Fliegen ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit. Wir steigen in Flugzeuge, um Urlaube zu genießen, Geschäftstermine wahrzunehmen oder Familie und Freunde in fernen Ländern zu besuchen. Doch während wir uns entspannt zurücklehnen und den Service genießen, gibt es eine unsichtbare Gefahr, die uns während des Fluges begleitet: ionisierende Strahlung. Aber was steckt wirklich dahinter? Bekommen wir tatsächlich eine nennenswerte Röntgenstrahlung ab, obwohl das Flugzeug nicht mit Röntgenstrahlen fliegt? Dieser Artikel beleuchtet die Fakten, räumt mit Mythen auf und gibt Ihnen einen Überblick über die potenzielle Strahlenbelastung beim Fliegen.
Die Quelle der Strahlung: Kosmische Strahlung
Entgegen der landläufigen Meinung wird die Strahlenbelastung im Flugzeug nicht durch technische Geräte im Flugzeug verursacht. Stattdessen ist die Hauptquelle die kosmische Strahlung. Diese Strahlung besteht aus hochenergetischen Partikeln, die aus dem Weltraum stammen, hauptsächlich von der Sonne und von weit entfernten Galaxien. Sie prallen ständig auf die Erdatmosphäre.
Die Erdatmosphäre und das Erdmagnetfeld wirken als Schutzschild und lenken einen Großteil dieser Partikel ab oder schwächen sie ab. Allerdings ist dieser Schutz in größeren Höhen geringer. Je höher ein Flugzeug fliegt, desto weniger Atmosphäre liegt zwischen den Passagieren und der kosmischen Strahlung. Das bedeutet, dass die Strahlenbelastung in einem Flugzeug in Reiseflughöhe deutlich höher ist als auf dem Boden.
Wie hoch ist die Strahlenbelastung beim Fliegen?
Die Menge an kosmischer Strahlung, der wir während eines Fluges ausgesetzt sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Flughöhe: Je höher das Flugzeug fliegt, desto stärker ist die Strahlung.
- Flugdauer: Je länger der Flug, desto höher die Gesamtdosis.
- Flugroute: Flüge in der Nähe der Pole sind stärkerer Strahlung ausgesetzt, da das Erdmagnetfeld dort schwächer ist und die Strahlung weniger effektiv ablenkt. Flüge über Nordamerika und Asien sind tendenziell stärker belastend als Flüge in Äquatornähe.
- Sonnenaktivität: Bei starker Sonnenaktivität (z. B. während eines Sonnensturms) kann die kosmische Strahlung deutlich zunehmen.
Um die Strahlenbelastung besser zu verstehen, verwenden Wissenschaftler die Einheit Sievert (Sv) oder Millisievert (mSv). Die durchschnittliche natürliche Hintergrundstrahlung, der wir in Deutschland jährlich ausgesetzt sind, beträgt etwa 2-5 mSv. Diese Strahlung stammt aus natürlichen Quellen wie dem Erdreich, dem Gestein und dem Weltraum. Eine typische Langstreckenflugreise (z. B. transatlantisch) kann zu einer zusätzlichen Strahlenbelastung von etwa 0,05 bis 0,1 mSv führen. Zum Vergleich: Eine Röntgenaufnahme der Brust kann etwa 0,1 mSv verursachen.
Ist die Strahlenbelastung beim Fliegen gefährlich?
Für die meisten Menschen stellt die gelegentliche Strahlenbelastung beim Fliegen kein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Die Dosen sind in der Regel gering und liegen weit unter den Grenzwerten für beruflich exponierte Personen, wie z. B. Flugpersonal. Allerdings gibt es bestimmte Personengruppen, die möglicherweise stärker gefährdet sind:
- Schwangere Frauen: Eine hohe Strahlenbelastung während der Schwangerschaft kann potenziell schädlich für das ungeborene Kind sein. Schwangere Frauen sollten daher mit ihrem Arzt über die Notwendigkeit von Flugreisen sprechen und gegebenenfalls alternative Reisemöglichkeiten in Betracht ziehen. Es gibt Empfehlungen, die Strahlenbelastung während der Schwangerschaft zu minimieren.
- Vielreisende: Personen, die beruflich viel fliegen (z. B. Piloten, Flugbegleiter), können im Laufe der Zeit eine höhere kumulative Strahlenbelastung erfahren. Für diese Berufsgruppen gibt es spezielle Regelungen und Überwachungsprogramme, um die Strahlenbelastung zu kontrollieren und zu begrenzen.
- Kinder: Aufgrund ihrer geringeren Körpergröße und der höheren Strahlungsempfindlichkeit von sich entwickelndem Gewebe können Kinder anfälliger für die Auswirkungen von ionisierender Strahlung sein. Obwohl das Risiko gering ist, sollten Eltern bei häufigen Flugreisen mit Kindern besonders achtsam sein.
Was können Sie tun, um die Strahlenbelastung zu reduzieren?
Obwohl Sie die kosmische Strahlung nicht vollständig vermeiden können, gibt es einige Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um Ihre Strahlenbelastung zu reduzieren:
- Kürzere Flüge bevorzugen: Wenn möglich, wählen Sie kürzere Flugrouten, um die Flugdauer und damit die Expositionszeit zu minimieren.
- Flüge in Äquatornähe wählen: Flüge in der Nähe des Äquators sind in der Regel geringerer Strahlenbelastung ausgesetzt.
- Informationen einholen: Es gibt Online-Rechner und Apps, die die geschätzte Strahlenbelastung für bestimmte Flugrouten berechnen können.
- Mit Ihrem Arzt sprechen: Wenn Sie schwanger sind oder gesundheitliche Bedenken haben, konsultieren Sie Ihren Arzt, bevor Sie fliegen.
- Weniger fliegen: Die einfachste Möglichkeit, die kumulative Strahlenbelastung zu reduzieren, ist, weniger zu fliegen.
Die Rolle der Fluggesellschaften und Behörden
Fluggesellschaften und Luftfahrtbehörden sind sich der Problematik der Strahlenbelastung bewusst und unternehmen Maßnahmen, um das Personal zu schützen. So werden beispielsweise die Strahlenbelastung von Flugpersonal überwacht und es gibt Grenzwerte für die zulässige jährliche Dosis. Auch werden Flugrouten unter Berücksichtigung der Strahlenbelastung geplant, wobei jedoch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen.
Es gibt auch Bestrebungen, die Vorhersage der kosmischen Strahlung zu verbessern, insbesondere im Hinblick auf Sonnenstürme. Genauere Vorhersagen ermöglichen es, Flugrouten rechtzeitig anzupassen und die Strahlenbelastung zu minimieren.
Fazit: Ein informierter Umgang mit dem Thema
Die Strahlenbelastung beim Fliegen ist ein reales Phänomen, das hauptsächlich durch die kosmische Strahlung verursacht wird. Für die meisten Menschen stellt die gelegentliche Strahlenbelastung jedoch kein signifikantes Gesundheitsrisiko dar. Dennoch ist es wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um die Strahlenbelastung zu reduzieren, insbesondere für schwangere Frauen, Vielreisende und Kinder. Durch einen informierten Umgang mit dem Thema können wir die Vorteile des Fliegens genießen, ohne unnötige Risiken einzugehen. Die gelegentliche Dosis ist meist geringfügig, aber es ist gut, über die ionisierende Strahlung Bescheid zu wissen und sich gegebenenfalls zu informieren.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Angst vor übermäßiger Röntgenstrahlung beim Fliegen unbegründet ist. Die Strahlenbelastung stammt nicht von Röntgenstrahlen im Flugzeug, sondern von der natürlichen kosmischen Strahlung. Mit diesem Wissen können wir entspannter reisen und die Schönheit unserer Welt entdecken!