Ein Klassiker im Check: Lohnt sich das Sony Xperia Z4 Tablet heute noch?

In der schnelllebigen Welt der Technologie ist ein Jahr eine Ewigkeit, und fünf oder gar acht Jahre können ein Gerät in die digitale Steinzeit verbannen. Doch hin und wieder taucht ein Produkt auf, das so gut konstruiert war, dass es sich den Gezeiten widersetzt. Eines dieser Geräte ist das Sony Xperia Z4 Tablet, das im März 2015 das Licht der Welt erblickte. Als schlankes, leistungsstarkes und vor allem wasserdichtes Tablet setzte es damals Maßstäbe. Doch fast ein Jahrzehnt später stellt sich die Frage: Kann ein solcher „Klassiker” im modernen Alltag noch bestehen, oder ist es nur noch ein Relikt für Nostalgiker? Wir nehmen das Sony Xperia Z4 Tablet im heutigen Check unter die Lupe, um herauszufinden, ob sich eine Anschaffung – sei es gebraucht oder als lieb gewonnenes Altgerät – im Jahr 2024 noch lohnt.

Der erste Eindruck damals: Design und Verarbeitung, die begeisterten

Als das Xperia Z4 Tablet vorgestellt wurde, war es ein echter Hingucker. Mit einer Dicke von nur 6,1 mm war es eines der dünnsten Tablets auf dem Markt und mit 389 Gramm (Wi-Fi-Version) extrem leicht. Diese Spezifikationen sind selbst heute noch beeindruckend. Sony setzte auf sein bewährtes „OmniBalance”-Design, das von minimalistischer Eleganz geprägt war: scharfe Kanten, eine glatte Rückseite und ein schlanker Rahmen. Die hochwertige Anmutung wurde durch die verwendeten Materialien – Glas auf der Vorderseite und eine matte Kunststoffrückseite – unterstrichen. Was es jedoch von der Konkurrenz abhob, war seine IP68-Zertifizierung. Das bedeutete, es war staubdicht und konnte bis zu 30 Minuten in 1,5 Metern Tiefe untertauchen. Ein Alleinstellungsmerkmal, das es perfekt für den Einsatz am Pool, in der Badewanne oder in der Küche machte – ein Feature, das heute noch viele vermissen.

Hardware unter der Haube: Was steckte drin und wie altert sie?

Das Display: Eine Augenweide, damals wie heute?

Eines der absoluten Highlights des Z4 Tablets war sein 10,1-Zoll-IPS-Display mit einer beeindruckenden Auflösung von 2560 x 1600 Pixeln. Das entspricht einer Pixeldichte von 299 ppi, was für gestochen scharfe Bilder sorgte. Sony setzte auf seine proprietären Bildverbesserungstechnologien wie „Triluminos Display for Mobile” und „X-Reality for Mobile”, die für lebendige Farben, tiefe Schwarztöne und hohe Kontraste sorgten. Selbst heute noch kann dieses Display in puncto Schärfe und Farbdarstellung mit vielen Mittelklasse-Tablets mithalten. Für das Ansehen von Filmen, Serien oder das Surfen im Web bietet es nach wie vor ein exzellentes Seherlebnis. Die Helligkeit war auch ausreichend, um im Freien arbeiten zu können, wenn auch direkte Sonneneinstrahlung natürlich Grenzen aufzeigt.

Leistung: Der Snapdragon 810 – ein zweischneidiges Schwert

Im Inneren des Z4 Tablets arbeitete der damalige High-End-Prozessor von Qualcomm, der Snapdragon 810, flankiert von 3 GB RAM. Dieser Chip war zu seiner Zeit extrem leistungsstark, hatte aber auch einen berüchtigten Ruf: Er neigte unter Last zum Überhitzen (Throttling), was zu einer Reduzierung der Leistung führte. Bei alltäglichen Aufgaben wie Surfen, E-Mails checken oder Videos streamen ist diese Leistung auch heute noch ausreichend flüssig. Apps starten zügig, und Multitasking funktioniert, solange nicht zu viele anspruchsvolle Anwendungen gleichzeitig laufen. Wer jedoch aktuelle, grafisch intensive Spiele spielen möchte, wird schnell an die Grenzen stoßen. Hier machen sich das Alter des Prozessors und seine Thermalprobleme bemerkbar. Auch das Rendern komplexer Webseiten oder die Nutzung von rechenintensiven Produktivitäts-Apps kann zu Rucklern oder längeren Ladezeiten führen.

Akkulaufzeit: Die Spuren der Zeit

Mit einem 6000-mAh-Akku versprach Sony eine ordentliche Laufzeit. Damals wurden Laufzeiten von über 10 Stunden bei Videowiedergabe erreicht. Heute, nach all den Jahren, ist es unrealistisch, dieselben Werte zu erwarten. Jeder Akku unterliegt einer natürlichen Degradation. Ein gebrauchtes Z4 Tablet wird daher wahrscheinlich nur noch einen Bruchteil dieser Laufzeit bieten. Für Gelegenheitsnutzer, die nur ein paar Stunden am Tag surfen oder Videos schauen, mag es noch genügen, aber für einen intensiven Einsatz ohne ständigen Zugang zu einer Steckdose ist es wahrscheinlich nicht mehr die erste Wahl. Ein Akkutausch könnte Abhilfe schaffen, ist aber mit Kosten und Aufwand verbunden.

Kameras: Nicht die Stärke eines Tablets

Tablets waren und sind selten für ihre herausragenden Kameras bekannt. Das Z4 Tablet bildete hier keine Ausnahme. Es verfügte über eine 8,1-Megapixel-Hauptkamera und eine 5,1-Megapixel-Frontkamera. Die Hauptkamera lieferte bei gutem Licht brauchbare Schnappschüsse, aber bei schlechten Lichtverhältnissen nahmen Bildrauschen und Detailverlust schnell zu. Die Frontkamera war für Videotelefonie ausreichend. Heute sind diese Kameras weit hinter dem zurück, was moderne Smartphones oder selbst Budget-Tablets bieten. Für Videokonferenzen ist die Frontkamera noch passabel, aber für ernsthafte Fotografie ist das Tablet definitiv nicht geeignet.

Software: Das größte Manko

Das Sony Xperia Z4 Tablet wurde mit Android 5.0 Lollipop ausgeliefert und erhielt offizielle Updates bis Android 7.1.1 Nougat. Seitdem gibt es keine offiziellen Software-Updates mehr. Dies ist der größte Knackpunkt für die heutige Nutzung. Eine veraltete Android-Version bedeutet nicht nur, dass man auf moderne Features verzichten muss, sondern birgt auch Sicherheitsrisiken. Viele Apps erfordern mittlerweile neuere Android-Versionen, was die Kompatibilität einschränken kann. Browser-Sicherheitslücken bleiben ungepatcht. Für technisch versierte Nutzer gibt es die Möglichkeit, auf sogenannte Custom ROMs zurückzugreifen (z.B. LineageOS), die eine aktuellere Android-Version auf das Gerät bringen können. Dies erfordert jedoch technisches Know-how und birgt immer ein gewisses Risiko.

Konnektivität und Speicher

Das Z4 Tablet bot Wi-Fi 802.11ac, Bluetooth 4.1 und optional LTE für mobile Daten. Diese Standards sind nach wie vor relevant. Der interne Speicher betrug 32 GB, was damals großzügig war, aber heute schnell knapp werden kann. Glücklicherweise verfügt es über einen microSD-Kartensteckplatz, mit dem der Speicher um bis zu 128 GB erweitert werden kann – ein großer Pluspunkt für Mediendateien.

Stärken des Xperia Z4 Tablets heute noch:

• Design und Verarbeitung: Extrem dünn, leicht und hochwertig. Es fühlt sich immer noch premium an.
• Wasserdichtigkeit (IP68): Ein Feature, das in der Tablet-Welt nach wie vor selten ist und einen echten Mehrwert bietet.
• Exzellentes Display: Scharf, farbenfroh und hell genug für die meisten Anwendungen. Ideal für Medienkonsum.
• MicroSD-Kartensteckplatz: Ermöglicht eine einfache und kostengünstige Speichererweiterung.
• Gute Audioqualität: Die Stereolautsprecher und der 3,5-mm-Kopfhöreranschluss liefern eine ordentliche Soundkulisse.

Schwächen und Kompromisse im Jahr 2024:

• Veraltete Software: Android 7.1.1 ist ein enormes Sicherheitsrisiko und schränkt die App-Kompatibilität ein.
• Leistung bei anspruchsvollen Apps: Der Snapdragon 810 kämpft mit Überhitzung und ist für moderne, rechenintensive Anwendungen ungeeignet.
• Akkuzustand: Bei gebrauchten Geräten ist eine stark reduzierte Akkulaufzeit zu erwarten.
• Kameraqualität: Weit hinter modernen Standards zurück.
• Keine Ersatzteile/Support: Offizieller Support und Ersatzteilversorgung sind nicht mehr gegeben.
• Verfügbarkeit: Nur noch gebraucht erhältlich, oft ohne Garantie und mit ungewissem Zustand.

Für wen lohnt sich das Sony Xperia Z4 Tablet heute noch?

Das Sony Xperia Z4 Tablet ist definitiv nicht mehr für jeden geeignet. Doch es gibt Nischen, in denen es immer noch seinen Platz finden kann:

• Für Nostalgiker und Bastler: Wer Freude daran hat, ältere Geräte mit Custom ROMs zu modifizieren und ihnen so ein zweites Leben einzuhauchen, kann hier fündig werden.
• Für Medienkonsum (Offline/Streaming): Als reines Medienwiedergabegerät für vorinstallierte oder gestreamte Inhalte (Netflix, YouTube), insbesondere in Umgebungen, in denen Wasserdichtigkeit von Vorteil ist (Bad, Küche), ist es immer noch brauchbar – vorausgesetzt, die Streaming-Apps laufen noch auf der alten Android-Version.
• Als sekundäres Gerät für einfache Aufgaben: Für leichtes Surfen, E-Mails, E-Books lesen oder als digitaler Bilderrahmen kann es noch dienen, wenn man ein sehr günstiges Angebot findet.
• Für den „Notfall”: Wer ein extrem günstiges Zweit-Tablet sucht und keine hohen Ansprüche hat, könnte es in Betracht ziehen, muss aber die Einschränkungen in Kauf nehmen.

Absolute Vorsicht ist geboten, wenn man es als Hauptgerät für Produktivität, Gaming oder sensible Online-Banking-Anwendungen nutzen möchte. Die Sicherheitslücken der alten Android-Version sind hier ein zu großes Risiko.

Alternativen im Blick: Was bekommt man heute für ähnliches Geld?

Selbst im unteren Preissegment gibt es heute eine Vielzahl an Alternativen, die das Xperia Z4 Tablet in puncto Software-Support, Leistung und Kameraqualität übertreffen:

• Neuwertige Budget-Tablets: Geräte von Herstellern wie Lenovo, Samsung (Galaxy Tab A-Serie) oder Amazon Fire Tablets bieten für 150-300 Euro eine modernere Android-Version, bessere Leistung für den Alltag und Garantie.
• Gebrauchte Mittelklasse-Tablets: Ältere iPads oder Samsung Galaxy Tab S-Modelle (z.B. Tab S4, S6 Lite) aus den letzten Jahren sind oft zu ähnlichen Preisen erhältlich, bieten aber deutlich besseren Langzeit-Support und mehr Leistung.

Fazit: Ein Klassiker, der seine besten Tage hatte, aber noch Charme besitzt

Das Sony Xperia Z4 Tablet war zu seiner Zeit ein Meilenstein: unglaublich schlank, leistungsstark und wasserdicht. Seine Verarbeitungsqualität und sein brillantes Display sind auch heute noch beeindruckend. Doch die Zeit ist unerbittlich. Der alternde Snapdragon 810 und vor allem die veraltete Android-Software sind die größten Bremsklötze. Das macht es für die meisten modernen Anwender ungeeignet.

Sollten Sie ein Z4 Tablet besitzen und es für grundlegende Aufgaben nutzen, die keine aktuelle Software erfordern, können Sie es weiterhin verwenden. Für alle, die ein Tablet zum Kauf in Betracht ziehen, ist die Empfehlung jedoch zwiegespalten: Nur wenn Sie ein absolutes Schnäppchen (weit unter 100 Euro) finden und bereit sind, die Einschränkungen in Kauf zu nehmen oder sich mit Custom ROMs zu beschäftigen, könnte es noch einen gewissen Reiz haben. Für den Großteil der Nutzer gibt es heute neuere und sicherere Alternativen, die ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.

Das Xperia Z4 Tablet bleibt ein Denkmal der Ingenieurskunst von Sony – ein Klassiker, der bewiesen hat, dass ein Tablet schön, dünn und robust sein kann. Aber im heutigen digitalen Dschungel ist es leider nur noch ein Sammlerstück für Liebhaber oder ein zweitrangiges Gerät für sehr spezifische Anwendungsfälle.