Ein Windows 11 Clean Install ist oft der goldene Weg zu einem schnellen, sauberen und fehlerfreien System. Man plant das Upgrade, sichert alle Daten, erstellt den bootfähigen USB-Stick und freut sich auf einen frischen Start. Doch dann kommt der Moment der Ernüchterung: Statt der erwarteten Laufwerksauswahl erscheint die kryptische Fehlermeldung „Install driver to show Hardware” oder „Es wurden keine Laufwerke gefunden. Laden Sie einen Treiber, um Datenträger zur Installation anzuzeigen.” Panik? Frustration? Verzweiflung? Sie sind nicht allein! Dieser Fehler ist seit der Einführung moderner Hardware und insbesondere mit Windows 11 ein häufiges Ärgernis. Doch keine Sorge: Das Problem ist bekannt und die Lösung meist einfacher, als Sie denken.
Dieser Artikel führt Sie umfassend und detailliert durch die Ursachen dieses Installationsfehlers und liefert Ihnen eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie ihn beheben können. Wir decken gängige Szenarien ab und geben Ihnen nützliche Tipps an die Hand, damit Ihr Windows 11 Clean Install doch noch zum Erfolg wird.
Warum dieser Fehler auftritt: Das Kernproblem verstehen
Die Fehlermeldung „Install driver to show Hardware” signalisiert, dass das Windows 11 Installationsmedium die notwendigen Treiber nicht besitzt, um Ihre internen Speicherlaufwerke – typischerweise moderne NVMe-SSDs oder Festplatten, die über einen komplexen RAID-Controller (wie Intel VMD oder AMD RAID) angebunden sind – zu erkennen. Kurz gesagt: Der Installer „sieht” Ihre Festplatte nicht, weil ihm der entsprechende Dolmetscher fehlt.
Die Rolle von NVMe-SSDs und modernen Controllern
In den letzten Jahren haben NVMe-SSDs die traditionellen SATA-SSDs in puncto Geschwindigkeit und Leistung überflügelt. Diese High-End-Laufwerke werden über den PCIe-Bus angebunden und erfordern spezifische Treiber, um mit dem Betriebssystem zu kommunizieren. Gleichzeitig haben Hersteller wie Intel mit der Intel Volume Management Device (VMD)-Technologie und AMD mit ihren RAID-Controllern, die oft standardmäßig im BIOS/UEFI aktiviert sind, die Art und Weise verändert, wie Speicherlaufwerke verwaltet werden. Diese Technologien bieten Vorteile wie Leistungssteigerung, verbesserte Zuverlässigkeit und die Möglichkeit, RAID-Arrays zu erstellen, aber sie erfordern auch spezielle Treiber, damit das Betriebssystem sie überhaupt wahrnehmen kann.
Warum das Windows 11 Installationsmedium diese Treiber oft nicht enthält
Obwohl Windows 11 eine breite Palette von Treibern mitbringt, können die neuesten oder spezifischsten Treiber für bestimmte Motherboard-Chipsätze oder proprietäre Controller (wie eben Intel VMD oder AMD RAID) manchmal fehlen. Dies ist besonders bei brandneuen PC-Generationen oder speziellen Konfigurationen der Fall. Der Windows-Installer ist universell konzipiert, kann aber nicht jede erdenkliche Hardware-Konfiguration von Haus aus unterstützen. Bei älteren Systemen mit einfachen SATA-Anschlüssen war das Problem seltener, da die generischen SATA-Treiber meist ausreichten. Mit der Verbreitung von NVMe und fortschrittlichen Speichermanagement-Technologien ist dieses Problem jedoch zu einem häufigen Stolperstein geworden.
Erste Hilfe: Was man NICHT tun sollte
Bevor wir zu den Lösungen kommen, ist es wichtig, ein paar Dinge klarzustellen:
- Nicht in Panik geraten: Dieser Fehler bedeutet nicht, dass Ihre Hardware defekt ist. Es ist ein Software-/Treiberproblem, das gelöst werden kann.
- Nicht sofort neu installieren: Das wiederholte Starten des Installationsprozesses wird das Problem nicht beheben, solange der fehlende Treiber nicht nachgeladen wird.
- Nicht vorschnell das BIOS ändern: Auch wenn das Deaktivieren von Intel VMD eine mögliche Lösung ist (die wir später besprechen), sollte dies nicht der erste Schritt sein, da es andere Auswirkungen auf Ihr System haben kann.
Die Lösungsschritte im Detail: So beheben Sie den „Install driver to show Hardware”-Fehler
Die effektivste und empfohlene Methode zur Behebung dieses Fehlers besteht darin, die fehlenden Speichertreiber manuell während des Installationsprozesses zu laden. Hier ist eine detaillierte Anleitung:
Schritt 1: Den richtigen Treiber finden und herunterladen
Dies ist der entscheidende Schritt. Sie benötigen den korrekten Speichertreiber für Ihr spezifisches Motherboard oder Laptop-Modell.
- Identifizieren Sie Ihr Hardware-Modell:
- Für Laptops: Notieren Sie die genaue Modellbezeichnung (z.B. Dell XPS 15 9530, HP Spectre x360 16-f2000, Lenovo Yoga 7i 16).
- Für Desktop-PCs: Notieren Sie die genaue Modellbezeichnung Ihres Motherboards (z.B. ASUS ROG Strix Z790-E Gaming WiFi, Gigabyte B650 AORUS Elite AX, MSI PRO Z690-A). Diese Information finden Sie oft auf der Motherboard-Verpackung, im Handbuch oder auf dem Board selbst.
- Besuchen Sie die Website des Herstellers:
- Gehen Sie zur offiziellen Support-Website Ihres Laptop-Herstellers (Dell, HP, Lenovo, Acer, Asus, MSI usw.) oder Ihres Motherboard-Herstellers.
- Suchen Sie nach Ihrem genauen Modell und navigieren Sie zum Bereich „Support” oder „Treiber & Downloads”.
- Suchen Sie nach dem Speichertreiber:
- Achten Sie auf Kategorien wie „Storage”, „SATA”, „RAID”, „AHCI” oder „Chipset”.
- Suchen Sie nach Treibernamen, die „Intel VMD„, „Intel Rapid Storage Technology (RST)„, „AMD RAID„, „NVMe Driver” oder ähnlich enthalten. Bei Intel-Systemen ist der Intel RST-Treiber (oft in einer ZIP-Datei namens `f6flpy-x64.zip` oder ähnlich) oder ein spezifischer VMD-Treiber der wahrscheinlichste Kandidat.
- WICHTIG: Laden Sie die Version herunter, die für Ihr Betriebssystem (Windows 11, 64-Bit) vorgesehen ist. Achten Sie darauf, dass es sich um die „F6 Driver” oder „Floppy Driver” Version handelt, die für die Installation während des Setups gedacht ist, nicht um eine EXE-Installationsdatei, die erst unter einem laufenden Windows ausgeführt werden kann.
- Entpacken Sie den Treiber:
- Der heruntergeladene Treiber wird oft in einer ZIP-Datei vorliegen. Entpacken Sie den gesamten Inhalt in einen Ordner auf Ihrem Computer. Sie benötigen die einzelnen Dateien (`.inf`, `.sys`, `.cat`, etc.), nicht die ZIP-Datei selbst und auch keine Setup.exe.
Schritt 2: Den Treiber auf einen USB-Stick kopieren (oder denselben Installations-USB verwenden)
Sie benötigen einen weiteren USB-Stick oder können den bereits vorhandenen Windows 11 Installations-USB-Stick verwenden. Es ist oft am einfachsten, den Treiber auf den **gleichen USB-Stick** zu kopieren, von dem Sie Windows 11 installieren möchten.
- Erstellen Sie einen neuen Ordner (z.B. „Treiber” oder „VMD_Driver”) direkt auf dem Stammverzeichnis Ihres USB-Sticks.
- Kopieren Sie alle **entpackten** Treiberdateien (nicht die ZIP-Datei) in diesen neuen Ordner.
Schritt 3: Den Treiber während der Windows 11 Installation laden
Jetzt kommt der Moment der Wahrheit. Starten Sie Ihren PC vom Windows 11 Installations-USB-Stick.
- Navigieren Sie durch die ersten Installationsschritte (Sprache, Tastaturlayout).
- Klicken Sie auf „Jetzt installieren”.
- Wenn Sie zu dem Bildschirm „Wo möchten Sie Windows installieren?” gelangen und keine Laufwerke angezeigt werden, suchen Sie die Option „Treiber laden” (oft unten links).
- Klicken Sie auf „Durchsuchen„.
- Navigieren Sie zu dem USB-Stick und dem Ordner, in den Sie die Treiberdateien kopiert haben (z.B. `D:Treiber`).
- Wählen Sie die `.inf`-Datei des Treibers aus und klicken Sie auf „OK”.
- Der Installer wird nun den Treiber laden. Dies kann einen Moment dauern.
- Wenn der Treiber erfolgreich geladen wurde, sollten Ihre Speicherlaufwerke (NVMe-SSD, Festplatten) in der Liste erscheinen.
- Wählen Sie das gewünschte Laufwerk aus und fahren Sie mit der Installation fort.
Spezifische Fallstricke und weitere Tipps
Intel VMD im BIOS deaktivieren (Alternative, aber mit Vorsicht zu genießen)
Eine weitere Möglichkeit, die das Problem umgehen kann, ist das Deaktivieren der Intel Volume Management Device (VMD)-Technologie im BIOS/UEFI Ihres Computers. Dies ist oft eine schnelle Lösung, hat aber potenzielle Nachteile.
- Zugang zum BIOS/UEFI: Starten Sie Ihren Computer neu und drücken Sie wiederholt die Taste für den BIOS-Zugang (oft Entf, F2, F10 oder F12), bevor Windows bootet.
- Suchen Sie die VMD-Einstellung: Navigieren Sie zu den erweiterten Einstellungen („Advanced”), „Storage Configuration”, „SATA Mode Selection” oder einer ähnlichen Kategorie. Suchen Sie nach Optionen wie „Intel VMD Controller”, „VMD Technology” oder „Storage Controller Mode”.
- Deaktivieren Sie VMD: Ändern Sie die Einstellung von „Enabled” auf „Disabled”. Wenn Sie eine Option wie „RST Premium with Intel Optane System Acceleration” sehen, kann das Deaktivieren dazu führen, dass die SSD im AHCI-Modus läuft, was den Treiber für VMD überflüssig macht.
- Speichern und Beenden: Speichern Sie die Änderungen und beenden Sie das BIOS/UEFI. Der Computer startet neu.
Wichtiger Hinweis: Das Deaktivieren von VMD kann die Leistung bestimmter NVMe-SSDs beeinträchtigen oder Probleme verursachen, wenn Sie später RAID-Konfigurationen verwenden möchten. Auf manchen Systemen ist VMD sogar notwendig, um die NVMe-SSD überhaupt zu erkennen. Betrachten Sie dies eher als Notlösung, wenn das Laden des Treibers fehlschlägt. Sollten Sie später VMD wieder aktivieren wollen, müssen Sie Windows möglicherweise neu installieren, da der Betriebssystem-Bootloader für den AHCI-Modus konfiguriert ist und nicht für den VMD-Modus.
Weitere Lösungsansätze für hartnäckige Fälle
- USB-Port wechseln: Manchmal kann es helfen, den Installations-USB-Stick in einen anderen USB-Port zu stecken. Versuchen Sie es mit einem USB 2.0-Port, falls Ihr PC solche hat, da diese manchmal eine bessere Kompatibilität mit älteren Treibern oder Firmware bieten.
- Aktualisiertes Windows 11 ISO: Wenn Sie ein älteres Windows 11 ISO verwendet haben, das möglicherweise noch nicht die neuesten generischen Speichertreiber enthält, kann es helfen, ein brandneues Installationsmedium mit dem aktuellsten Media Creation Tool von Microsoft zu erstellen.
- BIOS/UEFI-Update: Stellen Sie sicher, dass Ihr Motherboard-BIOS/UEFI auf dem neuesten Stand ist. Manchmal beheben Hersteller in neueren BIOS-Versionen Kompatibilitätsprobleme mit Speicherkontrollern.
- UEFI-Modus sicherstellen: Windows 11 erfordert für die Installation den UEFI-Modus. Überprüfen Sie im BIOS/UEFI, ob Ihr System im UEFI-Modus (nicht Legacy oder CSM) bootet.
- Überprüfung des USB-Sticks: Stellen Sie sicher, dass Ihr USB-Stick nicht defekt ist und dass das Windows 11 Installationsmedium korrekt erstellt wurde. Verwenden Sie ein zuverlässiges Tool wie Rufus oder das offizielle Microsoft Media Creation Tool.
- AMD-spezifische Treiber: Für AMD-Systeme suchen Sie nach „AMD RAID Driver” oder „AMD SATA/NVMe Driver” auf der Support-Seite Ihres Motherboard-Herstellers. Der Prozess des Ladens ist identisch.
Warum ist dieser Schritt so wichtig? Langfristige Vorteile eines Clean Installs
Auch wenn der Prozess der Treiberbeschaffung und -integration während der Installation mühsam erscheinen mag, lohnt sich die Mühe. Ein erfolgreicher Windows 11 Clean Install bietet zahlreiche Vorteile:
- Optimale Leistung: Ein sauberes System läuft schneller und reibungsloser, da keine Altlasten oder inkompatible Software vorhanden sind.
- Keine Bloatware: Sie entledigen sich unerwünschter vorinstallierter Programme (Bloatware), die oft die Systemleistung beeinträchtigen.
- Fehlerbehebung: Bei hartnäckigen Problemen ist ein Clean Install oft die effektivste Methode, um Softwarekonflikte oder Korruption des Betriebssystems zu beseitigen.
- Stabilität: Ein frisch aufgesetztes System ist stabiler und weniger anfällig für Abstürze.
- Sicherheit: Eine Neuinstallation gewährleistet, dass keine versteckten Malware oder Viren von einem älteren System übertragen werden.
Fazit
Die Fehlermeldung „Install driver to show Hardware” während eines Windows 11 Clean Install ist ein frustrierendes, aber lösbares Problem. Es ist ein klares Zeichen dafür, dass dem Installationsmedium spezifische Speichertreiber fehlen, die für moderne NVMe-SSDs und Controller wie Intel VMD oder AMD RAID notwendig sind. Indem Sie die richtigen Treiber von der Hersteller-Website herunterladen und diese während des Installationsprozesses manuell laden, können Sie diese Hürde überwind und Ihren Windows 11 Clean Install erfolgreich abschließen.
Bleiben Sie ruhig, folgen Sie den Schritten sorgfältig, und Ihr frisches, schnelles Windows 11-System wird bald bereit sein. Dieser kleine Mehraufwand zu Beginn zahlt sich langfristig durch ein stabiles und leistungsfähiges Betriebssystem aus. Viel Erfolg!