Der Aufbau eines neuen PCs ist für viele Technik-Enthusiasten ein wahres Fest. Die Vorfreude auf ein schnelles, individuell konfiguriertes System ist riesig. Man wählt sorgfältig jedes Bauteil aus – den Prozessor, die Grafikkarte, den Arbeitsspeicher und natürlich das Mainboard als Herzstück. Das ASRock B650M Pro RS ist dabei eine beliebte Wahl, vor allem für AMD Ryzen 7000 Systeme. Es bietet eine solide Ausstattung zu einem attraktiven Preis: AM5-Sockel, DDR5-Unterstützung, PCIe 4.0 für NVMe-SSDs und eine 2.5 Gigabit-LAN-Schnittstelle. Auf dem Papier klingt alles perfekt für einen reibungslosen Start.
Doch was, wenn das vermeintlich unkomplizierte Erlebnis plötzlich in einem unerwarteten Installations-Albtraum endet? Viele Nutzer, die zum ersten Mal Windows 10 oder 11 auf einem System mit dem ASRock B650M Pro RS installieren, stoßen auf ein massives Problem: Das System erkennt die integrierte Netzwerkhardware nicht. Ohne LAN-Treiber ist keine Internetverbindung möglich, und ohne Internetverbindung wird die Windows-Installation zu einer zähen, frustrierenden Angelegenheit – wenn nicht sogar unmöglich.
### Das Kernproblem: Fehlende Netzwerkfähigkeit bei der Windows-Installation
Stellen Sie sich vor: Sie haben Ihr neues System mit dem ASRock B650M Pro RS mühsam zusammengebaut. Alles leuchtet, die Lüfter drehen sich, das BIOS ist eingerichtet. Sie legen den USB-Stick mit der Windows-Installationsdatei ein und folgen den Anweisungen. Dann kommt der Moment, an dem Windows eine Netzwerkverbindung herstellen möchte, um Updates herunterzuladen, Ihr Microsoft-Konto zu verknüpfen oder die Installation fortzusetzen. Und hier ist der Knackpunkt: Das System meldet „Sie haben keine Internetverbindung“. Ein Blick in den Geräte-Manager (sofern man überhaupt dorthin gelangt) zeigt ein unbekanntes Gerät unter „Netzwerkadapter“ oder es ist gar kein Adapter aufgeführt. Der Grund? Die Windows-Installationsmedien enthalten schlichtweg nicht die notwendigen Treiber für den auf dem ASRock B650M Pro RS verbauten Realtek 2.5G LAN-Controller.
Dieses Problem ist nicht einzigartig für ASRock, tritt aber bei diesem spezifischen Mainboard besonders häufig auf und sorgt für viel Kopfzerbrechen. Gerade unerfahrene PC-Bauer sind schnell überfordert, wenn das frisch zusammengebaute System nicht wie erwartet funktioniert. Die Frustration kann schnell überwiegen, wenn man Stunden mit der Fehlersuche verbringt, nur um festzustellen, dass ein winziges Stück Software fehlt, das man ohne Internetverbindung nicht herunterladen kann. Ein klassischer Teufelskreis!
### Warum tritt dieses Problem auf? Die technische Perspektive
Um zu verstehen, warum dieses Problem existiert, müssen wir einen Blick auf die Technologie und die Veröffentlichungspolitik werfen.
1. **Neue Hardware vs. Alte Installationsmedien:** Mainboards wie das ASRock B650M Pro RS kommen mit relativ neuer Hardware auf den Markt. Der Realtek RTL8125BG 2.5 Gigabit LAN-Controller, der hier zum Einsatz kommt, ist zwar nicht brandneu, aber die von Microsoft bereitgestellten generischen Treiber auf den Windows-Installationsmedien werden oft nicht regelmäßig aktualisiert, um die allerneuesten oder spezifischen Chipsätze zu unterstützen. Wenn Ihr Windows-Installations-USB-Stick beispielsweise schon ein Jahr alt ist, fehlen ihm möglicherweise die erforderlichen Treiber für modernere oder spezifischere Hardwarekomponenten.
2. **Generische vs. Spezifische Treiber:** Windows bringt eine Vielzahl an generischen Treibern mit, die eine Grundfunktionalität für viele Hardwarekomponenten bieten sollen. Für spezialisierte oder neuere Chipsätze sind jedoch oft spezifische Hersteller-Treiber erforderlich, die von ASRock oder Realtek bereitgestellt werden. Diese bieten nicht nur Kompatibilität, sondern auch optimale Leistung und Funktionen.
3. **Die Rolle der Hersteller:** Mainboard-Hersteller wie ASRock verlassen sich darauf, dass Nutzer die neuesten Treiber von ihrer Website herunterladen. Die mitgelieferten CDs (falls überhaupt noch vorhanden) sind oft veraltet oder für Systeme ohne optisches Laufwerk unbrauchbar. Es wäre technisch möglich, die wichtigsten Treiber direkt in das UEFI/BIOS des Mainboards zu integrieren oder zumindest eine Möglichkeit zu schaffen, sie während der Installation unkompliziert bereitzustellen. Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen (Speicherplatz, Komplexität, Wartung) selten der Fall.
4. **Der Online-Zwang von Windows 11:** Besonders bei Windows 11 verstärkt sich das Problem. Microsoft drängt stark auf die Verwendung eines Microsoft-Kontos und eine Internetverbindung während der Erstinstallation. Ohne Netzwerktreiber kann dieser Schritt nicht übersprungen werden, was die Installation blockiert. Bei Windows 10 gibt es noch Wege, ein Offline-Konto zu erstellen, die jedoch zunehmend versteckt werden.
### Effektive Lösungen und Workarounds: So umgehen Sie den Installations-Stolperstein
Die gute Nachricht ist: Das Problem ist lösbar! Man muss nur wissen, wie. Hier sind die gängigsten und effektivsten Methoden, um die Windows-Installation auf Ihrem ASRock B650M Pro RS erfolgreich abzuschließen:
#### 1. Die Vorbereitung ist alles: Treiber auf USB-Stick mitnehmen (Empfohlen!)
Dies ist die zuverlässigste Methode und sollte idealerweise *vor* Beginn der PC-Montage oder -Installation erfolgen.
* **Schritt 1: Treiber herunterladen.** Besorgen Sie sich einen anderen Computer (Laptop, alter PC, Freundes-PC) mit Internetzugang. Gehen Sie auf die offizielle ASRock-Website: `www.asrock.com`. Suchen Sie dort nach Ihrem Mainboard-Modell, dem B650M Pro RS. Unter dem Reiter „Support” und dann „Download” finden Sie alle benötigten Treiber. Laden Sie insbesondere den Realtek LAN-Treiber (oft als „Realtek PCIe LAN Driver” bezeichnet) und idealerweise auch den AMD Chipset-Treiber herunter.
* **Schritt 2: USB-Stick vorbereiten.** Kopieren Sie die heruntergeladenen Treiberdateien auf einen FAT32-formatierten USB-Stick. Stellen Sie sicher, dass der Stick nicht der gleiche ist, den Sie für die Windows-Installation verwenden, oder erstellen Sie darauf einen separaten Ordner.
* **Schritt 3: Installation starten.** Beginnen Sie die Windows-Installation wie gewohnt. Wenn Sie zu dem Punkt gelangen, an dem Windows eine Internetverbindung fordert und keine erkennt, gibt es mehrere Möglichkeiten:
* **Während der Installation (Windows 11):** Wenn Sie keine Option haben, die Netzwerkverbindung zu überspringen, können Sie versuchen, die Treiber direkt einzubinden. Auf dem Bildschirm, der keine Netzwerkverbindung findet, drücken Sie `Shift + F10`, um die Eingabeaufforderung zu öffnen. Geben Sie dort `oobebypassnro` ein und drücken Sie Enter. Das System startet neu, und Sie sollten nun die Option „Ich habe kein Internet” sehen, mit der Sie fortfahren können. *Nach* der Installation, sobald Sie auf dem Desktop sind, stecken Sie den vorbereiteten USB-Stick ein.
* **Nach der Installation (Windows 10/11):** Installieren Sie Windows offline (falls möglich). Sobald Sie auf dem Desktop sind, stecken Sie den USB-Stick ein. Öffnen Sie den Geräte-Manager (Rechtsklick auf den Start-Button, dann „Geräte-Manager”). Suchen Sie nach dem Eintrag „Ethernet-Controller” oder einem anderen unbekannten Netzwerkgerät (oft mit einem gelben Ausrufezeichen). Rechtsklicken Sie darauf, wählen Sie „Treiber aktualisieren”, dann „Auf dem Computer nach Treibern suchen” und navigieren Sie zum Ordner auf Ihrem USB-Stick, wo Sie die LAN-Treiber gespeichert haben. Windows sollte die Treiber finden und installieren.
* **Schritt 4: Verbindung herstellen.** Nach der Treiberinstallation sollte Ihr System die LAN-Verbindung erkennen und Sie können sich mit dem Internet verbinden. Anschließend können Sie alle weiteren Updates und Treiber automatisch über Windows Update oder manuell von der ASRock-Website installieren.
#### 2. Tethering über ein Smartphone
Wenn Sie keinen zweiten PC zur Hand haben, aber ein Smartphone mit mobiler Datenverbindung, können Sie dieses als vorübergehenden Netzwerkadapter nutzen.
* **Schritt 1: Smartphone verbinden.** Verbinden Sie Ihr Smartphone über ein USB-Kabel mit dem PC.
* **Schritt 2: USB-Tethering aktivieren.** Auf Ihrem Smartphone navigieren Sie zu den Einstellungen für „Mobile Hotspot & Tethering” oder „Verbindungen” und aktivieren Sie „USB-Tethering”.
* **Schritt 3: Internetzugang erhalten.** Ihr PC sollte nun über das Smartphone eine Internetverbindung erhalten. Manchmal benötigt Windows auch dafür einen generischen Treiber, der aber in der Regel von älteren Windows-Versionen unterstützt wird.
* **Schritt 4: Treiber herunterladen und installieren.** Sobald Sie online sind, können Sie die LAN-Treiber direkt von der ASRock-Website herunterladen und wie oben beschrieben installieren.
#### 3. Temporärer USB-WLAN-Stick
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung eines USB-WLAN-Sticks, der generische Treiber mitbringt und sofort von Windows erkannt wird.
* **Schritt 1: WLAN-Stick anschließen.** Stecken Sie den USB-WLAN-Stick in einen freien USB-Port.
* **Schritt 2: Verbindung herstellen.** Wenn der Stick ohne spezielle Treiber sofort erkannt wird, können Sie sich über die Windows-Einstellungen mit Ihrem WLAN-Netzwerk verbinden.
* **Schritt 3: LAN-Treiber herunterladen.** Sobald Sie online sind, laden Sie die benötigten LAN-Treiber von der ASRock-Website herunter und installieren diese.
#### 4. Windows 11 Offline-Installation erzwingen
Wie bereits kurz erwähnt, ist es bei Windows 11 schwieriger, die Netzwerkanforderung zu umgehen. Doch es gibt einen Trick:
* Wenn der Bildschirm erscheint, der eine Netzwerkverbindung verlangt und keine Optionen zum Überspringen anzeigt, drücken Sie `Shift + F10`, um die Kommandozeile zu öffnen.
* Geben Sie `oobebypassnro` ein und drücken Sie Enter. Das System wird neu starten, und wenn Sie wieder an der entsprechenden Stelle ankommen, sollte die Option „Ich habe kein Internet” verfügbar sein.
* Wählen Sie diese Option, erstellen Sie ein lokales Konto und schließen Sie die Installation ab. Sobald Sie auf dem Desktop sind, können Sie die LAN-Treiber per USB-Stick nachinstallieren.
### Prävention ist der beste Schutz: Tipps für zukünftige Builds
Um zukünftige Frustrationen zu vermeiden, sollten Sie diese bewährten Praktiken berücksichtigen:
* **Immer vorbereitet sein:** Machen Sie es sich zur Gewohnheit, die wichtigsten Treiber (Chipset, LAN, WiFi, GPU) für Ihr Mainboard *immer* herunterzuladen und auf einem USB-Stick bereitzuhalten, bevor Sie mit einer neuen Windows-Installation beginnen.
* **Aktuelle Windows-Installationsmedien:** Verwenden Sie immer die aktuellste Version des Windows Media Creation Tools, um Ihren Installations-USB-Stick zu erstellen. Diese Versionen enthalten oft neuere Treiber und Updates, die das Problem minimieren können.
* **Recherche im Vorfeld:** Lesen Sie vor dem Kauf eines Mainboards oder dem Start einer Installation Erfahrungsberichte und Foren. So können Sie bekannte Fallstricke wie das fehlende Realtek LAN-Treiberproblem des ASRock B650M Pro RS frühzeitig erkennen.
* **Treiber-USB-Stick für Notfälle:** Halten Sie immer einen kleinen USB-Stick mit den essentiellen Treibern für Ihre aktuelle Hardware bereit. Dies kann bei Neuinstallationen oder unerwarteten Problemen eine große Hilfe sein.
### Fazit: Ein tolles Mainboard mit einem kleinen Stolperstein
Das ASRock B650M Pro RS ist zweifellos ein leistungsfähiges und preiswertes Mainboard, das eine solide Basis für moderne AMD-Systeme bietet. Die Ausstattung ist gut, die Performance stimmt. Doch das Problem der fehlenden LAN-Treiber bei der Windows-Installation kann für viele Nutzer eine unnötige Hürde darstellen und die anfängliche Begeisterung schnell in Frustration umschlagen lassen.
Es ist ein klares Beispiel dafür, wie selbst kleine Details in der Hardware-Software-Interaktion große Auswirkungen auf die Benutzererfahrung haben können. ASRock könnte hier mit einer besseren Kommunikation oder einer integrierten Lösung die Situation für seine Kunden erheblich verbessern. Bis dahin liegt es an den Nutzern, sich vorzubereiten. Mit dem richtigen Wissen und den oben genannten Workarounds lässt sich dieser anfängliche Installations-Albtraum jedoch schnell überwinden, sodass Sie die volle Leistung Ihres neuen PCs mit dem ASRock B650M Pro RS genießen können. Denken Sie daran: Ein wenig Vorbereitung erspart Ihnen viel Ärger!