a, Cat7 und Cat8-Kabel:** Diese Kabel sind explizit für höhere Bandbreiten konzipiert und bieten deutlich bessere Leistungsreserven für **Gigabit** und sogar 10-Gigabit Ethernet. Ein **Cat6**-Kabel ist die erste Wahl, wenn Sie sicherstellen möchten, dass die Kabelverbindung kein Flaschenhals für **Gigabit**-Geschwindigkeiten darstellt. **Cat7** und **Cat8** bieten noch höhere Reserven und sind zukunftssicherer, aber für typische Heimnetzwerke oft überdimensioniert. Für die Verbindung zwischen Ihrer **Fritzbox** und einem zweiten Router ist ein gutes **Cat6**-Kabel in der Regel mehr als ausreichend und bietet die nötige Zuverlässigkeit.

* **Das entscheidende 4-Paar-Problem für Gigabit-Ethernet:**
Hier liegt einer der häufigsten und am schwierigsten zu erkennenden Gründe für die **100 Mbit/s**-Begrenzung. **Fast Ethernet** (100 Mbit/s) benötigt nur zwei der vier Aderpaare (also 4 von 8 Drähten) in einem **Netzwerkkabel** zur Datenübertragung. **Gigabit Ethernet** hingegen benötigt **alle vier Aderpaare** (alle 8 Drähte) für die simultane Übertragung und den Empfang von Daten, um die höheren Geschwindigkeiten zu erreichen.
Wenn nun eines oder mehrere der Adernpaare im Kabel beschädigt sind (z.B. durch Quetschungen, zu starke Biegung, unsachgemäß angebrachte Stecker) oder die RJ45-Stecker nicht sauber mit allen 8 Adern verbunden sind, kann das System nicht auf **Gigabit**-Geschwindigkeit hochschalten. Es fällt dann auf die höchstmögliche Geschwindigkeit zurück, die mit den intakten Paaren erreicht werden kann – in diesem Fall **100 Mbit/s**. Dieses sogenannte **4-Paar-Problem** ist oft schwer zu erkennen, da das Kabel optisch intakt erscheinen mag, aber intern eine Verbindung fehlt. Auch minderwertige Stecker oder schlechte Crimparbeit bei selbst konfektionierten Kabeln können dieses Problem verursachen. Spezielle Power-over-Ethernet (PoE)-Injektoren oder Splitter, die nicht für **Gigabit PoE** ausgelegt sind, können ebenfalls die Nutzung aller Adernpaare blockieren.

* **Kabellänge und Qualität:**
Auch die Länge spielt eine Rolle. Obwohl Ethernet-Kabel bis zu 100 Meter spezifiziert sind, kann die Signalqualität über lange Strecken abnehmen, insbesondere bei minderwertigen Kabeln, was ebenfalls zu einem Fallback auf **100 Mbit/s** führen kann. Billige Kabel mit dünnen Adern oder schlechter Abschirmung sind anfälliger für Störungen und verlieren schneller an Leistung. Achten Sie stets auf Qualitätskabel von renommierten Herstellern und vermeiden Sie unnötig lange Kabelstrecken.

#### Der zweite Router ist das Nadelöhr

Manchmal liegt die Bremse nicht auf der Seite der **Fritzbox**, sondern beim angeschlossenen Gerät – Ihrem zweiten Router.

* **WAN-Port-Begrenzung:**
Obwohl die meisten modernen Router intern über **Gigabit**-Ports verfügen, kann es sein, dass der WAN-Port (der Port, der mit dem Internet – in diesem Fall Ihrer **Fritzbox** – verbunden wird) nur auf **100 Mbit/s** ausgelegt ist. Dies ist bei älteren oder sehr günstigen Routern gelegentlich der Fall. Überprüfen Sie die technischen Spezifikationen Ihres zweiten Routers, um dies auszuschließen. Ein Blick in das Handbuch oder auf die Produktseite des Herstellers bringt hier Klarheit.
* **Interne Switch-Architektur:**
Selbst wenn der WAN-Port **Gigabit**-fähig ist, könnte die interne Verarbeitung des Routers oder die Leistung des integrierten Switches die tatsächliche Durchsatzrate limitieren, insbesondere wenn viele Geräte gleichzeitig angeschlossen sind oder anspruchsvolle Funktionen (z.B. Quality of Service, VPN) aktiv sind und die CPU des Routers überlasten.

#### Versteckte Helfer und ihre Grenzen

Manchmal wird die Verbindung zwischen **Fritzbox** und zweitem Router nicht direkt über ein **Netzwerkkabel** hergestellt, sondern über Umwege.

* **Powerline-Adapter (DLAN):**
Wenn Sie **Powerline-Adapter** verwenden, um das Netzwerksignal über die Stromleitung zu leiten, liegt das Problem fast immer hier. Die tatsächliche Durchsatzrate von **Powerline-Adaptern** ist in der Praxis oft deutlich geringer als die auf der Verpackung angegebenen Maximalwerte (die sich auf die physikalische Ebene beziehen). Faktoren wie die Qualität der Stromleitungen, Störungen durch andere Elektrogeräte und die Entfernung können die Geschwindigkeit drastisch reduzieren, und häufig bleibt der reale Datendurchsatz unter **100 Mbit/s**, auch wenn die Adapter theoretisch mehr können. Eine theoretische Angabe von 1200 Mbit/s bedeutet in der Praxis oft nur 50-150 Mbit/s an realem Durchsatz.
* **WLAN-Repeater oder Mesh-Systeme:**
Sollte Ihr „zweiter Router” eigentlich ein **WLAN-Repeater** oder ein Teil eines Mesh-Systems sein, das eine Ethernet-Backhaul-Verbindung zur **Fritzbox** nutzt, gelten ähnliche Überlegungen. Die Geschwindigkeit wird hier nicht nur durch das Kabel, sondern auch durch die Leistungsfähigkeit und Konfiguration des Repeaters und die Qualität der drahtlosen Verbindung beeinflusst, falls das Ethernet-Signal erst vom WLAN-Signal des Repeaters dekodiert werden muss.

### Die Fritzbox selbst unter der Lupe – Seltene, aber mögliche Ursachen

Obwohl die **Fritzbox** von **AVM** für ihre Zuverlässigkeit bekannt ist, gibt es auch hier ein paar Punkte, die man überprüfen sollte, auch wenn sie seltener die Ursache sind.

* **Ältere Fritzbox-Modelle:**
Einige sehr alte **Fritzbox**-Modelle, insbesondere solche, die vor 2010 auf den Markt kamen oder reine DSL-Modems mit integrierter Router-Funktionalität waren, hatten tatsächlich nur **100 Mbit/s**-LAN-Ports. Überprüfen Sie das genaue Modell Ihrer **Fritzbox** und deren technische Daten auf der AVM-Website. Neuere Modelle verfügen jedoch fast ausnahmslos über **Gigabit**-LAN-Ports, aber es schadet nicht, dies zu bestätigen.
* **Firmware und Software-Fehler:**
Obwohl selten, kann eine veraltete oder fehlerhafte Firmware auf Ihrer **Fritzbox** oder dem zweiten Router zu Problemen bei der Aushandlung der Link-Geschwindigkeit führen. Stellen Sie sicher, dass beide Geräte die neueste stabile Firmware-Version installiert haben. **AVM** veröffentlicht regelmäßig Updates, die nicht nur neue Funktionen bringen, sondern auch Fehler beheben und die Stabilität verbessern. Eine Aktualisierung ist fast immer ratsam.
* **Spezifische Port-Einstellungen:**
In Ausnahmefällen können bestimmte Einstellungen in der Benutzeroberfläche Ihrer **Fritzbox** die Port-Geschwindigkeit beeinflussen. Überprüfen Sie unter „Heimnetz” > „Netzwerk” > „Netzwerkeinstellungen” die „LAN-Einstellungen”. Hier sollte die Option „Power Mode” oder „Green Mode” für die **Gigabit**-Ports auf „Power Mode” stehen, um die volle Leistung zu gewährleisten. Meistens ist die automatische Aushandlung (Auto-Negotiation) die Standardeinstellung und funktioniert korrekt. Ein manuelles Festlegen auf **1000 Mbit/s Full Duplex** kann in seltenen Fällen bei Kompatibilitätsproblemen helfen, ist aber nicht die Regel und sollte nur als letzter Ausweg betrachtet werden.

### Fehlersuche: Schritt für Schritt zum Gigabit

Jetzt, da wir die potenziellen Ursachen kennen, ist es Zeit für die systematische Fehlersuche, um Ihre **Gigabit**-Geschwindigkeit zurückzugewinnen.

1. **Kabel austauschen (Priorität 1!):**
Dies ist der wichtigste und häufigste Schritt. Tauschen Sie das Kabel zwischen Ihrer **Fritzbox** und dem zweiten Router durch ein neues, **hochwertiges Cat6- oder Cat7-Netzwerkkabel** aus. Achten Sie darauf, dass das Kabel nicht geknickt, gequetscht oder übermäßig gespannt ist. Dies ist oft die sofortige Lösung. Wenn die Verbindung danach immer noch bei **100 Mbit/s** bleibt, fahren Sie fort.

2. **Direktverbindung testen:**
Verbinden Sie einen Computer oder Laptop, der definitiv über eine **Gigabit**-Netzwerkkarte verfügt, direkt mit dem LAN-Port Ihrer **Fritzbox**, der zuvor für den zweiten Router genutzt wurde.
* Überprüfen Sie in den Netzwerkeinstellungen des Computers die Verbindungsgeschwindigkeit (Windows: „Netzwerk- und Freigabecenter” > „Adaptereinstellungen ändern” > Rechtsklick auf den LAN-Adapter > „Status”; macOS: „Systemeinstellungen” > „Netzwerk” > „Ethernet” > „Erweitert” > „Hardware”). Wird hier **1.0 Gbit/s** angezeigt?
* Führen Sie einen Speedtest durch (z.B. auf speedtest.net oder mit einer lokalen Dateiübertragung zu einem anderen **Gigabit**-Gerät im Netz).
* Wenn der Computer **Gigabit** erreicht, wissen Sie, dass der Fritzbox-Port und das verwendete Kabel (wenn es das gleiche wie zuvor war) in Ordnung sind. Das Problem liegt dann wahrscheinlich beim zweiten Router oder dem Weg dorthin.

3. **Fritzbox-Oberfläche prüfen:**
Melden Sie sich im Webinterface Ihrer **Fritzbox** an (fritz.box).
* Gehen Sie zu „Heimnetz” > „Netzwerk”. Hier finden Sie eine Liste aller verbundenen Geräte.
* Suchen Sie den Eintrag für Ihren zweiten Router. Im Detailbereich sollte die „Geschwindigkeit” des LAN-Ports angezeigt werden. Steht dort **1000 Mbit/s**? Wenn ja, ist die Verbindung zur **Fritzbox** in Ordnung, und das Problem liegt tiefer im Netzwerk (z.B. intern im zweiten Router oder an Geräten dahinter). Wenn dort **100 Mbit/s** steht, obwohl Sie ein neues Cat6-Kabel verwenden, liegt das Problem entweder am Kabel, am Fritzbox-Port (sehr selten) oder am WAN-Port des zweiten Routers.

4. **Zweiten Router prüfen:**
* Überprüfen Sie die technischen Daten des zweiten Routers: Ist der WAN-Port tatsächlich **Gigabit**-fähig?
* Überprüfen Sie die Firmware des zweiten Routers und aktualisieren Sie diese gegebenenfalls.
* Setzen Sie den zweiten Router testweise auf Werkseinstellungen zurück, um Konfigurationsfehler auszuschließen. Dies löscht alle Ihre Einstellungen, daher vorher sichern!

5. **Powerline-Adapter (falls verwendet) isolieren:**
Wenn Sie **Powerline** nutzen:
* Verbinden Sie die **Fritzbox** und den zweiten Router testweise direkt mit einem **Cat6-Kabel**. Erreichen Sie **Gigabit**? Wenn ja, liegt die Bremse definitiv bei den **Powerline-Adaptern** oder Ihrer Stromverkabelung.
* Erwägen Sie, die **Powerline-Adapter** zu ersetzen oder eine direkte Kabelverbindung zu legen.

6. **Fritzbox-Port wechseln:**
Manchmal ist ein spezifischer LAN-Port der **Fritzbox** fehlerhaft (sehr selten). Versuchen Sie, den zweiten Router an einen anderen freien LAN-Port der **Fritzbox** anzuschließen. Wenn die Geschwindigkeit dort **Gigabit** erreicht, könnte der ursprüngliche Port defekt sein.

### Fazit & Empfehlungen

Die frustrierende Begrenzung auf **100 Mbit/s**, obwohl Ihr Netzwerk eigentlich **Gigabit**-fähig sein sollte, ist ein weit verbreitetes Ärgernis. Wie wir gesehen haben, ist die Ursachenforschung jedoch meist einfacher als gedacht. In den allermeisten Fällen ist das verwendete **Netzwerkkabel** der Übeltäter – sei es, weil es ein altes **Cat5-Kabel** ist, ein minderwertiges **Cat5e-Kabel**, ein Kabel mit einem defekten Adernpaar (**4-Paar-Problem**) oder einfach schlecht konfektioniert. Aber auch der WAN-Port des zweiten Routers oder der Einsatz von **Powerline-Adaptern** kann die Geschwindigkeit drastisch reduzieren.

Durch einen systematischen Ansatz bei der Fehlersuche und das schrittweise Ausschließen der potenziellen Probleme können Sie die Ursache schnell finden und beheben. Investieren Sie in hochwertige **Cat6- oder Cat7-Netzwerkkabel**, überprüfen Sie die Spezifikationen Ihrer Geräte und halten Sie Ihre Firmware stets aktuell. Mit ein wenig Detektivarbeit steht der vollen **Gigabit**-Geschwindigkeit in Ihrem Heimnetzwerk nichts mehr im Wege, und Ihre **Fritzbox** kann endlich ihr volles Potenzial entfalten. Befreien Sie Ihr Netzwerk von der Bremse und genießen Sie die volle Bandbreite!