Es ist ein Szenario, das Autofahrer in Deutschland nur allzu gut kennen: Sie kommen zu Ihrem geparkten Wagen zurück und stellen fest, dass er zugeparkt ist. Der Ärger ist groß, besonders wenn Sie es eilig haben. Doch was können Sie in dieser Situation tun? Welche Rechte haben Sie und welche Sofortmaßnahmen sollten Sie ergreifen? Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick.
Ruhe bewahren und Situation analysieren
Bevor Sie in Panik geraten, ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Situation genau zu analysieren. Folgende Fragen sollten Sie sich stellen:
- Ist mein eigenes Fahrzeug korrekt geparkt? (Habe ich selbst Verkehrsregeln verletzt?)
- Ist das zuparkende Fahrzeug wirklich ein Hindernis oder gibt es vielleicht doch noch eine Möglichkeit, wegzufahren?
- Kann ich den Fahrer des anderen Fahrzeugs ausfindig machen? (z.B. durch Klingeln in umliegenden Häusern oder Geschäften)
Die Antworten auf diese Fragen sind entscheidend für die nächsten Schritte.
Die Rechtslage: Was sagt das Gesetz?
Das Zuparken eines anderen Fahrzeugs ist grundsätzlich eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einem Verwarnungsgeld geahndet werden. Die Höhe des Verwarnungsgeldes richtet sich nach der Schwere des Vergehens und kann je nach Bundesland variieren. Wichtiger ist aber, dass das Zuparken einen Eingriff in den Besitz darstellt. Das bedeutet: Sie werden daran gehindert, Ihr Eigentum (das Auto) zu nutzen. Wenn dadurch ein Schaden entsteht (z.B. weil Sie einen wichtigen Termin verpassen), kann der Zuparker sogar schadensersatzpflichtig sein.
Wann liegt eine Nötigung vor? Wenn der Zuparker absichtlich und hartnäckig Ihr Wegfahren verhindert, obwohl er die Situation erkennt und Sie auffordern, wegzufahren, kann dies als Nötigung gewertet werden. Nötigung ist eine Straftat und kann mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe geahndet werden. Allerdings ist der Nachweis einer Nötigung oft schwierig.
Sofortmaßnahmen: Was tun, wenn Sie zugeparkt sind?
- Fahrer kontaktieren: Suchen Sie nach einem Hinweis auf den Fahrer des blockierenden Fahrzeugs (z.B. eine Handynummer hinter der Windschutzscheibe). Versuchen Sie, ihn zu erreichen und bitten Sie ihn, sein Fahrzeug umzuparken.
- Polizei rufen: Wenn Sie den Fahrer nicht erreichen können oder die Situation eskaliert, rufen Sie die Polizei. Die Polizei ist verpflichtet, den Sachverhalt aufzunehmen und ggf. den Falschparker ausfindig zu machen. Die Polizei kann auch den Abschleppdienst veranlassen, wenn Ihr Fahrzeug behindert wird.
- Abschleppdienst rufen: In bestimmten Fällen können Sie auch selbst einen Abschleppdienst rufen. Dies ist in der Regel dann möglich, wenn Ihr Fahrzeug durch das Zuparken erheblich behindert wird (z.B. wenn es eine Feuerwehrzufahrt blockiert oder eine Straße verengt). Achtung: Sie müssen die Kosten für den Abschleppdienst in der Regel zunächst selbst tragen. Sie können diese Kosten aber vom Falschparker zurückfordern.
- Dokumentation: Machen Sie Fotos von der Situation, um Beweise zu sichern. Notieren Sie sich das Kennzeichen des blockierenden Fahrzeugs, die Uhrzeit und den Ort. Zeugen können ebenfalls hilfreich sein.
- Anzeige erstatten: Wenn Sie durch das Zuparken einen Schaden erlitten haben (z.B. weil Sie einen wichtigen Termin verpasst haben), können Sie bei der Polizei Anzeige erstatten.
Wer zahlt den Abschleppdienst?
Grundsätzlich gilt: Der Falschparker muss die Kosten für den Abschleppdienst tragen. Wenn Sie den Abschleppdienst selbst gerufen haben, müssen Sie die Kosten zunächst selbst bezahlen. Sie haben aber das Recht, diese Kosten vom Falschparker zurückzufordern. Wenn die Polizei den Abschleppdienst gerufen hat, wird die Rechnung direkt an den Falschparker geschickt.
Was passiert, wenn der Falschparker nicht zahlungsfähig ist? In diesem Fall bleiben Sie in der Regel auf den Kosten sitzen. Eine Rechtsschutzversicherung kann in solchen Fällen hilfreich sein.
Rechtsschutzversicherung und Zivilklage
Eine Rechtsschutzversicherung kann Ihnen helfen, Ihre Rechte durchzusetzen, wenn Sie durch das Zuparken einen Schaden erlitten haben. Die Versicherung übernimmt die Kosten für einen Anwalt und ggf. auch die Gerichtskosten. Wenn Sie keine Rechtsschutzversicherung haben, können Sie versuchen, Ihre Ansprüche außergerichtlich durchzusetzen. Wenn dies nicht gelingt, können Sie eine Zivilklage einreichen.
Präventive Maßnahmen: So vermeiden Sie das Zugeparkt-Werden
Auch wenn es keine Garantie gibt, dass Sie nie wieder zugeparkt werden, können Sie einige Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu minimieren:
- Parken Sie vorschriftsmäßig: Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Fahrzeug korrekt und innerhalb der Markierungen parken.
- Vermeiden Sie Engstellen: Parken Sie nicht in engen Straßen oder an Stellen, an denen es schwierig ist, ein- und auszuparken.
- Achten Sie auf Beschilderungen: Beachten Sie die Verkehrszeichen und parken Sie nicht in Halteverbotszonen oder auf Behindertenparkplätzen.
- Seien Sie rücksichtsvoll: Stellen Sie Ihr Fahrzeug so ab, dass andere Verkehrsteilnehmer nicht behindert werden.
Fazit: Ihre Rechte durchsetzen und Ärger vermeiden
Zugeparkt zu werden ist ärgerlich, aber kein Grund zur Panik. Kennen Sie Ihre Rechte und ergreifen Sie die richtigen Sofortmaßnahmen. Dokumentieren Sie die Situation, kontaktieren Sie den Fahrer oder die Polizei und scheuen Sie sich nicht, Ihre Ansprüche durchzusetzen. Eine Rechtsschutzversicherung kann Ihnen dabei helfen. Durch rücksichtsvolles Parken können Sie außerdem dazu beitragen, solche Situationen zu vermeiden. Wir hoffen, dass Sie diese Informationen hilfreich fanden und wünschen Ihnen allzeit gute Fahrt!
Zusätzliche Tipps
- Nutzen Sie Park-Apps: Viele Städte bieten Park-Apps an, die Ihnen helfen, freie Parkplätze zu finden und Ihr Parkticket digital zu bezahlen.
- Überprüfen Sie die Parkdauer: Achten Sie darauf, die zulässige Parkdauer nicht zu überschreiten.
- Seien Sie freundlich: Auch wenn Sie genervt sind, bleiben Sie gegenüber dem Falschparker freundlich und sachlich. Dies kann die Situation entschärfen.