Warum hat meine RX 580 im Leerlauf eine grundlose Auslastung von 100%?

Es ist ein Szenario, das jeden PC-Enthusiasten oder Gamer zur Verzweiflung treiben kann: Sie haben gerade Ihren Computer hochgefahren, vielleicht nur ein paar Browser-Tabs geöffnet, und werfen einen Blick in den Task-Manager – und da ist es: Ihre AMD Radeon RX 580 zeigt eine Auslastung von 100% an, obwohl sie im Grunde nichts tun sollte. Panik macht sich breit. Ist die Grafikkarte kaputt? Habe ich einen Virus? Oder übersehe ich etwas ganz Offensichtliches?

Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Dieses Phänomen ist, obwohl frustrierend, nicht unüblich und hat selten etwas mit einem Defekt Ihrer Hardware zu tun. Meistens steckt eine softwareseitige Ursache dahinter, die mit ein wenig Detektivarbeit schnell identifiziert und behoben werden kann. In diesem umfassenden Leitfaden werden wir die häufigsten Gründe für eine unerklärlich hohe GPU-Auslastung im Leerlauf Ihrer RX 580 detailliert beleuchten und Ihnen Schritt-für-Schritt-Lösungen an die Hand geben.

Was bedeutet „Leerlauf” eigentlich?

Bevor wir uns in die Fehlersuche stürzen, sollten wir kurz klären, was wir unter „Leerlauf” verstehen. Im Idealfall sollte Ihre RX 580 im Leerlauf nur minimale Ressourcen verbrauchen. Das bedeutet, dass sie sich in einem niedrigen Taktmodus befindet, wenig Strom zieht und die Lüfter kaum oder gar nicht drehen. Eine geringe Auslastung (z.B. 0-5%) ist normal, da das Betriebssystem und einige Hintergrundprozesse immer ein wenig Grafikleistung benötigen. Eine konstante 100%ige Auslastung ist jedoch definitiv ein Warnsignal, das auf ein Problem hindeutet.

Die häufigsten Übeltäter hinter der hohen Leerlauf-Auslastung Ihrer RX 580

Die Gründe für eine so hohe GPU-Auslastung können vielfältig sein, reichen von versteckter Malware bis hin zu banalen Treiberproblemen. Gehen wir die wahrscheinlichsten Szenarien durch:

1. Unerwünschte Gäste: Malware und Cryptojacking

Dies ist oft der erste und beängstigendste Gedanke, und leider ist er nicht unbegründet. Sogenannte „Cryptomining-Malware” oder „Cryptojacker” nutzen unbemerkt die Rechenleistung Ihrer Grafikkarte, um Kryptowährungen zu schürfen. Sie verstecken sich geschickt im Hintergrund, tarnen sich als legitime Prozesse oder injizieren sich in bestehende Anwendungen.

• Wie erkennen Sie es?
  • Überprüfen Sie den Task-Manager (Prozesse und Details): Achten Sie auf unbekannte oder verdächtig benannte Prozesse, die hohe GPU-Auslastung zeigen, aber nicht zu einem aktiven Programm gehören. Manchmal können sie sich als Systemprozesse tarnen (z.B. „svchost.exe” mit ungewöhnlich hoher GPU-Aktivität).
  • Netzwerkaktivität: Mining-Malware benötigt eine Internetverbindung, um die geschürften Coins zu übermitteln. Überwachen Sie ungewöhnlich hohe Netzwerkauslastung, wenn Sie nichts aktiv herunterladen oder streamen.
  • Hitzeprobleme: Eine ständig auf 100% laufende GPU erzeugt viel Wärme, selbst im Leerlauf. Überprüfen Sie die Temperaturen Ihrer RX 580 mit Tools wie HWMonitor oder AMD Adrenalin.
• Lösung:
  • Führen Sie einen gründlichen Scan mit einem aktuellen Antivirenprogramm (z.B. Windows Defender, Malwarebytes, ESET, Bitdefender) durch. Wählen Sie die Option für einen Tiefen- oder Vollscan.
  • Verwenden Sie spezielle Anti-Malware-Tools, die auf Cryptojacker spezialisiert sind.
  • Wenn Sie einen verdächtigen Prozess im Task-Manager finden, versuchen Sie, dessen Speicherort zu ermitteln (Rechtsklick auf den Prozess -> Dateipfad öffnen) und löschen Sie die zugehörigen Dateien nach dem Scan und der Bereinigung. Im Zweifelsfall den Computer im abgesicherten Modus starten und von dort aus scannen und löschen.
  • Ändern Sie alle Passwörter, insbesondere wenn Sie vermuten, dass das System kompromittiert wurde.

2. Treiberprobleme: Veraltet, beschädigt oder inkompatibel

Grafikkartentreiber sind die Kommunikationsschnittstelle zwischen Ihrer Hardware und dem Betriebssystem. Probleme hier sind eine der häufigsten Ursachen für unerklärliche GPU-Auslastung.

• Veraltete Treiber: Ältere Treiber können Kompatibilitätsprobleme mit neuen Windows-Updates oder Anwendungen haben, was zu ineffizienter Ressourcennutzung führt.
• Beschädigte Treiber: Eine fehlerhafte Installation, ein Stromausfall während eines Updates oder Systemfehler können Treiberdateien beschädigen.
• Falsche Treiber: Selten, aber möglich, dass der falsche Treiber für Ihre RX 580 installiert wurde.
• Lösung:
  • Treiber aktualisieren: Besuchen Sie die offizielle AMD-Website und laden Sie den neuesten Treiber für Ihre RX 580 und Ihr Betriebssystem herunter.
  • Saubere Treiber-Deinstallation und Neuinstallation: Dies ist oft der Königsweg bei Treiberproblemen.
    1. Laden Sie das Tool Display Driver Uninstaller (DDU) herunter.
    2. Starten Sie Ihren PC im abgesicherten Modus (ohne Netzwerk).
    3. Führen Sie DDU aus und wählen Sie „AMD” sowie „Bereinigen und Neu starten”.
    4. Nach dem Neustart (im normalen Modus) installieren Sie den zuvor heruntergeladenen, aktuellen AMD Adrenalin Treiber.

    Diese Methode entfernt alle Überreste alter Treiber, die Konflikte verursachen könnten.

3. Hintergrundprozesse und Anwendungen

Manchmal sind es die scheinbar harmlosen Programme, die im Hintergrund laufen und heimlich an Ihrer RX 580 zehren.

• Browser und Hardwarebeschleunigung: Moderne Browser wie Chrome oder Edge nutzen standardmäßig die Hardwarebeschleunigung der GPU, um Websites schneller darzustellen. Viele offene Tabs, besonders solche mit Animationen, Videos oder komplexen Webanwendungen, können zu einer erhöhten GPU-Auslastung führen.
  • Lösung: Schließen Sie unnötige Browser-Tabs. Deaktivieren Sie testweise die Hardwarebeschleunigung in den Browser-Einstellungen (z.B. unter „System” in Chrome/Edge), um zu sehen, ob dies die Auslastung senkt.
• Overlay-Anwendungen: Discord-Overlay, Steam-Overlay, GeForce Experience (obwohl AMD hier AMD Adrenalin hätte) oder andere In-Game-Overlays können auch im Leerlauf Ressourcen beanspruchen.
  • Lösung: Deaktivieren Sie nicht benötigte Overlays in den jeweiligen Anwendungseinstellungen.
• Windows-Dienste und -Anwendungen: Windows Defender-Scans, Hintergrund-Updates, Live-Kacheln, Cortana oder sogar die „Fotos”-App, die im Hintergrund Bilder indiziert, können die GPU beanspruchen.
  • Lösung: Überprüfen Sie den Task-Manager auf solche Prozesse. Sie können die Priorität senken oder die Apps bei Bedarf schließen. Planen Sie Scans außerhalb Ihrer Hauptnutzungszeiten.
• Monitoring-Tools: Ironischerweise können auch die Programme, die Sie zur Überwachung der GPU-Auslastung verwenden (MSI Afterburner, HWiNFO, AMD Adrenalin Performance Monitor), selbst eine geringe Auslastung verursachen.
  • Lösung: Schließen Sie alle Monitoring-Tools und überprüfen Sie die Auslastung dann erneut (z.B. nur über den Task-Manager).

4. Anzeigeeinstellungen und Multi-Monitor-Setups

Bestimmte Display-Konfigurationen können die Leerlauf-Auslastung beeinflussen.

• Hohe Bildwiederholraten: Monitore mit 120 Hz oder 144 Hz benötigen mehr GPU-Leistung, selbst im Leerlauf, als ein 60 Hz Monitor, um das Bild aufrechtzuerhalten. Dies führt zwar selten zu 100%, kann aber die Basisauslastung erhöhen.
• Multi-Monitor-Setups: Das Betreiben mehrerer Monitore, insbesondere mit unterschiedlichen Auflösungen oder Bildwiederholraten, kann dazu führen, dass die Grafikkarte nicht in ihren niedrigsten Energiesparmodus wechseln kann. Sie muss mehr arbeiten, um alle Ausgänge zu bedienen.
  • Lösung: Testen Sie, ob das Problem verschwindet, wenn Sie nur einen Monitor angeschlossen haben. Überprüfen Sie, ob alle Monitore die gleiche Bildwiederholrate verwenden, wenn möglich.
• Freesync/Adaptive Sync: Manchmal können Probleme mit Freesync-Monitoren und bestimmten Treibern zu erhöhter GPU-Auslastung im Leerlauf führen.
  • Lösung: Deaktivieren Sie Freesync testweise in den AMD Adrenalin-Einstellungen und im OSD Ihres Monitors.

5. Windows-Installations- oder Systemdateifehler

Ein beschädigtes Windows-System oder korrupte Systemdateien können zu vielfältigen Problemen führen, einschließlich ineffizienter Hardware-Nutzung.

• Lösung:
  • Systemdateiprüfung (SFC): Öffnen Sie die Eingabeaufforderung als Administrator und geben Sie sfc /scannow ein. Dies überprüft und repariert beschädigte Windows-Systemdateien.
  • DISM-Befehle: Wenn SFC Probleme findet, die es nicht beheben kann, verwenden Sie DISM (Deployment Image Servicing and Management). Geben Sie in der Eingabeaufforderung (Admin) nacheinander ein:
    • DISM /Online /Cleanup-Image /CheckHealth
    • DISM /Online /Cleanup-Image /ScanHealth
    • DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth
  • Windows-Neuinstallation: Als letzte Instanz kann eine saubere Neuinstallation von Windows alle softwareseitigen Probleme, einschließlich potenzieller Malware, beheben. Sichern Sie vorher alle wichtigen Daten!

6. BIOS/UEFI-Einstellungen

Manchmal können auch falsche oder suboptimal eingestellte BIOS/UEFI-Optionen eine Rolle spielen.

• PCIe-Gen-Einstellungen: Überprüfen Sie im BIOS, ob der PCIe-Steckplatz, in dem Ihre RX 580 steckt, auf die korrekte Generation (z.B. Gen3 oder Auto) eingestellt ist. Falsche Einstellungen können zu Inkompatibilitäten oder Leistungsproblemen führen.
• Integrierte Grafik: Wenn Ihr Prozessor über eine integrierte Grafikeinheit (iGPU) verfügt, stellen Sie sicher, dass im BIOS eingestellt ist, dass primär die diskrete Grafikkarte (PCIe/PEG) verwendet wird. Konflikte hier sind selten die Ursache für 100% Auslastung der dedizierten Karte, aber es ist eine Fehlerquelle, die man ausschließen sollte.

7. Hardware-Probleme (weniger wahrscheinlich für *Idle* 100%)

Obwohl 100% GPU-Auslastung im Leerlauf fast immer auf Software zurückzuführen ist, gibt es extrem seltene Fälle, in denen ein Hardwaredefekt beteiligt sein könnte.

• Defekte Stromversorgung (PSU): Eine instabile Stromversorgung könnte zu Fehlfunktionen der Grafikkarte führen. Dies äußert sich aber meistens durch Systemabstürze oder Artefakte, nicht unbedingt durch 100% Idle-Auslastung.
• Defekte Grafikkarte: Ein physischer Defekt an der Karte selbst ist extrem unwahrscheinlich als Ursache für dieses spezifische Problem. Meistens würde die Karte gar nicht erst booten, Artefakte anzeigen oder abstürzen.
• PCIe-Steckplatz: Ein defekter PCIe-Steckplatz auf dem Motherboard kann ebenfalls Probleme verursachen, würde aber ebenfalls eher zu Instabilität oder Nicht-Erkennung der Karte führen.

Schritt-für-Schritt-Fehlersuche – So gehen Sie vor:

1. Task-Manager prüfen: Öffnen Sie den Task-Manager (Strg+Umschalt+Esc) und schauen Sie unter dem Reiter „Prozesse”, welcher Prozess die GPU belastet. Sortieren Sie nach GPU-Auslastung. Dies ist der wichtigste erste Schritt. Machen Sie Screenshots, wenn Sie etwas Verdächtiges sehen.
2. Internet trennen: Trennen Sie Ihren PC vom Internet (LAN-Kabel ziehen oder WLAN deaktivieren). Sinkt die GPU-Auslastung schlagartig? Dies ist ein starkes Indiz für Malware/Cryptojacking.
3. Vollständigen Virenscan durchführen: Mit Ihrem bevorzugten und aktuellen Antivirenprogramm.
4. Treiber sauber neu installieren: Verwenden Sie DDU und installieren Sie den neuesten AMD Adrenalin Treiber.
5. Hintergrund-Apps schließen: Beenden Sie alle nicht benötigten Anwendungen und Hintergrundprozesse, insbesondere Browser und Overlays. Überprüfen Sie, ob die Auslastung sinkt.
6. Monitorkonfiguration testen: Wenn Sie mehrere Monitore haben, trennen Sie alle bis auf einen. Testen Sie verschiedene Bildwiederholraten.
7. Systemdateien prüfen: Führen Sie sfc /scannow und die DISM-Befehle aus.
8. BIOS/UEFI-Einstellungen überprüfen: Stellen Sie sicher, dass PCIe-Einstellungen korrekt sind und keine Konflikte mit integrierter Grafik bestehen.

Fazit

Eine 100%ige GPU-Auslastung im Leerlauf Ihrer RX 580 ist ärgerlich, aber in den meisten Fällen behebbar. Bleiben Sie ruhig und arbeiten Sie die Schritte systematisch durch. In den allermeisten Fällen ist die Ursache ein Softwareproblem – sei es ein hartnäckiger Miner, ein fehlerhafter Treiber oder ein ungewöhnlicher Hintergrundprozess. Mit Geduld und der richtigen Herangehensweise werden Sie Ihre RX 580 bald wieder in den wohlverdienten Ruhestand schicken können, wo sie effizient und leise auf ihren nächsten Einsatz wartet.

Wenn Sie alle Schritte durchgegangen sind und das Problem weiterhin besteht, könnte ein Hardwaredefekt zwar nicht ausgeschlossen werden, ist aber die unwahrscheinlichste Option. In diesem Fall wäre es ratsam, einen Fachmann zu Rate zu ziehen oder die Grafikkarte in einem anderen System zu testen, um einen Defekt zweifelsfrei zu identifizieren.