So schließen Sie ein Faxgerät an eine Fritzbox mit Glasfaser an – ganz ohne analoge Steckdose!

In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Glasfaseranschlüsse rasante Geschwindigkeiten und Stabilität versprechen, scheint das Faxgerät wie ein Relikt aus einer vergangenen Ära. Doch für viele Unternehmen, Behörden, Praxen und auch Privatpersonen ist das Fax nach wie vor ein unverzichtbares Kommunikationsmittel. Sei es aus rechtlichen Gründen, zur Übermittlung sensibler Dokumente oder einfach, weil der Empfänger auf diesem Kanal beharrt – das Fax hat seinen festen Platz. Die große Frage, die sich dabei stellt: Wie verbindet man ein klassisches Faxgerät mit einer modernen Fritzbox, die an einem Glasfaseranschluss betrieben wird, wo die gute alte analoge Telefonsteckdose an der Wand fehlt?

Die gute Nachricht vorweg: Es ist nicht nur möglich, sondern mit der richtigen Anleitung auch erstaunlich unkompliziert. Ihre Fritzbox ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Sie fungiert als cleverer Übersetzer zwischen der analogen Welt Ihres Faxgeräts und der digitalen Voice-over-IP (VoIP)-Telefonie, die über Ihr Glasfasernetzwerk läuft. In diesem umfassenden Artikel erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie Ihr Faxgerät erfolgreich an Ihre Fritzbox anschließen und einrichten – ganz ohne analoge Steckdose an der Wand!

Warum überhaupt noch Fax? Die digitale Brücke zur analogen Welt

Bevor wir uns in die technischen Details stürzen, lassen Sie uns kurz klären, warum das Fax trotz E-Mail, Messenger-Diensten und digitalen Dokumentenaustauschplattformen immer noch relevant ist. Die Gründe sind vielfältig:

• Rechtliche Verbindlichkeit: In vielen Bereichen gilt ein Fax aufgrund seiner direkten Übertragung und des Sendeberichts als rechtssicherer Nachweis. Dies ist besonders wichtig bei Kündigungen, Fristen oder vertraglichen Vereinbarungen.
• Datenschutz und Sicherheit: Viele empfinden das Faxgerät als sicherer im Vergleich zu E-Mails, die auf dem Übertragungsweg abgefangen werden könnten. Für bestimmte sensible Daten und Branchen (Medizin, Anwälte, Ämter) ist es oft noch der präferierte Kommunikationsweg.
• Verbreitung und Akzeptanz: Nicht jeder Partner oder Kunde ist digital affin oder verfügt über die nötige Infrastruktur für verschlüsselte E-Mails. Faxgeräte sind weltweit etabliert und bieten eine verlässliche Rückfalloption.
• Bestandssysteme: Viele ältere Systeme in Unternehmen und Behörden sind weiterhin auf Faxkommunikation angewiesen und werden erst nach und nach modernisiert.

Ihre Fritzbox ist dabei der ideale Partner, um diese „analoge Brücke“ zu schlagen, selbst wenn Ihr Internetanschluss rein digital über Glasfaser erfolgt.

Die Fritzbox als zentrale Schaltstelle im Glasfaser-Netzwerk

Eine Fritzbox, die für den Glasfaseranschluss konzipiert ist (wie z.B. die FRITZ!Box 5590 Fiber, 5530 Fiber oder auch die 7590 AX, die mit einem externen ONT genutzt wird), ist weit mehr als nur ein Modem oder Router. Sie ist eine hochintegrierte Kommunikationszentrale für Ihr Zuhause oder Büro. Sie managt nicht nur Ihre Internetverbindung, Ihr WLAN und Ihr Smart Home, sondern auch Ihre gesamte Telefonie. Der Clou dabei: Auch wenn Ihr Internet über Glasfaser läuft und Ihre Telefonie per VoIP erfolgt, verfügen die meisten Fritzbox-Modelle über klassische analoge Anschlüsse, oft mit der Bezeichnung FON1 und FON2 (manchmal auch als TAE-F-Buchsen). Diese Anschlüsse sind speziell dafür gedacht, analoge Endgeräte wie Telefone, Anrufbeantworter – und eben Faxgeräte – zu verbinden.

Das bedeutet, Sie benötigen keine separate analoge Telefonsteckdose an der Wand, da die Fritzbox diese Funktionalität selbst bereitstellt! Sie wandelt die analogen Signale Ihres Faxgeräts in digitale VoIP-Pakete um und sendet sie über Ihr Glasfasernetzwerk ins Internet – und umgekehrt.

Voraussetzungen für ein reibungsloses Fax-Erlebnis

Bevor Sie beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie die folgenden Dinge zur Hand haben:

• Kompatible Fritzbox: Eine Fritzbox mit integrierten FON-Anschlüssen (TAE-F oder RJ11-Buchsen), die für den Glasfaserbetrieb geeignet ist. Beispiele: FRITZ!Box 5590 Fiber, 5530 Fiber, 7590 AX (mit externem ONT).
• Aktuelle Firmware: Stellen Sie sicher, dass Ihre Fritzbox die neueste FRITZ!OS-Version installiert hat. Updates verbessern oft die Stabilität und Kompatibilität, besonders bei VoIP und Fax-over-IP (FoIP).
• Funktionsfähiges Faxgerät: Ein handelsübliches Faxgerät (vorzugsweise G3-Standard).
• VoIP-Telefonanschluss: Ein bei Ihrem Internetprovider eingerichteter VoIP-Telefonanschluss, der idealerweise eine separate Rufnummer für das Faxgerät bereitstellt oder der Fax-Betrieb über eine bestehende Rufnummer erlaubt.
• Passendes Anschlusskabel: Je nach Fritzbox-Modell und Faxgerät benötigen Sie ein Kabel mit TAE-F-Stecker (für die FON-Buchse der Fritzbox) und RJ11-Stecker (für das Faxgerät) oder ein RJ11-auf-RJ11-Kabel. Prüfen Sie die Anschlüsse Ihrer Geräte. Die meisten Faxgeräte haben einen RJ11-Anschluss. Viele Fritzboxen haben eine TAE-Buchse für FON1 (die oft einen RJ11-Einsatz hat) und/oder eine RJ11-Buchse für FON2.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: Das Faxgerät an die Fritzbox anschließen

Schritt 1: Das Faxgerät physisch mit der Fritzbox verbinden

Dies ist der einfachste Schritt:

1. Identifizieren Sie den FON-Anschluss an Ihrer Fritzbox: Die meisten Fritzboxen für Glasfaser verfügen über eine oder zwei analoge Telefonbuchsen, oft als FON1 und FON2 beschriftet. FON1 ist oft eine TAE-F-Buchse (die klassischen dreipoligen Buchsen in Deutschland), während FON2 häufig eine RJ11-Buchse ist (der kleinere Telefonstecker, ähnlich wie ein LAN-Kabel, aber schmaler).
2. Wählen Sie das passende Kabel:
   • Wenn Ihre Fritzbox eine TAE-F-Buchse für FON1 hat und Ihr Faxgerät einen RJ11-Anschluss besitzt, benötigen Sie ein TAE-F auf RJ11-Kabel.
   • Wenn Ihre Fritzbox eine RJ11-Buchse (z.B. FON2) und Ihr Faxgerät ebenfalls einen RJ11-Anschluss hat, verwenden Sie ein RJ11 auf RJ11-Kabel (oft als Telefonkabel mit zwei kleinen Steckern bekannt).
3. Verbinden Sie das Faxgerät: Stecken Sie das Kabel in den „LINE” oder „TEL”-Anschluss Ihres Faxgeräts und das andere Ende in eine der FON-Buchsen (z.B. FON1) Ihrer Fritzbox.

Damit ist die physische Verbindung hergestellt. Nun kommt der wichtigere Teil: die Konfiguration.

Schritt 2: Die Fritzbox für Fax konfigurieren – Die Magie von VoIP und T.38

Die Fritzbox muss wissen, dass an einem ihrer FON-Anschlüsse ein Faxgerät hängt und wie sie die Faxdaten über das VoIP-Protokoll handhaben soll.

1. Melden Sie sich an der Fritzbox-Benutzeroberfläche an: Öffnen Sie Ihren Webbrowser und geben Sie fritz.box oder die IP-Adresse Ihrer Fritzbox (z.B. 192.168.178.1) ein. Melden Sie sich mit Ihrem Kennwort an.
2. Navigieren Sie zu den Telefonie-Einstellungen: Gehen Sie im Menü auf Telefonie und dann auf Telefoniegeräte.
3. Neues Gerät einrichten: Klicken Sie auf Neues Gerät einrichten.
4. Wählen Sie den Gerätetyp: Wählen Sie Faxgerät und klicken Sie auf Weiter.
5. Wählen Sie den Anschluss: Wählen Sie nun den FON-Anschluss aus, an dem Sie Ihr Faxgerät physisch angeschlossen haben (z.B. FON 1 oder FON 2). Klicken Sie auf Weiter.
6. Die entscheidenden Einstellungen für das Fax-over-IP (FoIP):
   • Rufnummer für ausgehende Faxe: Wählen Sie die Telefonnummer, die für den Faxversand verwendet werden soll. Dies kann eine separate Faxnummer oder eine Ihrer normalen Telefonnummern sein.
   • Rufnummer für ankommende Faxe: Wählen Sie die Rufnummer(n), auf die das Faxgerät reagieren soll. Es ist dringend empfohlen, eine separate Faxnummer zu verwenden, um Konflikte mit Sprachanrufen zu vermeiden.
   • Übertragungsgeschwindigkeit: Die Fritzbox bietet verschiedene Einstellungen. Wählen Sie hier in der Regel die niedrigste Geschwindigkeit (9.600 bit/s) aus. Obwohl moderne Faxgeräte höhere Geschwindigkeiten unterstützen, ist eine niedrigere Geschwindigkeit bei Fax-over-IP (FoIP) stabiler, da sie weniger anfällig für Paketverluste und Latenzschwankungen ist.
   • T.38 (Fax over IP): Dies ist der wichtigste Punkt für eine zuverlässige Faxübertragung über VoIP. Aktivieren Sie die Option „T.38 für Faxübertragung verwenden (empfohlen)“. T.38 ist ein spezielles Protokoll, das für die Übertragung von Faxdaten über IP-Netzwerke optimiert ist. Es ist wesentlich robuster gegenüber Netzwerkstörungen als die Standard-Audio-Codecs (G.711), die sonst für Sprachtelefonie verwendet werden. Falls Ihr Provider T.38 nicht unterstützt oder es zu Problemen kommt, können Sie diese Option testweise deaktivieren – aber aktivieren Sie sie zuerst!
   • ECM (Error Correction Mode): Die Fritzbox bietet oft die Option, den Fehlerkorrekturmodus (ECM) für das Faxgerät zu deaktivieren. Wenn Sie Probleme beim Senden oder Empfangen von Faxen haben, ist dies oft eine der ersten Einstellungen, die Sie probieren sollten. Da T.38 bereits eine gewisse Fehlerkorrektur mit sich bringt, kann ein aktiviertes ECM des Faxgeräts zu Konflikten führen.
7. Speichern der Einstellungen: Bestätigen Sie Ihre Eingaben mit Übernehmen oder OK. Die Fritzbox speichert nun die Konfiguration.

Schritt 3: Das Faxgerät selbst einrichten

Auch am Faxgerät selbst müssen Sie eventuell einige Einstellungen anpassen, um die bestmögliche Kompatibilität mit der VoIP-Infrastruktur zu gewährleisten:

1. Übertragungsgeschwindigkeit: Stellen Sie, falls möglich, die Übertragungsgeschwindigkeit (oft als Baudrate oder Sendegeschwindigkeit bezeichnet) Ihres Faxgeräts auf einen niedrigeren Wert, idealerweise 9.600 bit/s (V.29). Dies erhöht die Stabilität der Übertragung erheblich.
2. ECM (Error Correction Mode): Wenn Sie Probleme beim Faxversand oder -empfang haben, versuchen Sie, den Fehlerkorrekturmodus (ECM) am Faxgerät zu deaktivieren. Dies kann unter Umständen die Kompatibilität verbessern, da die Fehlerkorrektur durch T.38 in der Fritzbox erfolgen sollte.
3. Senderkennung einrichten: Konfigurieren Sie die Absenderkennung (Header) Ihres Faxgeräts mit Ihren Kontaktdaten.

Schritt 4: Den ersten Testfax senden

Nachdem alles konfiguriert ist, ist es Zeit für den Test:

1. Interner Test (an die Fritzbox selbst): Die Fritzbox bietet eine interne Testfaxnummer. Senden Sie ein Fax an die Nummer #96*5*. Die Fritzbox empfängt das Fax und leitet es als E-Mail an die in Ihrer Fritzbox hinterlegte E-Mail-Adresse weiter (sofern Sie den Faxempfang per Mail konfiguriert haben). Dies prüft die grundlegende Funktionalität der Verbindung zur Fritzbox.
2. Externer Test: Senden Sie ein Testfax an eine externe Faxnummer, von der Sie wissen, dass sie funktioniert, und bitten Sie den Empfänger um eine Bestätigung. Senden Sie sich auch selbst ein Fax von einem externen Faxgerät an Ihre neue Faxnummer.

Häufige Probleme und deren Lösungen

Auch wenn die Einrichtung meist reibungslos verläuft, können manchmal Schwierigkeiten auftreten. Hier sind die häufigsten Probleme und Lösungsansätze:

• Fax kommt nicht an / wird nicht gesendet:
  • T.38 prüfen: Ist T.38 in der Fritzbox für das Faxgerät aktiviert? Dies ist die wichtigste Einstellung.
  • ECM-Einstellungen: Deaktivieren Sie ECM sowohl in der Fritzbox (falls Option vorhanden) als auch am Faxgerät selbst.
  • Übertragungsgeschwindigkeit: Reduzieren Sie die Geschwindigkeit am Faxgerät auf 9.600 bit/s.
  • Provider-Unterstützung: Nicht alle VoIP-Provider unterstützen T.38 gleichermaßen gut. Kontaktieren Sie Ihren Provider, um die T.38-Unterstützung zu erfragen und ob spezielle Einstellungen für Ihr Faxgerät erforderlich sind.
  • Kabelverbindung: Überprüfen Sie, ob das Kabel richtig und fest sitzt. Tauschen Sie es bei Bedarf aus.
  • Rufnummernzuordnung: Stellen Sie sicher, dass die richtige Rufnummer für den Faxempfang in der Fritzbox dem Faxgerät zugeordnet ist.
  • Fritzbox-Firmware: Stellen Sie sicher, dass Ihre Fritzbox auf dem neuesten Stand ist.
• Faxqualität ist schlecht oder Übertragung bricht ab:
  • T.38 und Geschwindigkeit: Wieder die wichtigsten Punkte. Aktivieren Sie T.38 und reduzieren Sie die Geschwindigkeit.
  • Netzwerkstabilität: Eine instabile Internetverbindung (auch bei Glasfaser, wenn es zu Überlastungen kommt) kann zu Problemen führen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Internetverbindung stabil ist.
  • Andere Netzwerkaktivitäten: Hohe Bandbreitennutzung durch andere Geräte während des Faxversands kann die Übertragung stören. Versuchen Sie, Faxe zu versenden, wenn das Netzwerk weniger ausgelastet ist.
  • Kabellänge: Zu lange oder minderwertige Telefonkabel können Störungen verursachen. Verwenden Sie möglichst kurze, hochwertige Kabel.
• Faxgerät wählt nicht oder meldet „Leitung besetzt”:
  • Belegungsprüfung: Stellen Sie sicher, dass keine andere Sprachverbindung über die gleiche Rufnummer läuft, wenn Sie keine separate Faxnummer nutzen.
  • Wählverfahren: Moderne Faxgeräte nutzen meist das Tonwahlverfahren (DTMF). Dies sollte mit der Fritzbox und VoIP problemlos funktionieren.
  • Amtsleitung: Einige Faxgeräte müssen konfiguriert werden, ob sie eine Amtsleitung vorwählen müssen (z.B. eine ‘0’). Dies ist bei der Fritzbox-internen Telefonie nicht der Fall.

Fazit: Faxen mit Glasfaser – Eine Brücke zwischen Welten

Wie Sie sehen, ist der Anschluss eines traditionellen Faxgeräts an eine Fritzbox mit Glasfaser nicht nur machbar, sondern mit der richtigen Konfiguration auch äußerst zuverlässig. Ihre Fritzbox fungiert dabei als intelligente Schaltzentrale, die die analoge Welt Ihres Faxgeräts nahtlos mit der digitalen VoIP-Telefonie über Ihr blitzschnelles Glasfasernetzwerk verbindet. Das Konzept der „analogen Steckdose” wird von der Fritzbox selbst bereitgestellt, sodass keine alte Wandsteckdose erforderlich ist.

Durch die korrekte Einstellung von T.38 und die Anpassung der Übertragungsgeschwindigkeit am Faxgerät können Sie die Herausforderungen von Fax-over-IP meistern und von der Stabilität und Geschwindigkeit Ihrer Glasfaserverbindung profitieren. So bleibt das Faxgerät auch im Zeitalter der High-Speed-Internetanbindung ein verlässlicher Partner für alle, die auf diese Kommunikationsform angewiesen sind.

Lassen Sie sich nicht von der vermeintlichen Veraltetheit des Faxgeräts täuschen. Mit Ihrer Fritzbox an der Seite sind Sie bestens gerüstet, um diese bewährte Technologie auch in Ihrem modernen Glasfaser-Haushalt oder -Büro effizient und zuverlässig zu nutzen.