Rätsel am Glasfaser-Anschluss: Warum ist mit der Fritzbox 7590 AX der WLAN-Download langsamer als der Upload?

Stellen Sie sich vor: Sie haben endlich den lang ersehnten Glasfaser-Anschluss in Ihrem Zuhause. Gigabit-Geschwindigkeiten versprechen ein völlig neues Interneterlebnis – rasend schnell, stabil und symmetrisch. Dazu gesellt sich eine leistungsstarke Fritzbox 7590 AX, bekannt für ihre Top-Performance und modernste WLAN-Technologie (Wi-Fi 6). Doch dann die Ernüchterung: Beim Speedtest über WLAN stellen Sie fest, dass der Download deutlich langsamer ist als der Upload. Ein paradoxes Phänomen, das viele Nutzer irritiert und zu Verzweiflung treibt. Woher kommt diese Asymmetrie, besonders wenn die beworbene Glasfaserbandbreite ein ganz anderes Bild zeichnet? Dieses „Rätsel am Glasfaser-Anschluss” ist komplex, aber keineswegs unlösbar. In diesem Artikel tauchen wir tief in die möglichen Ursachen ein und zeigen Ihnen praktische Lösungsansätze auf, um das volle Potenzial Ihrer Internetverbindung auszuschöpfen.

Die Erwartung vs. die Realität: Glasfaser, Fritzbox und WLAN

Zunächst gilt es, die Grundlagen zu verstehen. Glasfaser bietet von Natur aus eine hohe Bandbreite und in den meisten Fällen symmetrische Geschwindigkeiten, das heißt, Download und Upload sind identisch schnell. Die Fritzbox 7590 AX ist AVMs Flaggschiff-Router, der für diese hohen Geschwindigkeiten konzipiert wurde. Mit Wi-Fi 6 (802.11ax) verspricht sie eine effizientere Nutzung des WLAN-Spektrums, höhere Durchsätze und eine bessere Leistung in Umgebungen mit vielen Geräten. Die logische Schlussfolgerung wäre also, dass auch über WLAN annähernd die gebuchte Geschwindigkeit erreicht wird, und zwar sowohl im Download als auch im Upload. Wenn nun aber der Download stark hinter dem Upload zurückbleibt, liegt die Vermutung nahe, dass das Problem nicht beim Glasfaser-Provider oder dem generellen Anschluss liegt, sondern im heimischen Netzwerk, genauer gesagt, im WLAN-Segment oder der Interaktion der Fritzbox mit den Endgeräten.

Mögliche Ursachen für das Phänomen der langsamen WLAN-Downloads

Das Ungleichgewicht zwischen WLAN-Download und -Upload kann verschiedene Ursachen haben, die oft in einer Kombination auftreten. Es ist wichtig, diese systematisch zu überprüfen.

1. WLAN-Störungen und die Wahl des Funkkanals

Dies ist eine der häufigsten Ursachen für Performance-Probleme im WLAN. Ihr WLAN-Signal teilt sich den Äther mit zahlreichen anderen Netzwerken (Nachbarn), Bluetooth-Geräten, Mikrowellenöfen und sogar Babyfonen. Diese Interferenzen können die Signalqualität erheblich beeinträchtigen. Die Fritzbox 7590 AX sendet auf zwei Frequenzbändern: 2,4 GHz und 5 GHz.

• 2,4 GHz-Band: Bietet eine größere Reichweite und dringt besser durch Wände, ist aber sehr anfällig für Störungen, da es überladen ist und nur wenige nicht überlappende Kanäle bietet. Es ist auch das langsamere der beiden Bänder.
• 5 GHz-Band: Bietet höhere Geschwindigkeiten und mehr freie Kanäle, hat aber eine geringere Reichweite und wird stärker von Hindernissen gedämpft.

Oft wählt die Fritzbox ihren WLAN-Kanal automatisch. Diese Automatik ist jedoch nicht immer optimal und kann einen überlasteten Kanal wählen. Ein überlasteter Kanal kann den Download stärker beeinträchtigen als den Upload, da der Download in der Regel ein höheres Datenvolumen und damit eine höhere Anforderung an die stabile Kanalbandbreite stellt. Das Senden von Daten (Upload) erfordert oft weniger durchgehenden Durchsatz und ist daher in manchen Situationen robuster gegenüber leichten Störungen.

2. Limitationen der Endgeräte und deren WLAN-Adapter

Ein oft übersehener Faktor sind die Endgeräte selbst. Nicht jedes Smartphone, Tablet oder Laptop ist gleich gut ausgestattet. Ältere Geräte unterstützen möglicherweise kein Wi-Fi 6 und nutzen stattdessen Wi-Fi 5 (802.11ac) oder sogar ältere Standards. Auch die Qualität des verbauten WLAN-Adapters, die Anzahl der Antennen (MIMO-Konfiguration) und die Aktualität der Treiber spielen eine entscheidende Rolle. Ein schwacher WLAN-Chip oder veraltete Treiber können die Download-Leistung stark drosseln, während der Upload, der oft weniger empfindlich auf diese Faktoren reagiert, unbeeindruckt bleibt.

3. Router-Platzierung und Funkabdeckung

Die physische Position Ihrer Fritzbox 7590 AX hat einen massiven Einfluss auf die Funkabdeckung und Signalstärke. Wände, Decken, Möbel und sogar Wasserleitungen können das WLAN-Signal dämpfen oder blockieren. Eine ungünstige Platzierung, beispielsweise in einer Ecke, hinter einem Fernseher oder in einem Schrank, kann zu schlechter Signalqualität führen. Ist das Signal zu schwach, muss das Endgerät versuchen, die Datenpakete immer wieder neu anzufordern, was den Download verlangsamt. Auch hier kann der Upload in manchen Fällen stabiler erscheinen, da er möglicherweise kleinere Datenmengen über eine längere Zeit sendet oder weniger anfällig für wiederholte Anfragen ist.

4. Fritz!OS-Einstellungen und -Updates

AVM pflegt seine Router-Software Fritz!OS regelmäßig mit Updates, die nicht nur neue Funktionen, sondern auch Leistungsoptimierungen und Fehlerbehebungen enthalten. Eine veraltete Firmware-Version kann unerklärliche Performance-Probleme verursachen. Zudem gibt es spezifische Einstellungen im Fritz!OS, die die WLAN-Leistung beeinflussen können:

• WLAN-Koexistenz: Diese Option soll die Kompatibilität mit älteren WLAN-Geräten verbessern, kann aber unter Umständen die Leistung moderner Wi-Fi 6-Geräte beeinträchtigen.
• Priorisierung (QoS): Wenn bestimmte Anwendungen oder Geräte priorisiert werden, kann dies auf Kosten anderer Downloads gehen. Überprüfen Sie, ob Sie im Bereich „Internet > Zugangsdaten > Priorisierung” oder „WLAN > Funknetz” Einstellungen vorgenommen haben, die den Download limitieren könnten.
• Automatische Kanalwahl: Wie bereits erwähnt, kann ein manuell gewählter, weniger frequentierter Kanal oft Wunder wirken. Nutzen Sie die WLAN-Umgebung des Fritz!OS („WLAN > Funkkanal > Funkkanal-Einstellungen”) um freie Kanäle zu identifizieren.
• WLAN-Nachtschaltung oder Zeitschaltung: Stellen Sie sicher, dass keine ungewollten Einschränkungen aktiv sind.

5. Software-Konflikte und Hintergrundprozesse auf dem Endgerät

Manchmal liegt das Problem gar nicht beim Router, sondern beim empfangenden Endgerät. Virenscanner, Firewalls, VPN-Software oder andere Programme, die im Hintergrund laufen, können Netzwerkverbindungen überwachen, filtern oder sogar bremsen. Auch aktive Downloads, Updates des Betriebssystems oder von Anwendungen können einen Großteil der verfügbaren Download-Bandbreite belegen, ohne dass es auf den ersten Blick ersichtlich ist.

6. Defekte oder Überlastung der Fritzbox

Obwohl selten, ist ein Hardware-Defekt am WLAN-Modul der Fritzbox nicht völlig auszuschließen. Auch eine Überlastung durch zu viele gleichzeitig aktive Geräte mit hohen Bandbreitenanforderungen kann die Leistung beeinträchtigen. Ein simpler Neustart der Fritzbox kann hier oft erste Abhilfe schaffen, indem temporäre Fehler behoben oder der Speicher geleert wird.

Systematisches Vorgehen zur Fehlersuche und Optimierung

Um das „Rätsel” zu lösen, ist ein strukturiertes Vorgehen unerlässlich.

1. Grundlagen überprüfen:
   • Kabelverbindung testen: Verbinden Sie ein Gerät (z.B. Laptop) per LAN-Kabel direkt mit der Fritzbox. Führen Sie einen Speedtest durch. Erreichen Sie hier die volle Geschwindigkeit Ihrer Glasfaserverbindung (symmetrisch)? Wenn nicht, liegt das Problem möglicherweise am Provider oder dem Anschluss selbst. Wenn ja, liegt das Problem eindeutig im WLAN-Bereich.
   • Fritz!OS aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass die neueste Fritz!OS-Version installiert ist. Dies ist oft der erste und wichtigste Schritt.
2. WLAN-Optimierung:
   • Funkkanal wechseln: Gehen Sie in der Fritz!OS-Oberfläche zu „WLAN > Funkkanal”. Wählen Sie dort die Option „Funkkanal-Einstellungen anpassen”. Beobachten Sie die „Auslastung des Frequenzbandes” und wählen Sie einen möglichst freien Kanal aus (manuell oder durch erneute automatische Suche). Testen Sie beide Bänder (2,4 GHz und 5 GHz). Besonders im 5 GHz-Band sollten Sie nach Möglichkeit einen Kanal im DFS-Bereich (Kanäle 52-140) wählen, da diese oft weniger frequentiert sind, aber bedenken Sie, dass hier kurzzeitige Ausfälle bei Erkennung von Radarsignalen auftreten können.
   • Band Steering aktivieren/deaktivieren: Die Fritzbox bietet oft die Funktion „Band Steering”, bei der sie das Endgerät dynamisch dem besten Frequenzband zuweist. Probieren Sie, dies testweise zu deaktivieren und die Bänder getrennt zu benennen (z.B. „MeinWLAN-2.4GHz” und „MeinWLAN-5GHz”), um das Verhalten zu beobachten.
   • WLAN-Koexistenz prüfen: Unter „WLAN > Funknetz” finden Sie oft die Option „WLAN-Standard” oder „Funkstandard”. Probieren Sie, hier die Option „WLAN 802.11ax,ac,n,g,b” oder nur die höchsten Standards zu wählen, wenn alle Ihre Geräte modern sind.
3. Endgeräte-Analyse:
   • Treiber aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass die WLAN-Treiber auf Ihren Endgeräten auf dem neuesten Stand sind.
   • Geräte isolieren: Testen Sie die Geschwindigkeit mit nur einem Gerät im WLAN, um andere Störfaktoren auszuschließen. Testen Sie möglichst mit einem modernen Gerät, das Wi-Fi 6 unterstützt.
   • Andere Geräte ausschalten: Schalten Sie testweise alle anderen WLAN-Geräte aus, um eine mögliche Überlastung oder Störung durch diese zu eliminieren.
4. Router-Positionierung:
   • Stellen Sie die Fritzbox möglichst zentral, erhöht und frei auf. Vermeiden Sie die Nähe zu Metallobjekten, Mikrowellenöfen oder dicken Wänden.
5. Erweiterte Schritte:
   • QoS prüfen: Deaktivieren Sie testweise alle QoS-Einstellungen, um sicherzustellen, dass keine Priorisierungsregeln den Download drosseln.
   • Gastzugang deaktivieren: Wenn ein WLAN-Gastzugang aktiv ist, deaktivieren Sie diesen testweise.
   • Auf Werkseinstellungen zurücksetzen: Als letzte Maßnahme können Sie die Fritzbox auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und neu konfigurieren. Dies eliminiert alle potenziell fehlerhaften Einstellungen.
   • WLAN-Repeater/Mesh: Sollte das Problem an einer unzureichenden Funkabdeckung liegen, kann ein WLAN-Repeater oder der Aufbau eines Mesh Wi-Fi-Systems (z.B. mit Fritz!Repeatern) Abhilfe schaffen, um das Signal in entlegene Bereiche zu bringen.

Fazit: Das volle Potenzial ausschöpfen

Das Phänomen eines langsameren WLAN-Downloads als Upload mit einer Fritzbox 7590 AX an einem Glasfaser-Anschluss ist auf den ersten Blick frustrierend. Es zeigt jedoch meist, dass die theoretisch hohe Bandbreite am Router ankommt, aber auf dem Weg zum Endgerät oder durch dessen Konfiguration gebremst wird. Durch eine systematische Fehlersuche, die Optimierung der Fritzbox-Einstellungen (insbesondere des WLAN-Kanals), die Überprüfung der Endgeräte und deren Treiber sowie eine kluge Router-Platzierung lässt sich das Problem in den allermeisten Fällen beheben. Nehmen Sie sich die Zeit, die verschiedenen Schritte durchzuführen, und Sie werden feststellen, dass Ihre Fritzbox 7590 AX und Ihr Glasfaser-Anschluss durchaus in der Lage sind, Ihnen die volle, symmetrische Geschwindigkeit auch über WLAN zu bieten. Geduld und eine methodische Herangehensweise sind hier der Schlüssel zum Erfolg, um das Rätsel zu lüften und endlich das schnelle Internet zu genießen, für das Sie bezahlt haben.