Es gibt kaum etwas Frustrierenderes, als wenn Ihr Computer den Dienst verweigert und Sie mit einem rätselhaften Bluescreen oder einer Fehlermeldung im Stich lässt. Besonders wenn Sie einen leistungsstarken Prozessor wie den Ryzen 5 3600 verwenden, der für seine Zuverlässigkeit bekannt ist, können Startprobleme wie die Fehlercodes 0xc000021a oder 0xc0000145 schweißtreibend sein. Diese Fehler signalisieren in der Regel, dass ein kritischer Windows-Prozess abgestürzt ist und das System nicht mehr ordnungsgemäß starten kann. Aber keine Sorge, Sie sind nicht allein, und in den meisten Fällen lässt sich das Problem mit systematischer Fehlersuche lösen.
Dieser umfassende Guide wurde entwickelt, um Ihnen Schritt für Schritt dabei zu helfen, die Ursache dieser lästigen Bootfehler zu identifizieren und zu beheben. Wir decken alles ab, von grundlegenden Hardware-Checks bis hin zu fortgeschrittenen Reparaturen in der Windows-Wiederherstellungsumgebung.
### Die Ryzen-Verbindung: Warum gerade der 3600?
Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig zu verstehen, dass die Fehler 0xc000021a und 0xc0000145 allgemeine Windows-Fehler sind und nicht spezifisch für eine bestimmte CPU. Wenn diese jedoch in Verbindung mit einem Ryzen 3600 auftreten, können bestimmte Aspekte der AMD-Plattform eine Rolle spielen:
* **BIOS/UEFI-Kompatibilität:** Der Ryzen 3000er-Serie, zu der der 3600 gehört, erforderte bei vielen Mainboards ein BIOS-Update, um überhaupt zu funktionieren. Veraltete BIOS-Versionen können zu Instabilität und Bootproblemen führen.
* **RAM-Stabilität:** AMD Ryzen-Prozessoren sind bekannt dafür, empfindlich auf die RAM-Timings und -Frequenzen zu reagieren. Instabile oder inkompatible RAM-Module können die Ursache für kritische Systemabstürze sein.
* **Chipsatz-Treiber:** Obwohl diese eher nach dem erfolgreichen Start ins Spiel kommen, können veraltete oder fehlerhafte Chipsatz-Treiber, die tief in das System integriert sind, manchmal auch den Bootvorgang beeinflussen.
### Die Fehlermeldungen verstehen: 0xc000021a und 0xc0000145
Diese beiden Fehlercodes sind sich in ihrer Bedeutung ähnlich, zeigen aber leicht unterschiedliche Ursachen an:
* **0xc000021a (STATUS_SYSTEM_PROCESS_TERMINATED):** Dieser Fehler tritt auf, wenn ein kritischer User-Mode-Prozess (wie `csrss.exe` oder `winlogon.exe`) unerwartet beendet wird. Das System schaltet sich dann zum Schutz ab. Dies kann durch beschädigte Systemdateien, fehlerhafte Treiber, Probleme mit der Registrierung oder sogar durch Hardwarefehler (insbesondere RAM oder Festplatte) verursacht werden.
* **0xc0000145 (STATUS_CRITICAL_PROCESS_DIED):** Dieser Fehler ist ebenfalls ein Indikator dafür, dass ein kritischer Systemprozess abgestürzt ist. Er weist oft auf schwerwiegende Beschädigungen von Systemdateien, Treiberkonflikte oder Hardwarefehler hin. Manchmal kann er auch auf Malware oder Dateisystemkorruption zurückzuführen sein.
Beide Fehler erfordern eine systematische Fehlersuche, die sowohl Hardware- als auch Software-Komponenten berücksichtigt.
### Schritt-für-Schritt-Fehlerbehebung: Ihr Weg zur Rettung
Wir beginnen mit den einfachsten und häufigsten Lösungen und arbeiten uns zu komplexeren Schritten vor. Haben Sie Geduld und gehen Sie die Schritte sorgfältig durch.
#### Phase 1: Grundlegende Hardware-Checks und BIOS/UEFI-Einstellungen
Viele Bootprobleme haben ihre Wurzeln in der Hardware oder deren Konfiguration.
1. **BIOS/UEFI-Update (Kritisch für Ryzen 3000):**
* **Warum?** Wenn Ihr Mainboard älter ist und ursprünglich für frühere Ryzen-Generationen entwickelt wurde, ist ein aktuelles BIOS unerlässlich, um den Ryzen 3600 stabil zu betreiben. Inkompatible oder veraltete BIOS-Versionen sind eine Hauptursache für Instabilität.
* **Wie?** Besuchen Sie die Website des Mainboard-Herstellers (z.B. ASUS, MSI, Gigabyte, ASRock) und suchen Sie nach Ihrem genauen Mainboard-Modell. Laden Sie die neueste stabile BIOS-Version herunter. Die meisten modernen Mainboards bieten eine „Q-Flash”, „Flashback” oder ähnliche Funktion, die es ermöglicht, das BIOS ohne installierte CPU zu aktualisieren, indem man einfach einen USB-Stick mit der BIOS-Datei verwendet. Wenn Ihr System noch sporadisch startet, können Sie das Update auch über das BIOS-Menü selbst oder über ein Windows-Tool durchführen. **Vorsicht:** Ein fehlgeschlagenes BIOS-Update kann das Mainboard unbrauchbar machen. Folgen Sie den Anweisungen des Herstellers genau.
2. **CMOS-Reset:**
* **Warum?** Das Zurücksetzen der BIOS-Einstellungen auf die Standardwerte kann Konfigurationsprobleme lösen, die möglicherweise nach einer Übertaktung oder fehlerhaften Einstellungen aufgetreten sind.
* **Wie?** Schalten Sie den PC komplett aus und ziehen Sie das Netzkabel. Entfernen Sie die kleine Knopfzellenbatterie auf dem Mainboard für etwa 1-5 Minuten. Alternativ können Sie die „CMOS Clear”-Jumper auf dem Mainboard kurzschließen (Anleitung im Mainboard-Handbuch).
3. **RAM-Überprüfung (Arbeitsspeicher):**
* **Warum?** Instabiler oder fehlerhafter RAM ist eine der häufigsten Ursachen für Bluescreens und Bootfehler, insbesondere bei Ryzen-Systemen.
* **Wie?**
* **Module neu einsetzen:** Schalten Sie den PC aus, ziehen Sie das Netzkabel. Öffnen Sie das Gehäuse und drücken Sie die Halteklammern an den RAM-Slots. Entfernen Sie alle RAM-Module und setzen Sie sie fest wieder ein, bis die Klammern einrasten.
* **Einzelnes Modul testen:** Wenn Sie mehrere RAM-Module haben, entfernen Sie alle bis auf eines. Probieren Sie verschiedene Slots und verschiedene Module, um einen potenziell fehlerhaften Riegel zu isolieren.
* **XMP/DOCP deaktivieren:** Gehen Sie ins BIOS/UEFI und stellen Sie sicher, dass das XMP (Extreme Memory Profile) oder DOCP (Direct Overclock Profile) deaktiviert ist. Betreiben Sie den RAM zunächst mit den Standard-JEDEC-Geschwindigkeiten. Wenn der PC dann startet, liegt das Problem möglicherweise an der RAM-Übertaktung oder inkompatiblen Timings. Sie können später versuchen, XMP/DOCP zu aktivieren und die Spannung für den RAM (DRAM Voltage) und den Speichercontroller (VDDQ, VDDG, SoC Voltage) im BIOS schrittweise zu erhöhen, falls der Fehler nur mit aktiviertem Profil auftritt.
* **MemTest86:** Wenn Sie Zugriff auf einen zweiten PC haben, erstellen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit MemTest86. Starten Sie Ihren Problem-PC von diesem Stick und führen Sie einen vollständigen Test durch. Dies kann Stunden dauern, ist aber sehr effektiv, um RAM-Fehler zu identifizieren.
4. **Speicherlaufwerke (SSD/HDD):**
* **Warum?** Eine beschädigte Festplatte oder SSD, lose Kabel oder ein korruptes Dateisystem können den Bootvorgang verhindern.
* **Wie?** Überprüfen Sie die SATA-Daten- und Stromkabel Ihrer Festplatten und SSDs. Stellen Sie sicher, dass sie fest sitzen. Wenn Sie mehrere Laufwerke haben, versuchen Sie, nur das Laufwerk mit Windows angeschlossen zu lassen. Gehen Sie ins BIOS/UEFI und prüfen Sie, ob Ihre Boot-Laufwerke korrekt erkannt werden.
5. **Netzteil und Kabel:**
* **Warum?** Eine instabile Stromversorgung oder lose Kabel können zu unerwarteten Abstürzen führen.
* **Wie?** Stellen Sie sicher, dass alle Stromkabel (24-Pin ATX, 8-Pin EPS für CPU, PCIe für Grafikkarte) fest in ihren Buchsen stecken. Überprüfen Sie, ob Ihr Netzteil ausreichend Leistung für alle Komponenten bereitstellt.
#### Phase 2: Fehlerbehebung in der Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE)
Wenn die Hardware-Checks erfolglos waren oder Sie keinen Zugang zum BIOS hatten, müssen Sie in die Windows-Wiederherstellungsumgebung (WinRE).
**Zugang zu WinRE:**
* **Automatischer Start:** Wenn Windows dreimal hintereinander nicht erfolgreich startet, sollte es automatisch in WinRE booten.
* **Bootfähiger USB-Stick:** Falls der automatische Start nicht funktioniert, benötigen Sie einen bootfähigen USB-Stick mit Windows (erstellt mit dem Media Creation Tool auf einem anderen PC). Starten Sie den Problem-PC von diesem Stick und wählen Sie bei der Installation „Computer reparieren” statt „Jetzt installieren”.
Einmal in WinRE, navigieren Sie zu „Problembehandlung” > „Erweiterte Optionen”.
1. **Systemwiederherstellung:**
* **Warum?** Dies ist oft die einfachste Lösung. Wenn Sie einen Systemwiederherstellungspunkt haben, können Sie Windows auf einen früheren Zustand zurücksetzen, als es noch funktionierte, ohne Ihre persönlichen Dateien zu beeinflussen.
* **Wie?** Wählen Sie „System wiederherstellen” und folgen Sie den Anweisungen. Wählen Sie den letzten bekannten funktionierenden Wiederherstellungspunkt.
2. **Starthilfe:**
* **Warum?** Die Starthilfe ist ein automatisiertes Tool, das viele häufige Startprobleme erkennen und beheben kann.
* **Wie?** Wählen Sie „Starthilfe”. Das System wird versuchen, Probleme zu diagnostizieren und zu beheben.
3. **Befehlszeile (Command Prompt):**
Hier können Sie verschiedene manuelle Reparaturtools ausführen.
* **Dateisystem prüfen:**
„`cmd
chkdsk C: /f /r
„`
(Ersetzen Sie `C:` gegebenenfalls durch den korrekten Laufwerksbuchstaben Ihres Windows-Installationslaufwerks, der in WinRE manchmal abweichen kann.)
* **Warum?** Überprüft und repariert Fehler im Dateisystem. ` /f` behebt Fehler auf dem Datenträger, `/r` sucht nach fehlerhaften Sektoren und stellt lesbare Informationen wieder her.
* **Systemdateien scannen und reparieren:**
„`cmd
sfc /scannow
„`
* **Warum?** Der System File Checker (SFC) scannt geschützte Systemdateien auf Beschädigungen und versucht, diese zu reparieren.
* **Hinweis:** `sfc /scannow` funktioniert am besten, wenn Windows erfolgreich gestartet ist. In WinRE müssen Sie möglicherweise den Befehl anpassen, um auf die Offline-Installation zu verweisen:
„`cmd
sfc /scannow /offbootdir=D: /offwindir=D:Windows
„`
(Ersetzen Sie `D:` durch den Laufwerksbuchstaben Ihres Windows-Laufwerks in WinRE.)
* **Windows-Image reparieren (DISM):**
„`cmd
DISM /Image:D: /Cleanup-Image /RestoreHealth
„`
(Ersetzen Sie `D:` durch den Laufwerksbuchstaben Ihres Windows-Laufwerks.)
* **Warum?** Das Deployment Image Servicing and Management (DISM)-Tool kann beschädigte Windows-Image-Dateien reparieren, die SFC möglicherweise nicht beheben kann.
* **Boot-Sektor und BCD (Boot Configuration Data) reparieren:**
„`cmd
bootrec /fixmbr
bootrec /fixboot
bootrec /rebuildbcd
„`
* **Warum?** Diese Befehle können Probleme mit dem Master Boot Record (MBR), dem Boot-Sektor und den BCD-Daten beheben, die für den Start von Windows unerlässlich sind. Der `bootrec /fixboot`-Befehl kann manchmal Probleme auf UEFI-Systemen verursachen; wenn dies der Fall ist, versuchen Sie, stattdessen nur `/fixmbr` und `/rebuildbcd` auszuführen.
4. **Im abgesicherten Modus starten:**
* **Warum?** Wenn der Fehler durch einen fehlerhaften Treiber oder ein kürzlich installiertes Programm verursacht wird, können Sie im abgesicherten Modus möglicherweise starten. Hier werden nur die grundlegendsten Treiber und Dienste geladen.
* **Wie?** Wählen Sie in WinRE „Starteinstellungen” und dann „Neu starten”. Nach dem Neustart sehen Sie eine Liste mit Optionen. Wählen Sie „4” oder „F4” für den „Abgesicherten Modus” oder „5” oder „F5” für den „Abgesicherten Modus mit Netzwerktreibern”.
* **Was tun im abgesicherten Modus?**
* **Treiber deinstallieren:** Wenn Sie kürzlich neue Treiber installiert haben (insbesondere Grafik-, Chipsatz- oder Audiotreiber), deinstallieren Sie diese im Geräte-Manager.
* **Programme deinstallieren:** Entfernen Sie alle kürzlich installierten Programme, die den Absturz verursacht haben könnten.
* **Updates rückgängig machen:** Überprüfen Sie unter „Einstellungen” > „Update & Sicherheit” > „Windows Update” > „Updateverlauf anzeigen” > „Updates deinstallieren”, ob kürzlich installierte Windows-Updates Probleme verursachen.
5. **Treiber-Signaturerzwingung deaktivieren:**
* **Warum?** Manchmal kann ein Problem mit Treibersignaturen den Start verhindern. Dies ist jedoch eine erweiterte Option und sollte mit Vorsicht verwendet werden.
* **Wie?** Wählen Sie in WinRE „Starteinstellungen” und „Neu starten”, dann „7” oder „F7” für „Erzwingen der Treibersignatur deaktivieren”. Wenn der PC dann startet, liegt das Problem wahrscheinlich an einem unsignierten oder fehlerhaft signierten Treiber.
#### Phase 3: Letzte Instanzen und Überlegungen
Wenn alle oben genannten Schritte fehlschlagen, müssen Sie möglicherweise drastischere Maßnahmen ergreifen.
1. **Windows neu installieren:**
* **Warum?** Dies ist die ultimative Lösung für softwarebasierte Probleme. Eine Neuinstallation löscht alle Daten auf dem Systemlaufwerk und installiert ein frisches, fehlerfreies Windows.
* **Wie?** Verwenden Sie den bootfähigen USB-Stick mit Windows (wie unter „Zugang zu WinRE” beschrieben) und wählen Sie dieses Mal „Jetzt installieren”. Folgen Sie den Anweisungen und wählen Sie, das Laufwerk zu formatieren, auf dem Windows installiert werden soll. **Wichtiger Hinweis:** Sichern Sie unbedingt alle wichtigen Daten auf einem externen Laufwerk, bevor Sie diesen Schritt ausführen!
2. **Hardware-Komponenten tauschen/testen:**
* Wenn auch eine Neuinstallation fehlschlägt, ist das Problem mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hardwarebedingt.
* **CPU:** Obwohl selten, kann ein defekter Prozessor solche Probleme verursachen. Wenn möglich, testen Sie den Ryzen 3600 in einem anderen System oder versuchen Sie eine andere CPU in Ihrem System.
* **Mainboard:** Ein defektes Mainboard kann sich in vielfältigen Bootproblemen äußern.
* **Netzteil:** Ein schwaches oder defektes Netzteil kann ebenfalls zu Instabilität führen.
### Prävention ist die beste Medizin
Um zukünftige Bootfehler zu vermeiden, beachten Sie folgende Tipps:
* **Regelmäßige Backups:** Erstellen Sie regelmäßig Backups Ihrer wichtigen Dateien und gegebenenfalls des gesamten Systemlaufwerks.
* **Treiber aktualisieren (mit Vorsicht):** Halten Sie Ihre Treiber, insbesondere Chipsatz-Treiber direkt von der AMD-Website und GPU-Treiber vom Hersteller, aktuell, aber installieren Sie Updates nicht blind. Lesen Sie immer die Versionshinweise.
* **Systemwiederherstellungspunkte:** Stellen Sie sicher, dass die Systemwiederherstellung aktiviert ist und Sie bei größeren Änderungen (z.B. Treiberinstallation) manuell Wiederherstellungspunkte erstellen.
* **Keine unbekannte Software:** Vermeiden Sie die Installation von Software aus unbekannten Quellen.
### Fazit
Die Bootfehler 0xc000021a und 0xc0000145 auf einem Ryzen 3600-System können beängstigend sein, aber sie sind in den meisten Fällen lösbar. Der Schlüssel liegt in einer methodischen und geduldigen Fehlersuche. Beginnen Sie immer mit den einfachsten Hardware-Checks und BIOS-Einstellungen und arbeiten Sie sich dann zu den fortgeschritteneren Reparaturen in der Windows-Wiederherstellungsumgebung vor. Mit diesem umfassenden Guide sollten Sie bestens gerüstet sein, um Ihr System wieder zum Laufen zu bringen und die volle Leistung Ihres Ryzen 5 3600 wieder zu genießen. Viel Erfolg!