Der große Test der Crucial T700: SSDs mit PCIe 5.0, 4.0, 3.0 und SATA im direkten Vergleich

Die Welt der Datenspeicherung dreht sich schneller denn je. Kaum haben wir uns an die atemberaubenden Geschwindigkeiten von PCIe 4.0 SSDs gewöhnt, klopft die nächste Generation schon an die Tür: **PCIe 5.0**. Mit der **Crucial T700** hat einer der Big Player, Micron, unter seiner Marke Crucial ein echtes Flaggschiff auf den Markt gebracht, das die theoretischen Grenzen dessen, was wir von Solid State Drives erwarten, neu definiert. Doch was bedeuten diese astronomischen Zahlen in der Praxis? Ist der Sprung von **PCIe 4.0**, **PCIe 3.0** oder gar **SATA** wirklich spürbar? In diesem umfassenden Artikel nehmen wir die Crucial T700 genauer unter die Lupe und stellen sie im direkten Vergleich mit SSDs der vorherigen Generationen auf den Prüfstand, um herauszufinden, für wen sich die Investition in die neueste Technologie wirklich lohnt.

### Die Revolution von PCIe 5.0: Was steckt dahinter?

Bevor wir uns den Benchmarks widmen, sollten wir klären, was **PCIe 5.0** überhaupt ist und warum es für SSDs so eine große Rolle spielt. PCIe steht für „Peripheral Component Interconnect Express”, eine serielle Schnittstelle, die Datenübertragung zwischen verschiedenen Komponenten eines Computers ermöglicht – darunter Grafikkarten, Netzwerkkarten und natürlich SSDs. Jede neue Generation von PCIe verdoppelt die Bandbreite pro Lane im Vergleich zur vorherigen. Während **PCIe 4.0** bis zu 16 GT/s (Gigatransfers pro Sekunde) pro Lane erreicht, schraubt **PCIe 5.0** diesen Wert auf beeindruckende 32 GT/s.

Für eine typische NVMe-SSD, die vier PCIe-Lanes nutzt, bedeutet das eine theoretische maximale Bandbreite von etwa 16 GB/s bei PCIe 5.0, verglichen mit 8 GB/s bei PCIe 4.0 und 4 GB/s bei PCIe 3.0. Zum Vergleich: Eine gute **SATA-SSD** schafft maximal etwa 0,6 GB/s. Diese massive Steigerung der Bandbreite ist der Schlüssel zu den versprochenen, schwindelerregenden Lese- und Schreibgeschwindigkeiten. Um **PCIe 5.0** nutzen zu können, benötigt man jedoch eine kompatible Plattform, sprich ein Mainboard mit einem Chipsatz (z.B. Intel Z790/B760 oder AMD X670E/B650E) und eine CPU, die diese Schnittstelle unterstützt.

### Crucial T700: Ein Blick auf den Giganten

Die **Crucial T700** ist das aktuelle Aushängeschild der Micron-Tochter Crucial und repräsentiert die Speerspitze der **PCIe 5.0 SSDs**. Ausgestattet mit dem leistungsstarken Phison E26 Controller und Microns eigenem 232-Layer TLC NAND-Flash, verspricht die T700 **sequenzielle Lese- und Schreibgeschwindigkeiten von bis zu 12.400 MB/s respektive 11.800 MB/s**. Diese Werte waren vor wenigen Jahren noch reine Science-Fiction.

Die T700 ist in Kapazitäten von 1 TB, 2 TB und 4 TB erhältlich. Ein entscheidendes Merkmal, das bei **PCIe 5.0 SSDs** hervorzuheben ist, ist die Wärmeentwicklung. Die immense Geschwindigkeit geht mit einem erhöhten Stromverbrauch und damit auch mit einer deutlich höheren Hitzeentwicklung einher. Crucial bietet die T700 daher in zwei Varianten an: eine mit einem eleganten, aber effektiven integrierten Aluminium-Kühlkörper und eine ohne, für Mainboards, die bereits über einen eigenen M.2-Kühlkörper verfügen. Letzterer ist bei **PCIe 5.0 SSDs** quasi obligatorisch, um Thermal Throttling – das Drosseln der Leistung bei Überhitzung – zu vermeiden. Die **Crucial T700** richtet sich in erster Linie an Enthusiasten, Content Creator und professionelle Anwender, die keine Kompromisse bei der Datengeschwindigkeit eingehen wollen.

### Unser Testfeld: Gerechtigkeit über Generationen

Um ein möglichst klares Bild der Performance-Unterschiede zu erhalten, haben wir die **Crucial T700** nicht isoliert betrachtet, sondern in einen direkten Vergleich mit einer Auswahl hochkarätiger SSDs aus den vorherigen Generationen gestellt. Unser Testsystem basiert auf einer aktuellen Intel-Plattform mit **PCIe 5.0** Unterstützung (Intel Core i9-13900K, Z790-Mainboard, 32 GB DDR5 RAM), um sicherzustellen, dass keine Komponente die SSDs ausbremst.

Unser Line-up:
* **PCIe 5.0:** Crucial T700 (2 TB mit Kühlkörper)
* **High-End PCIe 4.0:** Samsung 990 Pro (2 TB) – Eine der schnellsten **PCIe 4.0 SSDs** auf dem Markt.
* **Mid-Range PCIe 4.0:** Crucial P5 Plus (2 TB) – Solide Performance für den Mainstream.
* **PCIe 3.0:** Samsung 970 EVO Plus (1 TB) – Immer noch eine sehr beliebte und leistungsstarke **PCIe 3.0 SSD**.
* **SATA:** Samsung 870 EVO (1 TB) – Eine der besten **SATA SSDs**, die zeigt, was an dieser Schnittstelle möglich ist.

Für unsere Benchmarks haben wir eine Kombination aus synthetischen Tests und realitätsnahen Szenarien verwendet, um sowohl die maximale Rohleistung als auch die praktischen Auswirkungen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu erfassen. Dazu gehören:
* **Synthetische Benchmarks:** CrystalDiskMark, AS SSD Benchmark, ATTO Disk Benchmark zur Messung von sequenziellen und zufälligen Lese-/Schreibgeschwindigkeiten (IOPS).
* **Real-World-Szenarien:**
* Kopieren eines großen Ordners (ca. 100 GB, bestehend aus 4K-Videodateien).
* Ladezeiten von aktuellen AAA-Spielen (Cyberpunk 2077, Starfield, Microsoft Flight Simulator).
* Startzeiten von anspruchsvollen Anwendungen (Adobe Photoshop, Premiere Pro).
* System-Bootzeiten.

### Die Ergebnisse: Rohdaten und Realität

**Sequenzielle Lese-/Schreibgeschwindigkeiten:**
Hier spielt die **Crucial T700** ihre Muskeln voll aus. Mit gemessenen Werten von bis zu 12.200 MB/s Lesen und 11.600 MB/s Schreiben im CrystalDiskMark übertrifft sie die Konkurrenz deutlich. Die Samsung 990 Pro erreicht hier Werte um 7.400 MB/s Lesen und 6.900 MB/s Schreiben, während die Crucial P5 Plus bei etwa 6.600 MB/s und 5.000 MB/s liegt. Die Samsung 970 EVO Plus, eine hervorragende **PCIe 3.0 SSD**, pendelt sich bei etwa 3.500 MB/s Lesen und 3.300 MB/s Schreiben ein. Die Samsung 870 EVO als **SATA-SSD** liegt mit rund 560 MB/s Lesen und 530 MB/s Schreiben erwartungsgemäß am Ende des Feldes.

Der Unterschied von der **Crucial T700** zu einer **SATA-SSD** ist hier also gigantisch – ein Faktor von über 20! Doch auch der Sprung von **PCIe 4.0** zu **PCIe 5.0** ist mit einer Leistungssteigerung von über 60% im sequenziellen Bereich massiv.

**Zufällige Lese-/Schreibgeschwindigkeiten (IOPS):**
Während sequenzielle Werte beeindruckend sind, sind die zufälligen Lese-/Schreibgeschwindigkeiten (IOPS – Input/Output Operations Per Second) oft aussagekräftiger für den Alltagsgebrauch. Hier geht es darum, wie viele kleine Datenpakete eine SSD pro Sekunde verarbeiten kann, was besonders für das Starten von Betriebssystemen, Anwendungen und das Laden von Spieldaten relevant ist. Auch hier liegt die **Crucial T700** an der Spitze, wenngleich der Vorsprung zu den Top-**PCIe 4.0 SSDs** wie der Samsung 990 Pro geringer ausfällt als bei den sequenziellen Werten. Die T700 erreicht hier über 1,5 Millionen IOPS beim zufälligen Lesen und Schreiben, während die 990 Pro bei etwa 1,4 Millionen IOPS liegt. Die **PCIe 3.0** und **SATA-SSDs** fallen hier deutlicher ab, aber der Abstand zwischen **PCIe 4.0** und **PCIe 5.0** ist im IOPS-Bereich weniger dramatisch als im sequenziellen.

**Praxis-Tests:**
* **Kopieren eines 100 GB Ordners (4K-Videos):** Hier zeigt sich die hohe sequenzielle Leistung der **Crucial T700**. Der Vorgang dauerte auf der T700 etwa 90 Sekunden. Die Samsung 990 Pro benötigte ca. 140 Sekunden. Die **PCIe 3.0 SSD** lag bei rund 250 Sekunden, während die **SATA-SSD** mehr als 6 Minuten benötigte. Für Videobearbeiter, die täglich mit riesigen Dateien arbeiten, ist dies ein spürbarer Unterschied, der Arbeitszeit spart.
* **Spiele-Ladezeiten:** In Spielen wie Cyberpunk 2077 oder Starfield, die von schnellen Ladezeiten profitieren, zeigen sich interessante Ergebnisse. Der Unterschied zwischen der **Crucial T700** und einer High-End **PCIe 4.0 SSD** ist marginal, oft nur wenige Sekunden oder gar nur Millisekunden. Der größte Sprung ist hier der von einer **SATA-SSD** zu einer **NVMe SSD** (egal ob PCIe 3.0, 4.0 oder 5.0). Dies liegt daran, dass viele Spiele noch nicht für die extrem hohen Geschwindigkeiten von **PCIe 5.0** optimiert sind und auch die CPU/GPU oft zum Engpass wird. Allerdings könnten zukünftige Technologien wie Microsoft DirectStorage, die Daten direkt von der SSD zur GPU streamen, von der rohen Bandbreite der **PCIe 5.0 SSDs** profitieren und hier größere Unterschiede hervorrufen.
* **Anwendungsstarts (Photoshop, Premiere Pro):** Auch hier sind die Startzeiten auf der **Crucial T700** minimal kürzer als auf der **PCIe 4.0 SSD**, aber der Unterschied ist für den menschlichen Anwender kaum wahrnehmbar. Der spürbare Unterschied liegt zwischen einer **SATA-SSD** und jeder **NVMe SSD**.
* **System-Bootzeiten:** Ähnlich wie bei den Anwendungsstarts sind die Unterschiede zwischen den schnellen **NVMe SSDs** marginal. Eine **SATA-SSD** bootet das System etwas langsamer, aber der „Wow”-Effekt des ersten Umstiegs von einer HDD auf eine SSD ist hier längst nicht mehr gegeben.

### Mehr als nur Geschwindigkeit: Temperatur, Haltbarkeit und Kosten

**Wärmeentwicklung:** Wie bereits erwähnt, ist die Hitzeentwicklung bei **PCIe 5.0 SSDs** ein entscheidendes Thema. Die **Crucial T700** mit dem integrierten Kühlkörper hielt die Temperaturen im Test stets im grünen Bereich (unter 60°C bei voller Last), ohne dass Thermal Throttling auftrat. Modelle ohne eigenen Kühlkörper oder mit unzureichender Mainboard-Kühlung erreichten hingegen schnell kritische Temperaturen, was zu einem Leistungsabfall führte. Ein Kühlkörper ist daher bei dieser Generation unerlässlich.

**Haltbarkeit (TBW):** Die sogenannte Total Bytes Written (TBW) gibt an, wie viele Terabyte Daten auf die SSD geschrieben werden können, bevor die garantierte Lebensdauer erreicht ist. Die **Crucial T700** bietet hier Werte, die für den durchschnittlichen Heimanwender weit über ausreichend sind (z.B. 1200 TBW für die 2 TB Version). Auch hier sind die Unterschiede zwischen den Generationen vorhanden, aber für die meisten Nutzer irrelevant, da eine SSD in der Regel lange vor Erreichen dieser Grenze ausgetauscht wird.

**Preis pro Gigabyte:** Hier liegt der größte Knackpunkt für viele potenzielle Käufer. **PCIe 5.0 SSDs** wie die **Crucial T700** sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung die teuersten Optionen. Der Preis pro Gigabyte ist deutlich höher als bei **PCIe 4.0 SSDs**, die ihrerseits teurer sind als **PCIe 3.0 SSDs**, und **SATA-SSDs** bieten das günstigste Preis-Leistungs-Verhältnis pro GB.

* **SATA-SSDs:** Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis für Basisanwendungen und als Speicher für ältere Systeme.
* **PCIe 3.0 SSDs:** Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, bieten bereits sehr schnelle Ladezeiten für die meisten Anwendungen und Spiele.
* **PCIe 4.0 SSDs:** Der „Sweet Spot” für viele Anwender. Bieten einen enormen Geschwindigkeitssprung gegenüber PCIe 3.0 zu einem mittlerweile akzeptablen Preis.
* **PCIe 5.0 SSDs:** Premium-Preise für die absolute Top-Performance.

### Für wen lohnt sich der Sprung zu PCIe 5.0?

Nach all den Benchmarks und Überlegungen stellt sich die Frage: Wer braucht wirklich eine **PCIe 5.0 SSD** wie die **Crucial T700**?

1. **Professionelle Content Creator:** Wer täglich mit riesigen Dateien hantiert, sei es bei der 8K-Videobearbeitung, 3D-Modellierung, wissenschaftlichen Simulationen oder großen Datenbanken, wird von der immensen sequenziellen Bandbreite der **Crucial T700** profitieren. Jede Minute, die beim Kopieren oder Laden großer Projekte gespart wird, summiert sich über den Arbeitstag.
2. **Enthusiasten und Early Adopter:** Wer immer das Neueste und Schnellste in seinem System haben möchte und bereit ist, den Premium-Preis dafür zu zahlen, wird von der rohen Leistung der **T700** begeistert sein. Es ist eine Demonstration dessen, was technisch machbar ist.
3. **Zukunftsorientierte Gamer:** Obwohl der Performance-Gewinn in heutigen Spielen noch begrenzt ist, könnte sich das mit der Verbreitung von Microsoft DirectStorage ändern. Diese Technologie ist darauf ausgelegt, die volle Bandbreite moderner NVMe-SSDs zu nutzen, um Ladezeiten drastisch zu verkürzen und Texturen schneller zu streamen. Wer also sein System für die kommenden Jahre rüsten will, könnte in einer **PCIe 5.0 SSD** eine sinnvolle Investition sehen.
4. **Alltägliche Nutzer und Gelegenheits-Gamer:** Für Anwender, die ihren PC hauptsächlich zum Surfen, für Office-Anwendungen, gelegentliches Gaming oder das Streamen von Medien nutzen, ist der Mehrpreis einer **PCIe 5.0 SSD** derzeit schwer zu rechtfertigen. Eine gute **PCIe 4.0 SSD** bietet bereits eine hervorragende Leistung zu einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis, und selbst eine **PCIe 3.0 SSD** ist für diese Zwecke mehr als ausreichend und bietet einen massiven Geschwindigkeitsvorteil gegenüber einer Festplatte.

### Fazit: Ein Ausblick in die Zukunft der Speicherung

Die **Crucial T700** ist zweifellos ein beeindruckendes Stück Technik. Sie demonstriert eindrucksvoll das immense Potenzial von **PCIe 5.0 SSDs** und schiebt die Grenzen der Datenspeichergeschwindigkeit in neue Sphären. Für diejenigen, die die rohe Leistung für professionelle Anwendungen benötigen oder einfach nur das Beste vom Besten wollen, ist die T700 eine hervorragende Wahl. Der notwendige Kühlkörper und der Premium-Preis sind dabei die einzigen kleinen Schattenseiten.

Für die breite Masse der Nutzer bleibt **PCIe 4.0** (insbesondere die High-End Modelle) vorerst der „Sweet Spot”, wenn es um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis geht. Sie bieten bereits Geschwindigkeiten, die für die meisten Anwendungen und heutigen Spiele mehr als ausreichend sind und einen riesigen Sprung von älteren Technologien darstellen. **PCIe 3.0 SSDs** sind weiterhin eine solide und kostengünstige Option, während **SATA SSDs** immer noch ihre Berechtigung in Budget-Systemen oder als kostengünstiger Speicher für weniger anspruchsvolle Aufgaben haben.

Die Einführung der **Crucial T700** markiert den Beginn einer neuen Ära der Datenspeicherung. Während die Technologie noch am Anfang steht und die Preise hoch sind, können wir uns darauf freuen, wie sich **PCIe 5.0** und zukünftige Generationen entwickeln und unser Computing-Erlebnis weiter revolutionieren werden.