Werbefreiheit im ganzen Haus: Ist ein Pi-hole 2021 immer noch die beste Lösung?

Kennen Sie das Gefühl? Sie möchten entspannt im Internet surfen, ein Video ansehen oder einen Artikel lesen, und plötzlich wird Ihr Bildschirm von aufdringlicher Werbung überflutet. Pop-ups, Auto-Play-Videos, Banner, die den Inhalt verdecken – die Liste der Ärgernisse ist lang. Für viele ist die Vorstellung von einem werbefreien Interneterlebnis im ganzen Haus ein Traum. Ein Gerät, das alle Ihre Geräte – vom Smartphone über den Smart-TV bis zum Laptop – vor unerwünschten Anzeigen schützt, klingt verlockend. Seit einigen Jahren hat sich eine spezielle Lösung als Favorit in der Tech-Community etabliert: der Pi-hole. Doch wie steht es um den Pi-hole im Jahr 2021? Ist er immer noch die ultimative Lösung, um Werbefreiheit im ganzen Haus zu gewährleisten?

Was ist ein Pi-hole und wie funktioniert er?

Bevor wir uns der Aktualität des Pi-hole widmen, lassen Sie uns kurz klären, was genau dieses System ist und wie es funktioniert. Im Kern ist ein Pi-hole ein DNS-Server mit einer schwarzen Liste. DNS steht für Domain Name System und ist quasi das Telefonbuch des Internets. Wenn Sie eine Webseite wie „google.de” in Ihren Browser eingeben, übersetzt der DNS-Server diese menschenfreundliche Adresse in eine IP-Adresse (z.B. 172.217.16.142), damit Ihr Computer die richtige Ressource im Internet finden kann.

Ein Pi-hole wird als zentraler DNS-Server in Ihrem Heimnetzwerk eingerichtet. Anstatt dass Ihre Geräte direkt einen öffentlichen DNS-Server (wie den Ihres Internetanbieters oder Google DNS) anfragen, leiten sie alle DNS-Anfragen an den Pi-hole weiter. Der Pi-hole prüft dann, ob die angefragte Domain auf einer seiner internen oder von Ihnen hinzugefügten Blocklisten steht. Findet er die Domain (z.B. ein bekannter Werbeserver), antwortet er nicht mit der tatsächlichen IP-Adresse des Werbeservers, sondern mit einer ungültigen oder der IP-Adresse des Pi-hole selbst. Dies führt dazu, dass die Anfrage ins Leere läuft und die Werbung nicht geladen wird.

Der Charme des Pi-hole liegt in seiner Einfachheit und Effektivität. Da die Blockierung auf DNS-Ebene erfolgt, ist sie geräteunabhängig. Es spielt keine Rolle, ob es sich um ein Windows-Notebook, ein Android-Smartphone, einen Apple TV oder einen Smart-TV handelt – solange das Gerät Ihren Pi-hole als DNS-Server nutzt, profitiert es von der Werbe- und Tracker-Blockierung. Üblicherweise läuft ein Pi-hole auf einem günstigen Einplatinencomputer wie einem Raspberry Pi, kann aber auch in einer virtuellen Maschine, auf einem älteren PC oder in einem Docker-Container betrieben werden.

Die unbestreitbaren Vorteile des Pi-hole (auch 2021 noch relevant)

Die Beliebtheit des Pi-hole kommt nicht von ungefähr. Er bietet eine Reihe von Vorteilen, die ihn auch 2021 zu einer äußerst attraktiven Lösung machen:

1. Netzwerkweite Werbeblockierung: Dies ist der größte Vorteil. Im Gegensatz zu Browser-Erweiterungen, die nur auf dem jeweiligen Browser funktionieren, schützt der Pi-hole alle Geräte in Ihrem Netzwerk. Smart-TVs, IoT-Geräte, Spielekonsolen und Mobilgeräte profitieren gleichermaßen. Das bedeutet echte Werbefreiheit im ganzen Haus.
2. Verbesserte Leistung und Geschwindigkeit: Da Werbeinhalte und Tracking-Skripte gar nicht erst geladen werden, surfen Sie nicht nur werbefreier, sondern auch spürbar schneller. Weniger Daten müssen heruntergeladen werden, was besonders bei langsameren Internetverbindungen oder Volumenbegrenzungen (z.B. auf dem Smartphone über Tethering) einen Unterschied macht.
3. Erhöhter Datenschutz: Viele Anzeigen sind nicht nur lästig, sondern verfolgen auch Ihr Online-Verhalten. Der Pi-hole blockiert nicht nur Werbedomains, sondern auch unzählige Tracker-Domains. Dies trägt erheblich zum Datenschutz bei, indem er die Datensammlung durch Dritte reduziert.
4. Anpassbarkeit und Kontrolle: Der Pi-hole bietet ein benutzerfreundliches Web-Interface, über das Sie genau sehen können, welche Domains blockiert wurden. Sie können Websites auf eine Whitelist setzen (falls eine Seite durch die Blockierung nicht richtig funktioniert) oder eigene Domains auf eine Blacklist setzen. Es ist auch möglich, zusätzliche Blocklisten hinzuzufügen, die von der Community gepflegt werden, um den Schutz noch weiter zu erhöhen.
5. Open Source und Community-Unterstützung: Als Open-Source-Projekt profitiert der Pi-hole von einer aktiven und engagierten Community. Das sorgt für ständige Weiterentwicklung, schnelle Fehlerbehebung und eine Fülle von Dokumentationen und Anleitungen.
6. Umfassendes Dashboard: Das Web-Interface ist nicht nur zur Konfiguration da, sondern bietet auch detaillierte Statistiken über blockierte Anfragen, Top-Blockierungen und die Gesamtaktivität im Netzwerk. Dies gibt Ihnen einen tiefen Einblick in das, was in Ihrem Netzwerk passiert.
7. Kosteneffizienz: Ein Raspberry Pi der kleineren Modelle kostet oft weniger als 50 Euro. Die Software selbst ist kostenlos. Im Vergleich zu kostenpflichtigen VPN-Diensten mit Ad-Blocker-Funktion oder anderen Hardware-Lösungen ist der Pi-hole eine sehr günstige Anschaffung mit minimalen Betriebskosten.
8. Flexibilität bei der Hardware: Ob auf einem Raspberry Pi, einem alten Laptop, einem Mini-PC oder als Docker-Container auf einem NAS – der Pi-hole lässt sich auf einer Vielzahl von Systemen installieren, die 24/7 laufen.

Wo der Pi-hole an seine Grenzen stößt – Herausforderungen in 2021

Trotz seiner beeindruckenden Fähigkeiten ist der Pi-hole keine Wunderwaffe, die jede Art von Werbung blockiert. Die Werbeindustrie entwickelt sich ständig weiter, und damit auch die Methoden, Anzeigen auszuliefern. Hier sind die größten Herausforderungen für den Pi-hole im Jahr 2021:

1. Blockierung von HTTPS- und Same-Domain-Werbung: Dies ist die größte Einschränkung. Der Pi-hole kann nur Domains blockieren, die er als Werbedomain identifiziert. Wenn eine Werbung jedoch von derselben Domain ausgeliefert wird wie der eigentliche Inhalt (z.B. YouTube-Videos), kann der Pi-hole diese nicht blockieren, ohne gleichzeitig den gesamten Dienst zu blockieren. YouTube-Werbung ist hier das Paradebeispiel. Auch viele Anzeigen auf Social-Media-Plattformen werden von der Hauptdomain des Dienstes geliefert und sind daher für den Pi-hole unsichtbar. Für solche Fälle sind weiterhin Browser-Erweiterungen wie uBlock Origin oder AdGuard erforderlich.
2. Initialer Setup erfordert technisches Verständnis: Obwohl die Installation des Pi-hole durch detaillierte Anleitungen vereinfacht wurde, erfordert sie dennoch ein gewisses Grundverständnis von Netzwerktechnik, Linux-Befehlen und der Konfiguration von Routern. Für absolute Neulinge kann dies eine Hürde darstellen.
3. Potenzielle Seitenfunktionalitätsprobleme: Gelegentlich kann eine zu aggressive Blockliste dazu führen, dass legitime Inhalte oder Funktionen einer Webseite nicht korrekt geladen werden. Dies erfordert dann manuelle Anpassungen (Whitelisting), was manchmal frustrierend sein kann. Der „Wife Acceptance Factor” (WAF) kann hier leiden, wenn andere Familienmitglieder plötzlich Webseiten nicht mehr nutzen können.
4. Kein Schutz außerhalb des Heimnetzwerks: Der Pi-hole schützt Ihre Geräte nur, solange sie sich in Ihrem Heimnetzwerk befinden und den Pi-hole als DNS-Server nutzen. Unterwegs auf mobilen Daten oder in fremden WLANs ist der Schutz hinfällig, es sei denn, Sie richten zusätzlich einen VPN-Server ein, der Sie mit Ihrem Heimnetzwerk verbindet.
5. Interaktion mit DoH/DoT und VPNs: Immer mehr Browser und Betriebssysteme bieten natives DNS over HTTPS (DoH) oder DNS over TLS (DoT) an. Diese verschlüsseln DNS-Anfragen und leiten sie oft an einen externen Anbieter wie Cloudflare oder Google weiter, um die Privatsphäre zu erhöhen. Wenn Ihre Geräte DoH/DoT direkt nutzen, umgehen sie den Pi-hole vollständig. Um den Pi-hole weiterhin effektiv nutzen zu können, müssen Sie DoH/DoT im Router oder auf den Endgeräten deaktivieren oder den Pi-hole selbst als DoH/DoT-Server konfigurieren (was zusätzliche Schritte erfordert). Auch die Nutzung von VPN-Diensten kann den Pi-hole umgehen, wenn der VPN-Anbieter eigene DNS-Server verwendet.
6. Regelmäßige Wartung: Um effektiv zu bleiben, müssen die Blocklisten des Pi-hole regelmäßig aktualisiert werden. Auch das Betriebssystem des Raspberry Pi sollte auf dem neuesten Stand gehalten werden. Dies ist zwar meist automatisiert, erfordert aber gelegentlich manuelle Eingriffe.

Alternativen und Ergänzungen zum Pi-hole im modernen Web

Angesichts der Grenzen des Pi-hole, insbesondere bei der modernen Werbung, ist es wichtig, auch andere Lösungen und Ergänzungen zu betrachten:

1. Browser-Erweiterungen (z.B. uBlock Origin, AdGuard): Diese sind und bleiben unverzichtbar für die clientseitige Blockierung. Sie können Werbeelemente anhand von CSS-Selektoren ausblenden, Pop-ups unterdrücken und vor allem Werbung blockieren, die von der gleichen Domain wie der Inhalt stammt (z.B. YouTube). Eine Kombination aus Pi-hole und einer guten Browser-Erweiterung bietet den besten Schutz.
2. DNS-Filter in der Cloud (z.B. NextDNS, AdGuard DNS): Diese Dienste bieten ähnliche Funktionen wie der Pi-hole, laufen aber in der Cloud und sind einfacher einzurichten. Sie ersetzen lediglich den DNS-Server in Ihrem Router oder auf Ihren Geräten. Viele bieten auch mobile Apps oder VPN-Profile an, um den Schutz auch unterwegs zu gewährleisten. Allerdings sind viele erweiterte Funktionen (z.B. benutzerdefinierte Blocklisten in großem Umfang, detaillierte Statistiken) oft kostenpflichtig.
3. Router-basierte Ad-Blocker: Einige Router, insbesondere solche mit Open-Source-Firmware wie OpenWrt oder DD-WRT, bieten integrierte Ad-Blocking-Funktionen. Diese sind oft weniger flexibel und leistungsstark als ein Pi-hole, können aber eine einfachere Einstiegslösung sein, wenn man keine zusätzliche Hardware betreiben möchte.
4. VPN-Dienste mit integriertem Ad-Blocking: Viele Premium-VPN-Anbieter bieten mittlerweile eine integrierte Ad-Blocking-Funktion. Dies schützt Ihre Geräte auch unterwegs, ist aber in der Regel ein kostenpflichtiger Dienst und die Blockierungslisten sind meist weniger anpassbar als beim Pi-hole.
5. Spezielle Firewalls (z.B. pfSense, OPNsense): Für fortgeschrittene Benutzer können Firewall-Distributionen, die auf einem dedizierten Gerät laufen, ebenfalls Ad-Blocking-Regeln oder die Integration mit DNS-Filtern ermöglichen. Dies bietet maximale Kontrolle, ist aber auch mit dem höchsten Konfigurationsaufwand verbunden.

Pi-hole 2021: Immer noch die beste Lösung? Ein Fazit

Die Frage, ob der Pi-hole im Jahr 2021 immer noch die beste Lösung für Werbefreiheit im ganzen Haus ist, lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Er ist definitiv eine hervorragende und grundlegende Lösung, aber nicht immer die einzige oder die ultimative.

Der Pi-hole glänzt weiterhin als **DNS-basierter Ad-Blocker**, der Netzwerk-weite Werbe- und Tracker-Blockierung für alle Geräte bietet, selbst für solche, auf denen keine Browser-Erweiterungen installiert werden können (Smart-TVs, IoT). Seine Vorteile in Bezug auf Geschwindigkeit, Datenschutz und die detaillierte Kontrolle sind auch heute noch unschlagbar für seinen Preis und den gebotenen Nutzen. Er schafft eine saubere und performante Grundlage für Ihr gesamtes Heimnetzwerk.

Wo der Pi-hole an seine Grenzen stößt, sind die modernen, inhalteingebetteten Werbeformate, die beispielsweise auf YouTube oder in sozialen Medien dominieren. Hier kann er naturgemäß nicht alleine bestehen. Die zunehmende Verbreitung von DoH/DoT stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, die aber durch entsprechende Konfigurationen auf dem Pi-hole oder im Router gemeistert werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Pi-hole ist 2021 immer noch die beste Basislösung für eine ganzheitliche Werbe- und Tracker-Blockierung auf Netzwerkebene. Er ist der unbestrittene Champion, wenn es darum geht, den Datenverkehr zu reduzieren, die Privatsphäre zu erhöhen und ein reibungsloseres Surferlebnis auf wirklich allen Geräten zu schaffen. Um jedoch eine nahezu vollständige Werbefreiheit zu erreichen, insbesondere bei den hartnäckigsten Werbeformaten, ist der Pi-hole am effektivsten, wenn er als eine Schicht in einem mehrschichtigen Schutzsystem eingesetzt wird. Er funktioniert am besten in Kombination mit leistungsstarken Browser-Erweiterungen wie uBlock Origin.

Abschließende Gedanken

Wenn Sie bereit sind, ein wenig Zeit in die Einrichtung zu investieren, wird der Pi-hole Ihr Interneterlebnis zu Hause revolutionieren. Er ist mehr als nur ein Ad-Blocker; er ist ein mächtiges Werkzeug zur Kontrolle Ihres Netzwerks und zum Schutz Ihrer Privatsphäre. Die Investition in einen Raspberry Pi und die Stunden, die Sie in die Konfiguration stecken, werden sich schnell bezahlt machen durch ein schnelleres, saubereres und vor allem werbefreieres Surfen – und das im ganzen Haus. Wer also eine umfassende und anpassbare Lösung sucht, für den ist der Pi-hole auch 2021 definitiv immer noch eine der besten, wenn nicht sogar die beste Lösung, um ein werbefreies Heimnetzwerk zu schaffen.