Biodiesel ist eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichem Dieselkraftstoff, gewonnen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Pflanzenölen oder tierischen Fetten. Viele setzen auf ihn, um ihre Fahrzeuge umweltfreundlicher zu betreiben oder ihn als Reserve in Notfällen vorzuhalten. Doch was passiert eigentlich mit Biodiesel, wenn er länger im Kanister lagert? Verliert er seine Qualität? Kann er Schäden am Motor verursachen? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund und beleuchten, was wirklich geschieht, wenn Biodiesel längere Zeit gelagert wird.
Biodiesel: Ein kurzer Überblick
Bevor wir uns mit der Lagerung beschäftigen, ist es wichtig, Biodiesel zu verstehen. Biodiesel ist ein Fettsäuremethylester (FAME), der durch Umesterung von Pflanzenölen oder tierischen Fetten mit Methanol in Gegenwart eines Katalysators hergestellt wird. Im Gegensatz zu fossilem Diesel, der aus Erdöl gewonnen wird, ist Biodiesel biologisch abbaubar und trägt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen bei.
Es gibt verschiedene Arten von Biodiesel, die sich in ihrer Qualität und ihren Eigenschaften unterscheiden. Der am häufigsten verwendete Biodiesel ist B100 (reiner Biodiesel), aber er wird oft mit fossilem Diesel gemischt, um die Eigenschaften des Kraftstoffs zu verbessern. Mischungen wie B7 (7% Biodiesel, 93% Diesel) sind in vielen Ländern verbreitet und können in den meisten modernen Dieselmotoren ohne Modifikationen verwendet werden.
Die Herausforderungen der Biodiesel-Lagerung
Im Vergleich zu herkömmlichem Diesel hat Biodiesel einige besondere Eigenschaften, die bei der Lagerung berücksichtigt werden müssen. Die wichtigsten Herausforderungen sind:
* **Oxidation:** Biodiesel ist anfälliger für Oxidation als fossiler Diesel. Bei Kontakt mit Sauerstoff in der Luft kann er ranzig werden und seine Qualität verlieren.
* **Wasseraufnahme:** Biodiesel ist hygroskopisch, das heißt, er zieht Wasser aus der Umgebungsluft an. Dies kann zur Bildung von Bakterien und Pilzen führen, die den Kraftstoff zersetzen und Ablagerungen bilden.
* **Polymerisation:** Unter bestimmten Bedingungen kann Biodiesel polymerisieren, was zur Bildung von dickflüssigen Ablagerungen führt, die Filter verstopfen und die Einspritzanlage beeinträchtigen können.
* **Metallkorrosion:** Biodiesel kann bestimmte Metalle, insbesondere Kupfer, angreifen. Dies kann zu Korrosion im Kraftstoffsystem führen.
* **Tieftemperatureigenschaften:** Biodiesel hat in der Regel schlechtere Tieftemperatureigenschaften als fossiler Diesel. Bei niedrigen Temperaturen kann er ausflocken und Filter verstopfen.
Was passiert bei langer Lagerung wirklich?
Die tatsächlichen Auswirkungen der langen Lagerung von Biodiesel hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Lagerbedingungen, die Qualität des Biodiesels und die Lagerdauer.
* **Qualitätsverlust:** Im Laufe der Zeit kann Biodiesel oxidieren und seine Cetanzahl, die ein Maß für die Zündwilligkeit des Kraftstoffs ist, kann sinken. Dies kann zu Startschwierigkeiten, unrundem Motorlauf und erhöhten Emissionen führen.
* **Ablagerungsbildung:** Durch Oxidation und Polymerisation können Ablagerungen entstehen, die Filter verstopfen und die Einspritzanlage beeinträchtigen. Dies kann zu Leistungsverlust, erhöhtem Kraftstoffverbrauch und im schlimmsten Fall zu Motorschäden führen.
* **Mikrobieller Befall:** Wenn Wasser in den Biodiesel gelangt, können sich Bakterien und Pilze vermehren. Diese Mikroorganismen zersetzen den Kraftstoff und bilden Schleim und Ablagerungen, die das Kraftstoffsystem verstopfen können.
* **Wassergehalt:** Durch die hygroskopische Natur von Biodiesel kann der Wassergehalt im Laufe der Zeit ansteigen. Dies kann zu Korrosion und zur Bildung von Eis bei niedrigen Temperaturen führen.
Wie lange kann Biodiesel gelagert werden?
Die empfohlene Lagerdauer für Biodiesel variiert je nach Quelle. Allgemein gilt:
* **B100:** Sollte idealerweise nicht länger als 6 Monate gelagert werden.
* **B20:** (20% Biodiesel, 80% Diesel) Kann etwas länger gelagert werden, bis zu 12 Monate.
* **B7:** (7% Biodiesel, 93% Diesel) Hat ähnliche Lagerungseigenschaften wie herkömmlicher Diesel, kann aber trotzdem von den hier genannten Problemen betroffen sein, wenn auch in geringerem Maße.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Angaben nur Richtwerte sind. Unter idealen Lagerbedingungen kann Biodiesel möglicherweise länger gelagert werden, während unter ungünstigen Bedingungen die Lagerdauer deutlich kürzer sein kann.
Tipps zur optimalen Lagerung von Biodiesel
Um die Lebensdauer von Biodiesel zu verlängern und die negativen Auswirkungen der Lagerung zu minimieren, sollten Sie folgende Tipps beachten:
* **Qualität zählt:** Kaufen Sie Biodiesel von einem vertrauenswürdigen Lieferanten, der die Qualitätsstandards erfüllt. Achten Sie auf Zertifizierungen und Spezifikationen.
* **Richtige Behälter:** Verwenden Sie saubere, trockene und lichtundurchlässige Behälter zur Lagerung. Metallbehälter sind besser geeignet als Kunststoffbehälter, da sie weniger durchlässig für Sauerstoff sind. Spezielle Kraftstoffkanister aus Kunststoff sind aber auch geeignet.
* **Luftdicht verschließen:** Stellen Sie sicher, dass die Behälter luftdicht verschlossen sind, um den Kontakt mit Sauerstoff und Feuchtigkeit zu minimieren.
* **Kühle und trockene Lagerung:** Lagern Sie den Biodiesel an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen.
* **Stabilisatoren verwenden:** Der Einsatz von Biodiesel-Stabilisatoren kann die Oxidationsstabilität des Kraftstoffs verbessern und die Bildung von Ablagerungen reduzieren.
* **Regelmäßige Kontrolle:** Überprüfen Sie den Biodiesel regelmäßig auf Anzeichen von Verschlechterung, wie z.B. Verfärbung, Ablagerungen oder unangenehmen Geruch.
* **Wasser entfernen:** Falls sich Wasser im Behälter angesammelt hat, entfernen Sie es mit einem Wasserabscheider.
* **Filter verwenden:** Verwenden Sie einen Kraftstofffilter, um Verunreinigungen und Ablagerungen aus dem Biodiesel zu entfernen, bevor Sie ihn in den Tank füllen.
* **Rotation:** Wenn Sie regelmäßig Biodiesel verwenden, rotieren Sie Ihren Lagerbestand, um sicherzustellen, dass Sie immer den frischesten Kraftstoff verwenden.
Was tun, wenn der Biodiesel alt geworden ist?
Wenn Sie vermuten, dass Ihr Biodiesel zu lange gelagert wurde oder Anzeichen von Verschlechterung aufweist, sollten Sie ihn nicht einfach in den Tank füllen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit altem Biodiesel umzugehen:
* **Entsorgung:** Die fachgerechte Entsorgung ist die sicherste Option, insbesondere wenn der Biodiesel stark verschmutzt oder zersetzt ist. Wenden Sie sich an eine Entsorgungsfirma, die auf die Entsorgung von Kraftstoffen spezialisiert ist.
* **Mischung:** Wenn der Biodiesel noch nicht zu stark verschlechtert ist, können Sie ihn mit frischem Diesel mischen, um die Qualität zu verbessern. Verwenden Sie jedoch nur geringe Mengen und überwachen Sie den Motorlauf genau.
* **Testen:** Lassen Sie den Biodiesel in einem Labor testen, um seine Qualität und Eignung für den Einsatz in Ihrem Motor zu bestimmen.
Fazit
Die Lagerung von Biodiesel erfordert besondere Sorgfalt, um die Qualität des Kraftstoffs zu erhalten und Motorschäden zu vermeiden. Durch die Beachtung der oben genannten Tipps können Sie die Lebensdauer Ihres Biodiesels verlängern und sicherstellen, dass er auch nach längerer Lagerung noch einwandfrei funktioniert. Denken Sie daran, dass die Qualität des Biodiesels, die Lagerbedingungen und die Lagerdauer entscheidende Faktoren sind, die die Haltbarkeit des Kraftstoffs beeinflussen. Bei Unsicherheiten ist es immer ratsam, professionellen Rat einzuholen oder den Biodiesel fachgerecht zu entsorgen. So können Sie die Vorteile von Biodiesel nutzen, ohne unerwünschte Folgen für Ihr Fahrzeug zu riskieren.