Die Welt der Speichermedien hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durchgemacht. Von traditionellen Festplatten (HDDs) über Solid State Drives (SATA SSDs) bis hin zu den blitzschnellen NVMe SSDs – jede Generation verspricht mehr Geschwindigkeit und Effizienz. Viele Besitzer älterer, aber immer noch leistungsstarker Laptops wie dem Dell Latitude 7390 fragen sich: Kann ich die unglaubliche Geschwindigkeit einer modernen NVMe SSD in meinem Gerät wirklich nutzen, oder wird mein Laptop zu einem Flaschenhals, der das Potenzial der SSD begrenzt? Diese Frage ist berechtigt und verdient eine genaue Betrachtung. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Materie ein, um herauszufinden, ob Ihr Dell Latitude 7390 das volle Potenzial einer NVMe SSD entfalten kann.
Die Revolution der NVMe SSDs: Was macht sie so schnell?
Bevor wir uns dem Dell Latitude 7390 widmen, ist es wichtig zu verstehen, was NVMe (Non-Volatile Memory Express) so revolutionär macht. Im Gegensatz zu traditionellen SATA SSDs, die über das ältere SATA-Protokoll und den AHCI-Treiber kommunizieren, nutzen NVMe SSDs das viel schnellere PCI Express (PCIe)-Interface. Dies bietet mehrere entscheidende Vorteile:
- Direkte Anbindung an die CPU: NVMe SSDs kommunizieren direkt mit der CPU und umgehen dabei den Umweg über den Chipsatz, was Latenzen drastisch reduziert.
- Höhere Bandbreite: Statt der Beschränkung von etwa 600 MB/s bei SATA bietet PCIe eine deutlich höhere Bandbreite. Dies wird durch die Anzahl der PCIe-Lanes (Spuren) bestimmt, die für die Kommunikation genutzt werden.
- Effizientere Befehlswarteschlange: Das NVMe-Protokoll wurde speziell für Flash-Speicher entwickelt und ermöglicht eine wesentlich tiefere Befehlswarteschlange sowie parallele Verarbeitung, was zu mehr Operationen pro Sekunde (IOPS) führt.
Diese technologischen Fortschritte haben dazu geführt, dass NVMe SSDs sequentielle Lese- und Schreibraten erreichen, die um ein Vielfaches höher sind als bei SATA SSDs, und auch bei zufälligen Lese- und Schreibvorgängen – die für die alltägliche Nutzung wie das Starten von Anwendungen oder das Laden von Dateien entscheidend sind – eine überlegene Leistung bieten.
Das Dell Latitude 7390: Eine Hardware-Bestandsaufnahme
Das Dell Latitude 7390 ist ein Business-Laptop, der typischerweise mit Intel Core Prozessoren der 8. Generation (Kaby Lake R oder Coffee Lake U) ausgestattet ist. Diese Generation von Prozessoren war für ihre gute Leistung und Energieeffizienz bekannt. Für unsere Analyse ist jedoch ein Detail von größter Bedeutung: die Konnektivität des M.2-Slots.
Der Dell Latitude 7390 verfügt über einen M.2-Slot, der für die Aufnahme einer NVMe SSD vorgesehen ist. Dieser Slot ist an den PCIe-Bus des Systems angebunden. Konkret nutzt der 7390 eine PCIe Gen3 x4-Schnittstelle für den M.2-Slot. Was bedeutet das genau?
- PCIe Gen3: Steht für die dritte Generation der PCI Express-Spezifikation. Jede Generation verdoppelt im Wesentlichen die Bandbreite pro Lane im Vergleich zur vorherigen.
- x4: Bedeutet, dass vier PCIe-Lanes für die Kommunikation genutzt werden.
Rechnerisch ergibt sich für PCIe Gen3 x4 eine theoretische maximale Bandbreite von etwa 3.94 Gigabyte pro Sekunde (GB/s) oder rund 3940 Megabyte pro Sekunde (MB/s). Dies ist eine beeindruckende Geschwindigkeit, die weit über den etwa 550 MB/s einer SATA-SSD liegt.
Der Flaschenhals der Schnittstelle: PCIe Gen3 vs. Gen4
Hier kommen wir zum Kern der Frage, ob eine NVMe SSD ihr volles Potenzial im Latitude 7390 auslasten kann. Der entscheidende Faktor ist die verwendete PCIe-Generation. Während das Dell Latitude 7390 **PCIe Gen3 x4** unterstützt, sind moderne NVMe SSDs bereits in der **PCIe Gen4** und sogar **Gen5** Generation verfügbar.
- PCIe Gen3 x4: Maximale theoretische Bandbreite ~3940 MB/s
- PCIe Gen4 x4: Maximale theoretische Bandbreite ~7880 MB/s
Wenn Sie eine NVMe SSD der PCIe Gen4-Generation in Ihrem Dell Latitude 7390 installieren, wird diese zwar funktionieren, aber sie wird auf die Geschwindigkeit der Gen3-Schnittstelle heruntergetaktet. Das bedeutet, eine Gen4-SSD, die in einem Gen4-System über 7000 MB/s erreichen könnte, wird im 7390 auf maximal etwa 3500 MB/s (effektive Gen3-Geschwindigkeit nach Overhead) begrenzt sein. Sie zahlen also für eine Leistung, die Sie im 7390 nicht voll ausschöpfen können.
Für eine PCIe Gen3 NVMe SSD hingegen bietet der Dell Latitude 7390 die volle Unterstützung. Eine hochwertige Gen3 SSD mit Lese- und Schreibraten von beispielsweise 3500 MB/s wird im 7390 in der Lage sein, diese Werte weitgehend zu erreichen und somit ihr volles, Gen3-spezifisches Potenzial zu entfalten.
Weitere Faktoren, die die reale Leistung beeinflussen
Die Schnittstelle ist zwar ein Hauptfaktor, aber nicht der einzige, der die NVMe Leistung beeinflusst. Mehrere andere Komponenten und Aspekte des Systems spielen eine Rolle für die tatsächliche Geschwindigkeit, die Sie im Alltag erleben werden:
- SSD-Controller und NAND-Typ: Nicht jede NVMe SSD ist gleich schnell. Hochwertige SSDs verwenden fortschrittliche Controller und schnellen NAND-Flash-Speicher (z.B. TLC statt QLC) sowie einen DRAM-Cache, um die Leistung bei kleinen Dateizugriffen und unter Last zu optimieren. Eine billige Gen3 NVMe SSD kann langsamer sein als eine Premium Gen3 NVMe SSD, selbst wenn beide theoretisch die gleiche Schnittstelle nutzen.
- Arbeitsspeicher (RAM): Ausreichend RAM ist entscheidend. Wenn Ihr System ständig Daten vom RAM auf die SSD auslagern muss (Swapping), kann dies die Gesamtleistung des Systems beeinflussen und die SSD unnötig belasten, auch wenn die SSD selbst schnell ist. 8GB oder besser 16GB RAM sind für ein modernes System empfehlenswert.
- CPU-Auslastung: Obwohl NVMe-SSDs die CPU-Auslastung im Vergleich zu SATA-SSDs reduzieren, spielt die CPU immer noch eine Rolle bei der Verwaltung von E/A-Operationen. Ein langsamer Prozessor kann in extremen Fällen einen geringfügigen Flaschenhals darstellen, dies ist beim 8th Gen Intel Core im 7390 jedoch selten ein Problem für die SSD-Leistung.
- Kühlung und Thermaldrosselung: Bei intensiven und langanhaltenden Schreibvorgängen können NVMe SSDs heiß werden. Viele SSDs sind so konzipiert, dass sie bei Überhitzung ihre Leistung drosseln (Thermal Throttling), um Schäden zu vermeiden. Das Kühlsystem des Dell Latitude 7390 ist für einen Business-Laptop ausgelegt und möglicherweise nicht darauf optimiert, eine über längere Zeiträume extrem heiße NVMe SSD zu kühlen. Für die meisten alltäglichen Aufgaben und auch für größere Dateiübertragungen wird dies jedoch selten ein Problem darstellen. Nur bei sehr extremen Benchmarks oder dauerhaftem, massivem Datentransfer könnte dies spürbar werden.
- Betriebssystem und Treiber: Ein aktuelles Betriebssystem (Windows 10/11) mit den neuesten NVMe-Treibern ist essenziell, um die beste Leistung zu gewährleisten. Veraltete Treiber können die Effizienz der Kommunikation zwischen SSD und System beeinträchtigen.
- Workload-Typ: Die Art der Nutzung hat einen großen Einfluss auf die wahrgenommene Geschwindigkeit. Sequentielle Lese-/Schreibraten sind beeindruckend, aber für das tägliche Arbeiten oft weniger relevant als die zufälligen Lese-/Schreibraten (Random IOPS). Das Starten von Windows, das Laden von Programmen oder das Öffnen vieler kleiner Dateien profitiert hauptsächlich von hohen Random IOPS. Hier zeigt eine gute NVMe SSD auch im 7390 ihre Stärken.
Die Analyse: Kann das Dell Latitude 7390 wirklich das „volle Potenzial” auslasten?
Die Antwort auf diese Frage ist nuanciert und hängt davon ab, was man unter „vollem Potenzial” versteht:
1. Potenzial einer PCIe Gen3 NVMe SSD: Ja, ein hochwertiges **Dell Latitude 7390** ist hervorragend ausgestattet, um das volle Leistungspotenzial einer PCIe Gen3 x4 NVMe SSD auszuschöpfen. Sie können Lese- und Schreibraten von über 3000 MB/s erwarten, was eine enorme Steigerung gegenüber jeder SATA-Lösung darstellt. Die Schnittstelle des Laptops ist in diesem Fall kein Flaschenhals, und die meisten Gen3-SSDs werden ihre beworbenen Werte erreichen.
2. Potenzial einer PCIe Gen4 oder Gen5 NVMe SSD: Nein, das Dell Latitude 7390 kann das volle Potenzial einer modernen PCIe Gen4 oder Gen5 NVMe SSD nicht auslasten. Der Laptop ist auf PCIe Gen3 x4 beschränkt, was bedeutet, dass diese schnelleren SSDs auf Gen3-Geschwindigkeiten gedrosselt werden. Sie werden immer noch sehr schnell sein (auf Gen3-Niveau), aber Sie nutzen die zusätzliche Geschwindigkeit und Bandbreite, für die Sie bei einer Gen4/Gen5-SSD bezahlt haben, nicht.
Für den Großteil der Nutzer ist die Leistung einer **Gen3 NVMe SSD** im Dell Latitude 7390 mehr als ausreichend und bietet eine erhebliche Verbesserung des Nutzererlebnisses. Der Sprung von einer HDD zu einer SATA-SSD war groß, der Sprung von einer SATA-SSD zu einer Gen3 NVMe SSD ist noch beeindruckender und für die meisten alltäglichen und sogar anspruchsvollen professionellen Aufgaben kaum spürbar langsamer als eine Gen4-SSD in einem entsprechenden System. Das Laden von Betriebssystem, Anwendungen und großen Dateien erfolgt blitzschnell.
Empfehlungen und Fazit
Wenn Sie Besitzer eines Dell Latitude 7390 sind und über ein SSD-Upgrade nachdenken oder die Leistung Ihres aktuellen Laufwerks maximieren möchten, hier unsere Empfehlungen:
- Wahl der SSD: Konzentrieren Sie sich auf hochwertige PCIe Gen3 x4 NVMe SSDs. Diese bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für Ihr System, da Sie keine unnötigen Mehrkosten für Gen4-Leistung zahlen, die nicht genutzt werden kann. Marken wie Samsung (970 EVO Plus), Western Digital (SN750), Crucial (P5 Plus, läuft auch als Gen3 schnell) oder Kingston bieten hervorragende Gen3-Optionen.
- Speicherkapazität: Wählen Sie eine Kapazität, die Ihren Anforderungen entspricht. Für die meisten Benutzer sind 500 GB bis 1 TB ein guter Startpunkt.
- RAM überprüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihr Laptop über ausreichend Arbeitsspeicher verfügt (mindestens 8 GB, idealerweise 16 GB), um die SSD optimal zu unterstützen.
- Treiber und BIOS: Halten Sie Ihr Betriebssystem und die zugehörigen Treiber stets aktuell. Überprüfen Sie im BIOS/UEFI, ob der M.2-Slot korrekt als NVMe erkannt wird.
- Kühlung: Achten Sie auf eine gute Luftzirkulation im Laptop. Für die allermeisten Anwendungsfälle im 7390 wird Thermal Throttling der SSD kein wesentliches Problem darstellen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Dell Latitude 7390 ist ein äußerst fähiger Laptop, der die NVMe Technologie voll ausnutzen kann, solange wir von **PCIe Gen3 x4 NVMe SSDs** sprechen. Es ermöglicht diesen Laufwerken, ihr volles Gen3-Potenzial zu entfalten und bietet eine enorme Leistungssteigerung gegenüber älteren Speichermedien. Während es nicht die absolute Spitze der Gen4- oder Gen5-Technologie erreichen kann, bietet es dennoch eine Performance, die für die kommenden Jahre für die meisten professionellen und privaten Anwendungen mehr als ausreichend ist. Ein Upgrade auf eine hochwertige Gen3 NVMe SSD wird Ihrem Dell Latitude 7390 neues Leben einhauchen und es zu einem noch reaktionsschnelleren und angenehmeren Arbeitsgerät machen.