Sensoren im Blindflug: Was tun, wenn wichtige Daten in HWiNFO auf einmal fehlen?

Stellen Sie sich vor: Sie sitzen vor Ihrem Gaming-Rig oder Ihrer Workstation, alles läuft scheinbar rund. Doch ein schneller Blick auf Ihre geliebte HWiNFO-Anzeige enthüllt eine erschreckende Leere. Die CPU-Temperatur? Weg. Die GPU-Auslastung? Nicht vorhanden. Die Lüfterdrehzahlen? Fehlanzeige. Plötzlich sind Sie im Blindflug, ohne die entscheidenden Informationen über den Zustand Ihres Systems. Was tun, wenn HWiNFO, Ihr treuer Begleiter für die Systemüberwachung, auf einmal wichtige Daten nicht mehr anzeigt?

Dieses Szenario ist frustrierend, aber keineswegs selten. Ob nach einem Treiber-Update, der Installation neuer Hardware oder scheinbar grundlos – fehlende Sensordaten in HWiNFO können Kopfzerbrechen bereiten. Doch keine Panik! In diesem umfassenden Leitfaden nehmen wir Sie an die Hand und führen Sie Schritt für Schritt durch die Fehlersuche, damit Sie die Kontrolle über Ihre Systemdaten zurückgewinnen und Ihren digitalen Flug nicht länger im Dunkeln fortsetzen müssen.

Warum HWiNFO unverzichtbar ist – und warum fehlende Daten so schmerzen

HWiNFO ist für viele PC-Enthusiasten, Gamer und Power-User mehr als nur ein nettes Tool; es ist ein unverzichtbares Instrument zur Systemüberwachung. Es liefert eine Fülle an Echtzeitdaten über praktisch jede Komponente in Ihrem Rechner: von CPU-Kernen, Temperaturen, Taktraten und Spannungen über GPU-Last, VRAM-Nutzung und Lüfterdrehzahlen bis hin zu Mainboard-Sensoren, Speicher-Timings und Festplattenzuständen. Diese detaillierten Einblicke ermöglichen es Ihnen:

• Leistung zu optimieren: Erkennen Sie Engpässe und justieren Sie Einstellungen für maximale Performance.
• Probleme frühzeitig zu erkennen: Hohe Temperaturen oder ungewöhnliche Spannungen können auf ein bevorstehendes Hardware-Problem hindeuten.
• Overclocking sicher zu betreiben: Überwachen Sie kritische Parameter, um Schäden zu vermeiden.
• Die Systemstabilität zu gewährleisten: Stellen Sie sicher, dass alles im grünen Bereich läuft.

Fallen diese Daten weg, ist das wie das Entfernen des Armaturenbretts während der Fahrt. Sie verlieren die Fähigkeit, Ihr System effektiv zu managen und potenzielle Gefahren wie Überhitzung oder instabile Betriebsbedingungen zu identifizieren. Der „Blindflug” ist nicht nur ärgerlich, sondern kann im schlimmsten Fall zu Hardware-Schäden führen.

Den „Blindflug” verstehen: Welche Daten können fehlen?

Der Umfang der fehlenden Daten kann variieren. Manchmal fehlt nur eine einzelne Angabe, wie die PCH-Temperatur, während ein anderes Mal ganze Kategorien von Sensoren verschwinden. Häufig betroffene Bereiche sind:

• CPU-Sensoren: Kerntemperaturen, Taktraten einzelner Kerne, Stromverbrauch, CPU-Auslastung.
• GPU-Sensoren: GPU-Temperatur, Hot Spot, VRAM-Temperatur, GPU-Auslastung, Taktraten, Lüfterdrehzahlen.
• Mainboard-Sensoren: Chipsatz-Temperaturen, VRM-Temperaturen, bestimmte Spannungswerte, Systemlüfter.
• Speicher (RAM): Temperaturen (falls vorhanden), Auslastung.
• Laufwerke (SSDs/HDDs): SMART-Daten, Temperaturen.

Das genaue Verständnis, welche Daten fehlen, ist der erste Schritt zur gezielten Fehlersuche.

Erste Hilfe: Die schnellen Checks für den Notfall

Bevor wir uns in tiefergehende Systemanalysen stürzen, gibt es eine Reihe von grundlegenden Schritten, die oft schon zum Erfolg führen. Nehmen Sie sich die Zeit, diese sorgfältig durchzugehen:

1. HWiNFO aktualisieren

Hardware entwickelt sich ständig weiter, und HWiNFO muss mithalten. Neue CPUs, GPUs und Mainboards benötigen spezifische Unterstützung, die oft erst in den neuesten Versionen des Tools integriert ist. Besuchen Sie die offizielle HWiNFO-Webseite (hwinfo.com) und laden Sie die aktuellste stabile Version herunter. Eine Aktualisierung behebt nicht nur bekannte Bugs, sondern fügt auch Unterstützung für neue Sensoren und Chipsätze hinzu. Oft ist dies die einfachste und effektivste Lösung.

2. HWiNFO neu starten

Manchmal sind es die einfachsten Dinge. Ein temporärer Glitch oder eine fehlerhafte Initialisierung kann dazu führen, dass HWiNFO die Sensoren nicht korrekt ausliest. Beenden Sie HWiNFO vollständig (auch aus dem Infobereich der Taskleiste) und starten Sie es erneut. Wiederholen Sie diesen Vorgang gegebenenfalls ein- oder zweimal.

3. Den PC neu starten

Ein vollständiger Neustart des Systems kann Wunder wirken. Er löscht temporäre Daten, beendet festgefahrene Prozesse und initialisiert die Hardware neu. Viele Probleme, die auf Software- oder Treiberkonflikten basieren, lassen sich so beheben.

4. HWiNFO als Administrator ausführen

HWiNFO benötigt tiefgreifenden Zugriff auf die Systemhardware, um Sensordaten auslesen zu können. Wenn es nicht mit Administratorrechten gestartet wird, kann Windows diesen Zugriff verweigern. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das HWiNFO-Symbol und wählen Sie „Als Administrator ausführen”. Um dies dauerhaft einzustellen, können Sie in den Eigenschaften der Verknüpfung unter „Kompatibilität” die Option „Programm als Administrator ausführen” aktivieren.

5. HWiNFO-Einstellungen überprüfen

HWiNFO bietet eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten, die das Auslesen von Sensoren beeinflussen können:

• „Sensors-only” Modus: Stellen Sie sicher, dass Sie HWiNFO im „Sensors-only” Modus starten oder zumindest nach dem Start das Sensorstatus-Fenster öffnen.
• „Shared Memory Support”: Wenn Sie HWiNFO-Daten an andere Anwendungen (wie RivaTuner Statistics Server für OSD) weitergeben möchten, muss diese Option aktiviert sein. Manchmal kann ein Problem hier die Anzeige beeinflussen.
• „SMBus Support”: Der System Management Bus (SMBus) ist ein essenzieller Kommunikationsweg für viele Mainboard-Sensoren. Deaktiviert man diesen, können wichtige Daten wie VRM-Temperaturen oder Chipsatz-Temperaturen verschwinden. Stellen Sie sicher, dass diese Option in den Einstellungen unter „General / Settings / Safety” aktiviert ist und probieren Sie gegebenenfalls verschiedene „SMBus Device Selection” Methoden aus, falls es Konflikte gibt.
• „Driver Management”: Unter „General / Settings / Driver Management” können Sie prüfen, ob die benötigten Treiber (z.B. für Nuvoton-Chips) korrekt geladen wurden. Ein erneutes Laden kann hier hilfreich sein.
• „Custom Scan”: Es ist möglich, dass in den Einstellungen unter „Sensors / Custom Scan” bestimmte Sensortypen versehentlich deaktiviert wurden. Überprüfen Sie, ob alle gewünschten Kategorien aktiviert sind.

6. Konflikte mit anderer Monitoring-Software

Dies ist ein sehr häufiger Grund für fehlende Daten. Andere Systemüberwachungstools wie MSI Afterburner, AIDA64, Argus Monitor, Corsair iCUE, NZXT CAM oder sogar herstellerspezifische Utilities (z.B. ASUS AI Suite, Gigabyte SIV) greifen ebenfalls auf dieselben Sensoren zu. Wenn mehrere Programme gleichzeitig versuchen, dieselben Hardware-Schnittstellen zu lesen, kann es zu Konflikten und blockierten Datenströmen kommen. Schließen Sie alle anderen Monitoring-Tools und versuchen Sie es erneut mit HWiNFO. Falls das Problem dadurch behoben wird, müssen Sie sich für ein primäres Tool entscheiden oder sicherstellen, dass nur die Funktionen aktiviert sind, die sich nicht überlappen.

Tiefer tauchen: Systemweite Fehlersuche

Wenn die schnellen Checks nicht geholfen haben, müssen wir uns tiefer in die Materie begeben und das System selbst unter die Lupe nehmen.

7. Treiberprobleme beheben

Treiber sind die Schnittstelle zwischen Hardware und Betriebssystem. Veraltete, beschädigte oder inkompatible Treiber sind eine Hauptursache für Sensorprobleme:

• Chipsatz-Treiber: Diese sind entscheidend für die Kommunikation zwischen CPU, Mainboard und anderen Komponenten, einschließlich der Sensoren. Besuchen Sie die Webseite Ihres Mainboard-Herstellers (oder des CPU-Herstellers, z.B. AMD) und laden Sie die neuesten Chipsatz-Treiber herunter. Führen Sie eine saubere Installation durch.
• Grafikkarten-Treiber (GPU-Treiber): Für GPU-Sensordaten sind die Grafikkartentreiber von Nvidia, AMD oder Intel verantwortlich. Deinstallieren Sie die aktuellen Treiber vollständig (z.B. mit Display Driver Uninstaller – DDU im abgesicherten Modus) und installieren Sie die neueste Version von der Herstellerseite.
• Andere Gerätetreiber: Obwohl seltener, können auch andere Treiber Konflikte verursachen. Überprüfen Sie den Geräte-Manager auf gelbe Ausrufezeichen, die auf Probleme hinweisen.

8. BIOS/UEFI-Update

Ein BIOS/UEFI-Update ist eine fortgeschrittene Maßnahme und sollte nur durchgeführt werden, wenn Sie sich sicher sind, was Sie tun. Ein fehlerhaftes Update kann Ihr System unbrauchbar machen. Konsultieren Sie die Webseite Ihres Mainboard-Herstellers für die neueste BIOS-Version und Anweisungen. Ein aktuelles BIOS/UEFI kann die Kompatibilität mit neuer Hardware verbessern, Sensorprobleme beheben oder die Kommunikation mit bestimmten Chipsätzen optimieren.

9. Windows-Updates und -Probleme

Manchmal können Windows-Updates sowohl Probleme verursachen als auch beheben. Überprüfen Sie, ob ausstehende Updates vorhanden sind. Falls das Problem nach einem kürzlich installierten Update aufgetreten ist, könnten Sie versuchen, dieses temporär zu deinstallieren, um zu sehen, ob es die Ursache ist.

10. Beschädigte HWiNFO-Installation oder Konfiguration

Wenn Sie alle obigen Schritte ausprobiert haben, könnte Ihre HWiNFO-Installation selbst beschädigt sein oder die Konfigurationsdateien sind korrumpiert:

• Saubere Neuinstallation: Deinstallieren Sie HWiNFO über die Systemsteuerung. Löschen Sie anschließend manuell alle verbleibenden Dateien und Ordner im Installationspfad und in den AppData-Ordnern (z.B. `C:Users[IhrBenutzername]AppDataRoamingHWiNFO`). Laden Sie dann eine frische Version von der offiziellen Webseite herunter und installieren Sie diese neu.
• Portable Version testen: Laden Sie die portable Version von HWiNFO herunter (benötigt keine Installation). Entpacken Sie diese in einen neuen Ordner und starten Sie sie. Eine portable Version verwendet keine systemweiten Konfigurationsdateien und kann helfen, festzustellen, ob das Problem an Ihrer spezifischen Installation oder an den globalen Einstellungen liegt.

11. Antivirus- oder Firewall-Konflikte

In seltenen Fällen können Sicherheitssoftware (Antivirus, Firewall) den tiefen Hardware-Zugriff von HWiNFO blockieren. Versuchen Sie, Ihre Sicherheitssoftware vorübergehend zu deaktivieren und HWiNFO erneut zu starten. Wenn es dann funktioniert, fügen Sie HWiNFO zu den Ausnahmen oder der Whitelist Ihrer Sicherheitssoftware hinzu.

Fortgeschrittene Szenarien & Nischenprobleme

Manchmal ist das Problem spezifischer und erfordert eine genauere Analyse:

• Nur bestimmte Sensoren fehlen: Wenn beispielsweise die CPU-Gesamttemperatur angezeigt wird, aber die Temperaturen einzelner Kerne fehlen, könnte dies auf ein sehr spezifisches Treiber- oder sogar Hardwareproblem der CPU hindeuten.
• Virtuelle Maschinen (VMs): HWiNFO in einer virtuellen Maschine liefert oft keine oder nur eingeschränkte Sensordaten, da die Hardware virtualisiert ist.
• Sehr neue oder sehr alte Hardware: Frisch auf dem Markt erschienene Komponenten oder sehr alte, nicht mehr unterstützte Hardware können zu fehlenden Daten führen. Überprüfen Sie die Changelogs von HWiNFO auf explizite Unterstützung.
• Physischer Defekt: Im schlimmsten Fall könnte der Sensor auf der Hardware selbst defekt sein. Dies ist jedoch selten und schwer zu diagnostizieren.

Wenn alle Stricke reißen: Community und Support

Haben Sie alle Schritte ausprobiert und die Sensoren bleiben im Blindflug? Dann ist es Zeit, die Expertise der Community in Anspruch zu nehmen:

• Offizielles HWiNFO-Forum: Das HWiNFO-Forum (forum.hwinfo.com) ist die beste Anlaufstelle. Beschreiben Sie Ihr Problem detailliert, geben Sie Ihre Systemkonfiguration an (CPU, GPU, Mainboard, RAM, Betriebssystem) und listen Sie auf, welche Schritte Sie bereits unternommen haben. Fügen Sie Screenshots bei und, wenn möglich, HWiNFO-Logs. Der Entwickler von HWiNFO ist dort sehr aktiv und hilfsbereit.
• Tech-Foren und Reddit: Communities wie r/techsupport oder r/buildapc auf Reddit oder deutschsprachige PC-Hardware-Foren können ebenfalls wertvolle Tipps liefern.
• Bug-Report: Wenn Sie den Verdacht haben, dass es sich um einen Software-Bug handelt, melden Sie diesen direkt dem Entwickler über das Forum oder die offizielle Webseite.

Vorbeugen ist besser als Nachsorgen

Um zukünftige „Blindflüge” zu vermeiden, empfiehlt es sich:

• Regelmäßige Updates: Halten Sie HWiNFO und Ihre wichtigsten Treiber (Chipsatz, GPU) aktuell.
• Vorsicht bei neuen Installationen: Führen Sie größere Treiber-Updates oder BIOS-Updates nicht kurz vor wichtigen Terminen durch. Machen Sie gegebenenfalls einen Systemwiederherstellungspunkt.
• Das System kennen: Wenn Sie wissen, welche Werte für Ihre Hardware normal sind, erkennen Sie Abweichungen schneller.

Fazit: Schluss mit dem Blindflug!

Der Verlust von Sensordaten in HWiNFO ist zweifellos ein Ärgernis, aber in den allermeisten Fällen lässt sich das Problem mit systematischer Fehlersuche beheben. Beginnen Sie immer mit den einfachen Schritten und arbeiten Sie sich dann methodisch durch die komplexeren Lösungen. Die Ursachen können vielfältig sein – von einfachen Software-Konflikten über Treiberprobleme bis hin zu Mainboard-Einstellungen. Mit Geduld und dem richtigen Vorgehen gewinnen Sie die volle Kontrolle über Ihre Systemdaten zurück und können Ihren PC wieder mit offener Instrumentenanzeige sicher navigieren. Die Welt der Hardware-Überwachung wartet darauf, von Ihnen wieder voll erfasst zu werden!