Der Geruch von neuer Hardware liegt in der Luft, die Vorfreude ist riesig. Endlich ist es so weit: Der neue PC ist fertig zusammengebaut. Doch statt des ersehnten Startbildschirms bleibt der Monitor schwarz und der Rechner startet immer wieder neu? Keine Panik! Dieses frustrierende Szenario ist gar nicht so selten und meistens auf ein paar typische Fehlerquellen zurückzuführen. In diesem Artikel gehen wir den fünf häufigsten Ursachen auf den Grund und zeigen dir, wie du das Problem Schritt für Schritt lösen kannst, damit dein neuer Rechner doch noch zum Leben erwacht.
1. Stromversorgung: Mehr als nur ein Kabel
Die Stromversorgung (PSU – Power Supply Unit) ist das Herzstück deines PCs. Sie versorgt alle Komponenten mit der benötigten Energie. Hier lauern gleich mehrere potenzielle Fehlerquellen:
- Falsche Leistung: Die PSU muss ausreichend Leistung für alle verbauten Komponenten liefern. Eine Grafikkarte der neuesten Generation, eine performante CPU und viele Laufwerke benötigen deutlich mehr Watt als eine Office-Konfiguration. Überprüfe die Leistungsaufnahme aller Komponenten und wähle eine PSU mit genügend Reserven (mindestens 20% Puffer). Online-Rechner helfen dir dabei, den Bedarf zu ermitteln.
- Falsche oder fehlende Anschlüsse: Hast du alle Komponenten mit der PSU verbunden? Besonders kritisch sind hier die Grafikkarte (PCIe-Stromanschlüsse) und das Mainboard (24-Pin ATX-Anschluss und 4/8-Pin CPU-Stromanschluss). Achte darauf, dass die Stecker richtig eingerastet sind. Es kann auch vorkommen, dass ein benötigter PCIe-Stromanschluss am Netzteil fehlt, wenn dieses zu alt oder zu schwach ist.
- Defekte PSU: Auch eine neue PSU kann defekt sein. Wenn du ein Multimeter besitzt, kannst du die Spannungen der einzelnen Kabel überprüfen. Alternativ kannst du versuchen, die PSU in einem anderen, funktionierenden PC zu testen oder eine andere, funktionierende PSU in deinem neuen PC zu verbauen.
- Netzschalter am Netzteil: Klingt banal, aber prüfe, ob der Netzschalter auf der Rückseite des Netzteils auf „I” (Ein) steht.
Lösungsvorschläge:
- Überprüfe die Wattzahl der PSU und vergleiche sie mit dem Bedarf deiner Komponenten.
- Kontrolliere alle Stromanschlüsse, insbesondere an Grafikkarte und Mainboard.
- Teste die PSU in einem anderen PC oder eine andere PSU in deinem neuen PC.
- Vergewissere dich, dass der Netzschalter am Netzteil eingeschaltet ist.
2. RAM: Der Speicher-Albtraum
Der Arbeitsspeicher (RAM) ist essentiell für den Betrieb deines PCs. Fehler im Zusammenhang mit dem RAM sind häufig Ursache für den „Kein Bild”-Fehler und Neustart-Schleifen.
- Inkompatibilität: Nicht jeder RAM-Riegel ist mit jedem Mainboard kompatibel. Überprüfe die Kompatibilitätsliste (QVL – Qualified Vendor List) des Mainboard-Herstellers. Diese Liste findest du auf der Webseite des Mainboard-Herstellers.
- Falscher Steckplatz: RAM muss in den korrekten Steckplätzen auf dem Mainboard sitzen. Schaue in das Handbuch deines Mainboards, um die richtigen Steckplätze zu finden. Meistens sind es die Steckplätze, die farblich gekennzeichnet sind oder eine bestimmte Reihenfolge haben (z.B. A1 und B1 bei zwei Riegeln).
- Nicht richtig eingerastet: Drücke die RAM-Riegel fest in die Steckplätze, bis die Halteklammern an beiden Enden einrasten. Achte darauf, dass der Riegel plan aufliegt und nicht verkantet ist.
- Defekter RAM: Auch neue RAM-Riegel können defekt sein. Teste die Riegel einzeln, um den defekten Riegel zu identifizieren. Du kannst auch das Windows-Speicherdiagnosetool verwenden.
Lösungsvorschläge:
- Überprüfe die Kompatibilität des RAM mit dem Mainboard (QVL).
- Stelle sicher, dass die RAM-Riegel in den richtigen Steckplätzen sitzen (siehe Mainboard-Handbuch).
- Drücke die RAM-Riegel fest in die Steckplätze, bis sie einrasten.
- Teste die RAM-Riegel einzeln, um einen defekten Riegel zu identifizieren.
- Führe das Windows-Speicherdiagnosetool aus.
3. Grafikkarte: Das visuelle Zentrum
Die Grafikkarte ist für die Bildausgabe zuständig. Auch hier kann es zu Problemen kommen:
- Nicht richtig eingesetzt: Die Grafikkarte muss fest im PCIe-Steckplatz sitzen. Drücke sie vorsichtig, aber bestimmt in den Steckplatz, bis sie einrastet. Achte darauf, dass die Halteklammer am Ende des Steckplatzes geschlossen ist.
- Falscher PCIe-Steckplatz: Einige Mainboards haben mehrere PCIe-Steckplätze. Die Grafikkarte sollte im obersten, längsten PCIe-Steckplatz sitzen (oftmals PCIe x16), der direkt mit der CPU verbunden ist.
- Stromversorgung: Wie bereits erwähnt, benötigt die Grafikkarte eventuell zusätzliche Stromversorgung über PCIe-Stromanschlüsse. Stelle sicher, dass diese angeschlossen sind.
- Defekte Grafikkarte: Auch eine neue Grafikkarte kann defekt sein. Teste sie in einem anderen PC oder tausche sie gegen eine funktionierende Grafikkarte aus, um die Fehlerquelle zu identifizieren.
- Falscher Monitoranschluss: Stelle sicher, dass der Monitor an der Grafikkarte und nicht am Mainboard angeschlossen ist (sofern eine dedizierte Grafikkarte verbaut ist). Die Anschlüsse am Mainboard sind nur für integrierte Grafikeinheiten gedacht, die eventuell deaktiviert sind, wenn eine dedizierte Grafikkarte eingebaut ist.
Lösungsvorschläge:
- Überprüfe, ob die Grafikkarte fest im PCIe-Steckplatz sitzt und richtig eingerastet ist.
- Stelle sicher, dass die Grafikkarte im korrekten PCIe-Steckplatz steckt (meist der oberste).
- Überprüfe die Stromversorgung der Grafikkarte.
- Teste die Grafikkarte in einem anderen PC oder tausche sie aus.
- Verbinde den Monitor mit der Grafikkarte und nicht mit dem Mainboard.
4. CPU: Das Gehirn streikt
Die CPU (Central Processing Unit) ist das „Gehirn” des PCs. Fehler beim Einbau oder Kompatibilitätsprobleme können zu Problemen führen.
- Inkompatibilität: Nicht jede CPU ist mit jedem Mainboard kompatibel. Überprüfe die Kompatibilitätsliste des Mainboard-Herstellers.
- Falscher Einbau: Die CPU muss korrekt in den CPU-Sockel eingesetzt werden. Achte auf die Markierungen auf der CPU und dem Sockel (Pfeil, Kerbe). Übe keinen Druck aus, da die Pins sehr empfindlich sind und leicht verbiegen können.
- Kühlkörper: Der CPU-Kühler muss korrekt montiert sein und ausreichend Kontakt zur CPU haben, um diese zu kühlen. Achte darauf, dass die Wärmeleitpaste richtig aufgetragen ist und der Kühler fest sitzt. Ein schlecht sitzender Kühler führt zu Überhitzung und kann den PC zum Absturz bringen oder den Start verhindern.
- Beschädigte Pins: Überprüfe die CPU-Pins (bei Intel-CPUs am Mainboard-Sockel, bei AMD-CPUs an der CPU selbst) auf Beschädigungen. Verbogene Pins können zu Kontaktproblemen führen.
Lösungsvorschläge:
- Überprüfe die Kompatibilität der CPU mit dem Mainboard.
- Stelle sicher, dass die CPU korrekt im Sockel sitzt.
- Überprüfe die Montage des CPU-Kühlers und die Wärmeleitpaste.
- Überprüfe die CPU-Pins auf Beschädigungen.
5. Mainboard: Die Schaltzentrale mit Tücken
Das Mainboard verbindet alle Komponenten miteinander. Fehler am Mainboard können schwer zu diagnostizieren sein.
- Falsche Abstandshalter: Beim Einbau des Mainboards ins Gehäuse müssen die richtigen Abstandshalter verwendet werden. Diese verhindern einen Kurzschluss zwischen dem Mainboard und dem Gehäuse.
- Falsche Verkabelung: Überprüfe alle Kabelverbindungen, insbesondere die Kabel für den Power-Button, Reset-Button und die Frontpanel-Anschlüsse (USB, Audio). Das Handbuch des Mainboards zeigt dir, wo diese angeschlossen werden müssen.
- BIOS-Probleme: Ein veraltetes oder fehlerhaftes BIOS kann zu Inkompatibilitäten oder Startproblemen führen. Versuche, das BIOS zu aktualisieren (falls möglich). Manche Mainboards haben eine „BIOS Flashback”-Funktion, mit der das BIOS auch ohne funktionierende CPU/RAM aktualisiert werden kann.
- Kurzschluss: Ein Kurzschluss kann durch unsachgemäßen Einbau oder beschädigte Komponenten entstehen. Überprüfe alle Verbindungen und Komponenten auf Beschädigungen.
- Defektes Mainboard: Auch ein neues Mainboard kann defekt sein. Teste es in einem anderen PC oder tausche es aus, um die Fehlerquelle zu identifizieren.
Lösungsvorschläge:
- Überprüfe, ob die richtigen Abstandshalter verwendet wurden.
- Überprüfe alle Kabelverbindungen.
- Versuche, das BIOS zu aktualisieren.
- Überprüfe auf Kurzschlüsse.
- Teste das Mainboard in einem anderen PC oder tausche es aus.
Fazit:
Ein PC-Neubau kann frustrierend sein, wenn er nicht auf Anhieb funktioniert. Aber mit systematischer Fehlersuche und den hier genannten Tipps kannst du die meisten Probleme selbst beheben. Gehe Schritt für Schritt vor, überprüfe alle Verbindungen und Komponenten und lasse dich nicht entmutigen. Viel Erfolg!