Stellen Sie sich vor: Sie sind mitten in einem intensiven Gaming-Erlebnis, die Action ist packend, und Sie wollen wissen, ob Ihre Hardware mithalten kann. Läuft die CPU zu heiß? Ist die Grafikkarte voll ausgelastet? Wie viele Bilder pro Sekunde erzielen Sie wirklich? Das ständige Wechseln zwischen Spiel und Desktop, um Monitoring-Tools zu überprüfen, ist nicht nur störend, sondern kann auch den entscheidenden Moment kosten. Die Lösung für dieses Dilemma ist eine elegante und leistungsstarke Kombination: HWiNFO als präzise Datenquelle und RivaTuner Statistics Server (RTSS) als Ihr persönliches On-Screen Display (OSD).
Dieser Artikel führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess, um die umfangreichen Systemwerte von HWiNFO direkt in Echtzeit während Ihrer Spiele anzuzeigen. Wir decken alles ab – von der Installation bis zur feinen Anpassung und Problembehebung. Bereiten Sie sich darauf vor, die volle Kontrolle und Transparenz über die Leistung Ihres PCs zu erhalten, ohne jemals das Spiel verlassen zu müssen.
Warum HWiNFO und RTSS die perfekte Kombination sind
Bevor wir uns in die Details stürzen, lassen Sie uns kurz beleuchten, warum diese beiden Tools zusammen so unschlagbar sind:
- HWiNFO: Der Sensor-Meister. HWiNFO ist weithin bekannt als eines der detailliertesten und genauesten Hardware-Monitoring-Tools auf dem Markt. Es liest eine schier unglaubliche Menge an Daten aus praktisch jedem Sensor in Ihrem System aus: CPU-Temperaturen, Taktfrequenzen, Auslastung, GPU-Temperaturen, VRAM-Nutzung, Lüftergeschwindigkeiten, RAM-Auslastung, Festplattenaktivität und vieles mehr. Seine Präzision und der Umfang der erfassten Daten sind unübertroffen.
- RTSS: Der OSD-Dirigent. Der RivaTuner Statistics Server (RTSS), der oft im Paket mit MSI Afterburner kommt, ist viel mehr als nur ein FPS-Zähler. Er ist das Rückgrat für jedes On-Screen Display (OSD) in Spielen, ermöglicht das Übertakten von Grafikkarten und bietet eine flexible Framerate-Begrenzung. Seine Stärke liegt in der Fähigkeit, Text und Grafiken direkt in laufende 3D-Anwendungen einzublenden, ohne die Performance signifikant zu beeinträchtigen.
Die Synergie ist klar: HWiNFO sammelt die Rohdaten, und RTSS dient als die maßgeschneiderte Anzeigeplattform. Das Ergebnis ist eine umfassende und anpassbare Systemüberwachung in Echtzeit, die Ihnen hilft, die Gaming Performance zu optimieren und potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen.
Voraussetzungen: Was Sie benötigen
Um diese leistungsstarke Kombination nutzen zu können, benötigen Sie lediglich zwei Softwarepakete:
- HWiNFO64 (oder HWiNFO32): Laden Sie die neueste stabile Version von der offiziellen HWiNFO-Website (www.hwinfo.com) herunter. Wählen Sie die „Installer”-Version für eine einfache Installation.
- MSI Afterburner: Dies ist das Werkzeug, das den RivaTuner Statistics Server (RTSS) enthält. Laden Sie es von der offiziellen MSI-Website oder einer vertrauenswürdigen Quelle wie Guru3D herunter. Auch wenn Sie keine MSI-Grafikkarte besitzen, funktioniert es mit allen gängigen Grafikkarten.
Stellen Sie sicher, dass Ihr System die Mindestanforderungen für diese Software erfüllt und dass Sie über Administratorrechte verfügen, um Installationen durchzuführen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: HWiNFO-Daten im RTSS anzeigen
Schritt 1: HWiNFO installieren und konfigurieren (Sensoren auswählen)
Nachdem Sie HWiNFO heruntergeladen haben, starten Sie die Installation. Während des Setup-Prozesses werden Sie möglicherweise gefragt, welche Komponenten installiert werden sollen. Wählen Sie die Standardoptionen. Nach der Installation starten Sie HWiNFO.
- Startmodus wählen: Beim ersten Start fragt HWiNFO, ob Sie den „Sensors-only” Modus starten möchten. Wählen Sie diese Option, da wir nur die Sensordaten benötigen. Sie können auch „Run” wählen und dann manuell auf das „Sensors”-Icon klicken.
- Sensoren auswählen: Ein neues Fenster mit einer schier endlosen Liste von Sensordaten öffnet sich. Hier sehen Sie alle erdenklichen Systemdaten Ihrer Hardware. Scrollen Sie durch die Liste und identifizieren Sie die Werte, die Sie im Spiel sehen möchten (z.B. CPU-Temperatur, GPU-Auslastung, FPS-Anzeige – obwohl FPS oft direkt von RTSS gemessen werden).
- „Shared Memory Support” aktivieren: Dies ist der absolut wichtigste Schritt, damit HWiNFO seine Daten mit RTSS teilen kann! Gehen Sie in HWiNFO zum Menüpunkt „Settings” (das Zahnrad-Symbol oder über „File” -> „Settings”). Navigieren Sie im Einstellungsfenster zum Tab „OSD (RTSS) / Plugins”. Stellen Sie sicher, dass das Kästchen „Enable Shared Memory Support” aktiviert ist. Ohne diese Option wird RTSS keine HWiNFO-Daten empfangen können. Klicken Sie auf „OK”, um die Einstellungen zu speichern.
Lassen Sie das HWiNFO-Sensorfenster vorerst geöffnet.
Schritt 2: MSI Afterburner und RTSS installieren und Grundeinrichtung
Installieren Sie MSI Afterburner. Der Installationsassistent wird Sie auch durch die Installation von RivaTuner Statistics Server (RTSS) führen. Achten Sie darauf, dass Sie RTSS mitinstallieren.
- MSI Afterburner starten: Nach der Installation starten Sie MSI Afterburner. Es wird wahrscheinlich minimiert in Ihrer Taskleiste erscheinen.
- RTSS starten/bestätigen: RTSS startet normalerweise automatisch mit MSI Afterburner und erscheint als kleines Icon (Monitor mit 60) ebenfalls in Ihrer Taskleiste. Klicken Sie darauf, um das RTSS-Fenster zu öffnen. Stellen Sie sicher, dass RTSS aktiv ist (das „On” unten links sollte grün leuchten) und nicht „Stealth Mode” oder ähnliches aktiviert ist, was die OSD-Anzeige verhindern könnte.
Lassen Sie sowohl HWiNFO als auch RTSS geöffnet.
Schritt 3: RTSS konfigurieren – Allgemeine Einstellungen
Im Hauptfenster von RTSS können Sie grundlegende Einstellungen für Ihr On-Screen Display (OSD) vornehmen:
- OSD On/Off Hotkey: Legen Sie eine Tastenkombination fest, um das OSD im Spiel ein- und auszuschalten.
- OSD position: Wählen Sie eine Ecke oder Position auf dem Bildschirm, wo das OSD angezeigt werden soll.
- Font/Size/Color: Passen Sie Schriftart, Größe und Farbe des OSD-Textes an Ihre Vorlieben an, um eine gute Lesbarkeit zu gewährleisten. Eine helle Farbe wie Weiß oder Gelb ist oft gut sichtbar.
- Framerate limit: Wenn Sie Ihre FPS begrenzen möchten, können Sie dies hier einstellen.
Diese allgemeinen Einstellungen beeinflussen alle Daten, die RTSS anzeigt, einschließlich derer, die wir von HWiNFO importieren werden.
Schritt 4: HWiNFO-Sensoren zu RTSS hinzufügen – Die Magie beginnt
Kehren Sie nun zum HWiNFO-Sensorfenster zurück. Hier erfolgt die eigentliche Verknüpfung:
- Sensorwert auswählen: Scrollen Sie zu einem Wert, den Sie im OSD sehen möchten, z.B. „CPU (Tctl/Tdie)” oder „GPU Core Clock”.
- Kontextmenü öffnen: Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Wert (nicht auf den Namen des Sensors).
- „Show in OSD (RTSS)” auswählen: Im Kontextmenü sehen Sie die Option „Show in OSD (RTSS)”. Fahren Sie mit der Maus darüber.
- Anzeige konfigurieren: Ein Untermenü erscheint mit weiteren Optionen:
- Show value in OSD: Aktivieren Sie diese Option, um den aktuellen Wert anzuzeigen.
- Show label in OSD: Aktivieren Sie diese Option, um den Namen des Sensors (Label) vor dem Wert anzuzeigen. Dies ist wichtig, damit Sie wissen, welcher Wert was bedeutet.
- Customize Label: Hier können Sie den angezeigten Namen des Sensors im OSD anpassen. Statt „CPU (Tctl/Tdie)” könnten Sie beispielsweise „CPU Temp” eingeben, um es kürzer und übersichtlicher zu halten.
- Change color in OSD: Sie können sogar eine spezifische Farbe für diesen einzelnen Sensorwert festlegen, um ihn von anderen abzuheben (z.B. Rot für kritische Temperaturen).
- Wiederholen: Wiederholen Sie diesen Vorgang für alle HWiNFO-Sensoren, die Sie im Spiel überwachen möchten. Seien Sie hier bedacht und wählen Sie nur die wichtigsten Werte, um das OSD nicht zu überladen. Beliebte Werte sind:
- CPU-Temperatur (Tdie/Tctl)
- CPU-Auslastung (Total CPU Usage)
- GPU-Temperatur (GPU Temperature)
- GPU-Auslastung (GPU Usage)
- GPU Core Clock
- VRAM Usage (GPU Memory Usage)
- RAM Usage (Physical Memory Used)
- FPS (wird meist direkt von RTSS geliefert)
- Frametime (von RTSS)
Während Sie die Sensoren in HWiNFO hinzufügen, werden Sie sehen, wie sie im RTSS-Fenster unter „Plugins” und dann „HWiNFO” als neue Einträge erscheinen. Hier können Sie ihre Reihenfolge und andere Darstellungsoptionen weiter anpassen.
Schritt 5: Anpassung und Optimierung der OSD-Anzeige
Nachdem Sie alle gewünschten Sensoren hinzugefügt haben, können Sie deren Darstellung in RTSS weiter verfeinern:
- Reihenfolge ändern: Im RTSS-Fenster unter der Sektion „Plugins” können Sie die HWiNFO-Sensoren per Drag-and-Drop neu anordnen, um eine logische Anordnung zu erzielen.
- Gruppierung und Zeilenumbrüche: Für eine bessere Lesbarkeit können Sie leere Zeilen oder Trennlinien hinzufügen. Im HWiNFO-Sensorfenster können Sie dafür mit Rechtsklick auf einen beliebigen Wert „Insert new line in OSD” oder „Insert new group header in OSD” wählen. Dies hilft, thematisch zusammengehörige Werte zu gruppieren (z.B. alle CPU-Werte zusammen, dann alle GPU-Werte).
- Bedingte Formatierung: HWiNFO bietet eine erweiterte Funktion für die bedingte Formatierung. Wenn Sie im HWiNFO-Sensorfenster mit Rechtsklick auf einen Wert klicken und dann „Show in OSD (RTSS)” -> „Setup alerts/warnings for OSD values” auswählen, können Sie Schwellenwerte definieren. Überschreitet ein Wert diesen Schwellenwert, kann die Farbe im OSD automatisch geändert werden (z.B. von Grün auf Gelb oder Rot bei hohen Temperaturen). Dies ist ein mächtiges Werkzeug für die Performance-Optimierung und zur schnellen Erkennung von Problemen.
Schritt 6: Speichern und Testen
- HWiNFO-Profil speichern: Es ist ratsam, Ihre HWiNFO-Einstellungen zu speichern. Gehen Sie in HWiNFO zu „File” -> „Save Custom”. So können Sie Ihre Konfiguration bei Bedarf schnell wiederherstellen oder auf andere Systeme übertragen.
- Autostart konfigurieren: Um nicht jedes Mal HWiNFO und RTSS manuell starten zu müssen, können Sie beide Programme so konfigurieren, dass sie mit Windows starten. HWiNFO hat eine Option dafür in den Einstellungen („General” -> „Autostart”). Für RTSS / MSI Afterburner gibt es ebenfalls eine entsprechende Option in den Einstellungen („Start with Windows” in MSI Afterburner).
- Testen im Spiel: Starten Sie ein Spiel Ihrer Wahl. Das On-Screen Display (OSD) sollte nun mit all Ihren ausgewählten HWiNFO-Daten erscheinen. Wenn nicht, überprüfen Sie die Schritte und die Problembehandlung weiter unten.
Wichtige Tipps für eine optimale Anzeige und Performance
- Nicht überladen: Weniger ist oft mehr. Wählen Sie nur die essenziellen Systemwerte aus, die Sie wirklich überwachen müssen. Ein zu vollgepacktes OSD kann ablenken und die Lesbarkeit erschweren.
- Logische Gruppierung: Nutzen Sie die Möglichkeit, Zeilenumbrüche und Gruppenüberschriften in HWiNFO einzufügen. Gruppieren Sie CPU-Werte, GPU-Werte, RAM-Werte usw., um eine klare Struktur zu schaffen.
- Schriftgröße und Farbe: Experimentieren Sie mit verschiedenen Schriftgrößen und Farben im RTSS, um die perfekte Balance zwischen Lesbarkeit und Diskretion zu finden. Die gewählte Farbe sollte einen guten Kontrast zum Spielhintergrund bieten.
- Update-Intervalle: HWiNFO erlaubt es, die Update-Intervalle der Sensoren anzupassen (in den HWiNFO-Einstellungen unter „Sensors” -> „Polling Rate”). Ein zu häufiges Abfragen kann in seltenen Fällen zu minimalen Performance-Einbußen führen. Standardwerte sind meist ausreichend.
- Profile für verschiedene Szenarien: Wenn Sie unterschiedliche Spiele oder Anwendungen haben, die verschiedene Monitoring-Anforderungen stellen, können Sie in HWiNFO und RTSS Profile erstellen und schnell zwischen diesen wechseln.
Häufige Probleme und deren Lösungen
Auch wenn die Einrichtung meist reibungslos verläuft, können manchmal Schwierigkeiten auftreten. Hier sind einige gängige Probleme und wie Sie sie beheben können:
- Das OSD erscheint nicht im Spiel:
- Stellen Sie sicher, dass HWiNFO und RTSS beide laufen.
- Überprüfen Sie in HWiNFO, ob „Enable Shared Memory Support” aktiviert ist (Schritt 1).
- Vergewissern Sie sich, dass der „On” Button in RTSS grün leuchtet und das OSD in den RTSS-Einstellungen nicht deaktiviert ist.
- Einige Anti-Cheat-Systeme können die OSD-Anzeige blockieren. Versuchen Sie es mit einem anderen Spiel, um dies auszuschließen.
- Stellen Sie sicher, dass Sie in HWiNFO die Option „Show in OSD (RTSS)” für die gewünschten Sensoren aktiviert haben.
- Versuchen Sie, RTSS als Administrator auszuführen.
- Es werden keine oder falsche HWiNFO-Werte angezeigt:
- Überprüfen Sie, ob die neueste Version von HWiNFO installiert ist. Veraltete Versionen unterstützen möglicherweise keine neuen Hardware-Sensoren.
- Stellen Sie sicher, dass „Enable Shared Memory Support” wirklich aktiviert ist und HWiNFO die Sensoren korrekt liest.
- Manchmal hilft es, HWiNFO und RTSS neu zu starten.
- Performance-Einbrüche im Spiel:
- Überprüfen Sie die Anzahl der Sensoren, die Sie anzeigen lassen. Zu viele Sensoren können eine minimale Belastung verursachen. Reduzieren Sie die Auswahl.
- Stellen Sie die „Polling Rate” in HWiNFO auf einen höheren Wert (längere Intervalle) ein.
- Stellen Sie sicher, dass Ihre Grafikkartentreiber aktuell sind.
- OSD-Texte sind unleserlich oder überlappen:
- Passen Sie die Schriftgröße und Position in RTSS an.
- Nutzen Sie die Zeilenumbrüche und Gruppierungen in HWiNFO, um die Anzeige zu strukturieren.
- Reduzieren Sie die Anzahl der angezeigten Werte.
Fazit
Die Kombination von HWiNFO und RivaTuner Statistics Server (RTSS) ist ein unverzichtbares Werkzeug für jeden PC-Enthusiasten und Gamer, der die volle Kontrolle und Transparenz über seine Hardware Monitoring haben möchte. Mit dieser Anleitung sind Sie nun in der Lage, detaillierte Echtzeitdaten Ihrer CPU, GPU, RAM und anderer Komponenten direkt im Spiel zu sehen, ohne störende Unterbrechungen. Diese Systemüberwachung in Perfektion ermöglicht es Ihnen, Engpässe zu erkennen, Übertaktungen zu bewerten und einfach ein besseres Verständnis für die Leistung Ihres Systems zu entwickeln.
Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre Anzeige zu perfektionieren. Passen Sie die Sensoren, ihre Beschriftung, Farben und Anordnung an Ihre persönlichen Bedürfnisse an. Das Ergebnis ist ein maßgeschneidertes On-Screen Display (OSD), das Ihr Spielerlebnis nicht nur bereichert, sondern Sie auch zu einem informierteren und fähigeren System-Administrator Ihrer eigenen Gaming-Maschine macht. Tauchen Sie ein in die Welt der Daten und optimieren Sie Ihr System wie nie zuvor!