So bringen Sie Ihr DVD-Laufwerk dazu, in der Windows 10 Sandbox zu funktionieren

Die Windows Sandbox ist eine fantastische Funktion von Windows 10 Pro, Enterprise und Education, die es Benutzern ermöglicht, Anwendungen in einer isolierten, temporären Desktop-Umgebung auszuführen. Sie ist ideal, um potenziell unsichere Software zu testen, verdächtige Dateien zu öffnen oder einfach nur eine saubere, temporäre Arbeitsfläche zu haben, ohne das Host-System zu beeinträchtigen. Doch was, wenn Sie auf Inhalte eines physischen DVD-Laufwerks zugreifen müssen, beispielsweise um eine alte Software von CD/DVD zu installieren oder auf wichtige Daten zuzugreifen? Standardmäßig ist die Sandbox stark isoliert und bietet keinen direkten Zugriff auf physische Hardware wie DVD-Laufwerke. Aber keine Sorge, es gibt einen Weg, die Brücke zu schlagen, wenn auch mit einigen wichtigen Einschränkungen.

In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie detailliert, wie Sie die Inhalte Ihres DVD-Laufwerks innerhalb der Windows 10 Sandbox verfügbar machen. Wir gehen auf die zugrunde liegende Technologie ein, zeigen Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und diskutieren wichtige Überlegungen und Einschränkungen.

Die Windows Sandbox verstehen: Isolation und ihre Grenzen

Bevor wir uns der Lösung widmen, ist es wichtig zu verstehen, wie die Windows Sandbox funktioniert und warum der direkte Zugriff auf physische Hardware nicht standardmäßig gegeben ist. Die Sandbox ist im Grunde eine leichtgewichtige, auf Hyper-V basierende virtuelle Maschine, die bei jedem Start von Grund auf neu erstellt wird. Sie verfügt über eine eigene Instanz von Windows, komplett getrennt von Ihrem Hauptbetriebssystem. Dieses Design gewährleistet maximale Sicherheit und Isolation: Alles, was in der Sandbox passiert, bleibt dort und wird beim Schließen vollständig gelöscht.

Diese Isolation ist Fluch und Segen zugleich. Während sie Ihr Host-System vor Bedrohungen schützt, bedeutet sie auch, dass die Sandbox keinen direkten Zugriff auf Ihre lokalen Dateien, USB-Geräte oder eben DVD-Laufwerke hat. Wenn Sie beispielsweise eine Software von einer DVD installieren möchten, kann die Sandbox diese DVD nicht „sehen”. Unser Ziel ist es daher, einen kontrollierten Zugang zu schaffen, sodass die Sandbox die benötigten Daten von der DVD lesen kann.

Voraussetzungen für den Zugriff auf Ihr DVD-Laufwerk in der Sandbox

Um die hier beschriebenen Schritte erfolgreich durchzuführen, benötigen Sie einige grundlegende Dinge:

• Windows 10 Pro, Enterprise oder Education: Die Windows Sandbox ist nicht in der Home-Edition verfügbar. Stellen Sie sicher, dass Ihre Version mindestens 1903 (Mai 2019 Update) oder neuer ist.
• Windows Sandbox aktiviert: Sie müssen die Sandbox über „Windows-Features aktivieren oder deaktivieren” (Systemsteuerung -> Programme -> Programme und Features) aktiviert haben.
• Ein funktionsfähiges physisches DVD-Laufwerk: Auf Ihrem Host-PC muss ein DVD-Laufwerk installiert und funktionsfähig sein, in dem sich die entsprechende DVD befindet.
• Administratorrechte: Sie benötigen Administratorrechte auf Ihrem Host-PC, um die Sandbox zu konfigurieren und zu starten.
• Grundlegendes Verständnis von Textdateien: Wir werden eine einfache XML-basierte Konfigurationsdatei erstellen und bearbeiten. Keine Sorge, es ist nicht kompliziert!

Die Kernlösung: Zugang über eine .wsb-Konfigurationsdatei

Da die Windows Sandbox so stark isoliert ist, können wir den Zugriff auf das DVD-Laufwerk nicht über die grafische Benutzeroberfläche steuern. Stattdessen nutzen wir eine spezielle Konfigurationsdatei, die als .wsb-Datei bekannt ist. Diese XML-basierte Datei ermöglicht es Ihnen, verschiedene Aspekte der Sandbox-Umgebung anzupassen, bevor sie gestartet wird. Dazu gehört auch das Freigeben von Ordnern vom Host-System für die Sandbox.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Sandbox keinen direkten Hardware-Passthrough für ein DVD-Laufwerk im Sinne einer echten virtuellen Maschine (wie Hyper-V oder VirtualBox) unterstützt. Das bedeutet, die Sandbox wird das physische Laufwerk nicht als „Laufwerk D:” oder „E:” sehen, als ob es direkt angeschlossen wäre. Stattdessen werden wir den Inhalt des DVD-Laufwerks als freigegebenen Ordner (MappedFolder) in die Sandbox „projizieren”. Dies ermöglicht der Sandbox, alle Dateien und Ordner auf der DVD zu lesen und darauf zuzugreifen, was für die meisten Anwendungsfälle (Softwareinstallation, Dateizugriff) vollkommen ausreichend ist.

Schritt-für-Schritt-Anleitung: DVD-Inhalte in die Sandbox einbinden

Folgen Sie diesen Schritten, um die Inhalte Ihrer DVD in der Windows Sandbox zugänglich zu machen:

Schritt 1: Ihre DVD vorbereiten und Laufwerksbuchstaben identifizieren

Legen Sie die DVD, deren Inhalte Sie in der Sandbox nutzen möchten, in Ihr physisches DVD-Laufwerk ein. Warten Sie, bis Windows die DVD erkannt hat und sie im Datei-Explorer sichtbar ist. Notieren Sie sich den genauen Laufwerksbuchstaben des DVD-Laufwerks. Dieser ist entscheidend für die Konfigurationsdatei. In den meisten Fällen ist es ein Buchstabe wie D: oder E:.

Schritt 2: Die .wsb-Konfigurationsdatei erstellen

Öffnen Sie einen einfachen Texteditor wie den Notepad (Editor) unter Windows. Kopieren Sie den folgenden XML-Code und fügen Sie ihn in das Notepad-Fenster ein:

<Configuration>
  <MappedFolders>
    <MappedFolder>
      <HostFolder>D:</HostFolder>
      <SandboxFolder>C:DVD_Inhalt</SandboxFolder>
      <ReadOnly>true</ReadOnly>
    </MappedFolder>
  </MappedFolders>
  <LogonCommand>
    <Command>explorer.exe C:DVD_Inhalt</Command>
  </LogonCommand>
</Configuration>

Lassen Sie uns die einzelnen Teile dieser Datei kurz erklären:

• <Configuration>: Dies ist das Stammelement, das alle Sandbox-Einstellungen enthält.
• <MappedFolders>: Dieser Abschnitt definiert, welche Ordner vom Host-System in die Sandbox eingebunden werden sollen.
• <MappedFolder>: Dies ist ein einzelner Eintrag für einen freigegebenen Ordner.
  • <HostFolder>D:</HostFolder>: Dies ist der wichtigste Teil. Ersetzen Sie D: durch den tatsächlichen Laufwerksbuchstaben Ihres DVD-Laufwerks, den Sie in Schritt 1 identifiziert haben (z.B. E:). Dies weist die Sandbox an, den Inhalt dieses Host-Ordners (in unserem Fall das gesamte DVD-Laufwerk) zu verwenden.
  • <SandboxFolder>C:DVD_Inhalt</SandboxFolder>: Dies definiert den Pfad, unter dem der Inhalt der DVD in der Sandbox sichtbar sein wird. Sie können diesen Pfad nach Belieben anpassen, solange er gültig ist (z.B. C:MyDVD).
  • <ReadOnly>true</ReadOnly>: Dies ist eine sehr wichtige Sicherheitseinstellung. Da DVDs normalerweise schreibgeschützt sind, ist es sinnvoll, dies auf true zu setzen. Dies verhindert auch, dass bösartiger Code in der Sandbox potenziell auf Ihr Host-DVD-Laufwerk zurückschreiben könnte, falls dies auf irgendeine Weise möglich wäre (was bei DVDs nicht der Fall ist, aber als Best Practice dient).
• <LogonCommand>: Dieser optionale Abschnitt erlaubt die Ausführung eines Befehls, sobald die Sandbox gestartet und der Benutzer angemeldet ist.
  • <Command>explorer.exe C:DVD_Inhalt</Command>: Dieser Befehl öffnet automatisch den Datei-Explorer in der Sandbox und navigiert direkt zu dem Ordner, in dem die DVD-Inhalte gemappt sind. Das spart Ihnen Zeit und macht den Zugriff einfacher.

Schritt 3: Die .wsb-Datei speichern

Speichern Sie die von Ihnen erstellte Datei. Klicken Sie im Notepad auf „Datei” > „Speichern unter…”.

• Wählen Sie einen Speicherort, an dem Sie die Datei leicht wiederfinden können, z.B. Ihren Desktop.
• Geben Sie einen Dateinamen ein, z.B. DVD_Sandbox.wsb. Der Name ist beliebig, aber die Dateiendung muss unbedingt .wsb sein.
• Wählen Sie als „Dateityp” „Alle Dateien (*.*)”.
• Klicken Sie auf „Speichern”.

Sie sollten nun eine neue Datei mit einem Windows Sandbox-Symbol auf Ihrem Desktop oder im gewählten Verzeichnis sehen.

Schritt 4: Die Windows Sandbox starten und auf die DVD zugreifen

Stellen Sie sicher, dass Ihre DVD korrekt im Laufwerk eingelegt ist und Ihr Host-PC sie erkannt hat. Doppelklicken Sie dann auf die soeben erstellte .wsb-Datei.

Die Windows Sandbox wird nun gestartet. Dies kann einen Moment dauern, da eine neue virtuelle Umgebung initialisiert wird. Sobald die Sandbox geladen ist, wird der Datei-Explorer automatisch geöffnet und sollte direkt den Ordner C:DVD_Inhalt (oder wie auch immer Sie ihn genannt haben) anzeigen, der die gesamten Inhalte Ihrer physischen DVD enthält. Sie können nun auf alle Dateien zugreifen, Programme von der DVD installieren oder Daten kopieren, genau wie Sie es von einem lokalen Laufwerk erwarten würden.

Wichtige Überlegungen und Problembehandlung

Obwohl die Methode der „MappedFolders” sehr effektiv ist, gibt es einige wichtige Punkte zu beachten:

Sicherheitshinweise

• Isolation leicht reduziert: Auch wenn der Zugriff schreibgeschützt ist, reduzieren Sie die absolute Isolation der Sandbox, indem Sie einen Ordner vom Host-System freigeben. Für die meisten legitimen Anwendungen ist dies unbedenklich, aber bei extrem sensiblen Tests sollten Sie sich dieser Tatsache bewusst sein.
• ReadOnly immer verwenden: Halten Sie <ReadOnly>true</ReadOnly> immer aktiv, wenn Sie auf Medien zugreifen, die nicht vom Sandbox-System verändert werden sollen. Dies ist eine wichtige Sicherheitsmaßnahme.

Leistung

Das Lesen von Daten über einen freigegebenen Ordner ist in der Regel etwas langsamer als der direkte Zugriff auf eine lokale Festplatte. Bei sehr großen Dateien oder Installationen kann es effizienter sein, die benötigten Daten zunächst von dem gemappten DVD-Ordner auf den virtuellen Desktop der Sandbox zu kopieren (z.B. in den „Dokumente”-Ordner) und die Anwendung dann von dort auszuführen. Dies nutzt die schnelle virtuelle Festplatte der Sandbox.

Treiber und Kompatibilität

Wenn die DVD Treiber für eine bestimmte Hardware enthält, die Sie in der Sandbox testen möchten, müssen diese Treiber *innerhalb* der Sandbox installiert werden. Die Sandbox greift nicht auf die Treiber Ihres Host-Systems zu und sieht das DVD-Laufwerk auch nicht als physische Hardware. Die Sandbox bietet lediglich eine Dateischnittstelle zu den DVD-Inhalten.

Häufige Probleme und deren Lösung

• Fehler beim Start der Sandbox: Überprüfen Sie die .wsb-Datei sorgfältig auf Tippfehler oder Syntaxfehler (insbesondere bei den XML-Tags). Ein fehlendes < oder > kann die gesamte Datei unbrauchbar machen. Nutzen Sie einen XML-Validator online, wenn Sie unsicher sind.
• DVD-Inhalt nicht sichtbar:
  • Überprüfen Sie den Laufwerksbuchstaben in der <HostFolder>-Zeile. Ist er exakt richtig?
  • Ist die DVD korrekt in Ihrem physischen Laufwerk eingelegt und vollständig geladen?
  • Ist Ihr DVD-Laufwerk auf dem Host-System funktionsfähig?
• Fehler beim Ausführen von Programmen von der DVD: Einige sehr alte Programme könnten Kompatibilitätsprobleme mit Windows 10 haben, selbst in der Sandbox. Die Sandbox bietet eine Windows 10-Umgebung, keine Windows 98-Umgebung.

Einschränkungen der Windows Sandbox für DVD-Laufwerke

Es ist entscheidend zu verstehen, was mit dieser Methode nicht möglich ist:

• Kein direktes Brennen von DVDs: Sie können von der Sandbox aus keine Daten auf eine physische DVD brennen. Die Sandbox hat keinen Schreibzugriff auf das physikalische Laufwerk.
• Keine direkte Hardware-Interaktion: Software, die eine sehr tiefe Interaktion mit dem DVD-Laufwerk selbst benötigt (z.B. Firmware-Updates für das Laufwerk, bestimmte Kopierschutzprüfungen auf Hardware-Ebene), wird wahrscheinlich nicht funktionieren.
• Kein automatisches Auswerfen/Einlegen: Das Wechseln von DVDs muss immer auf Ihrem Host-System erfolgen. Der Inhalt des gemappten Ordners wird sich nicht automatisch ändern, wenn Sie die DVD auf dem Host wechseln, solange die Sandbox läuft. Sie müssten die Sandbox schließen und mit der neuen DVD in der Konfigurationsdatei neu starten, um auf die neue Disc zuzugreifen (oder den Laufwerksbuchstaben des neuen Mediums manuell im Host neu zu mappen und die Sandbox neu starten).

Wann Sie diese Methode verwenden sollten (und wann nicht)

Diese Methode ist ideal, wenn Sie:

• Legacy-Software installieren möchten, die auf einer DVD/CD vorliegt.
• Daten von einer alten DVD lesen oder in die Sandbox kopieren müssen.
• Medieninhalte prüfen wollen, die sich auf einer DVD befinden.
• Eine schnelle, temporäre und sichere Umgebung für den Zugriff auf physische Datenträger benötigen.

Wenn Sie jedoch erweiterte Funktionen wie das Brennen von CDs/DVDs, kompletten Hardware-Passthrough oder eine persistente virtuelle Umgebung benötigen, ist die Windows Sandbox nicht die richtige Wahl. In solchen Fällen sollten Sie auf vollwertige Virtualisierungslösungen wie Hyper-V (für erweiterte VM-Funktionen), VMware Workstation oder VirtualBox zurückgreifen, die oft dedizierte Funktionen für USB- oder optische Laufwerks-Passthrough bieten.

Fazit

Die Windows Sandbox ist ein mächtiges Werkzeug für Sicherheit und Isolation. Obwohl sie von Natur aus stark abgeschottet ist, können Sie mit einer einfachen .wsb-Konfigurationsdatei eine Brücke schlagen, um die Inhalte Ihres DVD-Laufwerks zugänglich zu machen. Die Nutzung von <MappedFolders> ist der Schlüssel, um Legacy-Software von physischen Medien zu installieren oder einfach Daten in einer sicheren, temporären Umgebung zu überprüfen.

Denken Sie daran, die <ReadOnly>true</ReadOnly>-Option beizubehalten, um die Sicherheit zu gewährleisten, und seien Sie sich der Grenzen dieser Methode bewusst. Während ein vollständiger Hardware-Passthrough nicht möglich ist, bietet diese Lösung einen praktischen und sicheren Weg, um Ihre alten Datenträger in die moderne Windows Sandbox-Umgebung zu integrieren. Mit diesem Wissen können Sie die Vorteile der Sandbox noch effektiver nutzen und Ihre Produktivität und Sicherheit gleichermaßen steigern.