Der Schock sitzt tief: Sie sind noch in der Probezeit und wurden von einem Blitzer erwischt – mit 17 km/h zu viel auf dem Tacho. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, ein kleiner Fehltritt, und schon schwebt die Angst vor drastischen Konsequenzen über Ihnen. Was bedeutet das jetzt wirklich für Ihren frisch erworbenen Führerschein? Ist er in Gefahr? Müssen Sie mit hohen Bußgeldern rechnen oder gar an einem Aufbauseminar teilnehmen? Keine Sorge, Sie sind nicht allein mit dieser Situation. Viele junge Fahrer machen in der Anfangszeit Fehler. Doch es ist entscheidend, jetzt Ruhe zu bewahren, die Situation zu verstehen und die richtigen Schritte einzuleiten. Dieser Artikel beleuchtet umfassend und detailliert, welche Strafen Ihnen bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 17 km/h in der Probezeit drohen und wie Sie am besten darauf reagieren.
Die Probezeit: Was steckt dahinter?
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, was die Probezeit überhaupt ist. In Deutschland beginnt sie in der Regel mit dem Erwerb der Fahrerlaubnis und dauert zwei Jahre. Ihr Hauptzweck ist es, Fahranfängern die Möglichkeit zu geben, erste Erfahrungen im Straßenverkehr zu sammeln und sich als umsichtige und verantwortungsbewusste Verkehrsteilnehmer zu bewähren. In dieser Phase gelten strengere Regeln als für erfahrene Fahrer. Während der Probezeit geschehene Verkehrsverstöße werden in sogenannte A-Verstöße (schwerwiegende Verstöße) und B-Verstöße (weniger schwerwiegende Verstöße) unterteilt. Die Konsequenzen unterscheiden sich erheblich je nachdem, welcher Kategorie Ihr Verstoß zugeordnet wird.
Geschwindigkeitsüberschreitung von 17 km/h: Ein A-Verstoß in der Probezeit
Und hier kommt die schlechte Nachricht direkt vorweg: Eine Geschwindigkeitsüberschreitung von 17 km/h ist kein Kavaliersdelikt. Nach Abzug der Messtoleranz wird dieser Verstoß in der Regel als ein sogenannter A-Verstoß gewertet. Warum? Weil eine Geschwindigkeitsüberschreitung ab 21 km/h einen Punkt in Flensburg und ab 26 km/h zusätzlich ein Fahrverbot nach sich zieht. Eine Überschreitung von 17 km/h führt zwar „nur” zu einem Punkt in Flensburg (und in bestimmten Fällen keinem Fahrverbot), aber dieser eine Punkt reicht aus, um den Verstoß als A-Verstoß in der Probezeit zu qualifizieren. Jeder Verstoß, der mit einem Punkt oder mehr im Fahreignungsregister (Flensburg) geahndet wird, gilt als A-Verstoß.
Die konkreten Strafen für 17 km/h zu schnell
Die genauen finanziellen und administrativen Folgen hängen davon ab, ob Sie innerorts (innerhalb geschlossener Ortschaften) oder außerorts (außerhalb geschlossener Ortschaften) geblitzt wurden. Die Strafen werden durch den aktuellen Bußgeldkatalog geregelt.
- Innerorts 17 km/h zu schnell:
- Bußgeld: Etwa 70 Euro (zuzüglich Verwaltungsgebühren und Auslagen, insgesamt ca. 98,50 Euro).
- Punkte in Flensburg: 1 Punkt.
- Fahrverbot: In der Regel kein Fahrverbot, es sei denn, es handelt sich um einen Wiederholungstäter innerhalb eines Jahres mit einer Geschwindigkeitsüberschreitung von mehr als 26 km/h.
- Außerorts 17 km/h zu schnell:
- Bußgeld: Etwa 60 Euro (zuzüglich Verwaltungsgebühren und Auslagen, insgesamt ca. 88,50 Euro).
- Punkte in Flensburg: 1 Punkt.
- Fahrverbot: In der Regel kein Fahrverbot, außer bei Wiederholungstätern wie oben beschrieben.
Bitte beachten Sie, dass dies die „regulären” Strafen für jeden Fahrer sind. In der Probezeit kommen jedoch weitere, spezifische Konsequenzen hinzu, da es sich, wie erwähnt, um einen A-Verstoß handelt.
Zusätzliche Probezeit-Konsequenzen bei einem A-Verstoß
Ein A-Verstoß in der Probezeit zieht weitreichendere Folgen nach sich, die über das reine Bußgeld und die Punkte hinausgehen. Diese Maßnahmen sollen Fahranfängern helfen, ihr Fahrverhalten zu überdenken und zukünftige Verstöße zu vermeiden:
1. Verlängerung der Probezeit
Dies ist eine der primären Konsequenzen. Ihre Probezeit, die ursprünglich zwei Jahre betragen sollte, wird um weitere zwei Jahre verlängert. Das bedeutet, dass Sie insgesamt vier Jahre lang den strengeren Regeln der Probezeit unterliegen werden.
2. Anordnung zur Teilnahme an einem Aufbauseminar (ASF)
Die Straßenverkehrsbehörde wird Ihnen eine Anordnung zur Teilnahme an einem sogenannten Aufbauseminar für Fahranfänger (ASF) zukommen lassen. Dieses Seminar ist verpflichtend und dient dazu, Ihr Fahrverhalten kritisch zu reflektieren und Ihnen Wege zu einem sicheren und regelkonformen Fahren aufzuzeigen.
- Ablauf des Aufbauseminars: Das ASF besteht in der Regel aus vier „Sitzungen” in der Gruppe (jeweils 135 Minuten) und einer Fahrprobe (30 Minuten), die zwischen der ersten und zweiten Sitzung stattfindet. Die Gruppenstärke liegt bei 6 bis 12 Teilnehmern. Es gibt keine Prüfung im klassischen Sinne, aber die Teilnahme an allen Teilen ist zwingend erforderlich.
- Kosten des Aufbauseminars: Die Kosten für ein Aufbauseminar liegen in der Regel zwischen 300 und 500 Euro, die Sie selbst tragen müssen. Dies ist eine erhebliche finanzielle Belastung, die zusätzlich zum Bußgeld anfällt.
- Fristen für das Aufbauseminar: Ihnen wird eine bestimmte Frist (meist 8 Wochen) gesetzt, innerhalb derer Sie das Seminar absolvieren müssen.
Was passiert, wenn Sie das Aufbauseminar nicht besuchen?
Das ist eine sehr wichtige Frage, die oft unterschätzt wird. Ignorieren Sie die Anordnung zum Aufbauseminar oder absolvieren Sie es nicht innerhalb der gesetzten Frist, droht Ihnen der Entzug des Führerscheins. Die Fahrerlaubnis wird Ihnen dann entzogen, bis Sie den Nachweis über die erfolgreiche Teilnahme am Seminar erbringen können. Das ist eine der härtesten Strafen und sollte unbedingt vermieden werden.
Weitere Verstöße in der verlängerten Probezeit
Leider ist die Situation auch nach der Absolvierung des Aufbauseminars und der Verlängerung der Probezeit noch angespannt. Wenn Sie in der nun verlängerten Probezeit erneut auffällig werden, verschärfen sich die Konsequenzen:
- Zweiter A-Verstoß (oder zwei B-Verstöße) nach dem Aufbauseminar:
In diesem Fall erhalten Sie eine schriftliche Verwarnung und die Empfehlung, an einer verkehrspsychologischen Beratung teilzunehmen. Diese ist im Gegensatz zum Aufbauseminar freiwillig, wird aber dringend empfohlen.
- Dritter A-Verstoß (oder weitere B-Verstöße) nach Verwarnung und Empfehlung:
Hier droht Ihnen der endgültige Entzug des Führerscheins. Nach einem Entzug müssen Sie eine Sperrfrist abwarten, bevor Sie einen neuen Antrag auf Erteilung einer Fahrerlaubnis stellen können. Oftmals wird in solchen Fällen auch eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU), im Volksmund „Idiotentest” genannt, angeordnet, bevor Sie den Führerschein zurückerhalten.
Der Prozess: Was Sie erwartet und wie Sie reagieren sollten
Nachdem Sie geblitzt wurden, erhalten Sie in der Regel innerhalb weniger Wochen einen Anhörungsbogen oder direkt einen Bußgeldbescheid per Post. So gehen Sie am besten vor:
- Anhörungsbogen oder Zeugenfragebogen: Wenn Sie einen Anhörungsbogen erhalten, sollten Sie Ihre Angaben sorgfältig prüfen. Sie sind nicht verpflichtet, sich selbst zu belasten, aber Sie müssen Angaben zu Ihrer Person machen, wenn Sie als Fahrer identifiziert wurden.
- Bußgeldbescheid: Sobald der Bußgeldbescheid eintrifft, haben Sie zwei Wochen Zeit, um Einspruch einzulegen. Dies ist oft ratsam, wenn Sie Zweifel an der Richtigkeit der Messung haben oder Verfahrensfehler vermuten.
- Rechtliche Beratung: Es kann sehr hilfreich sein, einen erfahrenen Verkehrsrechtsanwalt zu konsultieren. Dieser kann den Bußgeldbescheid prüfen, Akteneinsicht beantragen und gegebenenfalls Einspruch einlegen. Manchmal können Messfehler, Toleranzabzüge oder Formfehler im Bußgeldbescheid dazu führen, dass das Verfahren eingestellt oder die Strafe gemildert wird.
- Anordnung zum Aufbauseminar: Parallel oder kurz nach dem Bußgeldbescheid erhalten Sie die Anordnung zum Aufbauseminar. Kümmern Sie sich umgehend darum, einen Termin bei einer zugelassenen Fahrschule zu vereinbaren und das Seminar innerhalb der Frist zu absolvieren. Bestätigen Sie der Behörde fristgerecht die Teilnahme.
Tipps und Ratschläge für Fahranfänger
Ein Verkehrsverstoß in der Probezeit ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Nehmen Sie die Situation ernst und lernen Sie daraus. Hier einige Ratschläge:
- Nicht ignorieren: Die schlimmste Reaktion ist, Post von der Behörde zu ignorieren. Das führt nur zu weiteren Problemen und Fristversäumnissen.
- Ruhe bewahren: Panik hilft niemandem. Informieren Sie sich, welche Schritte notwendig sind.
- Sprechen Sie mit Ihren Eltern/Vertrauenspersonen: Gerade in jungen Jahren kann es schwer sein, mit solchen Problemen umzugehen. Unterstützung von Familie und Freunden ist wichtig.
- Überprüfen Sie Ihre Fahrweise: Nutzen Sie diesen Vorfall als Anlass, Ihr Fahrverhalten kritisch zu hinterfragen. Wo sind Sie zu schnell geworden? War es Unachtsamkeit, Gruppendruck oder einfach nur die Lust am „schneller Fahren”? Eine bewusste Reflexion hilft, zukünftige Fehler zu vermeiden.
- Vorausschauend fahren: Achten Sie noch stärker auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen, den Verkehr und die Wetterverhältnisse. Planen Sie Ihre Fahrten so, dass Sie keinen Zeitdruck haben.
- Nutzen Sie das Aufbauseminar: Auch wenn es lästig und teuer ist – sehen Sie es als Chance, dazuzulernen und Ihr Bewusstsein für Risiken im Straßenverkehr zu schärfen.
Fazit: Eine teure, aber wichtige Lektion
Mit 17 km/h zu schnell in der Probezeit geblitzt zu werden, ist eine ernstzunehmende Angelegenheit. Es zieht nicht nur ein Bußgeld und Punkte in Flensburg nach sich, sondern vor allem die Verlängerung Ihrer Probezeit und die verpflichtende Teilnahme an einem kostspieligen Aufbauseminar. Das Nicht-Erfüllen dieser Auflagen kann im schlimmsten Fall sogar zum Entzug des Führerscheins führen. Nehmen Sie die Konsequenzen daher ernst und handeln Sie proaktiv. Sehen Sie diesen Vorfall als eine wichtige, wenn auch teure, Lektion. Er bietet Ihnen die Chance, sich zu einem noch verantwortungsbewussteren und sichereren Fahrer zu entwickeln. Die Straßenverkehrsordnung dient Ihrer Sicherheit und der Sicherheit aller anderen Verkehrsteilnehmer. Respektieren Sie diese Regeln, und Sie werden noch viele Jahre Freude an Ihrem Führerschein haben.