Kaum etwas verunsichert Autofahrer mehr als die Frage: Blitzt ein Ampelblitzer wirklich schon bei Gelb? Um diese Frage ranken sich viele Gerüchte und Mythen. Mancher schwört, schon bei gelbem Licht geblitzt worden zu sein, während andere vehement widersprechen. Dieser Artikel räumt mit den kursierenden Irrtümern auf und beleuchtet die Funktionsweise von Rotlichtblitzern detailliert. Wir klären, wann ein Blitzer auslöst, welche Strafen drohen und was Sie tun können, wenn Sie geblitzt wurden.
Was ist ein Ampelblitzer und wie funktioniert er?
Ein Ampelblitzer, auch Rotlichtblitzer genannt, ist ein Überwachungssystem, das dazu dient, Rotlichtverstöße zu ahnden. Er wird an Ampeln installiert, um sicherzustellen, dass sich Autofahrer an die Verkehrsregeln halten und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleistet wird. Die Funktionsweise ist dabei relativ simpel, aber effektiv:
- Induktionsschleifen: Unter der Fahrbahn vor der Ampel sind in der Regel zwei Induktionsschleifen verlegt. Diese Schleifen sind Sensoren, die ein Magnetfeld erzeugen.
- Auslösen bei Rotlicht: Die erste Induktionsschleife wird aktiv, sobald die Ampel auf Rot springt und ein Fahrzeug diese überfährt.
- Zweite Schleife zur Bestätigung: Überfährt das Fahrzeug auch die zweite Induktionsschleife, die sich in der Regel einige Meter hinter der ersten befindet, wird der Blitzer ausgelöst. Dies dient dazu, zu überprüfen, ob das Fahrzeug tatsächlich in den geschützten Bereich der Kreuzung eingefahren ist und nicht nur knapp über die Haltelinie gerollt ist.
- Foto als Beweismittel: Die Kamera des Blitzers nimmt in der Regel zwei Fotos auf. Das erste Foto zeigt das Fahrzeug beim Überfahren der ersten Induktionsschleife. Das zweite Foto wird kurz danach aufgenommen und dokumentiert, dass das Fahrzeug auch die zweite Schleife überfahren hat und sich somit weiter in der Kreuzung befindet.
Diese doppelte Überprüfung soll sicherstellen, dass der Blitzer nur dann auslöst, wenn tatsächlich ein Rotlichtverstoß vorliegt.
Der Mythos: Blitzen Ampelblitzer bei Gelb?
Hier kommt der Kern der Frage: Blitzen Ampelblitzer tatsächlich schon bei Gelb? Die klare Antwort ist: Nein, in der Regel nicht. Die Systeme sind so konzipiert, dass sie erst dann aktiv werden, wenn die Ampel auf Rot steht. Das gelbe Licht dient als Warnsignal, um dem Fahrer die Möglichkeit zu geben, sein Fahrzeug sicher zum Stehen zu bringen.
Warum hält sich dann aber der Mythos so hartnäckig? Dafür gibt es mehrere Gründe:
- Subjektive Wahrnehmung: Oftmals ist es eine Frage der subjektiven Wahrnehmung. Wenn ein Fahrer unsicher ist, ob er bei Gelb oder bereits bei Rot über die Ampel gefahren ist, kann er sich irrtümlich an einen Blitz bei Gelb erinnern.
- Kurze Gelbphase: Die Dauer der Gelbphase ist gesetzlich geregelt und hängt von der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ab. Ist die Gelbphase jedoch sehr kurz oder der Fahrer abgelenkt, kann es passieren, dass er erst kurz vor oder sogar bereits bei Rot in die Kreuzung einfährt. In diesem Fall löst der Blitzer aus.
- Unterschiedliche Systeme: Es gibt zwar Systeme, die bei Rot blitzen, aber in der Vergangenheit gab es auch vereinzelte Testphasen von Systemen, die auch bei Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Gelbphase auslösen konnten. Diese Systeme sind jedoch nicht flächendeckend im Einsatz und dienen primär der Verkehrsforschung.
- Verwechslung mit Geschwindigkeitsblitzern: Manchmal werden Ampelblitzer mit Geschwindigkeitsblitzern verwechselt, die sich in der Nähe von Ampeln befinden können. Diese Geschwindigkeitsblitzer sind jedoch unabhängig von der Ampelschaltung und messen lediglich die Geschwindigkeit des Fahrzeugs.
Es ist also wichtig zu betonen: Moderne Rotlichtblitzer sind darauf ausgelegt, Rotlichtverstöße zu ahnden und nicht das Überfahren einer gelben Ampel.
Die Gelbphase: Was Sie wissen müssen
Die Gelbphase dient dazu, dem Fahrer ausreichend Zeit zu geben, sein Fahrzeug sicher zum Stehen zu bringen oder die Kreuzung zu räumen, wenn ein rechtzeitiges Anhalten nicht mehr möglich ist. Die Dauer der Gelbphase ist gesetzlich geregelt und hängt von der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ab:
- 50 km/h: 3 Sekunden Gelbphase
- 60 km/h: 4 Sekunden Gelbphase
- 70 km/h: 5 Sekunden Gelbphase
Es ist wichtig, diese Zeiten zu kennen und sich darauf einzustellen. Wenn Sie sich der Ampel nähern und die Ampel auf Gelb springt, sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Abstand und Geschwindigkeit: Berücksichtigen Sie Ihren Abstand zur Ampel und Ihre Geschwindigkeit. Können Sie sicher und ohne eine Gefahrenbremsung zum Stehen kommen?
- Verkehrssituation: Achten Sie auf den nachfolgenden Verkehr. Eine unnötige Gefahrenbremsung kann zu Auffahrunfällen führen.
- Rechtzeitig reagieren: Treffen Sie Ihre Entscheidung rechtzeitig und überstürzt nicht. Ein sicheres Anhalten ist immer besser als das riskante Überfahren der Ampel.
Generell gilt: Im Zweifelsfall lieber anhalten, auch wenn dies möglicherweise bedeutet, dass Sie die Ampel bei Gelb überfahren. Ein Rotlichtverstoß ist in jedem Fall teurer und riskanter.
Strafen bei Rotlichtverstößen
Die Strafen für Rotlichtverstöße sind empfindlich und können je nach Dauer der Rotphase und den Umständen des Verstoßes variieren. Hier eine Übersicht über die gängigen Strafen in Deutschland:
- Einfacher Rotlichtverstoß (Rotphase unter 1 Sekunde): Bußgeld (ca. 90 Euro), 1 Punkt in Flensburg.
- Qualifizierter Rotlichtverstoß (Rotphase über 1 Sekunde): Bußgeld (ca. 200 Euro), 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
- Rotlichtverstoß mit Gefährdung: Bußgeld (ca. 360 Euro), 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot.
- Rotlichtverstoß mit Unfallfolge: Bußgeld (ca. 360 Euro), 2 Punkte in Flensburg, 1 Monat Fahrverbot, möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Strafen nur Richtwerte sind und im Einzelfall abweichen können. Wiederholungstäter müssen mit noch höheren Strafen rechnen.
Was tun, wenn Sie geblitzt wurden?
Wenn Sie von einem Ampelblitzer geblitzt wurden, erhalten Sie in der Regel einige Wochen später einen Anhörungsbogen oder einen Bußgeldbescheid per Post. Was sollten Sie in diesem Fall tun?
- Ruhe bewahren: Bewahren Sie Ruhe und überstürzen Sie nichts. Nehmen Sie sich Zeit, den Bescheid sorgfältig zu prüfen.
- Bescheid prüfen: Überprüfen Sie die Angaben im Bescheid. Stimmen Kennzeichen, Datum, Uhrzeit und Ort des Verstoßes? Sind Sie tatsächlich der Fahrer des Fahrzeugs?
- Anhörungsbogen ausfüllen: Füllen Sie den Anhörungsbogen wahrheitsgemäß aus. Sie sind nicht verpflichtet, sich selbst zu belasten. Wenn Sie nicht der Fahrer waren, können Sie dies angeben.
- Einspruch einlegen: Wenn Sie Zweifel an der Richtigkeit des Bescheids haben, können Sie innerhalb von zwei Wochen Einspruch einlegen. Dies sollte schriftlich und begründet erfolgen.
- Rechtliche Beratung: In komplexen Fällen oder wenn Ihnen ein Fahrverbot droht, kann es sinnvoll sein, einen Anwalt für Verkehrsrecht zu konsultieren. Dieser kann Ihre Rechte prüfen und Sie bei der Verteidigung unterstützen.
Es ist wichtig zu wissen, dass ein Bußgeldbescheid nicht automatisch bedeutet, dass Sie schuldig sind. Sie haben das Recht, sich zu verteidigen und die Beweise zu prüfen. Ein Einspruch kann sich lohnen, wenn Sie triftige Gründe dafür haben.
Fazit: Bleiben Sie aufmerksam und sicher!
Der Mythos, dass Ampelblitzer bereits bei Gelb blitzen, hält sich hartnäckig, entspricht aber in den meisten Fällen nicht der Wahrheit. Moderne Rotlichtblitzer sind darauf ausgelegt, Rotlichtverstöße zu ahnden und nicht das Überfahren einer gelben Ampel. Dennoch ist es wichtig, sich stets aufmerksam im Straßenverkehr zu bewegen, die Gelbphase zu beachten und im Zweifelsfall lieber anzuhalten. So vermeiden Sie nicht nur teure Bußgelder und Punkte in Flensburg, sondern tragen auch zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer bei. Denken Sie daran: Sicherheit geht vor!