Das heimische WLAN ist heute der Dreh- und Angelpunkt unseres digitalen Lebens. Streaming, Online-Gaming, Home-Office – alles hängt von einer stabilen und schnellen Internetverbindung ab. Wenn Ihr 5GHz-WLAN jedoch lahmt, die Verbindung immer wieder abbricht oder die Geschwindigkeiten weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, stellt sich schnell die Frage nach dem „Warum?”. Eine häufig diskutierte **Störquelle** ist der **WLAN-Kanal 44**. Doch ist er wirklich der Bösewicht, der Ihr digitales Erlebnis trübt? Und wie können Sie Ihre **Fritz!Box 7590** gezielt optimieren, um das Maximum aus Ihrem **5GHz-WLAN** herauszuholen? Tauchen wir ein in die Welt der Funkwellen und finden wir Antworten.
### Die Magie des 5GHz-WLANs verstehen
Bevor wir uns dem ominösen Kanal 44 widmen, ist es wichtig zu verstehen, was das 5GHz-Frequenzband so besonders macht. Im Vergleich zum älteren 2,4GHz-Band bietet 5GHz:
* **Höhere Geschwindigkeiten:** Durch breitere Kanäle können mehr Daten gleichzeitig übertragen werden.
* **Mehr Kanäle:** Das 5GHz-Band hat deutlich mehr verfügbare Kanäle, was theoretisch zu weniger Überlastung führt.
* **Weniger Störungen:** Haushaltsgeräte wie Mikrowellen oder Bluetooth-Geräte arbeiten meist im 2,4GHz-Band, wodurch das 5GHz-Band sauberer ist.
Der Nachteil ist eine geringere Reichweite und eine schlechtere Durchdringung von Wänden und Hindernissen. Für eine optimale Leistung müssen sich Sender (Ihre Fritz!Box) und Empfänger (Ihr Laptop, Smartphone etc.) möglichst in Sichtweite befinden.
Innerhalb des 5GHz-Bandes gibt es verschiedene Kanäle, die in Deutschland grob in folgende Bereiche unterteilt werden können:
* **UNII-1 (Kanäle 36-48):** Diese Kanäle sind die am häufigsten genutzten und unterliegen *nicht* der Dynamic Frequency Selection (DFS).
* **UNII-2 (Kanäle 52-64) und UNII-2 Extended (Kanäle 100-140):** Diese Kanäle sind DFS-pflichtig. Das bedeutet, dass die Geräte regelmäßig prüfen müssen, ob Radarsignale (z.B. von Wetterradaren) in der Nähe sind. Wird ein Radarsignal erkannt, muss der Kanal gewechselt werden.
* **UNII-3 (Kanäle 149-165):** In Europa seltener genutzt, aber ebenfalls non-DFS in den USA.
### Ist Kanal 44 wirklich die Ursache Ihrer WLAN-Probleme?
**Kanal 44** gehört zur UNII-1-Gruppe und ist, wie die Kanäle 36, 40 und 48, **nicht DFS-pflichtig**. Das macht ihn für viele WLAN-Router, einschließlich der Fritz!Box, zu einer attraktiven Standardwahl, wenn die automatische Kanalauswahl aktiv ist. Der Router muss hier nicht befürchten, durch ein Radarsignal unterbrochen zu werden und den Kanal wechseln zu müssen.
Genau hier liegt das Problem: Weil **Kanal 44** (und seine direkten Nachbarn) nicht DFS-pflichtig ist, wählt die automatische Kanalwahl vieler Router diesen Bereich, um mögliche DFS-bedingte Unterbrechungen zu vermeiden. Das führt in dicht besiedelten Gebieten, Mehrfamilienhäusern oder Büros dazu, dass sich extrem viele WLAN-Netze auf diesen wenigen Kanälen drängen.
Stellen Sie sich eine Autobahn vor: Theoretisch gibt es viele Fahrspuren (Kanäle). Aber wenn alle Fahrer nur die drei ganz rechten Spuren benutzen (Kanäle 36, 40, 44, 48), während die anderen Spuren (DFS-Kanäle) leer bleiben, entsteht dort Stau. Dieser Stau äußert sich in Ihrem Heimnetz als:
* **Langsame Geschwindigkeiten:** Datenpakete müssen warten oder neu gesendet werden.
* **Hohe Latenz (Ping):** Verzögerungen, die besonders beim Online-Gaming auffallen.
* **Verbindungsabbrüche:** Wenn die Überlastung zu groß wird.
* **Geringere Reichweite:** Signale anderer Netze überlagern und schwächen Ihr eigenes Signal.
Es ist also nicht so, dass Kanal 44 „schlecht” ist, sondern dass er aufgrund seiner Beliebtheit oft **überlastet** ist. Er ist eine häufige **Störquelle**, weil er zum Hotspot der drahtlosen Kommunikation mutiert.
### Ihre Fritz!Box 7590 als Schaltzentrale: Optimierungspotenzial erkennen
Die **Fritz!Box 7590** ist ein leistungsstarkes und zuverlässiges Gerät, das sich bei vielen Nutzern großer Beliebtheit erfreut. Sie bietet eine Fülle von Einstellungsmöglichkeiten, um Ihr WLAN zu optimieren. Doch selbst die beste Hardware kann ihr Potenzial nicht entfalten, wenn die Einstellungen nicht optimal an Ihre Umgebung angepasst sind. Gehen wir die wichtigsten Schritte zur Optimierung durch.
#### 1. Der optimale Standort für Ihre Fritz!Box
Der physische Standort ist oft entscheidender, als man denkt:
* **Zentral platzieren:** Ideal ist ein Ort in der Mitte Ihrer Wohnung oder Ihres Hauses, um eine gleichmäßige Ausleuchtung zu gewährleisten.
* **Erhöht positionieren:** Stellen Sie die Fritz!Box auf einen Schrank oder ein Regal, nicht auf den Boden. WLAN-Signale breiten sich trichterförmig aus.
* **Freie Sichtlinien:** Hindernisse wie massive Wände (Beton, Stahl), Aquarien, Spiegel, große Metallobjekte oder Elektrogeräte (Mikrowellen, DECT-Telefone, Babyfone, Bluetooth-Lautsprecher) können das Signal stark dämpfen oder stören. Halten Sie Abstand zu solchen potenziellen **Störquellen**.
#### 2. Die 5GHz-Kanalauswahl: Manuell ist oft besser als automatisch
Dies ist der wichtigste Punkt im Kampf gegen die Kanalüberlastung. Ihre Fritz!Box 7590 verfügt über eine automatische Kanalauswahl, die in der Regel funktioniert. Wenn Sie aber Probleme haben, sollten Sie eingreifen.
**So gehen Sie vor:**
1. **WLAN-Analyse:** Nutzen Sie einen **WLAN-Analyzer**. Es gibt zahlreiche kostenlose Apps für Smartphones (z.B. „WLAN Analyzer” für Android, „NetSpot” für Windows/macOS/iOS). Diese Tools zeigen Ihnen an, welche WLAN-Netze in Ihrer Umgebung auf welchen Kanälen funken und wie stark deren Signal ist. Achten Sie dabei besonders auf das 5GHz-Band.
2. **Analyse der Kanalnutzung:** Suchen Sie nach Kanälen, die von wenigen oder gar keinen anderen Netzen genutzt werden. Insbesondere die DFS-Kanäle (52-64 und 100-140) sind oft weniger frequentiert.
3. **Anmeldung an der Fritz!Box:** Öffnen Sie Ihren Webbrowser und geben Sie „fritz.box” ein (oder die IP-Adresse 192.168.178.1). Melden Sie sich mit Ihrem Kennwort an.
4. **Navigation zu den WLAN-Einstellungen:** Gehen Sie zu „WLAN” > „Funkkanal”.
5. **Funkkanal-Einstellungen anpassen:** Aktivieren Sie die Option „Funkkanal-Einstellungen anpassen”.
6. **Manuelle Kanalauswahl:** Wählen Sie unter „5-GHz-Frequenzband” einen Kanal aus, der laut Ihrer Analyse frei oder wenig belegt ist.
* **Vermeiden Sie die Kanäle 36, 40, 44, 48,** wenn der Analyzer dort eine hohe Auslastung anzeigt.
* **Priorisieren Sie DFS-Kanäle:** Trauen Sie sich, Kanäle im Bereich von **52 bis 64** oder noch besser **100 bis 140** zu nutzen. Ja, es *kann* zu kurzzeitigen Unterbrechungen kommen, wenn ein Radarsignal erkannt wird. Aber diese Unterbrechungen sind in der Regel selten und kurz (einige Sekunden) und meist deutlich weniger störend als eine dauerhafte Überlastung auf Kanal 44. Viele Nutzer bemerken DFS-Wechsel kaum. Die Kanäle über 100 sind oft die am wenigsten genutzten.
7. **Übernehmen und Testen:** Speichern Sie die Einstellungen und beobachten Sie die Performance Ihres WLANs über einen längeren Zeitraum. Führen Sie Geschwindigkeitstests durch (z.B. auf speedtest.net). Sollte die Performance nicht besser sein oder neue Probleme auftreten, probieren Sie einen anderen Kanal. Dieser Prozess ist iterativ.
#### 3. Optimale Funknetz-Einstellungen in der Fritz!Box
Neben dem Funkkanal gibt es weitere wichtige Einstellungen:
* **Kanalbreite (5-GHz-Frequenzband):**
* Standardmäßig ist oft „80 MHz” oder „Auto” eingestellt. 80 MHz bieten die höchste Geschwindigkeit, sind aber auch anfälliger für Störungen, da sie mehr Frequenzspektrum beanspruchen.
* Wenn Sie trotz Kanalwechsel weiterhin Probleme haben, können Sie testweise auf „40 MHz” wechseln. Dies reduziert die maximale Geschwindigkeit, kann aber die Stabilität erhöhen, indem es das Signal weniger anfällig für Interferenzen macht. Für die meisten Anwendungen sind 40 MHz immer noch mehr als ausreichend. Für maximale Performance mit guten Bedingungen ist 80 MHz die beste Wahl.
* **Sendeleistung:** Stellen Sie sicher, dass die Sendeleistung auf „100%” steht, um die maximale Reichweite zu erzielen. Nur in Ausnahmefällen (z.B. wenn Sie andere WLANs stören möchten, was selten der Fall ist) sollte diese reduziert werden.
* **WLAN-Standard:** Vergewissern Sie sich, dass „802.11ac” (Wi-Fi 5) oder bei neueren Geräten „802.11ax” (Wi-Fi 6) aktiviert ist und die Option „Funkkanäle für 802.11ac/ax optimieren” (oder ähnlich) angehakt ist. Dies stellt sicher, dass Ihre Fritz!Box die neuesten und effizientesten WLAN-Technologien nutzt.
* **WLAN Mesh:** Wenn Sie Fritz!Repeater oder Powerline-Adapter von AVM nutzen, stellen Sie sicher, dass das **WLAN Mesh** aktiv ist. Die Fritz!Box koordiniert dann die gesamte Funkkommunikation intelligent und sorgt für ein nahtloses WLAN-Erlebnis im gesamten Heimnetz. Dies schließt auch die optimierte Kanalauswahl für alle Geräte ein.
#### 4. Regelmäßige Firmware-Updates (Fritz!OS)
AVM veröffentlicht regelmäßig Updates für das **Fritz!OS**. Diese Updates bringen nicht nur neue Funktionen und Sicherheitsverbesserungen, sondern optimieren oft auch die WLAN-Leistung und die automatische Kanalauswahl. Stellen Sie sicher, dass Ihre Fritz!Box immer auf dem neuesten Stand ist. Gehen Sie dazu zu „System” > „Update”.
#### 5. Weitere Störquellen identifizieren und minimieren
Auch wenn Kanalüberlappung die Hauptursache für 5GHz-Probleme ist, sollten Sie andere mögliche **Störquellen** nicht außer Acht lassen:
* **Alte kabellose Telefone:** Während DECT-Telefone hauptsächlich das 1,88-1,90 GHz Band nutzen, gab es früher einige alte Schnurlostelefone, die im 5GHz-Bereich operierten. Dies ist aber selten der Fall.
* **Defekte oder schlecht abgeschirmte Geräte:** Manchmal können bestimmte elektronische Geräte (auch Smart-Home-Geräte) unerwartete Störungen verursachen. Versuchen Sie testweise, verdächtige Geräte vom Strom zu trennen, um zu sehen, ob sich die WLAN-Performance verbessert.
* **USB 3.0-Geräte:** Bestimmte USB 3.0-Geräte (insbesondere ältere oder schlecht abgeschirmte externe Festplatten und deren Kabel) können Störungen im 2,4GHz-Band verursachen, seltener im 5GHz-Band, aber es ist eine Überprüfung wert, wenn die Probleme auch im 2,4GHz-Bereich auftreten.
#### 6. Qualität of Service (QoS) nutzen
Wenn mehrere Nutzer im Netzwerk aktiv sind und unterschiedliche Anforderungen an die Bandbreite stellen (z.B. Videostreaming und Online-Gaming gleichzeitig), können Sie in der Fritz!Box die **Priorisierung** einzelner Anwendungen oder Geräte festlegen. Gehen Sie dazu zu „Internet” > „Zugangsdaten” > Reiter „Priorisierung”. Dies stellt sicher, dass kritische Anwendungen immer genügend Bandbreite erhalten, auch wenn das Netzwerk stark ausgelastet ist.
### Fazit: Geduld und systematische Analyse führen zum Erfolg
**Kanal 44** ist in der Tat oft eine **Störquelle** für Ihr **5GHz-WLAN**, aber nicht, weil er von Natur aus schlecht ist, sondern weil er in vielen Umgebungen überstrapaziert wird. Mit Ihrer **Fritz!Box 7590** haben Sie ein leistungsstarkes Werkzeug an der Hand, um diese Probleme zu lösen.
Der Weg zu einem stabilen und schnellen Heimnetzwerk erfordert ein wenig Detektivarbeit und die Bereitschaft, verschiedene Einstellungen auszuprobieren. Beginnen Sie mit der sorgfältigen Analyse Ihrer Umgebung mittels eines **WLAN-Analyzers**. Experimentieren Sie dann mit verschiedenen, weniger ausgelasteten Kanälen, insbesondere den **DFS-Kanälen**, und passen Sie bei Bedarf die Kanalbreite an. Beachten Sie auch den physischen Standort Ihrer Fritz!Box und halten Sie diese stets aktuell.
Durch diese gezielten Optimierungsmaßnahmen können Sie die Leistungsfähigkeit Ihrer Fritz!Box 7590 voll ausschöpfen und sich wieder über ein reibungsloses und schnelles **5GHz-WLAN** freuen – ohne die Frustration durch lahmes Internet oder ständige Abbrüche. Ihr Heimnetzwerk wird es Ihnen danken!