Neuer PC fertig gebaut und trotzdem KEIN BILD? Fehlersuche für B550-M TUF Pro II und R9 5900x

Die Freude ist riesig: Endlich ist der neue PC fertig zusammengebaut! Stundenlanges Planen, Aussuchen der Komponenten und die nervenaufreibende Montage liegen hinter dir. Du drückst den Power-Knopf, die Lüfter drehen sich, die LEDs leuchten – doch der Monitor bleibt schwarz. Nichts. KEIN BILD! Dieses Szenario ist ein Albtraum für jeden PC-Bauer, egal ob Anfänger oder erfahrener Enthusiast. Aber keine Panik! Dieses Problem ist häufiger, als du denkst, und in den meisten Fällen lässt es sich mit der richtigen Strategie lösen.

Dieser Artikel führt dich Schritt für Schritt durch die Fehlersuche, speziell zugeschnitten auf ein System mit einem ASUS B550-M TUF Gaming Pro II Mainboard und einem AMD Ryzen 9 5900x Prozessor. Wir beleuchten die häufigsten Fehlerquellen und bieten detaillierte Lösungsansätze, damit du bald dein neues System in vollem Glanz genießen kannst.

Die frustrierende Realität: Warum kein Bild?

Ein „Kein Bild”-Szenario bedeutet nicht zwangsläufig, dass eine Komponente defekt ist. Oft handelt es sich um eine Kleinigkeit: ein lockeres Kabel, eine falsche Einstellung oder eine Inkompatibilität, die sich beheben lässt. Besonders bei Erstinbetriebnahmen gibt es viele potenzielle Stolpersteine. Das Ziel ist es, das Problem systematisch einzukreisen.

Dein System im Fokus: B550-M TUF Pro II und R9 5900x

Bevor wir in die Tiefe gehen, ein kurzer Blick auf deine spezifische Hardware-Kombination:

• Mainboard: ASUS TUF Gaming B550M-PLUS WiFi II (oder Pro II, die Fehlersuche ist ähnlich). Dieses Mainboard ist robust, bietet gute Funktionen und besitzt wichtige Diagnose-LEDs (Q-LEDs), die uns bei der Fehlersuche helfen werden.
• Prozessor: AMD Ryzen 9 5900x. Ein leistungsstarker Prozessor der Zen 3-Architektur. Hier kommt einer der wichtigsten Punkte: Der R9 5900x hat KEINE integrierte Grafikeinheit (iGPU). Das bedeutet, du bist zwingend auf eine dedizierte Grafikkarte angewiesen, um ein Bild zu bekommen.

Schritt 1: Die absoluten Basics – Prüfe die Offensichtliches zuerst!

Manchmal sind es die einfachsten Dinge, die übersehen werden. Gehe diese Punkte sorgfältig durch, bevor du tiefer in die Materie eintauchst.

1.1 Stromversorgung

• Netzteilschalter: Ist der Schalter auf der Rückseite deines Netzteils auf „I” (Ein) gestellt?
• Netzstecker: Sitzt das Stromkabel des Netzteils fest in der Steckdose und im Netzteil selbst? Teste eventuell eine andere Steckdose.
• EPS12V (CPU-Stromkabel): Überprüfe, ob das 8-Pin-CPU-Stromkabel (manchmal auch 4+4 Pin) fest auf dem Mainboard steckt. Dieses befindet sich meist oben links, in der Nähe des CPU-Sockels. Ohne korrekte CPU-Stromversorgung startet der PC nicht oder zeigt kein Bild.
• ATX (Mainboard-Stromkabel): Stelle sicher, dass das 24-Pin-ATX-Kabel fest im Mainboard sitzt. Es ist das größte Kabel, das vom Netzteil zum Mainboard führt.
• Grafikkarten-Stromkabel: Deine Grafikkarte benötigt höchstwahrscheinlich separate Stromkabel (6-Pin, 8-Pin oder beides). Sind diese alle fest mit der Grafikkarte und dem Netzteil verbunden? Oft gibt die Grafikkarte kein Bild, wenn ihr der Zusatzstrom fehlt.

1.2 Monitor und Kabel

• Monitor eingeschaltet: Ist dein Monitor überhaupt an und nicht im Standby?
• Input-Quelle: Hat der Monitor die korrekte Eingangsquelle (HDMI 1, DisplayPort 2 etc.) ausgewählt? Wechsle manuell durch die Quellen.
• Grafikkabel: Ist das HDMI- oder DisplayPort-Kabel fest mit der Grafikkarte (NICHT dem Mainboard!) und dem Monitor verbunden? Teste, wenn möglich, ein anderes Kabel. Ein beschädigtes Kabel ist eine häufige Ursache.
• Wichtiger Hinweis zum R9 5900x: Da dein Ryzen 9 5900x keine integrierte Grafikeinheit hat, musst du das Monitorkabel UNBEDINGT an die dedizierte Grafikkarte anschließen. Wenn du es an die Anschlüsse deines Mainboards steckst, wirst du niemals ein Bild bekommen!

1.3 Peripherie

• Alles Unnötige entfernen: Trenne alle USB-Geräte, Festplatten (außer der Boot-Platte, falls schon installiert), optische Laufwerke, zusätzliche Lüfter, etc. vom System. Manchmal kann ein defektes Peripheriegerät oder ein Kurzschluss durch ein Gehäusekabel den Startvorgang blockieren. Boote nur mit Mainboard, CPU, CPU-Kühler, einem RAM-Stick und der Grafikkarte.

Schritt 2: Systemkomponenten – Die tiefergehende Prüfung

Wenn die Basics in Ordnung sind, widmen wir uns den Kernkomponenten deines PCs.

2.1 Grafikkarte (der Hauptverdächtige bei einem R9 5900x System)

Wie bereits erwähnt, ist die Grafikkarte bei einem R9 5900x absolut entscheidend.

• Korrekter PCIe-Slot: Ist die Grafikkarte im obersten PCIe x16 Slot (meist der mit der Metallverstärkung) des Mainboards verbaut? Dieser Slot ist direkt mit der CPU verbunden und bietet die volle Bandbreite.
• Sicherer Sitz: Drücke die Grafikkarte fest in den Slot, bis das Arretierungssystem (ein kleiner Hebel am Ende des Slots) einrastet. Manchmal muss man etwas Kraft aufwenden. Ein nicht vollständig eingerasteter Riegel ist ein Zeichen für einen potenziell schlechten Kontakt.
• Zusätzliche Stromversorgung: Überprüfe nochmals die 6-Pin/8-Pin Stromkabel von deinem Netzteil zur Grafikkarte. Wenn deine Grafikkarte mehrere dieser Anschlüsse hat, müssen alle belegt sein.
• Test mit einer anderen Grafikkarte (falls möglich): Wenn du Zugriff auf eine andere, funktionierende Grafikkarte hast, setze diese ein, um deine aktuelle Grafikkarte als Fehlerquelle auszuschließen.

2.2 Arbeitsspeicher (RAM)

Probleme mit dem RAM sind eine sehr häufige Ursache für „Kein Bild”.

• Korrekter Sitz: Stelle sicher, dass alle RAM-Riegel fest in ihren Slots sitzen. Beide Arretierungsclips müssen hörbar eingerastet sein. Drücke die Riegel an beiden Enden fest nach unten.
• RAM-Slots: Bei zwei RAM-Riegeln sollten diese für Dual-Channel-Betrieb in den Slots A2 und B2 (oder entsprechend der Anleitung deines Mainboards) stecken. Teste aber zuerst mit nur einem einzigen RAM-Riegel in Slot A2 (der zweite von der CPU aus gesehen).
• Fehlerhafte Riegel: Wenn du mehrere Riegel hast, teste jeden Riegel einzeln in Slot A2. So kannst du einen defekten Riegel identifizieren.
• Kompatibilität: Überprüfe die Memory QVL (Qualified Vendor List) auf der ASUS-Website für dein Mainboard. Manchmal sind bestimmte RAM-Module nicht oder nur eingeschränkt kompatibel.

2.3 Prozessor (CPU) und Kühler

Ein falsch sitzender CPU oder ein übermäßig fester Kühler können Probleme verursachen.

• CPU-Sitz: Wenn alles andere fehlschlägt, entferne vorsichtig den CPU-Kühler und überprüfe den Sitz der CPU im Sockel. Achte darauf, dass das goldene Dreieck auf der CPU mit der Markierung auf dem Sockel übereinstimmt. Senke den Haltehebel des Sockels vollständig. Achtung: Sei hier extrem vorsichtig, um die Pins nicht zu verbiegen!
• Kühlerdruck: Ist der CPU-Kühler zu fest angezogen? Ein übermäßiger Anpressdruck kann manchmal zu Kontaktproblemen der CPU im Sockel führen. Löse die Schrauben leicht und ziehe sie dann über Kreuz wieder handfest an.

Schritt 3: Diagnose mit dem Mainboard – Die ASUS Q-LEDs

Dein ASUS B550-M TUF Gaming Pro II Mainboard besitzt sogenannte Q-LEDs (Debug LEDs). Das sind kleine Lämpchen, die während des Startvorgangs den Status wichtiger Komponenten anzeigen. Sie sind dein bester Freund bei der Fehlersuche!

Normalerweise siehst du diese LEDs in einer Reihe, oft beschriftet mit:

• BOOT (Grün/Gelb): Zeigt Probleme mit dem Boot-Gerät (Festplatte/SSD) an.
• VGA (Weiß): Zeigt Probleme mit der Grafikkarte an.
• DRAM (Gelb): Zeigt Probleme mit dem Arbeitsspeicher an.
• CPU (Rot): Zeigt Probleme mit dem Prozessor an.

Beobachte genau, welche LED beim Startversuch leuchtet oder blinkt und wo sie stehen bleibt. Das gibt dir einen direkten Hinweis auf die Problemursache:

• CPU-LED (Rot): Wenn diese LED dauerhaft leuchtet, liegt das Problem meistens beim Prozessor, dessen Stromversorgung oder manchmal auch bei einem inkompatiblen BIOS.
• DRAM-LED (Gelb): Wenn diese LED dauerhaft leuchtet, ist der RAM der Übeltäter. Überprüfe den Sitz der Riegel, teste einzelne Riegel in verschiedenen Slots.
• VGA-LED (Weiß): Diese LED leuchtet, wenn die Grafikkarte nicht korrekt erkannt wird oder kein Videosignal ausgibt. Überprüfe den Sitz der Grafikkarte, die Stromversorgung und die PCIe-Slots. Denk daran: Bei einem R9 5900x MUSS eine dedizierte Grafikkarte verbaut sein.
• BOOT-LED (Grün/Gelb): Wenn diese LED dauerhaft leuchtet und die vorherigen LEDs erfolgreich durchlaufen wurden, liegt das Problem bei der Boot-Sequenz (fehlendes Betriebssystem, falsche Boot-Reihenfolge oder defekte SSD/HDD). Dies ist selten die Ursache für „KEIN BILD”, da das BIOS normalerweise noch angezeigt würde.

Schritt 4: BIOS/UEFI – Der Knackpunkt für neue CPUs

Dein Ryzen 9 5900x gehört zur Zen 3-Architektur. B550-Mainboards wurden vor dieser CPU-Generation auf den Markt gebracht. Es ist also möglich, dass dein Mainboard ein BIOS-Update benötigt, um den 5900x überhaupt erkennen zu können. Dies ist eine sehr häufige Ursache für „Kein Bild” bei neuen Builds mit Zen 3 CPUs auf B550/X570 Boards.

4.1 BIOS Flashback (ASUS USB BIOS FlashBack™) – Dein Retter!

Dein ASUS B550-M TUF Gaming Pro II Mainboard verfügt über eine extrem nützliche Funktion: USB BIOS FlashBack™. Diese Funktion ermöglicht es dir, das BIOS zu aktualisieren, OHNE dass eine CPU, RAM oder eine Grafikkarte installiert sein muss (oder wenn die installierte CPU nicht erkannt wird).

So funktioniert’s Schritt für Schritt:

1. Neuestes BIOS herunterladen: Gehe auf die offizielle ASUS Support-Seite für dein Mainboard (z.B. ASUS TUF Gaming B550M-PLUS WiFi II Support). Lade die neueste stabile BIOS-Version herunter.
2. BIOS-Datei umbenennen: Entpacke die heruntergeladene Datei. Im BIOS-Ordner findest du oft ein Tool zum Umbenennen der Datei (z.B. „BIOSRenamer.exe”). Führe dieses aus oder benenne die .CAP-Datei manuell um in „TGB550MP2.CAP” (dies ist das spezifische Namensschema für dein Board, prüfe aber immer die Anleitung oder ASUS-Website für dein exaktes Modell, da es variieren kann!). Dieser Schritt ist ENTSCHEIDEND.
3. USB-Stick vorbereiten: Formatiere einen USB 2.0 Stick (maximal 32 GB) auf FAT32. Lege die umbenannte BIOS-Datei (TGB550MP2.CAP) in das Hauptverzeichnis des USB-Sticks. Entferne alle anderen Dateien vom Stick.
4. USB-Stick einstecken: Schließe den vorbereiteten USB-Stick an den dedizierten BIOS FlashBack USB-Port deines Mainboards an. Dieser ist auf der I/O-Blende meist speziell gekennzeichnet (oft mit einer weißen Umrandung und der Aufschrift „BIOS” oder „FlashBack”).
5. Stromversorgung: Schließe das 24-Pin ATX-Kabel und das 8-Pin CPU-Stromkabel deines Netzteils am Mainboard an. Das System muss nicht vollständig aufgebaut sein, aber das Mainboard benötigt Strom.
6. FlashBack-Taste drücken: Drücke und halte die BIOS FlashBack-Taste auf der I/O-Blende (meist neben dem dedizierten USB-Port) für ca. drei Sekunden, bis eine LED in der Nähe des Ports zu blinken beginnt.
7. Vorgang abwarten: Die LED beginnt zu blinken, was anzeigt, dass der Flash-Vorgang läuft. Das kann 5-10 Minuten dauern. Wichtig: Unterbreche den Vorgang auf keinen Fall!
8. Fertigstellung: Wenn die LED aufhört zu blinken (oder dauerhaft leuchtet und dann ausgeht), ist der Flash-Vorgang abgeschlossen. Entferne den USB-Stick.

Versuche danach erneut zu starten. Mit einem aktualisierten BIOS sollte dein R9 5900x nun korrekt erkannt werden.

4.2 CMOS Reset

Wenn du Änderungen im BIOS vorgenommen hast, die zu Problemen führen, oder wenn das BIOS in einem undefinierten Zustand ist, kann ein CMOS Reset helfen. Dies setzt das BIOS auf die Werkseinstellungen zurück.

• Netzteil ausschalten: Schalte das Netzteil aus (Schalter auf „O”) und ziehe das Stromkabel.
• CMOS-Batterie entfernen: Entnimm die kleine Knopfbatterie (CR2032) für etwa 30 Sekunden vom Mainboard.
• Jumper: Alternativ kannst du auch den „CLR_CMOS”-Jumper auf dem Mainboard für einige Sekunden kurzschließen (siehe Handbuch für die genaue Position).
• Wiederherstellung: Setze die Batterie wieder ein und schließe das Stromkabel an. Versuche neu zu starten.

Schritt 5: Fortgeschrittene Fehlersuche und Ausschlussverfahren

5.1 Minimal-Setup (Bench-Test)

Um Kurzschlüsse im Gehäuse oder Probleme mit einzelnen Komponenten auszuschließen, kannst du einen Minimal-Setup-Test außerhalb des Gehäuses durchführen.

• Ausbau: Baue Mainboard, CPU mit Kühler, einen RAM-Riegel und die Grafikkarte aus dem Gehäuse aus.
• Aufbau: Lege das Mainboard auf eine nicht-leitende Oberfläche (z.B. die Mainboard-Verpackung oder ein Holzbrett). Installiere CPU, Kühler, einen RAM-Riegel (in A2) und die Grafikkarte.
• Anschlüsse: Verbinde nur Netzteil (24-Pin ATX, 8-Pin EPS, GPU-Strom) und Monitor.
• Starten: Starte das System, indem du die beiden „Power SW”-Pins auf dem Mainboard (siehe Handbuch) kurz mit einem Schraubendreher überbrückst.
• Beobachten: Beobachte die Q-LEDs und den Monitor. Wenn es jetzt funktioniert, liegt das Problem wahrscheinlich am Gehäuse (Kurzschluss, falsch angeschlossene Frontpanel-Kabel) oder an einer anderen Komponente, die du zuvor entfernt hast.

5.2 Komponententausch (falls möglich)

Wenn du Zugang zu Ersatzteilen hast, ist das die effektivste Methode, um eine fehlerhafte Komponente zu identifizieren:

• Netzteil: Teste mit einem anderen Netzteil.
• Grafikkarte: Teste mit einer anderen Grafikkarte.
• RAM: Teste mit anderen RAM-Riegeln.

Wann ist es Zeit für professionelle Hilfe?

Wenn du alle Schritte sorgfältig durchgegangen bist und immer noch kein Bild bekommst, liegt möglicherweise ein Defekt an einer deiner Hauptkomponenten vor (Mainboard, CPU, Netzteil, Grafikkarte). In diesem Fall ist es ratsam, sich an den Händler zu wenden, um die Garantieansprüche zu prüfen, oder einen erfahrenen Techniker zu Rate zu ziehen.

Fazit: Geduld und Systematik führen zum Ziel

Ein „Kein Bild”-Problem nach dem PC-Bau ist ärgerlich, aber selten hoffnungslos. Mit systematischer Fehlersuche, Geduld und der Nutzung der Diagnosehilfen deines ASUS B550-M TUF Pro II Mainboards (insbesondere der Q-LEDs und des USB BIOS FlashBack™) hast du sehr gute Chancen, das Problem selbst zu lösen. Der wichtigste Punkt bei deiner spezifischen Konfiguration ist die Notwendigkeit einer dedizierten Grafikkarte für den Ryzen 9 5900x und ein eventuell nötiges BIOS-Update. Viel Erfolg beim letzten Schritt zu deinem neuen Gaming-Erlebnis!