Herzlichen Glückwunsch zum Führerschein! Die ersten Fahrten sind aufregend, die Freiheit lockt. Aber gerade in der Probezeit ist Vorsicht geboten, denn das Gesetz sieht hier genauer hin. Was passiert aber, wenn du in den ersten zwei Jahren nach Erhalt deines Führerscheins gleich zwei Mal geblitzt wirst? Keine Panik, wir erklären dir, welche Konsequenzen drohen und wie du dich am besten verhältst.
Was bedeutet die Probezeit überhaupt?
Die Probezeit ist eine Art Bewährungsphase für Fahranfänger. Sie dauert in der Regel zwei Jahre und dient dazu, dein Fahrverhalten zu beobachten. Innerhalb dieser Zeit werden Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung strenger geahndet als nach Ablauf der Probezeit. Das Ziel ist, Fahranfänger für die Risiken im Straßenverkehr zu sensibilisieren und von vornherein zu einem sicheren Fahrstil zu erziehen.
Die Probezeit beginnt mit dem Tag der Führerscheinausstellung. Solltest du den Führerschein nach einem Entzug erneut erwerben, beginnt auch die Probezeit von Neuem.
Verstöße in der Probezeit: A- und B-Verstöße
Nicht jeder Verkehrsverstoß führt automatisch zu drastischen Konsequenzen. Das deutsche Verkehrsrecht unterscheidet zwischen sogenannten A-Verstößen und B-Verstößen. Diese Einteilung ist entscheidend, um die Auswirkungen auf deine Probezeit zu verstehen.
A-Verstöße: Schwerwiegende Vergehen
A-Verstöße sind schwerwiegende Vergehen, die eine unmittelbare Gefahr für die Verkehrssicherheit darstellen. Dazu gehören beispielsweise:
- Geschwindigkeitsüberschreitungen von mehr als 20 km/h
- Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss
- Nötigung im Straßenverkehr
- Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort (Fahrerflucht)
- Rotlichtverstöße
- Falsches Überholen
B-Verstöße: Weniger schwerwiegende Vergehen
B-Verstöße sind weniger schwerwiegend, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Sie beeinträchtigen die Verkehrssicherheit indirekt oder stellen Ordnungswidrigkeiten dar. Beispiele für B-Verstöße sind:
- Geschwindigkeitsüberschreitungen bis 20 km/h
- Handy am Steuer
- Falsch parken
- Abgefahrene Reifen
Was passiert nach dem ersten Verstoß in der Probezeit?
Der erste A-Verstoß oder zwei B-Verstöße in der Probezeit ziehen in der Regel folgende Maßnahmen nach sich:
- Verlängerung der Probezeit um zwei Jahre: Deine Probezeit verlängert sich auf insgesamt vier Jahre.
- Anordnung zur Teilnahme an einem Aufbauseminar: Ein Aufbauseminar ist ein Kurs, der speziell für Fahranfänger konzipiert ist. Ziel ist es, das Risikobewusstsein zu schärfen und sicheres Fahrverhalten zu fördern. Die Teilnahme ist verpflichtend.
Wichtig: Die Anordnung zur Teilnahme am Aufbauseminar erfolgt schriftlich per Post. Du hast dann eine bestimmte Frist, um dich für ein Seminar anzumelden und dieses erfolgreich zu absolvieren. Versäumst du die Frist oder nimmst nicht teil, kann dir die Fahrerlaubnis entzogen werden.
Zwei Mal geblitzt in der Probezeit: Die konkreten Konsequenzen
Wenn du in der Probezeit zwei Mal geblitzt wurdest, hängt die Reaktion der Behörden davon ab, welche Art von Verstößen vorliegen. Hier sind die möglichen Szenarien:
Szenario 1: Zwei A-Verstöße
Zwei A-Verstöße in der Probezeit sind eine ernste Angelegenheit. Nachdem du bereits nach dem ersten A-Verstoß ein Aufbauseminar absolvieren musstest und deine Probezeit verlängert wurde, drohen jetzt noch härtere Strafen:
- Verwarnung: Du erhältst eine schriftliche Verwarnung von der Fahrerlaubnisbehörde.
- Empfehlung zur Teilnahme an einer verkehrspsychologischen Beratung: Die Behörde empfiehlt dir, an einer verkehrspsychologischen Beratung teilzunehmen. Diese ist zwar nicht verpflichtend, aber sie kann dir helfen, dein Fahrverhalten zu reflektieren und zukünftige Verstöße zu vermeiden.
- Entzug der Fahrerlaubnis (wenn die verkehrspsychologische Beratung keine Besserung zeigt): Die härteste Konsequenz ist der Entzug der Fahrerlaubnis. Dies geschieht, wenn die Behörde nach der verkehrspsychologischen Beratung zu dem Schluss kommt, dass du weiterhin eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellst.
Der Entzug der Fahrerlaubnis bedeutet, dass du deinen Führerschein abgeben musst und erst nach Ablauf einer Sperrfrist (die von der Behörde festgelegt wird) eine neue Fahrerlaubnis beantragen kannst. In der Regel ist dafür eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) erforderlich.
Szenario 2: Ein A-Verstoß und zwei B-Verstöße
Auch in diesem Fall werden die Konsequenzen ähnlich wie bei zwei A-Verstößen sein. Die Behörde wird dich verwarnen und dir empfehlen, an einer verkehrspsychologischen Beratung teilzunehmen. Im schlimmsten Fall droht auch hier der Entzug der Fahrerlaubnis.
Szenario 3: Vier B-Verstöße
Vier B-Verstöße werden genauso behandelt wie zwei A-Verstöße. Es gelten also die gleichen Konsequenzen wie in Szenario 1 beschrieben.
Was tun, wenn du geblitzt wurdest?
Wenn du geblitzt wurdest, solltest du Ruhe bewahren und folgende Schritte unternehmen:
- Warte auf den Bußgeldbescheid: Ignoriere den Blitzer nicht. Warte ab, bis du den Bußgeldbescheid per Post erhältst.
- Prüfe den Bußgeldbescheid sorgfältig: Achte auf Fehler wie falsche Angaben zu deiner Person, dem Fahrzeug oder dem Tatort. Wenn du Fehler entdeckst, lege Einspruch ein.
- Entscheide, ob du Einspruch einlegen möchtest: Ein Einspruch ist sinnvoll, wenn du Zweifel an der Richtigkeit der Messung hast oder wenn du glaubst, dass der Verstoß ungerechtfertigt ist. Konsultiere im Zweifelsfall einen Anwalt.
- Begleiche das Bußgeld (falls du keinen Einspruch einlegst): Begleiche das Bußgeld innerhalb der im Bescheid genannten Frist, um weitere Kosten zu vermeiden.
- Informiere dich über die Folgen für deine Probezeit: Informiere dich bei der Fahrerlaubnisbehörde oder einem Anwalt über die konkreten Konsequenzen für deine Probezeit.
- Nimm das Aufbauseminar ernst: Wenn du zur Teilnahme an einem Aufbauseminar verpflichtet wirst, nimm es ernst und nutze die Chance, dein Fahrverhalten zu verbessern.
Kann man den Entzug der Fahrerlaubnis verhindern?
Ob du den Entzug der Fahrerlaubnis verhindern kannst, hängt von den Umständen des Einzelfalls ab. Wichtig ist, dass du die Anordnungen der Behörden ernst nimmst und aktiv an der Verbesserung deines Fahrverhaltens arbeitest. Die Teilnahme an einer verkehrspsychologischen Beratung kann hierbei sehr hilfreich sein. Zeige der Behörde, dass du bereit bist, dich mit deinen Fehlern auseinanderzusetzen und dich zu bessern.
Prävention: So vermeidest du Blitzer in der Probezeit
Die beste Strategie ist natürlich, Verstöße von vornherein zu vermeiden. Hier sind einige Tipps, die dir helfen können:
- Halte dich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen: Passe deine Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen und den Verkehrsbedingungen an.
- Lass dich nicht ablenken: Vermeide Ablenkungen wie das Handy am Steuer.
- Fahre vorausschauend: Beobachte den Verkehr aufmerksam und antizipiere mögliche Gefahren.
- Fahre ausgeruht: Müdigkeit kann deine Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen.
- Übe regelmäßig: Je mehr Fahrpraxis du hast, desto sicherer wirst du im Straßenverkehr.
Fazit
Zwei Mal in der Probezeit geblitzt zu werden, ist kein Weltuntergang, aber es ist ein Warnsignal. Die Konsequenzen sind nicht zu unterschätzen, und im schlimmsten Fall droht der Entzug der Fahrerlaubnis. Nutze die Chance, aus deinen Fehlern zu lernen und dein Fahrverhalten zu verbessern. Mit Umsicht und Verantwortung kannst du sicher durch die Probezeit kommen und ein sicherer Verkehrsteilnehmer werden.
Denke daran: Sicherheit geht vor!