Gibt es reine Glasfaser-Modems, welche keine WLAN-Router sind? Die Antwort und die besten Modelle

Die Welt der Glasfaser-Internetanbindung verspricht atemberaubende Geschwindigkeiten und eine Stabilität, die bisher unerreicht war. Doch mit der Freude über das schnelle Netz kommt oft eine Frage auf, die viele technikaffine Nutzer oder jene, die ihr Heimnetzwerk selbst gestalten möchten, beschäftigt: Gibt es reine Glasfaser-Modems, die keine WLAN-Router sind? Oder anders gefragt: Kann ich mein eigenes WLAN-Gerät, meinen favorisierten Router, an die Glasfaserleitung anschließen, ohne dass ein vom Internetanbieter gestelltes Kombi-Gerät mit ungewollten Funktionen mein Netzwerk „verunreinigt“ oder unnötige Wi-Fi-Signale aussendet? In diesem Artikel tauchen wir tief in diese Thematik ein, beleuchten die technische Realität und zeigen Ihnen, wie Sie das Beste aus Ihrer Glasfaser-Verbindung herausholen.

Die Kernfrage: Glasfaser-Modem vs. WLAN-Router

Bevor wir die Frage beantworten, ist es wichtig, die Terminologie klar zu definieren. Im Kontext der Glasfaser sprechen wir nicht von einem „Modem” im klassischen Sinne (wie bei DSL- oder Kabelverbindungen, wo „Modulator-Demodulator” die analoge in digitale Signale umwandelt). Stattdessen kommt ein Optical Network Terminal (ONT) zum Einsatz. Seine Hauptaufgabe ist es, das optische Signal der Glasfaser in elektrische Ethernet-Signale umzuwandeln, die von herkömmlichen Netzwerkgeräten verstanden werden können.

• Optical Network Terminal (ONT): Dieses Gerät ist die Schnittstelle zwischen der Glasfaserleitung und Ihrem Heimnetzwerk. Es wandelt Lichtimpulse in elektrische Signale um und stellt diese meist über einen Ethernet-Port bereit. Ein reines ONT hat in der Regel keine Routing-Funktionen, keine WLAN-Funktionalität und keine Telefonie-Anschlüsse. Es ist quasi ein „Medienkonverter”.
• WLAN-Router: Ein Router ist das Herzstück Ihres Heimnetzwerks. Er verbindet Ihre Geräte (Computer, Smartphones, Tablets) miteinander und mit dem Internet. Er verfügt über eine Firewall, verwaltet IP-Adressen (DHCP-Server) und leitet Datenpakete weiter. Die meisten modernen Router beinhalten auch ein WLAN-Modul für die drahtlose Konnektivität.

Das Problem, das viele Nutzer sehen: Die meisten Internetanbieter (ISPs) stellen Kombi-Geräte bereit, die sowohl die ONT-Funktion als auch die Router- und WLAN-Funktionalität in einem Gehäuse vereinen. Das spart Platz, ist einfacher für den Laien zu installieren und zu warten, kann aber für Netzwerk-Enthusiasten zum Problem werden.

Die Antwort: Ja, sie existieren – aber mit Einschränkungen

Die kurze und erfreuliche Antwort lautet: Ja, reine Glasfaser-Modems (ONTS ohne WLAN und Routerfunktionen) existieren und sind technisch standardisiert. Sie werden oft als „externes ONT” oder „Medienkonverter” bezeichnet. Diese Geräte haben meist nur einen Glasfaseranschluss (SC/APC) und einen oder zwei Gigabit-Ethernet-Ports (RJ45).

Die längere Antwort ist jedoch, dass ihre Verfügbarkeit und die Möglichkeit, sie selbst zu nutzen, stark vom jeweiligen Internetanbieter (ISP) und der lokalen Netzwerkinfrastruktur abhängen. In vielen Fällen stellt der ISP ein solches reines ONT als Übergabepunkt bereit, an den Sie dann Ihren eigenen WLAN-Router anschließen können. Manchmal ist das ONT jedoch bereits in einem Kombi-Gerät integriert, das auch Router- und WLAN-Funktionen bietet.

Warum ein reines Glasfaser-Modem wünschenswert ist

Es gibt mehrere gute Gründe, warum Nutzer ein separates ONT gegenüber einem Kombi-Gerät bevorzugen:

1. Volle Kontrolle und Flexibilität: Mit einem reinen ONT können Sie Ihren bevorzugten WLAN-Router frei wählen. Sei es ein leistungsstarker Gaming-Router, ein Router mit speziellen Sicherheitsfunktionen (z.B. VPN-Server) oder ein Gerät, das perfekt in Ihr Smart-Home-System integriert ist. Sie sind nicht an die Hardware des ISPs gebunden.
2. Optimale Leistung: Dedizierte Geräte sind oft besser in ihrer jeweiligen Aufgabe. Ein reiner Router kann seine Rechenleistung voll und ganz der Netzwerkverwaltung, Firewall und WLAN-Optimierung widmen, ohne auch noch die ONT-Funktion „mitversorgen” zu müssen. Dies kann zu einer stabileren und schnelleren Gesamtleistung führen.
3. Vermeidung von „Double NAT”: Bei zwei Routern hintereinander (z.B. ein Kombi-Gerät des ISPs und ein eigener Router) kann es zum sogenannten „Double NAT” (Network Address Translation) kommen. Dies kann Probleme bei Online-Spielen, VPN-Verbindungen oder dem Zugriff auf das Heimnetzwerk von außen verursachen. Ein reiner ONT agiert transparent und vermeidet dieses Problem.
4. Gezielte WLAN-Steuerung: Wer aus persönlichen Gründen (z.B. Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern, auch wenn die wissenschaftliche Beweislage hier umstritten ist) oder aus Sicherheitsaspekten möglichst wenig WLAN-Signale im Haus haben möchte, kann mit einem reinen ONT einen Router wählen, dessen WLAN er bei Bedarf komplett deaktiviert oder nur zu bestimmten Zeiten einschaltet.
5. Einfachere Fehlerbehebung: Wenn Probleme auftreten, lässt sich die Fehlerquelle leichter eingrenzen, wenn die Funktionen aufgeteilt sind. Ist es das ONT oder mein Router?
6. Zukunftssicherheit: Wenn eine neue WLAN-Generation (z.B. Wi-Fi 7) auf den Markt kommt, können Sie einfach Ihren Router austauschen, ohne das gesamte ONT mitwechseln zu müssen, das fest zur Infrastruktur des Anbieters gehört.

Technische Grundlagen: GPON, XGS-PON und Co.

Um zu verstehen, warum die Wahl des ONT oft vom ISP abhängt, muss man die zugrunde liegende Technologie kennen. Die gängigsten Standards für Glasfasernetze im Endkundenbereich sind:

• GPON (Gigabit Passive Optical Network): Ermöglicht typischerweise Geschwindigkeiten von bis zu 2,5 Gbit/s im Downstream und 1,25 Gbit/s im Upstream, die sich mehrere Teilnehmer teilen. Die meisten aktuellen Glasfaseranschlüsse basieren auf GPON.
• XGS-PON: Eine Weiterentwicklung von GPON, die symmetrische Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s ermöglicht (10 Gbit/s Downstream und 10 Gbit/s Upstream). Diese Technologie wird für die nächste Generation ultra-schneller Glasfaseranschlüsse eingesetzt.

Ein ONT muss immer mit dem spezifischen PON-Standard des Netzanbieters kompatibel sein. Dies ist der Hauptgrund, warum Sie nicht einfach ein beliebiges ONT kaufen und anschließen können. Es muss sowohl den Standard (GPON, XGS-PON) als auch bestimmte technische Spezifikationen (z.B. OLT-Kompatibilität, SFP-Modul) des Providers erfüllen.

Die Rolle des Internetanbieters (ISP)

In Deutschland genießen Verbraucher das Recht auf „Routerfreiheit”. Das bedeutet, dass ein Internetanbieter Ihnen nicht vorschreiben darf, welchen Router Sie nutzen müssen. Sie können ein Endgerät Ihrer Wahl verwenden. Dies gilt jedoch nur für Geräte hinter dem Netzabschlusspunkt.

Der Netzabschlusspunkt bei Glasfaser ist in der Regel das ONT. Viele ISPs betrachten das ONT als Teil ihrer Netzwerkinfrastruktur und stellen es als sogenanntes „abschließendes passives Netzabschlusselement” (APN) oder „aktives Netzabschlusselement” (ANE) bereit. Dies hat den Vorteil, dass der ISP die Kompatibilität und Wartung gewährleistet. Sie können das ONT aus der Ferne verwalten und bei Problemen unterstützen.

Was bedeutet das für Sie?

• Anbieter stellt separates ONT: Dies ist die optimale Situation. Der ISP installiert ein kleines, reines ONT-Gerät, das meist nur einen Ethernet-Port hat. An diesen Port schließen Sie dann Ihren eigenen WLAN-Router an. Viele regionale Anbieter oder auch große Player wie die Telekom bieten diese Option an (oft über einen Medienkonverter oder ein „Home Gateway Glasfaser” in Bridge-Modus).
• Anbieter stellt Kombi-Gerät: Hier bekommen Sie ein Gerät, das ONT, Router und WLAN vereint. In diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten:
  1. Bridge-Modus möglich: Einige Kombi-Geräte lassen sich in einen sogenannten „Bridge-Modus” schalten. Dabei wird die Router-Funktionalität des Kombi-Geräts deaktiviert und es agiert quasi wie ein reines ONT. Sie können dann Ihren eigenen Router dahinter anschließen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Anbieter, ob diese Funktion verfügbar ist.
  2. Kein Bridge-Modus / WLAN deaktivierbar: Wenn kein Bridge-Modus verfügbar ist, können Sie oft zumindest das WLAN-Modul des Provider-Geräts deaktivieren und Ihren eigenen Router in einem separaten IP-Netz dahinter betreiben (was zu Double NAT führen kann, aber für die meisten Anwendungen unkritisch ist). Dies ist der Kompromiss, wenn ein separates ONT nicht angeboten wird.

„Die besten Modelle” – Eine Frage der Perspektive

Da die Beschaffung eines ONTs stark an den ISP gebunden ist, gibt es keine „besten Modelle” im Sinne von frei im Handel erhältlichen Consumer-Produkten, die Sie einfach kaufen und anschließen können. Die „Modelle”, die Sie antreffen werden, sind in der Regel vom Anbieter vorkonfiguriert und fest für dessen Netz gedacht. Beispiele für Hersteller, die solche reinen ONTs produzieren, sind:

• Nokia: Produziert eine breite Palette von ONTs für Carrier.
• Huawei: Ein weiterer großer Hersteller von Telekommunikationsausrüstung, inklusive ONTs.
• Genexis: Oft bei kleineren Stadtwerken und regionalen Anbietern zu finden.
• Zhone / Adtran: Auch diese Firmen stellen Netzinfrastruktur, einschließlich ONTs, her.
• FiberHome: Ein chinesischer Anbieter mit vielen ONT-Produkten.

Diese Geräte sind typischerweise kleine, unauffällige Boxen mit einem optischen Eingang und einem oder mehreren RJ45-Ethernet-Ausgängen. Sie sind auf Stabilität und Effizienz optimiert.

Spezialfall: Router mit integriertem ONT (z.B. AVM FRITZ!Box Fiber)

Eine interessante Entwicklung sind Router mit integriertem ONT, wie die AVM FRITZ!Box 5590 Fiber oder 5530 Fiber. Diese Geräte vereinen die Funktionen von ONT, Router und WLAN in einem einzigen Gehäuse, bieten aber gleichzeitig die Freiheit und die Konfigurationsmöglichkeiten einer FRITZ!Box. Sie sind eine Art „All-in-One-Lösung”, die jedoch speziell dafür entwickelt wurde, die Netzabschlusspunkte der verschiedenen Glasfaseranbieter (GPON, XGS-PON) zu unterstützen. Der Vorteil: Sie ersetzen das Provider-ONT und Ihren Router durch ein einziges Gerät, dessen WLAN Sie nach Belieben konfigurieren oder auch vollständig deaktivieren können, wenn Sie externe Access Points oder ein anderes WLAN-System nutzen möchten. Diese FRITZ!Box-Modelle sind keine „reinen Glasfaser-Modems”, aber sie erfüllen den Wunsch vieler Nutzer nach einem Gerät, das an der Glasfaserleitung hängt und dessen WLAN-Funktionalität sie selbst vollständig kontrollieren können oder sogar abschalten möchten, um einen dedizierten Router/WLAN-Access-Point dahinter zu betreiben.

Integration in Ihr Heimnetzwerk: So geht’s

Wenn Sie das Glück haben, ein reines ONT von Ihrem Provider zu erhalten, ist die Integration in Ihr Heimnetzwerk denkbar einfach:

1. Das Glasfaserkabel wird in das ONT gesteckt.
2. Ein Standard-Ethernet-Kabel (z.B. Cat. 5e oder Cat. 6) verbindet den LAN-Port des ONT mit dem WAN-Port (oder Internet-Port) Ihres eigenen WLAN-Routers.
3. In Ihrem WLAN-Router tragen Sie die Zugangsdaten für Ihren Internetanschluss ein (oft PPPoE-Benutzername und -Passwort, die Sie von Ihrem Anbieter erhalten haben). Gelegentlich kann auch eine spezifische VLAN-ID erforderlich sein, die ebenfalls vom Anbieter mitgeteilt werden muss.
4. Ihr Router baut dann die Internetverbindung auf und verteilt diese über seine LAN-Ports und das integrierte WLAN an Ihre Endgeräte.

Vorteile und Nachteile im Überblick

Vorteile eines reinen ONTs + eigener Router:

• Maximale Kontrolle und Flexibilität bei der Routerwahl.
• Potenziell höhere Leistung und Stabilität des Netzwerks.
• Vermeidung von Double NAT.
• Gezielte Steuerung der WLAN-Funktionen.
• Bessere Sicherheit durch eigene Firewall-Regeln.

Nachteile eines reinen ONTs + eigener Router:

• Oft vom Internetanbieter abhängig und nicht frei wählbar.
• Ein Gerät mehr im Haus (ONT + Router statt All-in-One).
• Potenziell komplexere Einrichtung für Laien.
• Der Support des ISPs ist bei Problemen meist nur für das eigene Gerät zuständig.

Fazit: Die individuelle Netzwerkstrategie

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, reine Glasfaser-Modems (ONTS ohne WLAN und Routerfunktionen) existieren. Sie sind der ideale Netzabschlusspunkt für jeden, der sein Heimnetzwerk selbst in die Hand nehmen möchte. Ob Sie jedoch ein solches Gerät erhalten oder nutzen können, hängt entscheidend von Ihrem Internetanbieter ab.

Die beste Strategie ist, sich vor Vertragsabschluss oder bei der Installation der Glasfaser direkt bei Ihrem Anbieter zu erkundigen:

1. Wird ein separates ONT gestellt, an das ich meinen eigenen Router anschließen kann?
2. Wenn ein Kombi-Gerät gestellt wird, lässt sich dessen Router-Funktion in einen Bridge-Modus versetzen oder zumindest das WLAN deaktivieren?
3. Sind Router mit integriertem ONT (wie die FRITZ!Box Fiber) kompatibel und werden sie unterstützt?

Mit diesen Informationen sind Sie bestens gerüstet, um Ihr Glasfaser-Netzwerk optimal auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen, sei es für maximale Kontrolle, Spitzenleistung oder eine bewusste Reduzierung von WLAN-Signalen. Die Zukunft des Internets ist optisch – und Ihre Netzwerkstrategie sollte es auch sein.