Die Welt der Mini-PCs erlebte Ende 2023 ein kleines Erdbeben, als Intel bekannt gab, sich aus dem Direktvertrieb der NUC-Sparte zurückzuziehen und die Lizenz an Asus zu übergeben. Für viele Fans der kleinen, leistungsstarken Würfel war dies ein Moment der Unsicherheit: Würde der Geist des NUC überleben? Würde die bewährte Kombination aus Kompaktheit, Leistung und Vielseitigkeit unter neuer Führung beibehalten? Mit dem Asus NUC 14 Pro steht nun der erste Spross dieser neuen Ära auf dem Prüfstand. Wir haben ihn uns genau angesehen, um herauszufinden, ob er das Erbe seines Vorgängers würdig antritt und ob er sich für langjährige NUC-Nutzer tatsächlich „wie zu Hause” anfühlt.
### Eine Legende wechselt den Besitzer: Das Erbe des NUC
Bevor wir ins Detail gehen, lohnt sich ein kurzer Blick zurück. Intels NUC (Next Unit of Computing) war über ein Jahrzehnt lang der Inbegriff des leistungsstarken, ultrakompakten PCs. Von einfachen Office-Geräten bis hin zu dedizierten Home-Servern oder Mediacentern deckten die NUCs ein breites Spektrum ab. Ihre Stärke lag in der Kombination aus geringem Platzbedarf, flexiblen Konfigurationsmöglichkeiten und oft überraschender Leistung. Die Erwartungen an Asus sind daher hoch: Es geht nicht nur darum, einen neuen Mini-PC auf den Markt zu bringen, sondern eine liebgewonnene Produktlinie mit einer treuen Fangemeinde erfolgreich weiterzuführen. Der NUC 14 Pro ist der erste Lackmustest dieser neuen Ära.
### Erster Eindruck und Design: Vertraut, aber doch anders?
Beim Auspacken des Asus NUC 14 Pro fällt sofort auf, dass Asus die ikonische Formgebung beibehalten hat. Der schwarze Würfel mit den abgerundeten Ecken ist nach wie vor präsent, was für ein Gefühl der Vertrautheit sorgt. Doch bei genauerem Hinsehen offenbaren sich die ersten Änderungen. Das Gehäuse wirkt minimal kantiger, und die Oberseite ziert nun nicht mehr nur das Intel-Logo, sondern auch der Asus-Schriftzug – eine dezente, aber bedeutsame Markierung des Wechsels.
Die Verarbeitungsqualität ist, wie von Asus zu erwarten, hervorragend. Das Gehäuse besteht aus einer hochwertigen Materialkombination, die Stabilität und eine angenehme Haptik vermittelt. Die Lüftungsschlitze sind unauffällig integriert und tragen zum minimalistischen Design bei. Trotz der neuen Marke fühlt sich der NUC 14 Pro robust und gut durchdacht an, ganz so, wie man es von einem Premium-Mini-PC erwartet. Die kompakten Maße sind geblieben, was die Integration in nahezu jede Umgebung spielend einfach macht – sei es unter dem Schreibtisch, hinter einem Monitor mittels VESA-Halterung oder diskret im Wohnzimmer. Es ist ein Design, das die NUC-Tradition ehrt, aber gleichzeitig eine eigene, subtile Identität unter Asus-Flagge etabliert.
### Das Herzstück der Leistung: Intel Core Ultra im Detail
Unter der Haube des Asus NUC 14 Pro schlägt Intels neueste Generation an mobilen Prozessoren: der Intel Core Ultra (Codename „Meteor Lake”). Unser Testgerät war mit einem Core Ultra 7 155H ausgestattet, einer leistungsstarken CPU, die nicht nur auf pure Rechenkraft setzt, sondern auch eine dedizierte Neural Processing Unit (NPU) für KI-Aufgaben mitbringt. Dies ist einer der größten Fortschritte gegenüber früheren NUC-Generationen und verspricht eine verbesserte Effizienz bei Workloads, die von künstlicher Intelligenz profitieren.
Der Core Ultra 7 155H verfügt über 16 Kerne (6 Performance-Kerne, 8 Effizienz-Kerne, 2 Low Power E-Kerne) und 22 Threads, mit einer maximalen Turbo-Frequenz von bis zu 4,8 GHz. Begleitet wird die CPU von der integrierten Intel Arc Graphics, die im Vergleich zu früheren Iris Xe-Grafiklösungen einen deutlichen Sprung nach vorne macht. Für RAM stehen zwei SO-DIMM-Slots zur Verfügung, die bis zu 96 GB DDR5-5600 Arbeitsspeicher aufnehmen können – eine beeindruckende Kapazität für einen Mini-PC. Bei den Massenspeichern bietet der NUC 14 Pro Flexibilität: Es gibt Platz für zwei M.2-Slots (PCIe Gen4x4 oder Gen5x4, je nach Konfiguration), was blitzschnelle SSDs ermöglicht und ausreichend Speicherplatz für anspruchsvolle Anwendungen und große Datenmengen sicherstellt. Diese Hardware-Konfiguration unterstreicht den „Pro”-Anspruch des Geräts und macht es zu einer ernstzunehmenden Workstation im Kleinformat.
### Performance im Alltag und darüber hinaus: Der Testlauf
Die Spezifikationen sind vielversprechend, aber wie schlägt sich der Asus NUC 14 Pro in der Praxis?
* **Alltags- und Office-Anwendungen:** Hier spielt der NUC 14 Pro seine Stärken voll aus. Web-Browsing mit unzähligen Tabs, anspruchsvolle Office-Suiten, Videokonferenzen und Multitasking – all das bewältigt er mit Bravour. Es gibt keine spürbaren Verzögerungen oder Ruckler. Für den klassischen Büro- oder Heim-PC ist die Leistung mehr als ausreichend. Die schnelle SSD sorgt für blitzschnelle Startzeiten des Betriebssystems und der Anwendungen.
* **Multimedia und Content Creation:** Die integrierte Intel Arc Graphics ist eine positive Überraschung. 4K-Videowiedergabe ist butterweich, und auch bei leichter Videobearbeitung oder Bildbearbeitung mit Programmen wie Photoshop schlägt sich der NUC 14 Pro bemerkenswert gut. Er ist kein Ersatz für eine dedizierte Workstation mit High-End-Grafikkarte, aber für ambitionierte Hobbyisten oder als Zweitgerät für kreative Aufgaben ist er absolut geeignet.
* **Gaming:** Obwohl nicht primär als Gaming-PC konzipiert, können wir einige ältere oder weniger anspruchsvolle Titel bei moderaten Einstellungen flüssig spielen. Indie-Games oder E-Sport-Titel laufen meist ohne Probleme. Titel wie Cyberpunk 2077 oder Alan Wake 2 sind natürlich nicht spielbar, aber das wäre auch zu viel verlangt. Die Arc Graphics ist ein Fortschritt, aber kein Gaming-Wunder.
* **KI-Funktionen dank NPU:** Hier liegt ein großes Potenzial. Die dedizierte NPU des Core Ultra Prozessors ist für AI-Beschleunigung zuständig. Aktuell gibt es noch nicht viele Anwendungen, die diese Hardware voll ausnutzen, aber Microsofts CoPilot und andere KI-gestützte Tools profitieren bereits davon. In Zukunft wird die NPU eine immer wichtigere Rolle spielen, indem sie Aufgaben wie Echtzeit-Bildverbesserung, Sprachverarbeitung oder Machine Learning lokal auf dem Gerät ausführt und so die CPU entlastet sowie die Privatsphäre erhöht. Dies ist ein zukunftsweisendes Feature, das den NUC 14 Pro von älteren Generationen abhebt.
Insgesamt liefert der Asus NUC 14 Pro eine exzellente Performance für die meisten Anwendungsbereiche, mit einer klaren Ausrichtung auf Produktivität, Multimedia und die aufkommende KI-Ära.
### Konnektivität: Ein wahres Port-Wunder
Eines der Markenzeichen der NUC-Reihe war stets die beeindruckende Konnektivität trotz der geringen Größe. Der Asus NUC 14 Pro führt diese Tradition fort und erweitert sie sogar. An der Front finden sich:
* 2x USB 3.2 Gen2 Typ-A
* 1x USB 3.2 Gen2 Typ-C
* Ein 3,5mm Kopfhöreranschluss
Auf der Rückseite trumpft der Mini-PC mit:
* 2x Thunderbolt 4 (USB4) Typ-C – diese sind besonders wichtig, da sie nicht nur schnelle Datenübertragungsraten ermöglichen, sondern auch DisplayPort Alt Mode und Power Delivery unterstützen.
* 2x USB 3.2 Gen2 Typ-A
* 1x HDMI 2.1
* 1x DisplayPort 1.4a
* 1x 2.5 Gigabit Ethernet (RJ45)
* DC-In für die Stromversorgung
Drahtlos bietet der NUC 14 Pro modernste Standards mit Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.3. Diese Fülle an Anschlüssen ist phänomenal für ein Gerät dieser Größe. Die zwei Thunderbolt 4 Ports sind ein besonderes Highlight, da sie die Anbindung externer Grafikdockingstationen, schneller Speichermedien oder mehrerer hochauflösender Monitore ermöglichen. Für professionelle Anwender oder Power-User, die eine Vielzahl von Peripheriegeräten anschließen müssen, ist der NUC 14 Pro ein Traum. Vier Bildschirme gleichzeitig zu betreiben ist problemlos möglich – ein Feature, das viele traditionelle Desktop-PCs in den Schatten stellt.
### Lautstärke und Kühlung: Flüsterleise im Alltag?
Ein häufiger Kritikpunkt bei kompakten Systemen ist die Lautstärke unter Last. Asus hat hier offensichtlich gute Arbeit geleistet. Im Leerlauf und bei leichten Office-Tätigkeiten ist der Asus NUC 14 Pro kaum hörbar. Das ist entscheidend für den Einsatz im Wohnzimmer oder in leisen Büroumgebungen.
Unter Volllast, beispielsweise beim Rendern von Videos oder bei Benchmarks, wird der Lüfter zwar hörbar, bleibt aber in einem angenehmen Rahmen und entwickelt kein unangenehm hohes Fiepen. Die Kühlung scheint effizient zu arbeiten, denn auch bei längerer Belastung konnten wir kein Thermal Throttling feststellen, d.h. die CPU konnte ihre volle Leistung aufrechterhalten, ohne sich selbst drosseln zu müssen. Die Abwärme wird gut abgeführt, und das Gehäuse bleibt selbst unter Last nur handwarm. Dies spricht für ein durchdachtes Kühlkonzept, das die Effizienz des Core Ultra Prozessors optimal nutzt.
### Software und Erweiterbarkeit: Asus’ Handschrift
Asus liefert den NUC 14 Pro als Barebone (ohne RAM, SSD und Betriebssystem) oder als fertig konfiguriertes System aus. Die Barebone-Option ist besonders attraktiv für Bastler und professionelle Anwender, die ihre Komponenten selbst wählen möchten. Der Zugriff auf das Innere ist denkbar einfach: Vier Schrauben an der Unterseite lösen, und schon öffnet sich das Gehäuse, um Zugriff auf die SO-DIMM-Slots und M.2-Steckplätze zu geben. Die Upgrade-Möglichkeiten sind somit hervorragend und entsprechen dem, was man von einem NUC erwartet.
In Bezug auf Software verzichtet Asus erfreulicherweise auf überflüssige Bloatware, wenn man ein fertig konfiguriertes System erwirbt. Das Betriebssystem (meist Windows 11 Pro) ist sauber installiert, und Asus liefert nur die notwendigen Treiber und ein kleines Dienstprogramm zur Systemüberwachung mit. Dies ist ein Pluspunkt für Nutzer, die ein aufgeräumtes und schnelles System bevorzugen. Die Kompatibilität mit Linux-Distributionen ist ebenfalls gegeben, was den NUC 14 Pro für Entwickler und Server-Anwendungen noch attraktiver macht.
### Zielgruppe und Anwendungsbereiche
Für wen ist der Asus NUC 14 Pro nun der ideale Begleiter?
* **Heim- und Büro-Anwender:** Als leistungsstarker, unauffälliger Desktop-Ersatz, der kaum Platz wegnimmt. Ideal für Office-Arbeiten, Web-Browsing und Multimedia.
* **Content Creator (Einsteiger/Fortgeschrittene):** Für Bildbearbeitung, leichte Videobearbeitung und Grafikdesign bietet er genügend Leistung und die nötigen Anschlüsse.
* **Entwickler und IT-Profis:** Die Kompaktheit, Leistung, erweiterte Konnektivität (Thunderbolt, 2.5G Ethernet) und die vPro-Option (bei bestimmten Modellen) machen ihn zu einer hervorragenden Wahl für Testumgebungen, Mini-Server oder als Workstation.
* **Mediacenter:** 4K-Wiedergabe, HDR-Unterstützung und die geringe Lautstärke prädestinieren ihn als Herzstück eines modernen Heimkinos.
* **Industrie & IoT:** Dank seiner Robustheit und Zuverlässigkeit kann er auch in industriellen Umgebungen oder als Steuereinheit für IoT-Anwendungen eingesetzt werden.
### Fazit: Fühlt sich alles wie zu Hause an?
Nach umfassenden Tests können wir sagen: Ja, der Asus NUC 14 Pro fühlt sich in vielerlei Hinsicht „wie zu Hause” an, aber mit einem Hauch von Frische und Innovation. Asus hat das Erbe von Intel nicht nur bewahrt, sondern in vielen Bereichen sogar weiterentwickelt.
Die vertraute Kompaktheit und das robuste Design treffen auf eine topmoderne Hardware-Ausstattung mit Intel Core Ultra und dessen zukunftsweisender NPU. Die Performance ist beeindruckend für die Größe, die Konnektivität ist überragend, und die Geräuschkulisse erfreulich niedrig. Asus hat es geschafft, die Kernwerte des NUC – hohe Leistung auf kleinstem Raum mit hervorragender Erweiterbarkeit – zu erhalten und mit ihrer eigenen Expertise im Bereich des PC-Baus zu verfeinern.
Der Preis des Asus NUC 14 Pro mag auf den ersten Blick etwas höher erscheinen als bei manchen Konkurrenten, aber er rechtfertigt sich durch die gebotene Qualität, die fortschrittliche Technologie und die umfassende Ausstattung. Wer einen leistungsstarken, vielseitigen und zukunftsfähigen Mini-PC sucht, der über Jahre hinweg zuverlässige Dienste leisten soll, findet im Asus NUC 14 Pro einen würdigen Nachfolger und einen neuen alten Bekannten, der sofort Vertrauen schafft. Es ist nicht nur ein guter Mini-PC, es ist ein exzellenter NUC, der die Marke in eine vielversprechende Zukunft führt.