Die Welt der Speichermedien entwickelt sich rasant weiter. Mit immer schnelleren SSDs, die auf Technologien wie NVMe und PCIe Gen4 setzen, kann es schnell verwirrend werden, das richtige Laufwerk für das eigene System zu finden. Besonders, wenn ähnliche Produktnamen wie Corsair MP600 COR und MP600 CXT auftauchen und die Frage der Kompatibilität mit einem bestehenden Mainboard wie dem ASRock B450 Pro4 im Raum steht. Sind diese beiden Laufwerke identisch? Welche Unterschiede gibt es? Und vor allem: Funktionieren sie überhaupt optimal mit Ihrem B450-Mainboard? In diesem detaillierten Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund und liefern Ihnen alle Antworten, die Sie für eine fundierte Entscheidung benötigen.
Die Corsair MP600 Serie: Hochleistungsspeicher im Fokus
Corsair ist bekannt für seine hochwertigen PC-Komponenten, und die MP600-Serie gehört zu ihren Flagschiffen im Bereich der NVMe-SSDs. Diese Laufwerke sind speziell darauf ausgelegt, die Leistungsgrenzen herkömmlicher SATA-SSDs zu sprengen und bieten atemberaubende Geschwindigkeiten, die besonders bei großen Dateitransfers, anspruchsvollen Anwendungen und schnellen Ladezeiten in Spielen zum Tragen kommen. Beide Modelle, die MP600 COR und die MP600 CXT, nutzen den M.2 2280 Formfaktor und die PCIe Gen4 x4 Schnittstelle. Das klingt auf den ersten Blick sehr ähnlich – und ist es auch, was die physische Kompatibilität angeht. Der Teufel steckt jedoch im Detail der verwendeten Speichertechnologie und dem NVMe-Standard.
Der Teufel steckt im Detail: MP600 COR vs. MP600 CXT
Obwohl beide den Namen MP600 tragen und auf den ersten Blick fast identisch aussehen, gibt es entscheidende Unterschiede unter der Haube, die sich auf Leistung, Langlebigkeit und Preis auswirken. Es sind keine komplett identischen Laufwerke, sondern verschiedene Iterationen innerhalb der MP600-Produktfamilie.
Leistung und Technologie: QLC vs. TLC
Der Hauptunterschied zwischen der MP600 COR und der MP600 CXT liegt in der Art des verwendeten NAND-Flash-Speichers und dem implementierten NVMe-Standard:
- Corsair MP600 COR (Core):
- Speichertyp: Diese Version verwendet QLC (Quad-Level Cell) NAND. QLC-Speicher kann vier Bits pro Zelle speichern, was eine höhere Speicherdichte ermöglicht. Das bedeutet, dass auf demselben physischen Raum mehr Daten gespeichert werden können, was die Herstellung größerer Kapazitäten zu geringeren Kosten erlaubt.
- NVMe-Standard: Sie basiert oft auf dem NVMe 1.3-Standard.
- Leistungscharakteristik: QLC-SSDs bieten zwar hohe sequentielle Lese- und Schreibraten (oft um die 4700 MB/s Lesen und 3900 MB/s Schreiben für die COR), können aber bei lang anhaltenden, intensiven Schreibvorgängen nach dem Füllen ihres SLC-Caches deutlich in der Leistung einbrechen. Die Lebensdauer (gemessen in TBW – Total Bytes Written) ist tendenziell niedriger als bei TLC-Laufwerken.
- Anwendungsbereich: Ideal für Nutzer, die große Kapazitäten zu einem attraktiven Preis suchen und hauptsächlich lesen oder selten extrem große Dateien schreiben.
- Corsair MP600 CXT (XT):
- Speichertyp: Die XT-Version setzt auf TLC (Triple-Level Cell) NAND. TLC-Speicher speichert drei Bits pro Zelle. Dies ist im Allgemeinen teurer in der Herstellung pro Gigabyte als QLC, bietet aber eine bessere Leistung und höhere Langlebigkeit.
- NVMe-Standard: Sie nutzt den neueren und leistungsfähigeren NVMe 1.4-Standard.
- Leistungscharakteristik: TLC-SSDs wie die MP600 CXT bieten in der Regel höhere sequentielle Lese- und Schreibraten (oft um die 4950 MB/s Lesen und 4250 MB/s Schreiben für die CXT, teils auch deutlich schneller je nach Modellreihe), vor allem aber eine stabilere Leistung bei anhaltenden Schreibvorgängen und eine deutlich höhere TBW-Bewertung.
- Anwendungsbereich: Besser geeignet für Power-User, Content Creator, Gamer und alle, die eine konstant hohe Leistung und maximale Zuverlässigkeit bei häufigen Schreibzugriffen benötigen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die MP600 CXT ist die leistungsstärkere und langlebigere Option der beiden, während die MP600 COR eine kostengünstigere Variante für große Speicherkapazitäten darstellt. Beide sind jedoch immer noch sehr schnelle PCIe Gen4 NVMe-SSDs.
Formfaktor und Schnittstelle
In Bezug auf den physischen Formfaktor und die Schnittstelle sind sich die beiden sehr ähnlich:
- Formfaktor: Beide sind standardmäßige M.2 2280-SSDs. Das bedeutet, sie sind 22 mm breit und 80 mm lang, was der gängigste Formfaktor für M.2-Laufwerke in PCs und Laptops ist.
- Schnittstelle: Beide nutzen die PCIe Gen4 x4-Schnittstelle. Dies ist entscheidend, denn nur ein Mainboard mit entsprechender Gen4-Unterstützung kann die vollen Geschwindigkeiten dieser Laufwerke ausschöpfen.
Das ASRock B450 Pro4 unter der Lupe: M.2-Kompatibilität
Nun kommen wir zum zweiten wichtigen Baustein unserer Kompatibilitätsprüfung: Ihrem Mainboard, dem ASRock B450 Pro4. Dies ist ein sehr beliebtes und solides Mainboard für AMD Ryzen-Prozessoren der älteren Generationen, bietet aber auch Unterstützung für neuere CPUs nach einem BIOS-Update. Der entscheidende Punkt hier ist der B450-Chipsatz.
M.2-Slots des B450 Pro4
Das ASRock B450 Pro4 verfügt über zwei M.2-Slots:
- M2_1 (Ultra M.2): Dieser Slot ist der primäre M.2-Steckplatz und befindet sich meist direkt unter dem CPU-Sockel. Er unterstützt sowohl PCIe Gen3 x4 (mit einer maximalen Bandbreite von bis zu 32 Gb/s oder ca. 3500 MB/s) als auch SATA III M.2-SSDs. Dieser Slot ist an die CPU angebunden und bietet die beste Leistung.
- M2_2 (M.2): Dieser Slot befindet sich oft weiter unten auf dem Mainboard. Er unterstützt PCIe Gen3 x2 (mit einer maximalen Bandbreite von bis zu 16 Gb/s oder ca. 1700 MB/s) und SATA III M.2-SSDs. Dieser Slot ist an den Chipsatz angebunden und teilt sich oft Bandbreite mit anderen SATA-Anschlüssen (z.B. SATA3_3), was bei voller Belegung zu Einschränkungen führen kann.
Der wichtigste Punkt für unsere Diskussion ist: Der B450-Chipsatz von AMD unterstützt NATIV KEIN PCIe Gen4. Das bedeutet, selbst wenn Sie eine PCIe Gen4-SSD in dieses Mainboard einbauen, kann sie nur mit PCIe Gen3-Geschwindigkeit betrieben werden.
Der Kompatibilitäts-Check: MP600 COR/CXT auf dem B450 Pro4
Kommen wir nun zur entscheidenden Frage: Sind die Corsair MP600 COR und MP600 CXT mit dem ASRock B450 Pro4 kompatibel?
Physische und Logische Kompatibilität: Ja!
Die gute Nachricht zuerst: Ja, beide Laufwerke sind physisch und logisch mit dem ASRock B450 Pro4 kompatibel.
- Physisch: Da sowohl die MP600 COR als auch die MP600 CXT den standardmäßigen M.2 2280 Formfaktor verwenden, passen sie problemlos in die M.2-Slots Ihres ASRock B450 Pro4 Mainboards.
- Logisch: Beide sind NVMe-SSDs, und das ASRock B450 Pro4 unterstützt NVMe über seine M.2-Slots. Ihr System wird die Laufwerke erkennen und Sie können sie wie gewohnt installieren und verwenden.
Die entscheidende Einschränkung: Leistung
Hier kommt der Haken: Während die Laufwerke problemlos funktionieren werden, können sie ihre beworbene PCIe Gen4-Geschwindigkeit auf dem B450 Pro4 NICHT erreichen.
- Die MP600 COR und CXT werden auf dem M2_1-Slot (Ultra M.2) mit maximal PCIe Gen3 x4-Geschwindigkeit betrieben. Das bedeutet, dass die theoretische Maximalgeschwindigkeit auf etwa 3500 MB/s begrenzt ist.
- Auf dem M2_2-Slot werden sie sogar nur mit PCIe Gen3 x2-Geschwindigkeit laufen, was die maximale Bandbreite auf etwa 1700 MB/s reduziert. Dieser Slot sollte für Systemlaufwerke oder anspruchsvolle Anwendungen vermieden werden.
Wenn die MP600 COR beispielsweise sequentielle Lesegeschwindigkeiten von über 4700 MB/s und die MP600 CXT über 4950 MB/s erreichen könnte, werden beide auf dem B450 Pro4 auf die Leistung einer guten PCIe Gen3-SSD gedrosselt. Sie zahlen also für eine Gen4-Fähigkeit, die Sie auf diesem Mainboard nicht nutzen können.
Lohnt sich die Anschaffung? Empfehlungen und Fazit
Ist das ASRock B450 Pro4 die richtige Plattform für diese SSDs?
Technisch gesehen, ja, sie funktionieren. Aber sie können ihr volles Potenzial nicht entfalten. Das ist ein wichtiger Punkt, den man bedenken sollte. Eine PCIe Gen4-SSD auf einem Gen3-Mainboard ist wie ein Sportwagen, der nur auf der Landstraße fahren darf – er ist schnell, aber er kann seine Höchstgeschwindigkeit nicht erreichen.
Wann ist der Kauf sinnvoll?
Es gibt einige Szenarien, in denen der Kauf einer MP600 COR oder CXT für ein B450 Pro4-System dennoch in Betracht gezogen werden könnte:
- Zukunftssicherheit: Wenn Sie planen, in absehbarer Zeit auf ein Mainboard mit PCIe Gen4-Unterstützung (z.B. ein B550 oder X570 für AMD Ryzen oder ein Z490/Z590/Z690/Z790 für Intel) aufzurüsten, könnte der Kauf einer Gen4-SSD jetzt sinnvoll sein, da Sie diese dann auf der neuen Plattform voll nutzen können.
- Preis: Sollten Sie ein unschlagbares Angebot für eine MP600 COR oder CXT finden, die günstiger ist als vergleichbare hochwertige PCIe Gen3-SSDs (z.B. Samsung 970 EVO Plus, Western Digital Black SN750), könnte es sich lohnen, auch wenn Sie die volle Geschwindigkeit noch nicht nutzen.
- Verfügbarkeit: Manchmal sind Gen4-Laufwerke leichter erhältlich als bestimmte Gen3-Modelle.
Was sind die Alternativen?
Wenn Sie keine sofortige Aufrüstung des Mainboards planen, sind Sie mit einer hochwertigen PCIe Gen3 NVMe SSD wahrscheinlich besser bedient. Diese Laufwerke sind in der Regel günstiger und bieten eine Leistung, die dem maximalen des B450 Pro4 entspricht, ohne dass Sie für ungenutzte Gen4-Fähigkeiten bezahlen. Beispiele sind:
- Samsung 970 EVO Plus
- Western Digital Black SN750 (oder SN770 als PCIe Gen4, die aber auf B450 dann auch „nur” Gen3-Geschwindigkeit bringt)
- Crucial P5
- Kingston KC2500
Diese Laufwerke erreichen oft die maximale Bandbreite von PCIe Gen3 x4 (ca. 3500 MB/s Lesen/Schreiben) und bieten eine hervorragende Leistung für Gaming, Produktivität und allgemeine PC-Nutzung.
Zusätzliche Überlegungen: Wärmeentwicklung
PCIe Gen4-SSDs, insbesondere die leistungsstärkeren Modelle wie die MP600 CXT, können unter Last eine erhebliche Wärme entwickeln. Corsair liefert die MP600-Serie oft mit einem massiven Kühlkörper aus. Stellen Sie sicher, dass in Ihrem Gehäuse und auf Ihrem Mainboard genügend Platz für diesen Kühlkörper vorhanden ist, insbesondere wenn Sie eine größere Grafikkarte verwenden, die den ersten M.2-Slot überlappen könnte. Auch wenn die Laufwerke auf dem B450 Pro4 „nur” mit Gen3-Geschwindigkeit laufen, kann eine gute Kühlung die Lebensdauer verlängern und Performance-Einbußen durch thermisches Throttling verhindern.
Fazit: Unterschiedlich, aber beide kompatibel mit Einschränkung
Um die Eingangsfrage zu beantworten: Nein, die Corsair MP600 COR und MP600 CXT sind nicht dasselbe. Die CXT ist die in der Regel leistungsstärkere und langlebigere Option mit TLC-NAND und NVMe 1.4, während die COR QLC-NAND und NVMe 1.3 verwendet und eher auf Preis-Leistungs-Verhältnis bei hoher Kapazität abzielt.
Was die Kompatibilität mit dem ASRock B450 Pro4 angeht: Beide Laufwerke sind voll funktionsfähig und physisch kompatibel. Sie werden problemlos in die M.2-Slots passen und vom System erkannt. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass Ihr B450 Pro4 Mainboard die PCIe Gen4-Technologie nicht nativ unterstützt. Daher werden sowohl die MP600 COR als auch die MP600 CXT auf PCIe Gen3 x4-Geschwindigkeiten (im ersten M.2-Slot) oder sogar Gen3 x2 (im zweiten M.2-Slot) gedrosselt. Sie erhalten also die Zuverlässigkeit und Qualität einer Corsair MP600, aber nicht die volle Geschwindigkeit, für die sie eigentlich konzipiert wurde.
Wenn Sie bereits eine dieser Gen4-SSDs besitzen, können Sie sie bedenkenlos in Ihrem B450 Pro4 verwenden und von der immer noch sehr hohen Gen3-Leistung profitieren. Wenn Sie jedoch eine neue SSD kaufen möchten und Ihr Mainboard nicht aufrüsten wollen, ist es oft ratsamer, sich für eine bewährte und optimierte PCIe Gen3 NVMe SSD zu entscheiden, da diese eine vergleichbare Leistung auf Ihrem System zu einem möglicherweise besseren Preis-Leistungs-Verhältnis bieten wird.