Die Welt der Gaming-Hardware entwickelt sich in atemberaubendem Tempo. Was gestern noch die Speerspitze der Technologie war, kann heute schon als „solide Mittelklasse“ gelten. Das gilt besonders für Gaming-Notebooks, wo Kompromisse zwischen Leistung, Kühlung und Portabilität stets die Oberhand behalten. Doch was ist mit den Topmodellen vergangener Tage? Konkret: Ist ein Razer Blade, ausgestattet mit einer NVIDIA GeForce RTX 2080 (Max-Q), im Jahr 2024 noch eine relevante Option für anspruchsvolle Gamer, die die neuesten Titel spielen möchten?
Wir haben uns diesem spannenden Thema gewidmet und ein solches Gerät einem ausführlichen Praxistest unterzogen. Tauchen wir ein in die Welt der hochauflösenden Texturen, komplexen Schatten und natürlich, der magischen FPS-Zahlen!
Ein Blick zurück: Das Razer Blade der RTX 2080 Ära
Als das Razer Blade mit RTX 2080 auf den Markt kam, repräsentierte es den Gipfel dessen, was mobile Gaming-Technologie zu bieten hatte. Razer war bekannt für seine schlanken, hochwertig verarbeiteten Laptops, die Design-Ästhetik mit beeindruckender Leistung zu verbinden suchten. Diese Modelle, oft ausgestattet mit Intel Core i7-Prozessoren der 8. oder 9. Generation (wie der i7-8750H oder i7-9750H), 16 oder 32 GB RAM und schnellen NVMe-SSDs, waren keine Schnäppchen. Sie zielten auf Enthusiasten ab, die ein leistungsstarkes, aber dennoch elegantes und relativ portables Gerät suchten.
Das Design ist auch heute noch beeindruckend. Das CNC-gefräste Aluminiumgehäuse strahlt eine Premium-Qualität aus, die viele moderne Laptops immer noch nicht erreichen. Die schlanken Displayränder, das präzise Trackpad und die komfortable Tastatur mit Razer Chroma RGB-Beleuchtung trugen zur Highend-Anmutung bei. Typische Displayoptionen waren ein Full-HD-Panel mit hohen Bildwiederholraten (144Hz oder 240Hz) oder ein 4K-Panel mit 60Hz. Für Gamer war in den meisten Fällen die Full-HD-Option die klügere Wahl, um die Leistung der GPU optimal auszunutzen.
Das Herzstück: NVIDIA GeForce RTX 2080 (Max-Q)
Die NVIDIA GeForce RTX 2080 war zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung eine absolute High-End-Grafikkarte. Im Razer Blade kam jedoch die „Max-Q”-Variante zum Einsatz. Was bedeutet das? Max-Q ist NVIDIAs Design-Ansatz für schlanke und leise Laptops. Grafikkarten mit diesem Zusatz sind so optimiert, dass sie bei geringerem Stromverbrauch (und damit geringerer Hitzeentwicklung) arbeiten können, was unweigerlich zu einer etwas geringeren Leistung führt als bei der vollumfänglichen Desktop-Version. Sie sind aber immer noch deutlich leistungsstärker als ihre nicht-Max-Q-Laptop-Pendants der niedrigeren Klassen.
Die RTX 2080 war die erste Generation von Grafikkarten, die hardwarebeschleunigtes Ray Tracing und die Upscaling-Technologie DLSS (Deep Learning Super Sampling) unterstützte. Obwohl die erste Generation dieser Technologien noch in den Kinderschuhen steckte, legte sie den Grundstein für die heutige Gaming-Grafik. Die Frage ist nun, wie gut diese Hardware heute, mit weiterentwickelten Spielen und aktuelleren DLSS-Versionen, noch mithalten kann.
Der Praxistest: Gaming-Performance in aktuellen Titeln
Kommen wir zum Kern der Sache: Wie schlägt sich das Razer Blade mit RTX 2080 in den anspruchsvollsten Spielen von heute? Wir haben eine Auswahl an populären und grafisch herausfordernden Titeln getestet, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Für alle Tests wurde das Gerät im Performance-Modus betrieben und die Spiele in Full HD (1920×1080) getestet, da dies die realistischste Auflösung für ein flüssiges Spielerlebnis auf diesem Laptop ist.
1. Cyberpunk 2077 (Update 2.1)
CD Projekt Reds futuristisches Epos ist bekannt dafür, selbst modernste Hardware in die Knie zu zwingen. Mit der RTX 2080 (Max-Q) ist es hier besonders spannend. Ohne Ray Tracing und mit Texturen auf „Hoch” und den meisten anderen Einstellungen auf „Mittel” bis „Hoch” erreichten wir im Durchschnitt zwischen 45 und 60 FPS. Das ist durchaus spielbar, aber kein ultra-flüssiges Erlebnis. Schalten wir DLSS (in der heute verfügbaren 2.x Version, dank Treiber-Updates) auf „Qualität” oder „Balanced”, steigt die Bildrate auf passable 60-75 FPS. Das Spiel sieht immer noch fantastisch aus.
Wird Ray Tracing aktiviert, sinkt die Bildrate drastisch auf unter 30 FPS, selbst mit DLSS auf „Leistung”. Hier zeigt sich die erste Generation der RT-Kerne an ihren Grenzen. Für ein akzeptables RT-Erlebnis müsste man die Einstellungen stark reduzieren, was den visuellen Vorteil oft zunichtemacht. Unser Fazit: Cyberpunk 2077 ist spielbar, aber man muss Kompromisse eingehen und Ray Tracing besser deaktivieren.
2. Alan Wake 2
Dieses Spiel ist der aktuelle Goldstandard für moderne Grafik und insbesondere für path-traced Ray Tracing. Kurz gesagt: Es ist extrem anspruchsvoll. Mit der RTX 2080 (Max-Q) ohne Ray Tracing und auf „Mittel” bis „Niedrig”-Einstellungen haben wir durchschnittlich 30-40 FPS erzielt. Mit DLSS auf „Leistung” kann man sich an die 45-55 FPS heranpirschen, aber es ist kein durchweg flüssiges Erlebnis. Ray Tracing ist hier schlichtweg keine Option – die Leistung bricht auf unspielbare Werte ein, selbst mit DLSS. Alan Wake 2 zeigt klar die Altersgrenzen der Hardware auf.
3. Starfield
Bethesdas Weltraum-Epos ist notorisch CPU-lastig und nicht immer optimal optimiert. Auch hier galt es, die Einstellungen anzupassen. Mit „Hoch”- bis „Mittel”-Einstellungen und FSR (da Starfield kein DLSS nativ unterstützt, obwohl es per Mod nachrüstbar wäre) auf „Qualität” bewegten wir uns meist im Bereich von 40-55 FPS in offeneren Gebieten und Städten. In Innenbereichen oder weniger belebten Szenen waren auch mal über 60 FPS drin. Die Razer Blade CPU (in unserem Fall ein i7-9750H) stößt hier manchmal an ihre Grenzen, was zu Framedrops führen kann. Starfield ist gut spielbar, erfordert aber ebenfalls Anpassungen.
4. Call of Duty: Modern Warfare III / Warzone
Für kompetitive Shooter sind hohe Bildraten entscheidend. Hier schlägt sich das Razer Blade mit RTX 2080 (Max-Q) überraschend gut. Mit einer Mischung aus „Hoch”- und „Mittel”-Einstellungen, und eventuell DLSS auf „Qualität”, konnten wir im Multiplayer von Modern Warfare III oft über 100 FPS erreichen. In Warzone, dem anspruchsvolleren Battle Royale-Modus, lagen die Werte bei stabilen 70-90 FPS. Das ist absolut ausreichend für ein reaktionsschnelles Spielerlebnis auf dem oft verbauten 144Hz- oder 240Hz-Panel. Hier kann der Laptop noch voll punkten.
5. Baldur’s Gate 3
Das Rollenspiel des Jahres 2023 ist zwar grafisch beeindruckend, aber nicht so extrem hardwarehungrig wie die zuvor genannten AAA-Titel. Auf „Ultra”-Einstellungen in 1080p liefert das Razer Blade konstant über 60 FPS, oft sogar im Bereich von 70-85 FPS. Selbst in komplexen Kampfszenen bleibt die Bildrate stabil. Hier zeigt sich, dass die RTX 2080 (Max-Q) immer noch mehr als genug Power für hervorragend optimierte oder grafisch weniger extrem fordernde Spiele besitzt.
Hitzeentwicklung und Lautstärke: Der Preis der Portabilität
Ein typisches Merkmal von schlanken Gaming-Notebooks ist die Kompromittierung der Kühlleistung. Das Razer Blade bildet hier keine Ausnahme. Unter Volllast, wie in unserem Praxistest, erreichen sowohl CPU als auch GPU hohe Temperaturen, oft im Bereich von 85-95°C für die CPU und 75-85°C für die GPU. Dies führt unweigerlich zu einer erhöhten Lüfterlautstärke. Die Lüfter drehen auf und sind deutlich hörbar, was ohne Headset störend sein kann. Thermal Throttling, also die Reduzierung der Taktraten zur Vermeidung von Überhitzung, tritt bei CPU-intensiven Spielen oder längeren Gaming-Sessions auf, was die Leistung leicht beeinträchtigen kann.
Ein Kühlpad kann hier Wunder wirken und die Temperaturen um einige Grad senken, was wiederum die Taktraten stabilisiert und die Lautstärke etwas reduziert. Undervolting der CPU oder GPU kann ebenfalls helfen, erfordert aber technisches Geschick.
Alltagstauglichkeit und Produktivität
Abseits des Gamings ist das Razer Blade ein exzellenter Laptop für den Alltag. Die hochwertige Verarbeitung, das präzise Trackpad und die angenehme Tastatur machen es zu einem Vergnügen, darauf zu arbeiten, zu surfen oder Videos zu schauen. Die Leistung ist für alle gängigen Produktivitätsanwendungen, selbst für leichtere Bild- und Videobearbeitung, mehr als ausreichend. Die Akkulaufzeit ist für ein Gaming-Notebook dieser Generation akzeptabel: Bei leichter Nutzung sind 4-6 Stunden realistisch, beim Gaming natürlich deutlich weniger. Das relativ geringe Gewicht und die schlanke Bauweise machen es zudem vergleichsweise portabel für ein Gerät mit dieser Leistungsfähigkeit.
Software und Ökosystem: Razer Synapse
Razer Synapse ist die zentrale Software zur Steuerung des Laptops. Hier lassen sich Leistungsprofile einstellen, die RGB-Beleuchtung anpassen und Updates verwalten. Die Software ist funktional, kann aber manchmal etwas ressourcenhungrig sein. Für die Optimierung der Gaming-Leistung ist es unerlässlich, hier das passende Profil (z.B. „Gaming” oder „Custom”) zu wählen und die Lüfterkurve bei Bedarf anzupassen.
Ist es noch gut genug? Das Fazit.
Nach unserem intensiven Praxistest lautet die Antwort auf die Eingangsfrage: Ja, ein Razer Blade mit RTX 2080 (Max-Q) ist für viele aktuelle Spiele noch gut genug, aber mit Einschränkungen.
Wo es glänzt:
- Full-HD-Gaming: In 1080p liefert es in den meisten Titeln eine mehr als spielbare FPS-Rate, oft über 60, wenn man bereit ist, Kompromisse bei den höchsten Einstellungen einzugehen.
- DLSS: Die Unterstützung für DLSS (dank aktueller Treiber) verlängert die Lebensdauer der GPU erheblich und ermöglicht höhere Bildraten bei guter Bildqualität.
- Build Quality und Design: Das Design und die Verarbeitungsqualität sind auch heute noch Top und machen das Gerät zum Hingucker.
- Ältere/Weniger Anspruchsvolle Spiele: Für E-Sports-Titel, ältere AAA-Games oder gut optimierte Neuerscheinungen wie Baldur’s Gate 3 ist die Leistung hervorragend.
Wo es an seine Grenzen stößt:
- Ray Tracing: Die erste Generation der RT-Kerne ist für moderne, anspruchsvolle Ray Tracing-Implementierungen (wie in Alan Wake 2 oder Cyberpunk 2077 mit vollem RT) schlichtweg nicht leistungsfähig genug für ein flüssiges Erlebnis.
- Ultra-Einstellungen in 4K: Auch wenn das Laptop ein 4K-Display haben mag, ist Gaming in dieser Auflösung selbst auf niedrigeren Einstellungen eine Herausforderung. 1080p ist der Sweet Spot.
- Hitze und Lautstärke: Unter Last wird es heiß und laut, was die Immersion beeinträchtigen kann.
- Zukunftssicherheit: Für die wirklich nächsten Generationen von Spielen wird die Hardware wahrscheinlich nur noch mit großen Kompromissen mithalten können.
Für wen ist es noch geeignet?
Dieses Gaming-Notebook ist eine hervorragende Option für preisbewusste Gamer, die ein gebrauchtes Premium-Gerät suchen und mit folgenden Aspekten leben können:
- Sie spielen hauptsächlich in 1080p.
- Sie sind bereit, Grafikeinstellungen von „Ultra” auf „Hoch” oder „Mittel” anzupassen, um flüssige FPS zu erreichen.
- Ray Tracing ist kein Muss für sie.
- Sie schätzen hochwertige Verarbeitung und ein elegantes Design.
Ein Razer Blade mit RTX 2080 ist keineswegs ein „altes Eisen“. Es ist ein starkes Arbeitstier, das beweist, wie gut Highend-Hardware altern kann, wenn man bereit ist, die Erwartungen an die Grafikpracht an die Realität anzupassen. Es mag nicht mehr der unangefochtene König sein, aber es ist immer noch ein ehrenhafter Ritter, der viele Schlachten schlagen kann.