Wer kennt das nicht? Ein kurzer Blick aufs Navi, ein Moment der Unachtsamkeit, und plötzlich blitzt es. Panik steigt auf: Wie schnell war ich wirklich? Was kostet mich das? Und wie viel Toleranz wird eigentlich abgezogen? Dieser Artikel hilft Ihnen, Licht ins Dunkel zu bringen und die Situation besser einzuschätzen. Wir erklären, wie Sie die Toleranz berechnen, das potentielle Bußgeld ermitteln und welche Faktoren eine Rolle spielen.
Warum gibt es überhaupt Toleranz bei Geschwindigkeitsmessungen?
Die Geschwindigkeitsmessgeräte, die von der Polizei eingesetzt werden, sind zwar sehr präzise, aber nicht 100% fehlerfrei. Verschiedene Faktoren können die Messung beeinflussen, darunter:
* **Gerätetoleranz:** Jedes Messgerät hat eine gewisse Ungenauigkeit, die vom Hersteller vorgegeben wird.
* **Messtoleranz:** Die Art der Messung selbst (z.B. Radar, Laser, Lichtschranke) kann zu Abweichungen führen.
* **Umgebungsbedingungen:** Wetter, Temperatur und andere Faktoren können die Messung beeinflussen.
* **Bedienungsfehler:** Obwohl die Beamten geschult sind, kann es auch hier zu Fehlern kommen.
Um diese möglichen Ungenauigkeiten auszugleichen, wird von der gemessenen Geschwindigkeit eine Toleranz abgezogen. Diese Toleranz soll sicherstellen, dass niemand ungerechtfertigt bestraft wird.
Wie berechnet man die Toleranz?
Die Berechnung der Toleranz ist in Deutschland einheitlich geregelt, unterscheidet sich aber je nachdem, ob die Geschwindigkeit unter oder über 100 km/h lag:
* **Geschwindigkeit unter 100 km/h:** Hier werden in der Regel 3 km/h von der gemessenen Geschwindigkeit abgezogen.
* **Geschwindigkeit über 100 km/h:** Hier werden 3% der gemessenen Geschwindigkeit als Toleranz abgezogen.
**Beispiele:**
* **Beispiel 1:** Sie wurden mit 85 km/h geblitzt. Die Toleranz beträgt 3 km/h. Die für die Berechnung des Bußgeldes relevante Geschwindigkeit beträgt somit 82 km/h.
* **Beispiel 2:** Sie wurden mit 130 km/h geblitzt. Die Toleranz beträgt 3% von 130 km/h, also 3,9 km/h (130 * 0.03 = 3.9). Gerundet werden hier meist 4 km/h abgezogen. Die für die Berechnung des Bußgeldes relevante Geschwindigkeit beträgt somit 126 km/h.
**Wichtig:** Es ist immer die *gemessene* Geschwindigkeit, von der die Toleranz abgezogen wird, nicht die erlaubte Höchstgeschwindigkeit!
Bußgeldrechner: Was kostet mich die Geschwindigkeitsübertretung?
Nachdem Sie die relevante Geschwindigkeit ermittelt haben, können Sie mit einem Bußgeldrechner herausfinden, was die Geschwindigkeitsübertretung kostet. Solche Rechner finden Sie online auf vielen Webseiten, z.B. beim ADAC oder auf Seiten von Anwaltskanzleien.
Geben Sie einfach die relevante Geschwindigkeit (nach Abzug der Toleranz) und den Ort der Übertretung (innerorts oder außerorts) ein. Der Bußgeldrechner spuckt dann das voraussichtliche Bußgeld, mögliche Punkte in Flensburg und eventuell ein Fahrverbot aus.
**Achtung:** Die Angaben im Bußgeldrechner sind nur Richtwerte. Die tatsächliche Höhe des Bußgeldes kann abweichen, da im Einzelfall weitere Faktoren berücksichtigt werden können.
Bußgeldkatalog: Die Grundlage für die Strafen
Der Bußgeldkatalog ist die rechtliche Grundlage für die Ahndung von Geschwindigkeitsübertretungen. Er listet für verschiedene Verstöße die entsprechenden Bußgelder, Punkte und Fahrverbote auf. Der Bußgeldkatalog wird regelmäßig angepasst.
**Unterscheidung zwischen innerorts und außerorts:**
Die Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen sind innerorts in der Regel höher als außerorts. Das liegt daran, dass innerorts ein höheres Risiko für andere Verkehrsteilnehmer besteht, insbesondere für Fußgänger und Radfahrer.
**Punkte in Flensburg:**
Abhängig von der Schwere der Geschwindigkeitsübertretung können Punkte in Flensburg vergeben werden. Bei acht Punkten wird die Fahrerlaubnis entzogen.
**Fahrverbot:**
Bei besonders schweren Geschwindigkeitsübertretungen kann ein Fahrverbot verhängt werden. Das Fahrverbot dauert in der Regel zwischen einem und drei Monaten.
Wann lohnt sich ein Einspruch gegen den Bußgeldbescheid?
Nicht immer ist ein Bußgeldbescheid gerechtfertigt. In folgenden Fällen kann sich ein Einspruch lohnen:
* **Messfehler:** Sie haben Zweifel an der Richtigkeit der Messung (z.B. aufgrund von Zeugenaussagen oder weil die Messung unter fragwürdigen Umständen stattgefunden hat).
* **Verfahrensfehler:** Der Bußgeldbescheid enthält formale Fehler (z.B. falsche Angaben zu Ihrer Person oder zum Tatort).
* **Unklare Beweislage:** Die Beweislage ist unklar (z.B. weil das Blitzerfoto unscharf ist oder weil Sie nicht eindeutig identifiziert werden können).
* **Härtefall:** Ein Fahrverbot würde für Sie eine unzumutbare Härte darstellen (z.B. weil Sie beruflich auf Ihren Führerschein angewiesen sind).
**Wie legt man Einspruch ein?**
Der Einspruch muss schriftlich und innerhalb von zwei Wochen nach Zustellung des Bußgeldbescheids bei der zuständigen Behörde eingelegt werden. Im Einspruch sollten Sie die Gründe für Ihre Zweifel an der Richtigkeit des Bußgeldbescheids darlegen.
**Wann sollte man einen Anwalt einschalten?**
Bei komplexen Fällen oder wenn Sie unsicher sind, ob ein Einspruch sinnvoll ist, sollten Sie einen Anwalt für Verkehrsrecht konsultieren. Ein Anwalt kann die Sachlage prüfen, Sie beraten und Sie im Verfahren vertreten. Ein Anwalt kann Akteneinsicht beantragen und so wichtige Informationen über die Messung und das Verfahren erhalten.
Tipps zur Vermeidung von Geschwindigkeitsübertretungen
* **Achten Sie auf die Beschilderung:** Beachten Sie die geltenden Geschwindigkeitsbegrenzungen und passen Sie Ihre Geschwindigkeit entsprechend an.
* **Nutzen Sie Navigationsgeräte:** Moderne Navigationsgeräte warnen vor Geschwindigkeitsbegrenzungen und Blitzern.
* **Tempomat:** Nutzen Sie den Tempomat, um die Geschwindigkeit konstant zu halten.
* **Achtsamkeit:** Seien Sie aufmerksam im Straßenverkehr und lassen Sie sich nicht ablenken.
* **Regelmäßige Überprüfung des Tachos:** Stellen Sie sicher, dass Ihr Tacho korrekt funktioniert.
* **Vorausschauendes Fahren:** Antizipieren Sie mögliche Gefahrensituationen und passen Sie Ihre Geschwindigkeit entsprechend an.
Fazit
Geblitzt zu werden ist ärgerlich, aber kein Weltuntergang. Mit diesem Artikel haben Sie das Rüstzeug, um die Situation besser einzuschätzen, die Toleranz zu berechnen, das potentielle Bußgeld zu ermitteln und zu entscheiden, ob ein Einspruch sinnvoll ist. Denken Sie daran: Vorausschauendes und achtsames Fahren ist der beste Weg, um Geschwindigkeitsübertretungen zu vermeiden und sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein. Informieren Sie sich über die geltenden Verkehrsregeln und bleiben Sie auf dem Laufenden. So können Sie nicht nur Bußgelder vermeiden, sondern auch zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer beitragen. Und denken Sie daran, im Zweifelsfall einen Anwalt für Verkehrsrecht zu konsultieren.