Ist der Assassin’s Creed Mirage VRAM Usage wirklich so ungewöhnlich hoch? Eine Analyse

Seit seiner Veröffentlichung hat Assassin’s Creed Mirage, der jüngste Ableger der beliebten Ubisoft-Reihe, die Gaming-Community in seinen Bann gezogen. Doch neben Lob für die Rückbesinnung auf die Wurzeln der Serie und die atmosphärische Welt Bagdads, gab es auch kritische Stimmen – insbesondere in Bezug auf die Systemanforderungen und den vermeintlich ungewöhnlich hohen VRAM-Verbrauch. Ist dieser „VRAM-Hunger” von Mirage ein Mythos oder eine belegbare Realität? Und was bedeutet das für Spieler mit unterschiedlicher Hardware? Dieser Artikel taucht tief in die Materie ein, analysiert die technischen Hintergründe und gibt Aufschluss darüber, ob und warum der Grafikspeicher in Mirage so stark beansprucht wird.

Was ist VRAM und warum ist es für moderne Spiele entscheidend?

Bevor wir uns den Spezifika von Mirage widmen, ist es wichtig zu verstehen, was VRAM (Video Random Access Memory) eigentlich ist und welche Rolle es in modernen PC-Spielen spielt. Vereinfacht ausgedrückt ist VRAM der Arbeitsspeicher Ihrer Grafikkarte. Er dient als Zwischenspeicher für alle visuellen Daten, die die GPU benötigt, um Bilder auf Ihrem Bildschirm darzustellen. Dazu gehören hochauflösende Texturen, komplexe Schattenkarten, Geometriedaten, Renderziele, Post-Processing-Effekte und vieles mehr.

Je höher die Auflösung, die Texturqualität, die Detailtiefe und die Anzahl der gleichzeitig dargestellten Objekte in einem Spiel sind, desto mehr VRAM wird benötigt. Ist nicht genügend VRAM vorhanden, muss die Grafikkarte auf den langsameren Systemspeicher (RAM) zugreifen, was zu spürbaren Leistungseinbrüchen, Rucklern (Stuttering), verzögertem Laden von Texturen (Pop-in) und einer insgesamt weniger flüssigen Spielerfahrung führt. Ein ausreichender VRAM-Puffer ist daher für eine stabile und hochauflösende Performance unerlässlich, insbesondere in grafikintensiven AAA-Spielen.

Die Kontroverse um Assassin’s Creed Mirage: Erste Berichte und Community-Reaktionen

Schon kurz nach der Veröffentlichung von Assassin’s Creed Mirage im Oktober 2023 machten Berichte die Runde, dass das Spiel erhebliche Mengen an VRAM beanspruche. Spieler, die ihre Systeme mit Monitoring-Tools wie MSI Afterburner überwachten, stellten fest, dass der belegte Grafikspeicher selbst bei moderaten Einstellungen und Auflösungen ungewöhnlich hohe Werte erreichte. Insbesondere Besitzer von Grafikkarten mit 8 GB VRAM oder weniger, die bislang mit den meisten modernen Titeln gut zurechtkamen, äußerten Bedenken und frustrierte Kommentare.

Die Community war gespalten: Einige sahen darin ein Zeichen für schlechte Optimierung seitens Ubisoft, andere argumentierten, dass dies lediglich der normale Trend in der Entwicklung von Gaming-Hardware und -Software sei. Vergleiche zu früheren Assassin’s Creed-Titeln wie Valhalla oder Odyssey, die ebenfalls nicht gerade als VRAM-sparsam galten, wurden gezogen. Die Frage stand im Raum: Ist Mirage wirklich ein VRAM-Fresser oder nur ein Vorbote dessen, was uns in Zukunft erwartet?

Technische Analyse des VRAM-Verbrauchs von Mirage

Um die Frage nach dem „ungewöhnlich hohen” VRAM-Verbrauch von Assassin’s Creed Mirage zu beantworten, müssen wir uns die technischen Details genauer ansehen. Das Spiel nutzt die bewährte AnvilNext 2.0-Engine von Ubisoft, die auch in früheren Titeln der Reihe zum Einsatz kam. Diese Engine ist bekannt für ihre Fähigkeit, riesige, detailreiche offene Welten darzustellen.

Einfluss der Grafikeinstellungen

Der wohl größte Faktor für den VRAM-Bedarf in Mirage ist die Texturqualität. Das Spiel bietet sehr hochauflösende Texturen, die selbst auf mittleren Einstellungen noch detailreich sind. Auf der „Ultra”-Einstellung werden diese Texturen besonders anspruchsvoll. Neben den Texturen tragen aber auch andere Einstellungen maßgeblich bei:

• Auflösung: Je höher die gewählte Auflösung (1080p, 1440p, 4K), desto mehr Pixel müssen berechnet und deren Texturdaten im VRAM vorgehalten werden. Der Sprung von 1080p auf 4K bedeutet eine Vervierfachung der Pixelanzahl.
• Schattenqualität: Hochauflösende und weit sichtbare Schatten benötigen ebenfalls viel Grafikspeicher.
• Umgebungsverdeckung (Ambient Occlusion): Detailliertere AO-Methoden erhöhen den VRAM-Bedarf.
• Detailgrad und Sichtweite: Eine höhere Dichte an Objekten und eine größere Sichtweite erfordern, dass mehr Assets gleichzeitig im VRAM geladen sind.

Gemessene VRAM-Werte und Benchmarks

Diverse Tech-Seiten und unabhängige Tester haben den VRAM-Verbrauch von Mirage unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigen ein klares Bild:

• 1080p (Full HD): Selbst hier kann Mirage auf höchsten Einstellungen bereits an der 8-GB-Marke kratzen oder diese leicht überschreiten. Mit moderateren Einstellungen ist es jedoch auch für 8-GB-Karten spielbar, wenn auch mit wenig Spielraum nach oben.
• 1440p (WQHD): Auf dieser Auflösung empfiehlt sich dringend eine Grafikkarte mit mindestens 10 GB, besser noch 12 GB VRAM für hohe bis ultrahohe Einstellungen. Der Verbrauch bewegt sich hier oft im Bereich von 9-11 GB.
• 4K (UHD): Für 4K-Auflösung mit hohen oder ultrahohen Einstellungen sind 12 GB VRAM die absolute Untergrenze, und selbst Karten mit 16 GB können hier an ihre Grenzen stoßen oder den Großteil ihres Speichers füllen. Hier werden oft 12-14 GB oder mehr gefordert.

Es ist wichtig zu beachten, dass die von Monitoring-Tools angezeigten Werte oft den reservierten oder allokierten VRAM darstellen, nicht unbedingt den tatsächlich zu jeder Sekunde genutzten VRAM. Moderne Engines neigen dazu, mehr VRAM zu reservieren, als absolut notwendig ist, um Latenzen zu minimieren und einen Puffer für schnelle Textur-Swaps zu haben. Dennoch sind die angezeigten Werte ein guter Indikator für den generellen Bedarf.

Vergleich mit anderen modernen AAA-Titeln

Um zu beurteilen, ob der VRAM-Verbrauch von Mirage wirklich „ungewöhnlich” ist, lohnt sich ein Blick auf andere aktuelle AAA-Spiele:

• Cyberpunk 2077 (mit Patches und RT Overdrive): Dieses Spiel ist ebenfalls ein VRAM-Fresser, besonders mit Raytracing. Es kann bei 4K und max. Einstellungen leicht über 12 GB beanspruchen.
• Starfield: Obwohl es teils auf älteren Engines basiert, kann Starfield auf 4K-Ultra ebenfalls 10-12 GB VRAM fordern.
• Alan Wake 2: Eines der grafisch anspruchsvollsten Spiele der letzten Zeit, das mit Pfad-Tracing bei 4K locker 16 GB und mehr benötigt.
• Resident Evil 4 Remake: Kann auf Ultra-Einstellungen, vor allem mit den optionalen HD-Texturpaketen, ebenfalls bis zu 12 GB VRAM benötigen.

Im Vergleich dazu platziert sich Assassin’s Creed Mirage im oberen Mittelfeld der VRAM-Anforderungen. Es ist kein absoluter Spitzenreiter wie Alan Wake 2, aber es ist definitiv anspruchsvoller als viele ältere Titel und auch so manches brandneues Spiel. Der Trend ist klar: Die Anforderungen steigen. Mirage ist eher ein Symptom dieses Trends als ein extremer Ausreißer.

Ist der VRAM-Verbrauch wirklich „ungewöhnlich hoch”?

Die Antwort ist nuanciert: Ja, für eine Grafikkarte mit 8 GB VRAM oder weniger, die bei 1080p oder 1440p auf hohen oder ultrahohen Einstellungen spielen möchte, ist der VRAM-Verbrauch von Mirage *ungewöhnlich hoch*. Diese Karten werden Schwierigkeiten haben, eine konstante und flüssige Bildrate ohne spürbare Ruckler zu liefern, es sei denn, die Texturqualität wird deutlich reduziert. Angesichts der Tatsache, dass 8-GB-Karten wie die RTX 3070, RTX 2060, RX 6600 XT oder RX 5700 XT immer noch weit verbreitet sind, trifft dieser hohe Bedarf einen Großteil der Spielerschaft hart.

Für Grafikkarten mit 12 GB oder mehr VRAM (z.B. RTX 3080, RTX 4070, RX 6800 XT), insbesondere bei 1440p oder 4K, ist der VRAM-Verbrauch zwar hoch, aber nicht unbedingt „ungewöhnlich” im Kontext der neuesten Spiele. Er zeigt vielmehr, dass die 8-GB-Marke für das Spielen auf hohen Einstellungen bei modernen AAA-Titeln immer mehr zur Engstelle wird.

Ein Teil des hohen Bedarfs könnte auch der Tatsache geschuldet sein, dass Mirage als Cross-Gen-Titel entwickelt wurde. Die neuen Konsolen (PS5, Xbox Series X/S) verfügen über einen einheitlichen Speicherpool von 16 GB GDDR6-RAM, der sowohl für System- als auch Grafikspeicher genutzt wird. Entwickler können daher für die Konsolenversionen davon ausgehen, dass große Mengen an Daten schnell verfügbar sind. Dies kann sich in den PC-Versionen widerspiegeln, wo die VRAM-Allokation dann entsprechend höher ausfällt, um eine ähnliche Erfahrung zu gewährleisten.

Was Spieler tun können: Tipps zur Optimierung

Wenn Sie Assassin’s Creed Mirage spielen möchten und Ihre Grafikkarte weniger als 12 GB VRAM besitzt, gibt es mehrere Optimierungsstrategien, um die Performance zu verbessern und Ruckler zu minimieren:

1. Reduzieren Sie die Texturqualität: Dies ist die mit Abstand effektivste Maßnahme. Senken Sie die Texturen von „Ultra” auf „Hoch” oder „Mittel”. Der visuelle Unterschied ist oft geringer als der Performance-Gewinn.
2. Nutzen Sie Upscaling-Technologien: Wenn Ihre Grafikkarte DLSS (NVIDIA), FSR (AMD) oder XeSS (Intel) unterstützt, aktivieren Sie diese. Sie rendern das Spiel intern in einer niedrigeren Auflösung und skalieren es dann hoch, was den VRAM-Bedarf erheblich senkt und gleichzeitig eine gute Bildqualität bewahrt.
3. Senken Sie die Auflösung: Spielen Sie auf 1080p statt 1440p oder 1440p statt 4K, wenn Sie Performance-Probleme haben.
4. Passen Sie weitere Einstellungen an: Reduzieren Sie die Schattenqualität, den Detailgrad der Wolken, die Umgebungsverdeckung oder das Anti-Aliasing. Probieren Sie verschiedene Kombinationen aus, um die beste Balance zu finden.
5. Grafikkartentreiber aktualisieren: Stellen Sie sicher, dass Ihre Grafiktreiber auf dem neuesten Stand sind. Hersteller optimieren ihre Treiber regelmäßig für neue Spiele.
6. Hintergrundprozesse schließen: Schließen Sie unnötige Anwendungen, die im Hintergrund laufen und wertvollen Systemspeicher (RAM) oder GPU-Ressourcen belegen könnten.

Zukünftige Aussichten und die Entwicklung der Hardware

Der hohe VRAM-Bedarf von Assassin’s Creed Mirage ist kein Einzelfall, sondern ein deutlicher Hinweis auf einen anhaltenden Trend in der Gaming-Branche. Spiele werden immer komplexer, die Welten detailreicher, die Texturen hochauflösender und die Effekte anspruchsvoller. Raytracing und Pfad-Tracing, obwohl in Mirage nicht im Vordergrund, sind weitere Technologien, die den Grafikspeicher extrem belasten.

Grafikkartenhersteller reagieren bereits darauf: Neuere Modelle, selbst im Mittelklassesegment, werden zunehmend mit 12 GB oder mehr VRAM ausgestattet. Die Debatte „8 GB VRAM sind nicht mehr genug” ist in vollem Gange und wird durch Titel wie Mirage weiter befeuert. Für Spieler, die langfristig in hohen Auflösungen und Einstellungen spielen möchten, wird eine Grafikkarte mit ausreichend VRAM (derzeit mindestens 12 GB für 1440p, idealerweise 16 GB+ für 4K) immer wichtiger.

Fazit

Assassin’s Creed Mirage beansprucht tatsächlich eine beachtliche Menge an VRAM, insbesondere bei höheren Auflösungen und maximalen Grafikeinstellungen. Für Grafikkarten mit 8 GB oder weniger ist der Verbrauch zweifellos hoch und kann zu spürbaren Leistungseinbußen führen, was für viele Spieler frustrierend ist. In diesem Kontext kann man den VRAM-Hunger von Mirage als „ungewöhnlich hoch” bezeichnen, da er viele gängige Mid-Range-Karten an ihre Grenzen bringt.

Allerdings ist das Spiel kein Ausreißer im negativen Sinne, sondern vielmehr ein Teil eines umfassenderen Trends, bei dem moderne AAA-Titel zunehmend mehr Grafikspeicher benötigen. Die immer detaillierteren Spielwelten und Texturen verlangen ihren Tribut. Es ist ein Vorbote dessen, was wir in den kommenden Jahren noch häufiger sehen werden. Spieler sollten daher lernen, ihre Systemanforderungen kritisch zu hinterfragen, die Grafikeinstellungen gezielt anzupassen und gegebenenfalls auf Upscaling-Technologien zurückzugreifen. Mit den richtigen Optimierungen ist Assassin’s Creed Mirage jedoch auch auf Hardware mit weniger VRAM gut spielbar, erfordert aber Kompromisse bei der visuellen Pracht.