Stellen Sie sich vor: Sie sitzen gemütlich auf dem Sofa, streamen Ihren Lieblingsfilm und plötzlich beginnt es zu ruckeln. Oder Sie bewegen sich ins Nebenzimmer und das WLAN-Signal bricht ab. Funklöcher, langsame Verbindungen und komplizierte Erweiterungen sind die unschönen Realitäten vieler Heimnetzwerke. Während traditionelle Lösungen wie WLAN-Repeater oft mehr Probleme schaffen als lösen, verspricht ein **Mesh-Netzwerk** nahtlose Abdeckung und stabile Leistung. Doch was, wenn Sie nicht an ein teures System eines einzelnen Herstellers gebunden sein möchten und vielleicht sogar alte, ungenutzte Hardware wiederbeleben wollen? Hier kommt **OpenWRT** ins Spiel.
Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie mit **OpenWRT** und Ihrer bereits vorhandenen oder kostengünstig erworbenen, aber unterschiedlichen Hardware ein leistungsfähiges, **stabiles und flexibles Mesh-Netzwerk** aufbauen. Vergessen Sie Vendor-Lock-ins und begrenzte Funktionen – mit OpenWRT übernehmen Sie die volle Kontrolle über Ihr Netzwerk.
### Was ist OpenWRT und warum ist es ideal für Mesh-Netzwerke?
**OpenWRT** ist eine quelloffene, Linux-basierte Firmware, die speziell für Router und Embedded-Geräte entwickelt wurde. Es ersetzt die oft restriktive Firmware der Gerätehersteller und verwandelt Ihren Standard-Router in ein hochflexibles und leistungsstarkes Netzwerkgerät.
Warum ist OpenWRT die perfekte Wahl für Ihr Mesh-Projekt?
1. **Flexibilität:** Im Gegensatz zu proprietären Systemen, die Sie an ihre eigene Hardware binden, können Sie mit OpenWRT eine Vielzahl von Routern und Access Points verschiedener Hersteller verwenden, solange diese von OpenWRT unterstützt werden. Das ist ideal, um vorhandene Hardware zu recyceln oder günstige Geräte zu erwerben.
2. **Volle Kontrolle:** OpenWRT bietet Ihnen tiefgehende Konfigurationsmöglichkeiten. Von detaillierten WLAN-Einstellungen über Firewall-Regeln bis hin zu erweiterten Netzwerkfunktionen – Sie haben die Kontrolle.
3. **Leistung und Stabilität:** Ohne den Ballast unnötiger Hersteller-Software ist OpenWRT oft schlanker und kann die Hardware-Ressourcen effizienter nutzen. Das führt zu einer potenziell besseren Leistung und Stabilität, insbesondere bei der Nutzung fortschrittlicher Funktionen wie Mesh.
4. **Sicherheit:** Als Open-Source-Projekt profitiert OpenWRT von einer aktiven Community, die regelmäßig Sicherheitslücken findet und schließt. Sie erhalten zeitnah Updates und Patches, oft bevor kommerzielle Hersteller reagieren.
5. **Kosteneffizienz:** Durch die Möglichkeit, ältere oder preisgünstige Hardware zu nutzen, können Sie ein leistungsstarkes Mesh-Netzwerk aufbauen, ohne ein Vermögen für teure Markenprodukte ausgeben zu müssen.
### Die Grundlagen von Mesh-Netzwerken verstehen
Bevor wir ins Detail gehen, lassen Sie uns kurz klären, was ein **Mesh-Netzwerk** eigentlich ist. Im Gegensatz zu einem traditionellen Netzwerk mit einem zentralen Router und optionalen Repeatern, bei dem jedes Gerät direkt mit dem Hauptrouter kommuniziert (oder über einen Repeater, der das Signal einfach weiterleitet), besteht ein Mesh-Netzwerk aus mehreren „Knoten” (Nodes). Diese Knoten kommunizieren nicht nur mit dem Hauptrouter, sondern auch untereinander.
Die Vorteile liegen auf der Hand:
* **Nahtloses Roaming:** Ihr Gerät wechselt automatisch und unbemerkt zum stärksten WLAN-Knoten, während Sie sich durch Ihr Zuhause bewegen. Es erscheint immer nur ein einziges WLAN-Netzwerk (SSID).
* **Verbesserte Abdeckung:** Mehrere Knoten verteilen das Signal gleichmäßiger und eliminieren Funklöcher.
* **Höhere Zuverlässigkeit:** Fällt ein Knoten aus, können die anderen Knoten den Datenverkehr über alternative Pfade umleiten (Selbstheilung).
* **Bessere Leistung:** Der Datenverkehr wird intelligent über den effizientesten Pfad geleitet, was zu schnelleren und stabileren Verbindungen führt.
### Herausforderungen und Vorteile von OpenWRT Mesh mit gemischter Hardware
Das Konzept eines **OpenWRT Mesh mit unterschiedlicher Hardware** mag zunächst einschüchternd wirken, bietet aber einzigartige Vor- und Nachteile.
**Vorteile:**
* **Maximale Hardware-Flexibilität:** Sie können alte Router weiterverwenden oder Geräte verschiedener Hersteller mischen, solange sie OpenWRT-kompatibel sind. So können Sie beispielsweise einen leistungsstarken Router als zentralen Mesh-Controller nutzen und günstigere, kleinere Geräte als Satelliten-Knoten einsetzen.
* **Kostenersparnis:** Sparen Sie Geld, indem Sie nicht das gesamte System eines einzelnen Herstellers kaufen müssen.
* **Spezifische Optimierung:** Jedes Gerät kann für seine Rolle im Netzwerk optimiert werden. Ein Knoten in einem entlegenen Bereich benötigt vielleicht nur 2.4 GHz, während ein anderer im Wohnzimmer auf 5 GHz ausgelegt ist.
* **Kein Vendor-Lock-in:** Sie sind an keinen Hersteller gebunden und können Ihr Netzwerk bei Bedarf jederzeit erweitern oder anpassen.
**Herausforderungen:**
* **Komplexität der Konfiguration:** OpenWRT erfordert ein gewisses Maß an technischem Verständnis. Die Einrichtung eines Mesh-Netzwerks, insbesondere mit unterschiedlicher Hardware, ist anspruchsvoller als die Installation eines Plug-and-Play-Systems.
* **Hardware-Kompatibilität:** Obwohl OpenWRT viele Geräte unterstützt, sind nicht alle WLAN-Chipsätze gleich gut für Mesh geeignet oder gleich gut von OpenWRT unterstützt. Chipsätze von Qualcomm (Atheros) und MediaTek werden oft besser unterstützt als Broadcom.
* **Leistungsunterschiede:** Geräte mit unterschiedlicher Hardware-Spezifikation (CPU, RAM, WLAN-Chipsatz) können unterschiedliche Leistungen im Mesh aufweisen. Dies muss bei der Platzierung und Rollenverteilung berücksichtigt werden.
* **Zeitaufwand:** Die Installation und Konfiguration erfordert Zeit und Geduld.
### Vorbereitung: Die richtige Hardware wählen
Der Grundstein für ein stabiles OpenWRT Mesh ist die Auswahl der richtigen Hardware. „Verschiedene Hardware” bedeutet nicht „beliebige Hardware”, sondern „unterschiedliche, aber OpenWRT-kompatible Hardware”.
**Worauf Sie achten sollten:**
1. **OpenWRT-Kompatibilität:** Prüfen Sie immer die [OpenWRT Table of Hardware](https://openwrt.org/toh/start), um sicherzustellen, dass Ihr Gerät unterstützt wird und welche Version stabil läuft.
2. **WLAN-Chipsatz:** Atheros (Qualcomm) und MediaTek Chipsätze bieten oft die beste Unterstützung für erweiterte WLAN-Funktionen wie 802.11s. Broadcom-Chipsätze können problematisch sein, da Broadcom oft keine quelloffenen Treiber bereitstellt.
3. **Dual-Band oder Tri-Band:**
* **Dual-Band (2.4 GHz und 5 GHz):** Ausreichend für die meisten Heimnetzwerke. Beachten Sie, dass das 5 GHz Band oft für den Backhaul (die Kommunikation zwischen den Mesh-Knoten) genutzt wird, während die Endgeräte sich mit beiden Bändern verbinden. Dies kann zu Leistungseinbußen führen, da Datenpakete sowohl für den Backhaul als auch für die Endgeräte über dasselbe Band laufen müssen.
* **Tri-Band:** Ideal, da ein dediziertes drittes 5 GHz Band (oder sogar 6 GHz mit Wi-Fi 6E) als Backhaul dienen kann. Dies entlastet die anderen Bänder und sorgt für maximale Leistung für Ihre Endgeräte.
4. **Hardware-Ressourcen:** Mindestens 128 MB RAM und 16 MB Flash-Speicher sind empfehlenswert. Mehr ist immer besser, besonders wenn Sie zusätzliche Pakete oder Dienste auf den Knoten betreiben möchten.
5. **Anzahl der Antennen:** Router mit 2×2, 3×3 oder 4×4 MIMO bieten eine bessere WLAN-Leistung und Reichweite.
**Beispiele für beliebte und gut unterstützte Geräte (Stand 2023/2024):**
* **TP-Link Archer C7/C6/C59:** Günstig, weit verbreitet und gut unterstützt.
* **GL.iNet Router (z.B. GL-MT3000, GL-AXT1800):** Werden oft direkt mit OpenWRT geliefert und sind sehr reisefreundlich, aber auch für Mesh geeignet.
* **Netgear R-Serien (z.B. R7800, R6220):** Leistungsstärkere Geräte, die sich gut als Hauptknoten eignen.
* **Ubiquiti UniFi AC Lite/LR (mit OpenWRT-Firmware):** Professionelle Access Points, die auch mit OpenWRT betrieben werden können und eine sehr gute WLAN-Leistung bieten.
Es ist ratsam, für den Haupt-Router das leistungsstärkste Gerät zu wählen, da es zusätzliche Aufgaben wie DHCP, DNS und eventuell VPN oder Ad-Blocking übernehmen wird.
### Installation von OpenWRT auf Ihren Geräten
Die Installation von **OpenWRT** ist der erste technische Schritt. Der genaue Prozess variiert je nach Routermodell.
1. **Firmware herunterladen:** Besuchen Sie die OpenWRT-Website und suchen Sie die passende Firmware-Datei (.bin oder .img) für Ihr spezifisches Routermodell. Achten Sie auf die richtige Version (Stable Release ist empfohlen) und stellen Sie sicher, dass es sich um die richtige „Factory”- oder „Sysupgrade”-Version handelt, je nachdem, ob Sie von der Original-Firmware oder einer bestehenden OpenWRT-Installation flashen.
2. **Original-Firmware sichern (optional, aber empfohlen):** Für den Fall, dass Sie zur Hersteller-Firmware zurückkehren möchten, sollten Sie diese sichern. Der Vorgang ist oft komplex und modellspezifisch.
3. **Flashen der Firmware:** Meistens erfolgt dies über die Weboberfläche des Routers (Firmware-Upgrade). Bei einigen Geräten ist jedoch ein TFTP-Server, ein serieller Port oder andere spezielle Methoden erforderlich. Folgen Sie hier **unbedingt** der gerätespezifischen Anleitung auf der OpenWRT-Website, da ein falsches Flashen den Router unbrauchbar machen kann!
4. **Erster Zugriff:** Nach dem Neustart ist OpenWRT in der Regel unter `192.168.1.1` erreichbar. Sie können sich über die Weboberfläche (LuCI) oder per SSH verbinden. Ändern Sie sofort das Standard-Passwort!
Wiederholen Sie diesen Schritt für **alle** Geräte, die Teil Ihres Mesh-Netzwerks werden sollen.
### Mesh-Protokolle unter OpenWRT: Was Sie wissen müssen
OpenWRT unterstützt verschiedene Technologien für Mesh-Netzwerke. Die wichtigsten sind:
1. **802.11s (Layer 2 Mesh):**
* **Was es ist:** Dies ist der IEEE-Standard für drahtlose Mesh-Netzwerke. Es arbeitet auf Schicht 2 des OSI-Modells (Datenverbindungsschicht) und ermöglicht es WLAN-Geräten, direkt miteinander zu kommunizieren und Routen über mehrere Hops zu bilden.
* **Vorteile:** Standardisiert, in den WLAN-Treibern integriert, effizient für die Funkkommunikation.
* **Erforderlich:** Das `wpad-mesh` Paket (oft `wpad-mesh-openssl` oder `wpad-mesh-wolfssl` für die Verschlüsselung) und die entsprechenden Kernel-Module.
* **Wichtig:** 802.11s allein bietet nur die „Mesh-Kommunikation” auf der Funkschicht. Für ein wirklich robustes, sich selbst organisierendes und routendes Mesh-Netzwerk auf IP-Ebene wird es oft mit **Batman-adv** kombiniert.
2. **Batman-adv (Better Approach To Mobile Ad-hoc Networking – Layer 2.5):**
* **Was es ist:** Ein fortschrittliches Routing-Protokoll, das über 802.11s (oder auch kabelgebundene Verbindungen) betrieben werden kann. Es bildet ein virtuelles Netzwerk-Interface (`bat0`), das über alle Mesh-Knoten gespannt wird.
* **Vorteile:** Hochflexibel, selbstorganisierend, optimiert für mobile und dynamische Netzwerke. Es findet automatisch die besten Routen durch das Mesh und kann bei Ausfällen schnell umleiten. Es ist ideal für größere oder komplexere Mesh-Topologien und die Verwendung von gemischter Hardware.
* **Erforderlich:** Das `batman-adv` und `batctl-full` Paket.
* **Kombination:** In den meisten Fällen, wenn von einem **stabilen und flexiblen OpenWRT Mesh** die Rede ist, wird die Kombination von **802.11s** (für die drahtlose Verbindung zwischen den Knoten) und **Batman-adv** (für das Routing über diese Verbindungen) verwendet.
### Schritt-für-Schritt-Anleitung: 802.11s Mesh mit OpenWRT und Batman-adv konfigurieren (Praxisbeispiel)
Diese Anleitung skizziert die Konfiguration für ein Mesh-Netzwerk. Die genauen Schritte können je nach OpenWRT-Version und Gerät leicht abweichen. Wir konzentrieren uns auf die LuCI-Weboberfläche.
**Vorbereitung auf allen Geräten:**
1. **Netzwerkzugang:** Verbinden Sie sich mit jedem OpenWRT-Gerät via LAN-Kabel und greifen Sie über den Browser auf die LuCI-Weboberfläche (`http://192.168.1.1` oder die von Ihnen zugewiesene IP) zu.
2. **Pakete installieren:** Gehen Sie zu `System -> Software -> Update lists…` und installieren Sie dann folgende Pakete:
* `wpad-mesh-openssl` (oder `wpad-mesh-wolfssl`, abhängig von Ihrer OpenWRT-Installation)
* `batman-adv`
* `batctl-full`
**Konfiguration des Haupt-Routers (Mesh Master/Gateway):**
Der Haupt-Router ist der Knoten, der eine Verbindung zum Internet herstellt und als DHCP-Server für das gesamte Mesh-Netzwerk dient.
1. **Basis-WLAN einrichten (Access Point):**
* Navigieren Sie zu `Netzwerk -> Drahtlos`.
* Finden Sie Ihr 5 GHz Radio (oft `radio0` oder `radio1`).
* Klicken Sie auf `Hinzufügen` oder `Bearbeiten` für eine Schnittstelle.
* **Modus:** `Access Point`
* **ESSID:** Ihr gewünschter WLAN-Name (z.B. „MeinMeshWLAN”)
* **Netzwerk:** `lan` (oder eine neue Bridge, falls Sie VLANs nutzen möchten)
* **Verschlüsselung:** `WPA2-PSK` oder `WPA3-SAE` (starkes Passwort wählen)
* **Kanal:** Wählen Sie einen festen Kanal, der nicht durch Nachbarn belegt ist, oder lassen Sie `Auto`. Achten Sie auf DFS-Kanäle, die kurzzeitig ausfallen können.
* Aktivieren Sie die Schnittstelle.
2. **Mesh-Schnittstelle konfigurieren (802.11s):**
* Klicken Sie auf `Hinzufügen` für eine *neue* Drahtlos-Schnittstelle auf demselben 5 GHz Radio.
* **Modus:** `802.11s (Mesh)`
* **ESSID:** Verwenden Sie eine *andere* ESSID für das Mesh-Backbone (z.B. „MeinMeshBackbone”). **Wichtig:** Diese ESSID ist nur für die Kommunikation zwischen den Mesh-Knoten und sollte nicht mit Ihrer Client-SSID übereinstimmen, um Verwechslungen zu vermeiden.
* **Netzwerk:** Wählen Sie `Nicht zugewiesen`. Dies wird später zu `bat0` hinzugefügt.
* **Verschlüsselung:** `WPA2-PSK` oder `WPA3-SAE` mit einem **starken, nur für das Mesh verwendeten Passwort**.
* **Kanal:** Muss **demselben Kanal** wie Ihre Haupt-AP-Schnittstelle auf diesem Radio entsprechen.
* Aktivieren Sie die Schnittstelle.
3. **Batman-adv Interface einrichten:**
* Gehen Sie zu `Netzwerk -> Schnittstellen -> Geräte`.
* Klicken Sie auf `Bridge-Gerät hinzufügen`. Name `bat0`.
* Gehen Sie zu `Netzwerk -> Schnittstellen`.
* Klicken Sie auf `Neue Schnittstelle hinzufügen…`.
* **Name der neuen Schnittstelle:** `mesh_backbone` (oder ähnlich)
* **Protokoll:** `Unmanaged`
* **Gerät:** `bat0` (das soeben erstellte Bridge-Gerät)
* Klicken Sie auf `Firewall-Einstellungen` und weisen Sie es der `LAN`-Zone zu, um den Datenverkehr zu ermöglichen.
* Speichern und Anwenden.
4. **Mesh-Schnittstelle zu Batman-adv hinzufügen:**
* Gehen Sie zu `Netzwerk -> Drahtlos`.
* Bearbeiten Sie die 802.11s Mesh-Schnittstelle, die Sie zuvor erstellt haben.
* Im Abschnitt „Erweiterte Einstellungen” unter „Batman-adv” wählen Sie `bat0` als „Mesh-Interface” aus.
5. **Optionale 2.4 GHz AP-Schnittstelle:**
* Wiederholen Sie Schritt 1 für das 2.4 GHz Radio (z.B. `radio1`), um auch hier Ihren „MeinMeshWLAN” Access Point anzubieten.
Speichern und Anwenden aller Änderungen.
**Konfiguration der Mesh-Knoten (Slave-Router):**
Die Mesh-Knoten stellen keine direkte Internetverbindung her und dienen als Erweiterungen des Haupt-Routers.
1. **Basis-WLAN einrichten (Access Point):**
* Wie beim Haupt-Router, aber stellen Sie sicher, dass die **ESSID** (`MeinMeshWLAN`) und das **Passwort** genau übereinstimmen.
* **Netzwerk:** `lan`
* **Kanal:** Lassen Sie es auf `Auto` oder wählen Sie denselben wie den Hauptrouter, wenn Sie feste Kanäle bevorzugen.
2. **Mesh-Schnittstelle konfigurieren (802.11s):**
* Wie beim Haupt-Router, mit der **exakt gleichen Mesh-ESSID** (`MeinMeshBackbone`) und dem **Mesh-Passwort**.
* **Netzwerk:** `Nicht zugewiesen`
* **Kanal:** Muss **demselben Kanal** wie die Mesh-Schnittstelle auf dem Haupt-Router entsprechen.
3. **Batman-adv Interface einrichten:**
* Wie beim Haupt-Router: Erstellen Sie ein `bat0` Bridge-Gerät und eine `unmanaged` Schnittstelle (`mesh_backbone`) für `bat0`.
* Weisen Sie es der `LAN`-Firewall-Zone zu.
4. **Mesh-Schnittstelle zu Batman-adv hinzufügen:**
* Wie beim Haupt-Router: Wählen Sie `bat0` als „Mesh-Interface” für Ihre 802.11s Schnittstelle.
5. **LAN-Schnittstelle anpassen:**
* Gehen Sie zu `Netzwerk -> Schnittstellen -> LAN`.
* **Protokoll:** Ändern Sie es von `Statische Adresse` auf `DHCP-Client`. Dies ist wichtig, damit der Knoten seine IP-Adresse vom Haupt-Router (dem DHCP-Server) erhält.
* Entfernen Sie den DHCP-Server von dieser Schnittstelle unter „DHCP-Server” -> „DHCP Server ignorieren”.
6. **Optionale 2.4 GHz AP-Schnittstelle:**
* Wie beim Haupt-Router, wenn gewünscht.
Speichern und Anwenden aller Änderungen.
**Testen und Überprüfen:**
* Nachdem alle Knoten konfiguriert und neu gestartet wurden, sollten sie sich verbinden.
* Verbinden Sie ein Gerät mit dem „MeinMeshWLAN” und bewegen Sie sich zwischen den Knoten. Das Roaming sollte nahtlos funktionieren.
* Überprüfen Sie auf jedem Knoten die „Drahtlos”-Sektion in LuCI. Unter Ihrer 802.11s Mesh-Schnittstelle sollten Sie „Assoziierte Stationen” sehen, die Ihre anderen Mesh-Knoten auflisten.
* Verwenden Sie auf einem Knoten die SSH-Konsole und den Befehl `batctl o` um die Mesh-Knoten und ihre Verbindungen zu sehen. `batctl gw -s` auf dem Haupt-Router zeigt die anderen Knoten als potenzielle Gateways.
* Überprüfen Sie die IP-Adressen Ihrer Endgeräte. Sie sollten alle vom Haupt-Router zugewiesene Adressen erhalten.
### Optimierung und Fehlerbehebung
* **Platzierung der Knoten:** Positionieren Sie die Mesh-Knoten strategisch, sodass sie ein gutes Signal zueinander haben (optimalerweise mind. -60 dBm RSSI auf 5 GHz). Eine direkte Sichtverbindung ist nicht immer möglich, aber vermeiden Sie dicke Wände oder Metallobjekte zwischen den Knoten.
* **Kanalwahl:** Verwenden Sie für die Mesh-Backbone-Schnittstelle einen Kanal im 5 GHz Band, der nicht von anderen WLANs in Ihrer Umgebung stark genutzt wird. Tools wie `iwinfo scan` (via SSH) oder Apps auf dem Smartphone helfen bei der Analyse. DFS-Kanäle (Dynamic Frequency Selection) bieten mehr Auswahl, können aber bei Radarsignalen kurzzeitig zu Ausfällen führen.
* **Sendeleistung (Tx-Power):** Experimentieren Sie vorsichtig mit der Sendeleistung der WLAN-Radios. Mehr ist nicht immer besser, da es zu Interferenzen führen und die Empfangsempfindlichkeit verringern kann.
* **Firmware-Updates:** Halten Sie Ihre OpenWRT-Installation aktuell, um von Leistungsverbesserungen und Sicherheits-Patches zu profitieren.
* **Roaming-Optimierung (802.11k/v/r):** Für ein noch besseres Roaming können Sie zusätzliche Pakete wie `dawn` (Dynamic AP-assignment for Wireless Networks) installieren. Dies unterstützt die 802.11k/v/r Standards, die Clients dabei helfen, den besten AP zu finden und schneller zu wechseln.
* **Kabelgebundener Backhaul:** Wenn möglich, verbinden Sie die Mesh-Knoten über Ethernet-Kabel. Dies ist die stabilste und leistungsstärkste Backhaul-Option und entlastet das WLAN-Spektrum. OpenWRT und Batman-adv unterstützen dies nahtlos.
### Zusätzliche Funktionen und Erweiterungen
Mit Ihrem **OpenWRT Mesh** haben Sie eine unglaublich flexible Plattform geschaffen:
* **Gast-WLAN:** Richten Sie auf Ihrem Haupt-Router und den Knoten ein isoliertes Gast-WLAN ein, das keinen Zugriff auf Ihr Heimnetzwerk hat.
* **Adblocker (z.B. AdGuard Home, Pi-hole):** Installieren Sie einen Adblocker auf Ihrem Haupt-Router, um Werbung im gesamten Netzwerk zu filtern.
* **VPN-Server/-Client:** Bauen Sie eine sichere VPN-Verbindung auf, um von unterwegs auf Ihr Heimnetzwerk zuzugreifen oder Ihren gesamten Internetverkehr über einen VPN-Anbieter zu leiten.
* **Traffic Shaping (QoS):** Priorisieren Sie wichtige Anwendungen (z.B. Video-Streaming, Online-Gaming) um Engpässe zu vermeiden.
* **IoT-Segmentierung:** Erstellen Sie separate VLANs für Smart-Home-Geräte, um diese vom restlichen Netzwerk zu isolieren und die Sicherheit zu erhöhen.
### Fazit
Der Aufbau eines **OpenWRT Mesh-Netzwerks mit verschiedener Hardware** ist zweifellos ein Projekt, das technisches Geschick und Geduld erfordert. Doch die Belohnung ist ein unvergleichlich **stabiles, flexibles und leistungsstarkes Heimnetzwerk**, das genau auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sie befreien sich von den Einschränkungen proprietärer Systeme, sparen Geld und lernen dabei wertvolle Fähigkeiten.
Sie haben nun die Kontrolle, Ihr WLAN-Netzwerk nicht nur zu erweitern, sondern es zu optimieren und anzupassen. Von der Wiederbelebung alter Router bis hin zur Schaffung eines nahtlosen Roaming-Erlebnisses in jedem Winkel Ihres Zuhauses – OpenWRT macht es möglich. Tauchen Sie ein in die Welt der **Open-Source-Netzwerkverwaltung** und bauen Sie das Netzwerk, das Sie sich schon immer gewünscht haben!