Die Welt der bootfähigen USB-Sticks hat sich dank Tools wie Ventoy revolutioniert. Vorbei sind die Zeiten, in denen man für jedes ISO-Image einen neuen Stick erstellen musste. Mit Ventoy legen Sie einfach Ihre ISO-, WIM-, IMG- oder VHD-Dateien auf den Stick, und Ventoy erkennt sie automatisch und macht sie bootfähig. Das ist unglaublich praktisch, aber was passiert, wenn Sie feststellen, dass der anfänglich zugewiesene Platz für Ihre Daten, Persistent-Speicher oder weitere ISOs nicht ausreicht? Oder Sie möchten einfach einen Teil des Sticks für andere Zwecke nutzen, ohne die Funktionalität von Ventoy zu beeinträchtigen?
Genau hier setzt dieser Artikel an. Wir tauchen tief in das Thema ein, wie Sie nachträglich die Größe der Partition auf Ihrem Ventoy-Stick ändern können, um mehr Flexibilität und Speicherplatz zu gewinnen. Ganz gleich, ob Sie Windows, Linux oder macOS nutzen – wir haben die passende Anleitung für Sie.
Was ist Ventoy und warum die Partitionsgröße ändern?
Ventoy ist ein Open-Source-Tool, das die Erstellung von multibootfähigen USB-Sticks revolutioniert hat. Anstatt Images zu entpacken oder zu schreiben, legen Sie die bootfähigen Dateien (ISOs etc.) einfach per Drag-and-Drop auf den Stick. Ventoy kümmert sich um den Rest. Es erstellt auf dem Stick typischerweise zwei Partitionen: eine kleine FAT-Partition für die Bootloader-Dateien (meist `VTOY_EFI`) und eine größere FAT32- oder exFAT-Partition (`Ventoy`), auf der Sie Ihre ISOs ablegen.
Es gibt verschiedene Szenarien, in denen Sie die Größe dieser Partitionen anpassen oder eine weitere hinzufügen möchten:
- Mehr Platz für ISOs und andere Images: Sie haben festgestellt, dass Ihre Sammlung bootfähiger Images größer geworden ist, als ursprünglich gedacht.
- Persistenter Speicher für Live-Systeme: Viele Linux-Distributionen (z.B. Ubuntu) können von einem USB-Stick mit persistentem Speicher gestartet werden, sodass Änderungen und gespeicherte Daten erhalten bleiben. Dafür benötigen Sie eine separate Partition.
- Allgemeiner Datenspeicher: Sie möchten einen Teil des Sticks nicht nur für bootfähige Images, sondern auch für normale Dateien oder Backups nutzen, ohne einen zweiten USB-Stick mit sich führen zu müssen.
- Platz reservieren für spezielle Zwecke: Eventuell möchten Sie eine kleine Partition für spezielle Tools oder Rettungssysteme, die nicht von Ventoy verwaltet werden sollen.
Das Ziel ist es, die Flexibilität Ihres Ventoy-Sticks zu maximieren. Die gute Nachricht: Es ist einfacher, als Sie vielleicht denken, und erfordert in den meisten Fällen keine Neuinstallation von Ventoy und somit keinen Verlust Ihrer bestehenden ISO-Sammlung!
Vorbereitung ist das A und O: Bevor Sie loslegen
Bevor Sie Änderungen an der Partitionstabelle Ihres Ventoy-Sticks vornehmen, sind einige Vorbereitungsschritte unerlässlich. Nehmen Sie sich diese zu Herzen, um Datenverlust zu vermeiden.
- Daten sichern (ganz wichtig!): Auch wenn die vorgestellten Methoden darauf abzielen, Ihre Daten zu erhalten, besteht bei jeder Partitionsänderung ein Restrisiko. Erstellen Sie unbedingt ein Backup aller wichtigen Dateien von Ihrem Ventoy-Stick auf einem anderen Speichermedium.
- Ausreichend freien Speicherplatz: Stellen Sie sicher, dass auf dem Stick, den Sie verkleinern möchten, genügend freier Speicherplatz vorhanden ist. Sie können eine Partition nicht über den tatsächlich belegten Platz hinaus verkleinern.
- Partitionen identifizieren: Schließen Sie Ihren Ventoy-Stick an Ihren Computer an und identifizieren Sie ihn in der Festplattenverwaltung oder einem ähnlichen Tool. Achten Sie darauf, nicht versehentlich die Festplatte Ihres Betriebssystems zu bearbeiten!
- Administratorrechte / Root-Rechte: Für die meisten Partitionsoperationen benötigen Sie Administratorrechte (Windows) oder Root-Rechte (Linux/macOS).
- Die richtigen Tools: Wir werden uns auf die systemeigenen Tools der jeweiligen Betriebssysteme konzentrieren, da diese am weitesten verbreitet und am einfachsten zugänglich sind. Bei Linux werden wir zusätzlich auf GParted eingehen.
Die Struktur des Ventoy-Sticks verstehen
Wenn Ventoy auf einem USB-Stick installiert wird, erstellt es eine spezifische Partitionsstruktur. In der Regel sieht diese so aus:
- Partition 1 (VTOY_EFI): Eine kleine FAT-Partition (typischerweise 32 MB), die die notwendigen EFI-Bootloader-Dateien enthält. Diese Partition ist für den normalen Benutzer nicht direkt sichtbar und sollte nicht verändert werden.
- Partition 2 (Ventoy): Die Hauptpartition, meist FAT32 oder exFAT formatiert. Hier legen Sie Ihre ISO-Dateien ab. Diese Partition nimmt den Großteil des restlichen Speicherplatzes auf dem Stick ein.
- (Optional) Unzugewiesener Speicherplatz: Wenn Sie Ventoy mit der Option „Preserve some space” installiert haben, befindet sich am Ende des Sticks ein Bereich, der nicht formatiert wurde und für Ihre eigenen Zwecke genutzt werden kann.
Unser Ziel ist es, entweder die „Ventoy”-Partition zu verkleinern, um Platz für eine neue Partition zu schaffen, oder den bereits vorhandenen unzugewiesenen Speicherplatz zu nutzen.
Methode 1: Speicherplatz reservieren bei der Ventoy-Installation (Vorbeugend)
Diese Methode ist nicht „nachträglich” im strengsten Sinne, aber sie ist wichtig zu erwähnen, falls Sie Ventoy neu installieren oder noch nicht eingerichtet haben. Ventoy2Disk.exe bietet eine nützliche Funktion, um von vornherein Platz für eigene Partitionen zu lassen.
1. Öffnen Sie Ventoy2Disk.exe.
2. Wählen Sie Ihren USB-Stick aus.
3. Klicken Sie auf „Optionen” und dann auf „Preserve Some Space”.
4. Geben Sie die gewünschte Größe in MB ein, die am Ende des Sticks als unpartitionierter Bereich verbleiben soll.
5. Installieren Sie Ventoy wie gewohnt.
Nach der Installation finden Sie den reservierten Bereich als „nicht zugewiesen” in der Datenträgerverwaltung. Diesen können Sie dann formatieren und als eigene Partition nutzen, ohne die Ventoy-Partitionen zu berühren.
Methode 2: Nachträgliche Partitionsanpassung auf dem Ventoy-Stick
Dies ist der Kern unseres Artikels und die Methode, die Sie anwenden, wenn Ventoy bereits installiert ist und Sie eine der vorhandenen Partitionen verkleinern möchten, um Platz zu schaffen.
Für Windows-Benutzer: Mit der Datenträgerverwaltung
Windows bietet ein integriertes Tool zur Partitionsverwaltung, das für einfache Aufgaben sehr gut geeignet ist.
1. Schließen Sie den Ventoy-Stick an: Stellen Sie sicher, dass keine Programme auf den Stick zugreifen.
2. Öffnen Sie die Datenträgerverwaltung: Drücken Sie `Win + X` und wählen Sie „Datenträgerverwaltung”.
3. Identifizieren Sie Ihren Ventoy-Stick: Achten Sie genau auf die Größe und die Namen der Partitionen (`VTOY_EFI`, `Ventoy`). Der Ventoy-Stick wird in der Regel als „Wechselmedium” oder „USB-Laufwerk” angezeigt. VERWECHSELN SIE IHN NICHT mit Ihrer Systemfestplatte!
4. Verkleinern Sie die Ventoy-Partition:
* Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Hauptpartition des Sticks (die `Ventoy`-Partition, meist FAT32 oder exFAT formatiert).
* Wählen Sie „Volume verkleinern…”.
* Windows analysiert den Speicherplatz. Geben Sie unter „Zu verkleinernden Speicherplatz in MB eingeben” an, wie viel Platz Sie von der Partition abziehen möchten. Dies ist der Platz, der für Ihre neue Partition frei wird. Achten Sie darauf, nicht mehr Platz zu verkleinern, als die Partition tatsächlich frei hat, und lassen Sie noch genügend Platz für Ihre ISOs.
* Klicken Sie auf „Verkleinern”.
5. Erstellen Sie eine neue Partition:
* Nach dem Verkleinern sehen Sie einen Bereich, der als „Nicht zugeordnet” markiert ist.
* Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf diesen nicht zugeordneten Bereich.
* Wählen Sie „Neues einfaches Volume…”.
* Folgen Sie dem Assistenten: Weisen Sie einen Laufwerksbuchstaben zu und wählen Sie ein Dateisystem. Für maximale Kompatibilität mit verschiedenen Betriebssystemen ist exFAT oft eine gute Wahl. NTFS ist besser für größere Dateien oder wenn Sie nur unter Windows darauf zugreifen.
* Klicken Sie auf „Fertig stellen”.
Ihre neue Partition ist nun erstellt und einsatzbereit.
Für Linux-Benutzer: Mit GParted (oder KDE Partition Manager)
GParted ist ein mächtiges und intuitives Partitionsverwaltungstool, das auf den meisten Linux-Distributionen verfügbar ist (oft in Live-Medien enthalten). Es ist die bevorzugte Wahl für Linux.
1. Booten Sie ein Live-System: Für optimale Ergebnisse booten Sie von einem Live-USB-Stick oder einer Live-CD (z.B. Ubuntu, Mint) mit GParted, da Sie die Partition des Ventoy-Sticks nicht bearbeiten können, wenn sie gemountet ist.
2. Schließen Sie den Ventoy-Stick an.
3. Öffnen Sie GParted: Suchen Sie im Anwendungsmenü nach „GParted” oder „Partition Editor”.
4. Wählen Sie den richtigen Datenträger: Oben rechts im GParted-Fenster sehen Sie ein Dropdown-Menü, in dem die verfügbaren Datenträger aufgelistet sind (z.B. `/dev/sda`, `/dev/sdb`). Wählen Sie Ihren Ventoy-Stick aus. Achten Sie auf die Größe!
5. Einhängen der Ventoy-Partition aufheben: Wenn die `Ventoy`-Partition gemountet ist (erkennbar am Schloss-Symbol), klicken Sie mit der rechten Maustaste darauf und wählen Sie „Unmount” (Einhängen aufheben).
6. Verkleinern Sie die Ventoy-Partition:
* Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die `Ventoy`-Partition.
* Wählen Sie „Größe ändern/Verschieben”.
* Sie können den Schieberegler nutzen oder die gewünschte neue Größe manuell eingeben. Lassen Sie am Ende der Partition genügend Platz für Ihre ISOs und den freien Speicher, den Sie für die neue Partition benötigen.
* Klicken Sie auf „Größe ändern/Verschieben”.
7. Erstellen Sie eine neue Partition:
* Sie sehen nun einen „nicht zugewiesenen” Bereich.
* Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den nicht zugewiesenen Bereich.
* Wählen Sie „Neu”.
* Wählen Sie den Partitionstyp (Primär, Erweitert, Logisch), das Dateisystem (z.B. exFAT, NTFS, ext4) und geben Sie der Partition einen Namen.
* Klicken Sie auf „Hinzufügen”.
8. Änderungen anwenden: Die Änderungen sind noch nicht festgeschrieben. Klicken Sie auf den grünen Haken („Alle Operationen anwenden”) in der Symbolleiste, um die Partitionsänderungen durchzuführen. Bestätigen Sie die Warnung.
Nachdem die Operationen abgeschlossen sind, können Sie GParted schließen und Ihr Live-System neu starten oder herunterfahren.
Für macOS-Benutzer: Mit dem Festplattendienstprogramm
macOS hat ebenfalls ein integriertes Tool, das „Festplattendienstprogramm”, das zum Verwalten von Partitionen verwendet werden kann.
1. Schließen Sie den Ventoy-Stick an.
2. Öffnen Sie das Festplattendienstprogramm: Sie finden es unter `Programme` -> `Dienstprogramme` -> `Festplattendienstprogramm`.
3. Identifizieren Sie Ihren Ventoy-Stick: In der linken Seitenleiste sehen Sie alle angeschlossenen Datenträger. Wählen Sie den physischen Ventoy-Stick aus (nicht nur eine seiner Partitionen). Achten Sie auf die Größe.
4. Partitionieren Sie den Stick:
* Wählen Sie oben im Fenster den Reiter „Partitionieren”.
* Sie sehen eine grafische Darstellung der vorhandenen Partitionen. Wählen Sie die `Ventoy`-Partition aus (durch Klicken auf den Bereich im Kreisdiagramm).
* Klicken Sie auf das `-` (Minus)-Symbol unterhalb des Kreisdiagramms, um die Partition zu verkleinern. Wenn Sie das Minus-Symbol drücken, wird die Partition *entfernt*. Stattdessen müssen Sie den „Ziehpunkte” im Kreisdiagramm nutzen, um die Partition zu verkleinern, oder auf das Plus-Symbol klicken, um eine neue Partition im freien Bereich zu erstellen.
*Korrektur für macOS*: Das Festplattendienstprogramm unter macOS ist etwas anders. Man verkleinert nicht direkt, sondern man fügt eine neue Partition hinzu und zieht dann die Größe an.
* Wählen Sie den physischen Ventoy-Stick (nicht eine Partition davon).
* Klicken Sie auf den „Partitionieren” Button in der Werkzeugleiste.
* Sie sehen ein Kreisdiagramm. Klicken Sie auf das Plus-Symbol (+) unterhalb des Diagramms, um eine neue Partition hinzuzufügen. Das Festplattendienstprogramm versucht dann, den vorhandenen Speicherplatz neu aufzuteilen.
* Ziehen Sie an den Größenreglern im Kreisdiagramm, um die Größe der `Ventoy`-Partition anzupassen und der neuen Partition den gewünschten Platz zuzuweisen. Alternativ können Sie die Größenfelder auf der rechten Seite manuell eingeben.
* Geben Sie der neuen Partition einen Namen, wählen Sie das Format (z.B. exFAT, `MS-DOS (FAT)` für FAT32 oder `APFS`/`Mac OS Extended` falls nur für macOS) und ein Schema, falls gefragt.
* Klicken Sie auf „Anwenden” und bestätigen Sie die Änderungen.
Wichtiger Hinweis für macOS: Das Festplattendienstprogramm ist manchmal sehr strikt, wenn es um das Verkleinern von FAT32- oder exFAT-Partitionen geht, insbesondere wenn der Platz nicht am Ende des Laufwerks ist. Sollten Sie Probleme haben, kann es notwendig sein, den Stick unter Windows oder Linux zu bearbeiten.
Wichtige Überlegungen und Best Practices
- Dateisystem für die neue Partition:
- exFAT: Gute Wahl für maximale Kompatibilität zwischen Windows, macOS und Linux. Unterstützt Dateien größer als 4 GB.
- NTFS: Bevorzugt unter Windows. Unterstützt große Dateien und hat Robustheitsfunktionen. Unter Linux gut les- und schreibbar, unter macOS nur lesbar (schreibbar mit Zusatzsoftware).
- FAT32: Sehr hohe Kompatibilität, aber limitierte Dateigröße (max. 4 GB pro Datei).
- ext4: Nur für Linux-Systeme. Ideal, wenn die Partition nur unter Linux genutzt wird (z.B. für Linux-Persistenz).
- Persistenter Speicher: Wenn Sie die neue Partition für persistenten Speicher von Linux-Live-Systemen nutzen möchten, ist in der Regel eine ext4-Partition erforderlich, und Sie müssen die entsprechende Konfigurationsdatei (z.B. `persistence.conf` für Ubuntu) im Root-Verzeichnis der neuen Partition erstellen. Die genaue Vorgehensweise variiert je nach Distribution.
- Bootfähigkeit von Ventoy: Die gute Nachricht ist, dass die hier beschriebenen Methoden die Bootfähigkeit von Ventoy in der Regel nicht beeinträchtigen, da die kritische `VTOY_EFI`-Partition und die Struktur der `Ventoy`-Partition intakt bleiben.
- Vorsicht bei MBR/GPT: Die Ventoy-Installation legt fest, ob der Stick im MBR- oder GPT-Partitionsstil formatiert wird. Bei MBR gibt es eine Beschränkung auf vier primäre Partitionen. Bei GPT ist die Anzahl höher. In den meisten Fällen erstellen Sie eine logische Partition innerhalb einer erweiterten Partition (MBR) oder einfach eine weitere primäre Partition (GPT). Die Tools kümmern sich meistens darum.
- Testen Sie den Stick: Nachdem Sie die Änderungen vorgenommen haben, testen Sie unbedingt die Bootfähigkeit Ihres Ventoy-Sticks und den Zugriff auf Ihre neue Partition.
Fazit
Die Möglichkeit, nachträglich die Größe der Partition auf Ihrem Ventoy-Stick zu ändern oder zusätzliche Partitionen zu erstellen, erhöht die Vielseitigkeit dieses ohnehin schon genialen Tools erheblich. Ob für persistenten Speicher, zusätzliche ISOs oder einfach als mobiler Datenträger – mit ein wenig Planung und den richtigen Schritten können Sie das Maximum aus Ihrem Ventoy-Stick herausholen. Denken Sie immer daran: Backup ist das A und O! Mit den hier gezeigten Anleitungen für Windows, Linux und macOS haben Sie die Werkzeuge an der Hand, um Ihren Ventoy-Stick genau an Ihre Bedürfnisse anzupassen und somit noch effektiver zu nutzen. Nutzen Sie Ihren Speicherplatz intelligent und effizient!