Träumen Sie von einem Synology NAS, scheuen aber die Anschaffungskosten für die Hardware? Oder möchten Sie einfach die leistungsstarken Funktionen von Synology DiskStation Manager (DSM) in einer sicheren Umgebung testen, ohne ein physisches Gerät zu besitzen? Dann ist XPEnology genau das Richtige für Sie! Dieses fantastische Community-Projekt ermöglicht es Ihnen, Synology DSM auf nicht-Synology-Hardware zu betreiben. Und wo könnte man das besser üben und einrichten als in einer virtuellen Maschine? In diesem umfassenden Guide zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihr eigenes XPEnology-System in VirtualBox installieren und konfigurieren. Machen Sie sich bereit, in die Welt der virtuellen NAS-Server einzutauchen!
Was ist XPEnology und warum VirtualBox?
XPEnology ist der Überbegriff für das Unterfangen, das Betriebssystem Synology DSM auf Hardware zu installieren, die nicht von Synology stammt. Im Grunde ist es ein Community-gepflegter Bootloader, der die Installation von DSM auf einer Vielzahl von PC-Hardware (oder virtuellen Maschinen) ermöglicht. Dies öffnet die Tür zu allen großartigen Funktionen, die ein Synology NAS bietet: von der zentralisierten Datenspeicherung über Dateifreigaben, Medienstreaming mit Photo Station oder Video Station, Datensynchronisation mit Synology Drive, bis hin zum Hosting von Containern mit Docker und vielem mehr. Sie erhalten die volle DSM-Erfahrung, ohne ein teures Synology-Gerät kaufen zu müssen.
Die Verwendung von VirtualBox bietet dabei zahlreiche Vorteile:
- Sichere Testumgebung: Experimentieren Sie nach Herzenslust, ohne echte Hardware zu riskieren. Bei Problemen können Sie einfach zu einem früheren Snapshot zurückkehren.
- Keine dedizierte Hardware nötig: Ihr vorhandener PC wird zum Host für Ihr virtuelles NAS. Sie benötigen keine zusätzlichen Computerkomponenten.
- Ressourceneffizienz: Sie können die Ressourcen (CPU, RAM, Speicher) Ihres Computers flexibel zuweisen und bei Bedarf anpassen.
- Lernkurve: Es ist eine hervorragende Möglichkeit, sich mit Virtualisierung und NAS-Konzepten vertraut zu machen.
- Portabilität: Eine virtuelle Maschine lässt sich relativ einfach zwischen verschiedenen Host-Computern verschieben.
Beachten Sie jedoch, dass XPEnology ein inoffizielles Projekt ist. Es gibt keine offizielle Unterstützung von Synology, und Updates des DSM können manchmal zu Kompatibilitätsproblemen führen. Dies ist primär eine Lösung für Enthusiasten, zum Testen oder für den privaten Gebrauch, wenn Sie die Risiken verstehen und akzeptieren.
Vorbereitung: Was Sie brauchen (Die Einkaufsliste)
Bevor wir mit der Installation beginnen, stellen Sie sicher, dass Sie alle notwendigen Komponenten und Software bereit haben:
- Ein leistungsstarker PC: Ihr Host-PC sollte genügend RAM (mindestens 8 GB, besser 16 GB oder mehr, um sowohl das Host-System als auch die VM bequem zu betreiben), einen modernen Prozessor (mit Virtualisierungsunterstützung wie Intel VT-x oder AMD-V) und ausreichend freien Speicherplatz auf einer schnellen Festplatte (SSD empfohlen) haben.
- Oracle VM VirtualBox: Laden Sie die neueste Version von der offiziellen VirtualBox-Website herunter und installieren Sie sie.
- VirtualBox Extension Pack: Dies wird für erweiterte Funktionen wie USB 2.0/3.0-Unterstützung benötigt. Installieren Sie es ebenfalls nach VirtualBox.
- Der XPEnology Bootloader: Dies ist die Herzstück-Datei, die es uns ermöglicht, DSM zu starten. Sie müssen eine passende Bootloader-IMG-Datei für die gewünschte DSM-Version herunterladen. Eine beliebte Quelle ist das XPEnology-Forum (xpenology.com) oder andere Community-Seiten, wo verschiedene Loader (z.B. Jun’s Loader, RedPill, Arc Loader) angeboten werden. Achten Sie darauf, einen Loader zu wählen, der mit der angestrebten DSM-Version (z.B. DSM 7.1 oder 7.2) kompatibel ist. Für diesen Guide werden wir davon ausgehen, dass Sie eine
.img-Datei heruntergeladen haben. - Die Synology DSM PAT-Datei: Nachdem Sie den Bootloader heruntergeladen haben, benötigen Sie die passende DSM-Installationsdatei (
.pat-Datei) für diese Version. Laden Sie diese direkt von der offiziellen Synology-Downloadseite herunter. Es ist wichtig, dass die Version des Bootloaders und der.pat-Datei übereinstimmen! - Synology Assistant (optional, aber empfohlen): Ein kleines Tool von Synology, das Ihnen hilft, Ihr NAS im Netzwerk zu finden und zu installieren. Laden Sie es ebenfalls von der Synology-Website herunter.
Speichern Sie alle heruntergeladenen Dateien an einem leicht zugänglichen Ort auf Ihrem Computer.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Ihr XPEnology-System einrichten
Schritt 1: VirtualBox installieren und einrichten
Falls noch nicht geschehen, installieren Sie Oracle VM VirtualBox und das VirtualBox Extension Pack. Folgen Sie den Anweisungen des Installationsassistenten. Ein Neustart Ihres Computers könnte erforderlich sein.
Schritt 2: Den XPEnology Bootloader vorbereiten
Der heruntergeladene Bootloader liegt meist als .img-Datei vor. VirtualBox kann diese nicht direkt als bootfähige Festplatte verwenden. Wir müssen sie in ein VDI-Format (VirtualBox Disk Image) konvertieren. Dies geschieht über die Befehlszeile mit dem Tool VBoxManage.
- Öffnen Sie die Kommandozeile (CMD als Administrator unter Windows, Terminal unter Linux/macOS).
- Navigieren Sie zum Installationsverzeichnis von VirtualBox. Unter Windows ist dies typischerweise
cd "C:Program FilesOracleVirtualBox". - Führen Sie den folgenden Befehl aus, passen Sie die Pfade und Dateinamen entsprechend an:
VBoxManage convertfromraw --format VDI "C:Pfadzumbootloader.img" "C:PfadzumXPEnology_Bootloader.vdi"Ersetzen Sie
"C:Pfadzumbootloader.img"durch den tatsächlichen Pfad zu Ihrer heruntergeladenen IMG-Datei und"C:PfadzumXPEnology_Bootloader.vdi"durch den gewünschten Speicherort und Namen für Ihre konvertierte VDI-Datei. - Nach erfolgreicher Ausführung haben Sie nun eine
.vdi-Datei, die wir in VirtualBox verwenden können.
Schritt 3: Eine neue virtuelle Maschine in VirtualBox erstellen
Öffnen Sie VirtualBox und klicken Sie auf „Neu”, um eine neue virtuelle Maschine zu erstellen.
- Name und Betriebssystem:
- Name: Geben Sie „XPEnology” oder einen ähnlichen Namen ein.
- Ordner der Maschine: Wählen Sie einen Speicherort, vorzugsweise auf einer schnellen SSD.
- Typ: Wählen Sie „Linux”.
- Version: Wählen Sie „Other Linux (64-bit)”.
- Klicken Sie auf „Weiter”.
- Arbeitsspeicher (RAM):
- Weisen Sie mindestens 2048 MB (2 GB) RAM zu. Für DSM 7.x sind 4 GB empfehlenswert, um eine reibungslose Leistung zu gewährleisten, besonders wenn Sie Pakete wie Docker nutzen möchten. Klicken Sie auf „Weiter”.
- Festplatte:
- Wählen Sie „Keine virtuelle Festplatte erzeugen”. Wir werden die Festplatten manuell hinzufügen. Klicken Sie auf „Erzeugen”.
Schritt 4: Erste Konfiguration der virtuellen Maschine
Wählen Sie Ihre neu erstellte „XPEnology”-VM aus und klicken Sie auf „Ändern”.
- System:
- Hauptplatine: Entfernen Sie das Häkchen bei „Diskettenlaufwerk” in der Boot-Reihenfolge. Stellen Sie sicher, dass „EFI aktivieren” nicht aktiviert ist (es sei denn, Ihr spezifischer Bootloader verlangt es explizit, was selten der Fall ist).
- Prozessor: Weisen Sie mindestens 2 CPUs zu. Mehr Kerne können die Leistung verbessern.
- Massenspeicher: Dieser Schritt ist entscheidend!
- Klicken Sie auf den „Controller: SATA” (meist „SATA Port 0”).
- Klicken Sie auf das „Festplatten-Symbol mit Pluszeichen” unterhalb des SATA-Controllers.
- Bootloader hinzufügen: Wählen Sie „Existierende Festplatte auswählen”. Navigieren Sie zu Ihrer zuvor konvertierten
XPEnology_Bootloader.vdi-Datei und fügen Sie sie hinzu. Dies sollte das erste Laufwerk unter dem SATA-Controller sein. - Datenspeicher hinzufügen: Klicken Sie erneut auf das „Festplatten-Symbol mit Pluszeichen”. Wählen Sie „Erzeugen”.
- Wählen Sie „VDI (VirtualBox Disk Image)” als Dateityp.
- Wählen Sie „Dynamisch alloziert” (spart Speicherplatz auf dem Host) oder „Feste Größe” (bessere Leistung, aber belegt sofort den gesamten Speicherplatz).
- Weisen Sie eine Größe zu. Für das System und grundlegende Anwendungen reichen 50-100 GB. Wenn Sie später Daten speichern möchten, wählen Sie entsprechend mehr (z.B. 500 GB oder 1 TB). Benennen Sie sie z.B. „XPEnology_Data.vdi”.
- Fügen Sie diese neue VDI-Datei als zweite Festplatte unter dem SATA-Controller hinzu. Stellen Sie sicher, dass der Bootloader (die kleinere VDI) als erste Platte und die Datendisk als zweite Platte erscheint.
- Netzwerk:
- Wählen Sie „Adapter 1”.
- Angeschlossen an: Wählen Sie „Netzwerkbrücke”. Dies ist sehr wichtig, da es der virtuellen Maschine eine eigene IP-Adresse im Heimnetzwerk gibt, wodurch sie für Synology Assistant und über
find.synology.comauffindbar wird. - Name: Wählen Sie den Namen Ihres aktiven Netzwerkadapters (z.B. Ihre LAN-Karte oder WLAN-Adapter).
- Erweitert: Klappen Sie die erweiterten Einstellungen auf. Bei „Promiscuous Mode” wählen Sie „Alle zulassen”.
- Klicken Sie auf „OK”, um die Einstellungen zu speichern.
Schritt 5: Den Bootloader starten und DSM installieren
Jetzt ist der spannende Moment gekommen! Wählen Sie Ihre „XPEnology”-VM aus und klicken Sie auf „Starten”.
- Die virtuelle Maschine wird starten und den XPEnology Bootloader anzeigen. Je nach Bootloader-Version sehen Sie ein Menü. Meistens wählen Sie hier „Install/Upgrade” oder eine ähnliche Option, um die Installation vorzubereiten. Drücken Sie Enter und lassen Sie den Bootloader seinen Job machen.
- Nachdem der Bootloader gestartet ist, wartet die VM darauf, dass DSM installiert wird. Sie sehen möglicherweise eine Konsole mit Text, aber keine grafische Oberfläche.
- Finden Sie Ihr NAS:
- Öffnen Sie den Synology Assistant auf Ihrem Host-PC. Das Tool sollte die virtuelle Synology im Netzwerk finden.
- Alternativ können Sie in Ihrem Webbrowser
find.synology.comaufrufen. Auch hier sollte Ihr virtuelles NAS nach kurzer Zeit auftauchen.
- DSM installieren:
- Sobald das NAS gefunden wurde (es wird wahrscheinlich den Status „Nicht installiert” oder „Konfiguration verloren” anzeigen), klicken Sie darauf und dann auf „Verbinden” oder „Installieren”.
- Es wird ein Installationsassistent geöffnet. Wählen Sie „Durchsuchen” und navigieren Sie zur heruntergeladenen
.pat-Datei von Synology DSM. - Bestätigen Sie die Installation. Sie werden darauf hingewiesen, dass alle Daten auf der Festplatte gelöscht werden. Da es sich um Ihre neu erstellte virtuelle Datendisk handelt, ist das in Ordnung.
- Die Installation dauert eine Weile (10-20 Minuten). Die VM wird währenddessdessen einmal oder mehrmals neu starten. Lassen Sie sie in Ruhe arbeiten.
Schritt 6: DSM einrichten und nutzen
Nachdem die Installation abgeschlossen ist und die VM neu gestartet wurde:
- Verwenden Sie erneut Synology Assistant oder
find.synology.com, um das NAS zu finden. Es sollte nun den Status „Bereit” anzeigen. - Verbinden Sie sich mit dem Webinterface. Sie werden aufgefordert, einen Namen für Ihr NAS, einen Benutzernamen und ein sicheres Kennwort für den Administrator festzulegen.
- Folgen Sie den Anweisungen zur grundlegenden Einrichtung: Empfohlene Einstellungen, Updates (setzen Sie dies am besten auf „Manuell”, da automatische Updates bei XPEnology problematisch sein können), QuickConnect (vorsicht, hier können Risiken bestehen, da es ein inoffizielles System ist).
- Nach der Ersteinrichtung können Sie das DiskStation Manager-Interface vollständig nutzen.
- Gehen Sie zu „Speicher-Manager”, um ein Volume auf Ihrer virtuellen Datendisk zu erstellen. Ohne ein Volume können Sie keine Daten speichern oder Pakete installieren.
- Installieren Sie Ihre gewünschten Pakete aus dem Paket-Zentrum, erstellen Sie Benutzer und Freigabeordner.
Wichtige Hinweise und Optimierungen
- Backups und Snapshots: Erstellen Sie immer einen Snapshot Ihrer virtuellen Maschine in VirtualBox, bevor Sie größere Änderungen vornehmen oder ein DSM-Update versuchen. Dies ist Ihr Rettungsanker!
- DSM-Updates: Seien Sie äußerst vorsichtig bei der Aktualisierung von DSM auf Ihrem XPEnology-System. Prüfen Sie IMMER die XPEnology-Community-Foren (z.B. xpenology.com) auf Kompatibilität und Anweisungen für die spezifische neue DSM-Version, bevor Sie ein Update durchführen. Ein direktes Update über das DSM-Interface kann zum Verlust des Zugriffs oder Datenverlust führen.
- Leistung: Wenn Sie Performance-Probleme feststellen, überprüfen Sie die zugewiesenen Ressourcen (CPU-Kerne, RAM). Ein schnellerer Speicher auf Ihrem Host-PC (SSD) für die VDI-Dateien wird die I/O-Leistung erheblich verbessern.
- Zusätzliche Festplatten: Sie können jederzeit weitere virtuelle Festplatten (VDI) in den VirtualBox-Einstellungen hinzufügen, wenn Sie mehr Speicherplatz für Ihre Daten benötigen.
- USB-Passthrough: Wenn Sie physische USB-Laufwerke direkt an Ihr virtuelles NAS durchreichen möchten, stellen Sie sicher, dass das VirtualBox Extension Pack installiert ist, und konfigurieren Sie die USB-Filter in den VM-Einstellungen.
- Sicherheit: Da XPEnology eine inoffizielle Lösung ist, sollten Sie vorsichtig sein, wenn Sie das System direkt dem Internet aussetzen (z.B. Port-Weiterleitungen, QuickConnect). Für kritische Daten oder den Einsatz in einer Produktivumgebung ist ein echtes Synology NAS immer die sicherere Wahl.
Fazit
Herzlichen Glückwunsch! Sie haben erfolgreich Ihr eigenes virtuelles Synology NAS mit XPEnology in VirtualBox eingerichtet. Sie können nun die vielen Funktionen von Synology DSM erkunden und nutzen, ohne in teure Hardware investieren zu müssen. Von der Dateiverwaltung über die Medienserver-Funktionen bis hin zu anspruchsvollen Anwendungen wie Docker bietet Ihnen dieses Setup eine leistungsstarke und flexible Plattform.
Denken Sie daran, die Community-Foren im Auge zu behalten, um über neue Bootloader-Versionen und Kompatibilitätshinweise auf dem Laufenden zu bleiben. Mit dieser Anleitung haben Sie einen soliden Grundstein gelegt, um Ihr virtuelles Heimnetzwerk zu revolutionieren und die Vorteile eines eigenen NAS zu genießen. Viel Spaß beim Experimentieren und Verwalten Ihrer Daten!